The Strange Case of the Alchemist’s Daughter von Theodora Goss
Ein hübsches Fantasyabenteuer. Nachdem auch ihre Mutter gestorben ist, muss Mary Jekyll, die Tochter von Dr. Jekyll ihr Leben neu organisieren und stößt dabei auf einen Hinweis aus der mysterlösen Vergangenheit ihres Vaters. In einem Heim für gefallene Mädchen findet sie Diana Hyde, die Tochter von Mr. Hyde, dem seltsamen Freund ihres Vaters. Plötzlich steckt sie mittendrin in einer Mordserie in London, hinter der eine Vereinigung steht, die in irgendeiner Verbindung zu ihrem Vater steht.
Theodora Goss greift diverse Themen und Figuren aus klassischen Horror- und Mysterygeschichten auf, man kann also schon versprechen, dass es nicht bei Jekyll, Hyde, Holmes und Watson bleibt. Die Geschichte, die in der ersten Hälfte etwas rummäandert, bevor etwas mehr Schwung in die Sache kommt, wird immer wieder unterbrochen von den Stimmen der Protagonistinnen, die gemeinsam ihre Geschichte aufschreiben und sich dabei nicht immer einig sind. Zusammen ist The Strange Case of the Alchemist’s Daughter zwar keine überragende literarische Überraschung, macht aber dafür beim Lesen großen Spaß und sei daher von Herzen empfohlen.
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Slated von Teri Terry
Zwischendurch habe ich dann zur Abwechslung mal wieder etwas YA-Dystopie gelesen. In Slated (deutsche Übersetzung: Gelöscht) geht es um Kyla, deren Erinnerungen komplett gelöscht wurden. Diese Löschung ist die Strafe für minderjährige Kriminelle, die auf diesem Weg noch eine zweite Chance erhalten sollen. Kyla kommt in eine neue Familie, bekommt eine Schwester, die ebenfalls eine Gelöschte ist und muss sich nun irgendwie in ihrer neuen Welt zurecht finden.
Natürlich ist auch in dieser Geschichte nichts so, wie es scheint, man weiß nicht, wem man trauen kann und wem nicht. Auf der Suche danach, wer sie wirklich ist oder vielmehr war, wird klar, dass sie belogen wurde. Vor allem aber merkt sie, dass sie anders ist, denn nicht alle ihre Erinnerungen sind verloren.
Slated ist ordentliche YA-Science-Fiction, allerdings nicht überdurchschnittlich. Während ich den ersten Band recht schnell und zugegebenermaßen auch gierig ausgelesen habe, verließ mich das Interesse, auch den zweiten und dritten Teil zu lesen dann erstaunlich schnell. Kann man machen, tut nicht weh, unterhält gut, ist aber auch nicht mehr.
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The Murders of Molly Southborne von Tade Thompson
In dieser Novelle geht es um Molly Southborne. Immer, wenn Molly blutet entsteht ein Klon, der ihr früher oder später nach dem Leben trachtet. Mollys Leben ist geprägt von der Angst zu Bluten und der Selbstverständlichkeit, sich selbst immer und immer und immer wieder umzubringen oder vielmehr umbringen zu müssen. Klingt seltsam, funktioniert aber gut und ist eine gelungene und ungewöhnliche Horrorgeschichte, die auch im Gedächtnis haften bleibt.
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Die Weisheit der Bienen von Jack Mingo
Das nächste Bienenbuch. Ich lese jetzt einfach alle Bücher über Bienen. Nach Fiktion und Neurowissenschaften jetzt ein Erfahrungsbericht eines Hobbyimkers über das Leben mit Bienen. Der Amerikaner Jack Mingo kam als junger Lehrer auf die Idee, für die Schule einen Bienenstock anzuschaffen und blieb dann an den Bienen hängen. In Die Weisheit der Bienen erzählt er nun davon, wie es ist Bienen zu haben, was sie einen lehren können und wie man mit ihnen umgeht. Es geht um die Geschichte des Imkerns, um die Praktikalitäten, die Schwierigkeiten und die Freuden.
Das ist alles hübsch geschrieben, bleibt aber, das ahnt man schon, wenn man die Dicke (bzw. Dünne) und die Schriftgröße des Büchleins sieht, sehr an der Oberfläche. Auf der anderen Seite ist Die Weisheit der Bienen damit das perfekte Kontrastprogramm zum umfangreichen, aber dafür etwas sperrigen Die Intelligenz der Bienen.
Jack Mingo gibt sein Wissen in Anekdoten und mit viel Humor weiter, so dass man immer wieder darüber nachdenkt, ob man nicht auch einen Bienenstock… vielleicht, nur einen kleinen…? Die vernünftige Antwort lautet: Nein! Aber man kann bei konkreten Bienenbedürfnissen einfach noch mal durch dieses Buch blättern, das reicht vielleicht auch.
