Daily Trailer: Where the Wild Things Are

Claudia ist schuld, weil sie ja unbedingt den Trailer zu Extremely Loud and Incredibly Close verlinken musste, und da musste ich an Where the Wild Things Are denken, einen Film, der nicht nur sowieso wunderbar ist, sondern auch einen wunderbaren Trailer mit wunderbare Musik hat und für den vor allem der wunderbare Dave Eggers das Drehbuch und einen unglaublich schönen Roman geschrieben hat. Es gibt überhaupt keine validen Argumente gegen diesen Film.

Und als Zugabe gibt es noch Wake Up von Arcade Fire. Bitteschön.


Edinburgh – Tag 9 (HOGMANAY!)

Edinburgh

Endlich kommt der 31.12., der Tag auf den ich mich gleichzeitig am meisten freue und vor dem ich auch ein bisschen Angst habe, denn wir wissen ja überhaupt nicht, was heute hier noch so passieren wird, außer, dass es vermutlich laut wird.

Streicht das „vermutlich“ im vorigen Satz, es wird laut. Das merken wir schon morgens (also mittags), als der Soundcheck gemacht wird. Da wummern bei uns die Fenster, wenn der Bass aufgedreht wird. Also ein schöner Vorgeschmack auf das Programm später.

Wir lassen den Tag langsam angehen. Weil wir wieder so spät rauskommen, geht es wieder zu Pret A Manger, und dann –  haltet euch fest – schreib ich meinen Roman zu Ende. Im Hotelzimmer in Edinburgh haue ich das 50233. Wort in den Rechner, speichere ab und bin fertig. FERTIG!

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Der erste Gedanke ist tatsächlich ein begeistertes “Geil, ich muss mir da jetzt nichts mehr ausdenken. Ich hab frei. Ich bin fertig.” Ein bisschen schade ist es ja fast, dass die ersten Gedanken darum kreisen, jetzt nichts mehr mit dieser Geschichte zu tun haben zu müssen, die Datei nicht mehr öffnen zu müssen, seine eigenen Worte und Ideen nicht laufend irgendwie in Frage stellen zu müssen. Kurz, nicht mehr dran denken zu müssen. Es fühlt sich ein bisschen wie Verrat an. Aber gleichzeitig so toll, weil eben: 50.000 Wörter. Fünfzigtausend! In einem Monat! Es ist so toll.

Und zur Belohnung, weil ich jetzt den Kopf frei hab, gehen wir ins Kino und gucken Mission Impossible, der irgendwie deutlich besser ist, als ich erwartet habe, was vor allem an Jeremy Renner liegt, den ich vorher nicht kannte, jetzt aber gerne als nächsten James Bond haben möchte.

Nach ein paar vergeblichen Versuchen rund um die Broughton Street noch etwas zu Essen zu bekommen (alles zu oder ausgebucht), landen wir im The Conan Doyle am York Place, wo’s genau das gleiche gibt wie im Greyfriar Bobbys, aber ich zumindest etwas anderes bestelle und der Kellner wahnsinnig irre höflich und nett ist und außerdem ein bisschen so aussieht wie Michael Cera, mal abgesehen davon, dass er uns wegen irgendwelcher Verwirrungen, die noch nicht mal wirklich schlimm sind, zwei Nachtische aufs Haus anbietet. Als wir trotzdem nur einen nehmen, fragt der Michael-Cera-Kellner erst noch gefühlte zehn Mal nach, ob wir wirklich nicht zwei wollen. Wir teilen uns einmal Cranachan, was allerdings so lecker ist, dass man tatsächlich noch ein zweites hinterher bestellen könnte. Tun wir aber nicht, sondern wandern vorfreudig zurück ins Hotel.

Dabei müssen wir tatsächlich über die Partymeile, also müssen die speziellen Hoteleintrittskarten vorzeigen und können dann direkt mal einen Eindruck gewinnen, wie das wohl heute so wird. Laut wird es und Bühnen stehen überall rum, direkt am Eingang eine mit DJ und wohl noch unten irgendwo im Park eine, und die direkt bei uns am Hotelfenster und die Kirmes macht heute besonders laut Wumpa-Wumpa. Insgesamt aber alles sehr angenehm, Flaschen darf man sowieso nicht mit aufs Gelände nehmen und mittlerweile hat es auch wieder aufgehört zu regnen.

Und im Hotelzimmer machen wir dann das Fenster auf und hören der Musik zu und gucken runter und machen Photos von den Menschen da unten, die gleich mit uns Silvester, pardon: Hogmanay, feiern wollen.

