Frag nicht nach Sonnenschein!

Ich hatte auf Facebook schon angekündigt, dass ich darüber schreiben würde und jetzt mache ich das auch wirklich. Es ist nämlich so: Ich habe keine Meinung zum Wetter.

Ich beobachte mit einer gewissen Befremdlichkeit, wie Menschen sich über das Wetter unterhalten, wie sie zum Beispiel am Donnerstag erzählen, wie das Wetter am Wochenende werden soll und was sie daran gut oder schlecht finden. Ich hingegen weiß noch nicht mal, wie das Wetter werden soll, weil ich keine Wettervorhersagen gucke, höre oder irgendwo lese und wenn doch, dann vergesse ich anscheinend im gleichen Moment wieder, was ich gerade erfahren habe. Ich weiß eigentlich nie, wie das Wetter irgendwann werden soll, es sei denn, es ist so sensationell interessant, dass auch in anderen Medien mehrfach darüber berichtet wird. Darüber hinaus glaube ich ja nicht daran, dass man ernsthaft länger als zwei Tage (maximal!) im Voraus irgendwelche belastbaren Aussagen über das Wetter treffen kann. Zuletzt ist es mir auch im Wesentlichen egal, wie das Wetter wird, weil ich ja eh nichts dran ändern kann.

Es ist jetzt nicht so, dass ich keine konkrete Meinung über ein konkretes Wetter in einem konkreten Situationskontext hätte. Wenn ich zum Beispiel gerade Dinge quer durch die Stadt transportieren muss, dann finde ich es eher ärgerlich, wenn es gerade 39 Grad und schwül ist oder es in Strömen regnet. Ich finde aber weder 39 Grad und schwül noch strömenden Regen für sich allein irgendwie schlechtes Wetter. Wenn es 39 Grad und schwül ist kann man sich zum Beispiel prima Seesterngleich auf dem Sofa ausstrecken und ein Getränk mit Eiswürfeln neben sich haben. Bei strömendem Regen kann man gleichsam irgendwo drinnen sitzen, aus dem Fenster gucken, sich freuen, dass man es so gemütlich hat und die Pflanzen heute nicht gießen muss.

Wetter ist mir egal. Ich habe dazu keine Meinung. Ich weiß auch nicht, was ich sagen soll, wenn man mir verkündet, dass es am Wochenende wieder abkühlen soll, außer vielleicht einem Loriot’schen „Ach!“ Es berührt mich emotional einfach nicht, ich kann dazu nichts sagen. Ich finde es nicht schade, dass es abkühlt, und ich finde es auch nicht gut. Ich finde es noch nicht mal eine wertvolle Information, weil es ja meistens dann doch nicht abkühlt, oder nur woanders und nicht da, wo ich gerade bin.

Vielleicht freut mich am Wetter so, dass es eine der letzten Bastionen der Natur ist, gegen die wir Menschen so überhaupt nichts ausrichten können. In dieser Hinsicht ist es fast niedlich, wie das Wetter es schafft, im Prinzip doch recht vernünftige Menschen immer wieder aus der Bahn zu werfen, weil es das macht, was es eigentlich seit ein paar Jahrtausenden macht, nämlich immer mal was anderes. Vielleicht reden die Menschen deshalb auch so viel und so andauernd übers Wetter, weil sie es immer noch nicht fassen können, DASS DA NIEMAND MAL WAS GEGEN MACHT! Da kann man aber nun als moderner Mensch eben tatsächlich gar nichts ausrichten, außer halt irgendwelche Dinge zu erfinden, die den Umgang mit unterschiedlichen Wetterarten erträglicher machen. Und da finde ich, könnten wir uns doch freuen, dass wir all diese Dinge haben. Regenschirme und Häuser, damit man nicht so nass wird, wenn’s regnet. Kleine Ventilatoren und kurze Hosen für wenn es zu warm ist. Ohrenschützerchen und Handschuhe für wenn’s kalt ist. Toll!

Ich möchte hier nicht den abgenutzten Satz „Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung!“ angewendet wissen. Es ist nämlich so, dass ich gefühlt 50 Prozent des Jahres falsch gekleidet bin, weil ich mich ja zum Beispiel nicht für den Wetterbericht interessiere. Ich ziehe morgens irgendwas an, was zu dem passt, was ich mir so aus den vergangenen Tagen plus dem aktuellen Wetter herausvorhersagen kann und liege die Hälfte der Zeit damit falsch. Aber auch damit kann ich gut leben, es wäre ja auch sehr albern, wenn ich meine Unfähigkeit, mich richtig anzuziehen aufs Wetter schieben würde. Da kann das Wetter ja gar nichts für.

