Die Lyrikpostkarte geht in die dritte Runde. Der Ursprungsplan, jede Woche etwas zu verschicken, war wohl etwas optimistisch geschätzt, jeden Monat scheint aber fast wie von allein zu funktionieren. Und zwölf Gedichte im Jahr wären… Moment, ich muss kurz rechnen… immerhin zwölf mehr als in den Jahren davor. Eine gewaltige Steigerung also, von null auf zwölf, aber hallo!
Die dritte Postkarte ging an Michaela, die ja schon bei der ersten Lyrikpostkarte so nett kommentiert hatte und weil ich mir sowas ja merke, rutschte sie auf der Empfängerliste gleich ganz nach oben. Dann grätschte Isa mit ihren Limericks massiv in diese Pläne rein und so wurde es dann doch März. Aber das macht ja nichts.
Diesmal ging es um Riesenklee und ganz viel Glück mit dieser Karte von Gerhard Glück. Ich dachte, wenn man gerade monatelangen Renovierungsarbeiten hinter sich hat, ein bisschen Glück fürs neue Zuhause ganz gut gebrauchen kann. Dass ich dann auch noch knapp ihren Geburtstag verpasste, war natürlich noch viel toller und wo ich sonst noch ganz unwissentlich voll ins Schwarze getroffen habe, das kann man bei Michaela selbst lesen.
Ich musste auch schon wieder ein Wort erfinden, weil das sonst mit dem Reimschema nicht hingehauen hätte. Mittlerweile glaube ich ja, wenn in einem Gedicht kein erfundenes Wort vorkommt, dann hat man irgendwas falsch gemacht. (Möglicherweise hat man dann allerdings auch alles richtig gemacht, ich bin noch unsicher.)
Lyrikpostkarte III
Da steht Herr G. wie jeden Tag
mit Gartenschlauch und Hut
und züchtet seinen Riesenklee
denn züchten kann er gut.
Er lässt sich Zeit, die hat er ja,
probiert, ohne zu hetzen,
experimentariert herum
mit Mendel’schen Gesetzen.
Frau G. zu Hause ärgert sich,
sie hätte lieber Möhren
und Brokkoli und Blumenkohl,
doch Herr G. will nicht hören.
“Es geht mir nicht ums Essen,
und es geht auch nicht ums Geld”,
so sagt er ihr und justament
nimmt er sie mit aufs Feld.
Da sieht sie ihn zum ersten Mal
und ärgert sich kein Stück.
Vier Blätter sind’s an jedem Stamm,
das wird ein Riesenglück.
<3
Ich finde ja vor allem das erfundene Wort ganz bezaubernd!
Ich hab’s sehr lange mit „experimentiert“ versucht, aber es haute nie richtig hin. Da musste ich mir eben was einfallen lassen.
Nach wie vor ein grandioses Konzept, dass du dir da ausgedacht hast!
Das Gedicht gefällt mir von den dreien bisher am besten. Experimentarieren hat auch durchaus das Zeug zum Neologismus, find ich.
Ich habs ja mit Gedichten genauso wenig wie mit Kurzgeschichten, aber Deine mag ich. Und ich freue mich, dass Du die Karten von Inkognito benutzt. Bei denen war ich mal, um meine Schweinelampe reparieren zu lassen, die sind total nett und haben einen Keller, in dem ich Stunden hätte verbringen können. Apropos Schweinelampe: Michael Sowa mag ich besonders gern.