Edinburgh

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Weil ich zwischenzeitlich hibbelig werde, schleusen wir uns vermutlich halblegal auch noch mal auf die Partymeile und laufen ein bisschen auf und ab. Die Schlange für die Getränkebude ist lang, ein paar Leute haben wohl doch schon etwas zu viel getrunken und so wirklich viel gibt es gar nicht zu sehen, zumal man auch für das ein oder andere Konzert Extra-Karten braucht und unsere Hotelkarten sind ja schon eher so zweifelhaft, sie legitimieren vermutlich nur zum Hin- und Wegkommen vom Hotel, wobei mal allerdings zwangsweise auf das Gelände der Street Party muss. Die beste Bühne allerdings, die können wir tatsächlich deutlich besser vom Hotelzimmer gucken, also machen wir uns wieder auf ins Warme.

Wir lungern in der Hotelbar auf den Sesseln rum und schließlich ist es fast soweit, ich besorge zwei Gläser Champagner oder Sekt oder wie auch immer, irgendwas Sprudeliges, es gibt kurz Verwirrung wegen des Zimmerschlüssels, der erst weg ist und dann aber doch in der Handtasche auftaucht und dann geht es raus.

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Im Reiseführer oder so hab ich gelesen, dass alle um Mitternacht „Auld Lang Syne“ singen und ich stelle mir das sehr schön vor, wie wir gleich mitten unter Schotten und anderen Hogmanay-Touristen stehen und zusammen singen.

Um Mitternacht geht aber auch das Feuerwerk los, vor uns und hinter uns und es ist vielleicht nicht so spektakulär und groß, wie man es erwarten hätte können, aber dafür umso schöner, vor allem, weil alle ganz andächtig gucken und zwischendurch jubeln und klatschen, wenn gerade was besonders schönes am Himmel leuchtet. Wahrscheinlich steh ich die ganze Zeit nur mit einem Grinsen auf dem Gesicht da und gucke und gucke und gucke und entweder es hat keiner gesungen, oder ich habe es nicht gehört, wegen dem Feuerwerk und den jubelnden Leuten, aber an diesem Hogmanay gibt es wohl kein „Auld Lang Syne“ für mich. Auch nicht so schlimm, dann eben ohne. Oder beim nächsten Mal.

Als alles vorbei ist, ziehen wir ab ins warme kuschelige Hotelzimmer und gucken dann bestimmt noch eine Stunde lang abwechselnd oder zusammen aus dem Fenster, wo die Peatbog Fairies spielen und alle glücklich sind und hüpfen und tanzen und noch mehr hüpfen und ganz viel tanzen. Weil Hogmanay ist und weil die Musik so toll ist und überhaupt.

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Und jetzt ist 2012. Wir sind in Edinburgh, unten tanzen Menschen, und es ist 2012. Alles gut.

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Daily Music: Hallelujah von John Cale

Gestern mochte der Laptop nicht so wirklich. Ich weiß auch immer noch nicht, was los ist, aber es war nervig genug, dass es nicht zum Verbreiten schöner Musik gekommen ist. (Außerdem musste ich die mangelnden schauspielerischen Fähigkeiten von Sofia Coppola bewundern.)

Dafür gibt’s heute was sehr Schönes, auch wenn’s wahrscheinlich schon jeder kennt.

U-Bahn Planckstraße

Detox-Sonntag. Nach Cocktails und Rock’n’Roll in der Nacht davor, braucht es jetzt Nudeln mit Tomatensoße zum Wiederaufpäppeln der Lebenskräfte. Tomatensoße ist aber nicht im Haus, also geht es auf zur nächsten Tankstelle, wo tatsächlich noch exakt zwei Gläser Nudelsoße im Regal stehen. Glück gehabt.

Auf dem Rückweg an der aktuell viertliebsten U-Bahn-Haltestelle vorbei. Die ist zwar grottenhässlich, aber so wunderbar konsequent schräg gebaut, dass es immer wieder eine Freude ist.

Eis auf dem Wupperweiher

Es ist Winter und Natascha und ich kommen gerade vom Fressnapf, wo Natascha regelmäßig nach der Schule kiloweise Futter für ihre Heimzoo kauft und ich geh dann mit, weil mit 16 (vielleicht auch schon 17) hat man ja auch selten was Besseres zu tun, also läuft man eben zu zweit noch ein bisschen rum. Mal abgesehen davon, dass es bei Fressnapf so ein lustiges Nagetierfutter-Zusammenstellding gibt, das ich sehr faszinierend finde, obwohl ich gar keine Nagetiere habe.

Jedenfalls ist Winter und es ausnahmsweise mal so kalt, dass der Wupperweiher zugefroren ist. Im Wupperweiher ist allerdings auch noch ein Springbrunnen und der ist an. Und deswegen ist um den Springbrunnen herum auch kein Eis.