Niemand sollte also von mir erwarten, dass ich wüsste, wie das Wetter wird. Ich weiß das nicht. Es interessiert mich auch nicht. Ich muss auch gar nicht darüber reden. Und Taschentücher habe ich übrigens auch nie dabei. Wo wir schon bei Dingen sind, die man mich nicht fragen braucht.

6 Antworten auf „Frag nicht nach Sonnenschein!“

  1. Naja. Wenn man 13 km zur Arbeit mit dem Fahrrad fahren möchte – und am Nachmittag auch wieder zurück – ist es schon interessant, ob man die kurze Hosen oder doch die lange Hose anziehen sollte. Und ob man die Regenjacke einpacken muss, und vielleicht noch Wäsche zum wechseln. Und wenn man schon drei Tage nicht fahren konnte, guckt man mal neugierig aufs Wetter, ob man nicht doch morgen vielleicht ne Chance hätte.
    Und wenn man dann zusätzlich auch noch wettervorhersagen-süchtig ist, hat man circa vier verschiedene Wetterapps auf dem iPad und bastelt sich seine eigene Wettervorhersage. Weil man halt ein bisschen bekloppt ist .

  2. Ich – mit Büro im gleichen Haus und nur einmal über den Hof um die Ecke spazieren müssend – kann mir ebenfalls den entspannten Luxus leisten, mich so gut wie gar nicht mit dem Wetter zu beschäftigen. Das ändert sich allerdings sofort, wenn Kundentermine oder Verabredungen zum Outdoor-Sport anstehen, denn dann muß es mich natürlich vorher interessieren… Doch mit der Vorhersage für die nächsten Stunden, das können die Wetterfrösche ja inzwischen ganz gut.

  3. Wie schön, dass es noch so jemanden gibt, der das Wetter einfach hinnimmt, wie es ist. Was soll man auch großartig machen? Ständig dem „Lieblingswetter“ hinterherziehen?
    Lustig finde ich immer die Leute, die sich bei mehr als zwei Regentropfen unterstellen – müssen die nirgendwo hin? Haben die so viel Zeit? Bevor ich mich stundenlang irgendwo unterstelle – womöglich noch stundenlang und zusammen mit einem Haufen anderer Leute dichtgedrängt – werde ich lieber nass. Hey, ich kann mir den Luxus leisten und ziehe mir zu Hause trockene Klamotten an.
    Regenschirme sind für mich allerdings auch lästig: Man ist – je nach Windverhältnis – halbwegs trocken an der Haltestelle, steigt mit dem triefenden Teil ein und lässt es – wo? In der bis dahin trockenen Tasche? Neben sich auf dem Sitz, damit der nachfolgende Fahrgast aussieht, als wäre er inkontinent? Hält ihn eine halbe Stunde lang in der Hand? Legt ihn irgendwo ab und lässt ihn dort liegen, während man ihn erst vermisst, wenn man am Fahrtziel angekommen ist? Seit ich keine mehr benutze ist mein Leben entspannter.

  4. Ich muss sagen, ich kann den Standpunkt verstehen und begreife auch nicht, wieso man sich eine Wetter-App zulegt, welche einem stündlich über das Wetter draussen informiert. Dafür habe ich meine grosse Handtasche in welcher ein Pulli oder eine Jacke Platz findet. Beim Rest orientiere ich mich am Vortag, da ich einst in der Schule lernte, dass das Wetter meist gleich bleibt wie am Tag zuvor.
    Aber… es gibt natürlich auch ein aber. Das Wochenende. Da interessiert mich das Wetter sehr. Allein zur Planung was ich machen will. Den Seestern kann ich machen, wenn ich ein ruhiges Wochenende habe. Aber ansonsten möchte und muss ich für die Planung doch wissen ob ich mich eher mit Blick nach draussen oder drinnen orientieren kann. Und da nutze ich dann auch die Wetter-App. Oft und immer wieder um die Aussichten korrekt einschätzen zu können.
    Selbiges gilt dann auch für Urlaub, Festivals, sonstige freie Tage welche im Vorfeld geplant werden.

    ***

    1. Aber gerade da passt es ja nicht. Urlaub ist sowieso schon länger im Voraus geplant. Da kann ich dann zwar gucken, wie das Wetter wird, aber deswegen wird der Urlaub ja nicht mehr verschoben. Dann ist es also auch schon wieder egal. Und bei Wochenendaktivitäten sieht es ähnlich aus: Entweder es steht schon länger fest oder wir machen was spontan. Wenn es länger feststeht, muss man sich halt anpassen, sollte das Wetter doch nicht so sein, wie man es erhofft hatte. Wenn es spontan ist, kann man auch einfach draußen gucken, wie’s ist.

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