Über Jim Henson (oder: Betreutes Lesen)

Ich wollte oder sollte vielmehr ja eigentlich über Germknödel aus dem Reiskocher schreiben, aber dafür ist jetzt nicht genug Zeit, das kommt später. Statt dessen saß ich eben in der Küche vor dem Rechner und heulte Rotz und Wasser und das kam so:

Ich habe in den letzten Wochen und Monaten die Biografie von Jim Henson geschrieben von Brian Jay Jones [Werbelink] gelesen. Jim Henson, sollte das jetzt jemand unerwarteterweise nicht wissen, hat ja die Muppets erfunden und die ganzen Figuren in der Sesamstraße und die Fraggles und noch ganz viel anderen Kram, von dem man gar nichts wusste, bis man die Biografie liest und staunt, was ein Mensch in knapp 35 Jahren so alles schaffen kann.

Jim Henson starb 1990, sehr plötzlich im Alter von 53 Jahren. Viel zu früh also. Sehr, sehr viel zu früh. Das wusste ich schon, trotzdem lag ich gestern auf dem Sofa und weinte hemmungslos die letzten zwanzig Seiten lang auf das Buch, weil eben ja doch alles so furchtbar traurig war.

Etwas anderes habe ich aber auch gelernt. Das Internet bietet mittlerweile viele Möglichkeiten zum betreuten Lesen. Man lernt in der Biografie zum Beispiel, dass Jim Henson in seiner Anfangszeit viele Werbefilme gedreht hat, u.a. für den Kaffee von Wilkins. Die Protagonisten waren Wilkins und Wontkins. Wilkins wollte Kaffee trinken, Wontkins nicht und kriegte dementsprechend jedes Mal was auf die Mütze. Das wurde in dem Buch schön beschrieben, aber das reicht natürlich nicht. Netterweise gibt es aber ja jetzt das Internet und da kann man gucken, wie die Werbespots mit Wilkins und Wontkins wirklich aussahen.

Auch unser aller Lieblingspianistenhund Rowlf wurde erstmalig für Werbung für Hundefutter von Purina Dog Chow erdacht und auch das kann man sich prima angucken.

Man kann sich dann noch Folgen der Fraggles auf Englisch oder alternativ Französisch angucken oder den Trailer zu The Dark Crystal oder Labyrinth und überhaupt finde ich dieses vom Internet betreute Lesen so schön, dass ich schon überlege, wie man das auch in Zukunft hilfreich einsetzen und weiterführen kann.

Das Buch endet aber eben leider damit, dass Jim Henson stirbt. Ein paar Tage nach seinem Tod gab es eine Gedenkfeier in New York, bei der gesungen und vorgetragen wurde, es wurden bunte Schmetterlinge verteilt und die Menschen sollten sich über das freuen, was Jim Henson sich in seinem Leben ausgedacht hatte. Bei dieser Gedenkfeier gab es ein Medley der Puppenspieler, die jahrelang mit Jim Henson zusammengearbeitet hatten und auch das kann man auf YouTube angucken. Es ist alles sehr herzergreifend und wunderbar, es wird noch herzergreifender, wenn man weiß, dass diese Leute ein paar Tage vorher völlig unerwartet einen Menschen verloren haben, mit dem sie viel Zeit verbracht haben. Spätestens ab der dreizehnten Minute wird es dann herzzerreißend, aber ich hatte ja schon bei der zweiten Minuten mit Weinen angefangen, insofern machte das dann auch keinen großen Unterschied mehr, was meinen allgemeinen Gemütszustand anging.

Jedenfalls, so war das heute Abend. Und morgen schreibe ich dann über Germknödel. Es muss ja weitergehen. So würde Jim Henson das jedenfalls vermutlich sehen.

5 Antworten auf „Über Jim Henson (oder: Betreutes Lesen)“

  1. Das Lied „It’s not easy being green“ gesungen vom Big Bird fand ich das schönste, was ich je gehört habe und ist seither das Lied, dass mein Leben/mich irgendwie bestimmtt oder zumindest sehr sehr gut beschreibt.

  2. Ich habe eigentlich gar keinen großen Bezug zu Jim Henson und seinen Figuren. Klar, ich habe früher auch die Sesamstraße geguckt und fand die Muppets cool, aber ich habe mich nie weiter mit seiner Person beschäftigt. Aber: Video angeguckt. Geheult. Zack.

  3. DANKE. Du bringst mich mal wieder auf gute Ideen. Ich hatte neulich internetgestütztes Film-schauen als ich nach dem wundervoll grenzgenialen Kinofilm PRIDE mir alles drumherum aus dem Netz holte

  4. Hallo Anne,
    Einst, als die »Sesamstraße« noch »groß« war, irgendwann Ende der Siebziger/Anfang der Achtziger, erschütterte der Tod eines der beliebtesten »Realschauspieler« die allseits bekannte Strassenkulisse.
    Es handelte sich um das plötzliche Ableben des Darstellers des »Mr. Hooper«, in der deutschen Synchro »Herr Huber«. Statt die Rolle, wie sonst üblich, flugs durch jemand anderen zu ersetzen, beschloß man, sein Ableben 1:1 in die Serie zu integrieren. Soll heißen: Mr. Hooper ist tot. Und kommt auch nicht wieder. Habt ihr das verstanden, liebe Kinder da draußen? Was sich auf den ersten Blick etwas makaber anhört (wir wollen den Kindern somit den Tod »nahebringen«, sie sollen sich darüber Gedanken machen), ist eines, meiner Meinung nach, berührendsten Stücke Fernsehgeschichte ever, vor allem, wenn man bedenkt, dass alle Schauspielerfreunde (der Verstorbene galt unter ihnen als sehr beliebt) sofort zusagten. Die Gesichter in diesem, ja, »Clip«, sprechen Bände und der Darsteller des Big Bird erlitt nach Drehschluß einen Nervenzusammenbruch.
    http://youtu.be/WOvmSxvpGnA

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