Natascha und ich laufen also so da lang und gucken auf den Wupperweiher runter, wo ein kleiner, etwas behäbiger Junge auf dem Eis rumschlittert. Er schlittert rum und noch ein bisschen rum und immer weiter auf dem Eis herum und nähert sich dabei doch deutlich bedenklich dem Springbrunnenbereich, wo das Eis immer dünner wird und irgendwann gar keins mehr ist.

Das gucken wir uns so an, Natascha und ich, wie der kleine Junge immer immer weiter Richtung Springbrunnen schlittert. Ich kann nur vermuten, dass wir beide noch an den normalen Menschenverstand glauben, sonst hätten wir vielleicht irgendwas Warnendes gerufen.

Wir rufen aber nichts. Statt dessen sagt eine von uns beiden nur: “Pass auf, gleich bricht er ein.”

Exakt in diesem Moment, wirklich exakt, gibt es ein Platschen. Das Eis ist gebrochen.

Vollkommen unpassend, aber auch vollkommen verständlicherweise müssen wir beide erstmal etwas hysterisch lachen. Es ist zu absurd. Es ist wie im Film. Sowas passiert doch nicht in Wirklichkeit. Erstens bricht in der Wirklichkeit niemand ins Eis ein und zweitens erst recht nicht genau in dem Moment wo man es prophezeit.

Dann beruhigen wir uns aber relativ schnell wieder, denn was hier eigentlich passiert ist, ist, dass jemand ins Eis eingebrochen sind und das ist, so munkelt man wenigstens, wir haben’s ja noch nicht erlebt bis jetzt, keine gute Sache.

Irgendwas in meinem Kopf sagt “Leiter”. Ich weiß nicht, woher ich das weiß, ich weiß auch noch nicht mal, ob es wirklich stimmt, aber irgendwo habe ich irgendwann wohl mal gehört, dass man eine Leiter holen soll, um jemanden an Land zu ziehen, wenn er ins Eis eingebrochen ist und es scheint mir auch durchaus schlüssig. Eine Leiter ist lang, man kann sie aufs Eis legen und sie hat Sprossen, an denen man sich festhalten kann.

Und deswegen laufe ich einfach zum nächsten Haus und klingele dezent Sturm.

“Da ist ein Junge ins Eis eingebrochen und wir brauchen jetzt eine Leiter”, sage ich, als die Tür aufgeht und dann laufen wir zur Garage und holen eine Leiter und laufen damit ans Ufer des Wupperweihers, wo der Junge schreiend und heulend im kalten Wasser hängt.

Die Leiter brauchen wir gar nicht, irgendjemand, der auch in der Nähe war, hat einen dicken Ast gefunden, der wie ein Y gewachsen ist und irgendwie schaffen sie es, den Jungen ans Ufer zu ziehen.

Und es ist auch schon jemand von der Feuerwehr oder vom Rettungsdienst da, wo auch immer der herkam, ich erinnere mich nicht mehr und das war immerhin Ende der Neunziger, als sich das Telefon standardmäßig noch zu Hause befand und nicht in der Hosentasche steckte.

Der Mann von der Feuerwehr (oder vom Rettungsdienst) hält Natascha und mir erstmal eine Standpauke, weil der Ast wohl vollkommen ungeeignet gewesen wäre oder so. Warum er das ausgerechnet uns sagt, ist mir unklar, denn mit dem Ast und mit der eigentlichen Rettung hatten wir ja gar nichts zu tun und ich hab immerhin eine Leiter geholt. Eine Leiter! Kein Ast!

Netterweise fällt dem Mann dann aber doch noch ein, dass es vielleicht ein bisschen kontraproduktiv und tendenziell unhöflich ist, Leuten eine Standpauke zu halten, wenn sie gerade, zwar etwas hilflos, aber immerhin, versucht haben, ein Kind aus dem Eiswasser zu ziehen und er bedankt sich dann doch noch mal dafür, dass man überhaupt irgendwas getan hat.

Und das ist die Geschichte vom Wupperweiher und wie ein Junge eingebrochen ist und wir erstmal gelacht und dann eine Leiter geholt haben.

 

Daily Music: This Time von Anne Schüßler

Aus gegebenem Anlass hier mal ein bisschen Selbstdarstellung. Vom Auftritt heute gibt’s kein Bild, kein Video, keinen Ton. Aber es gibt das hier, es ist bestimmt zehn Jahre alt, aber ich mag es immer noch.
[audio:https://anneschuessler.com/wp-content/uploads/2012/01/This-Time.mp3|titles=This Time]