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Der Club von Takis Würger
Nach den vielen Lobeshymnen auf dieses Buch, habe ich Der Club von Takis Würger als Hörbuch gehört. Allerdings konnte mich das Buch nicht so packen, wie ich es gehofft habe. Es geht um den Waisen Hans Stichler, der von seiner unnahbaren Tante nach Cambridge geholt wird, um dort für sie die Geschehnisse im elitären Pitt Club auszuspionieren. Schnell wird klar, dass hier etwas Schreckliches passiert und ehe Hans sich versieht, steckt er schon mitten drin und muss sich entscheiden, wie weit er gehen soll, um die ganze Wahrheit ans Licht zu bringen.
Ich war, kurz gesagt, etwas enttäuscht. Vielleicht wäre es besser gewesen, hätte ich nicht so hohe Erwartungen an das Buch gehabt. Eventuell funktioniert das Buch als Hörbuch nicht so gut, wobei ich die Umsetzung sehr gelungen fand, insofern zweifle ich, dass es daran lag.
Dabei ist das Buch auch nicht schlecht, nur eben nicht so irre gut, wie ich es mir ob der vielen Empfehlungen vorgestellt hatte. Fürs nächste Mal merken: Auch Bücher, die gefühlt jeder toll findet, am besten komplett ohne Erwartungshaltung lesen. Aber wie soll das gehen?
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He Said/She Said von Erin Kelley
Vor fünfzehn Jahren beobachtete Laura ein großes Verbrechen und beging in einem Moment der Verzweiflung ein kleineres. Seitdem leben sie und ihr Mann versteckt aus Angst vor Beth, der Frau, die sie damals in ihr Leben ließ und die sich als gefährlicher entpuppte, als sie sich vorstellen konnte.
Jetzt ist ihr Mann Kit auf dem Weg in den Norden. Kit jagt Sonnenfinsternissen hinterher, und die nächste findet in einer der einsamsten Gegenden Europas statt. Laura bleibt schwanger zu Hause, während ihre Gedanken nur um Kit, Beth und ihre Vergangenheit kreisen.
He Said/She Said ist zunächst mal ein solider Thriller, der aber von Anfang an eine so düstere Stimmung aufbaut, dass man mit einem nagenden Gefühl des drohenden Unheils kaum mit dem Lesen aufhören kann. Wozu ist Beth fähig? Und was geschah damals überhaupt? Es ist eine Geschichte der kleinen Lügen mit großen Folgen und der Frage, wem man vertrauen kann.
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Der goldene Handschuh von Heinz Strunk
Weiter im Strunkschen Gesamtwerk. Als ich berichtete, dass mir Jürgen von allen bisherigen Strunkbüchern eindeutig am tristestes vorkam, was ja andererseits der Grund dafür war, warum ich es so toll fand, fragte Angela, wie es mir dann wohl erst mit Der goldene Handschuh gehen würde, in dem ja wirklich überhaupt nichts Schönes vorkäme und alles nur schrecklich wäre.
Tatsächlich kommt in diesem Buch überhaupt nichts Schönes vor und alles ist schrecklich. Strunk erzählt die Geschichte des Hamburger Serienmörders Honka, aber vor allem auch die Geschichte des goldenen Handschuhs, einer heruntergekommenen Kneipe, in der sich die Verlierer der Gesellschaft treffen. Der Ton ist hart, drastisch, teilweise eklig und voller Gewalt. Nichts hier ist schön, es geht nicht ums Leben, sondern ums Überleben, den Figuren steckt oft noch der Krieg im Nacken, von allen verlassen wird erniedrigt oder man lässt sich erniedrigen.
Doch die Tristesse in diesem Buch ist eine andere als in Jürgen, denn sie hat so gar nichts mit meiner Lebenswelt zu tun. Das beruhigt auf der anderen Seite, denn so kann man Der goldene Handschuh immerhin noch mit ein bisschen Abstand lesen, während man sich bei Jürgen stets fragen musste, ob die Hauptfigur nicht vielleicht doch einfach im Haus gegenüber wohnen könnte.
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Soloalbum von Benjamin von Stuckrad-Barre
Im Bücherschrank gefunden und gelesen, nachdem ich nach dem großartigen Panikherz doch noch mal wissen wollte, was die damals alle so an den Büchern gefunden haben.
Das Debüt von von Stuckrad-Barre lässt mich aber etwas unterwältigt zurück. Ja, ohne Frage, er kann schreiben und vielleicht muss man das alles aus der Zeit und unter Berücksichtigung seines Alters sehen, aber Herrgott, ist das alles unsympathisch. Der Ich-Erzähler wurde gerade von seiner Freundin verlassen und ergeht sich in Selbstmitleid, wenn er nicht mal wieder davon überzeugt ist, dass er und seine Kumpels die geilsten sind, schon allein, weil sie wissen, welcher Musikgeschmack der richtige ist.
Es wäre einfacher, wenn das Buch eindeutig ironisch wäre, aber ich fürchte, das ist es nicht. Mal abgesehen davon, dass man die ganze Geschichte so ähnlich auch in Panikherz lesen kann, nur eben mit dem nötigen Abstand, den von Stuckrad-Barre vielleicht brauchte, um mit sich selber ins Reine zu kommen.
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