Gelesen im März 2017

Irgendwie ist die Leseliste in den letzten Monaten zu kurz gekommen. Noch nicht mal, weil ich wenig gelesen hätte, im Gegenteil, ich habe sehr viel gelesen, deswegen und aus anderen Gründen erschien mir das aufschreiben als besonders aufwändig und da habe ich es vor Schreck einfach gelassen. Das ist aber natürlich auch kein Zustand und deswegen soll es jetzt wieder weitergehen.

 

William Shakespeare: Der Sturm

Gelesen, weil ich vorher Hag-Seed von Margaret Atwood [Amazon-Werbelink] gelesen hatte, eine Variante des Themas, in dem außerdem eben genau dieses Theaterstück aufgeführt wird und dann hatte ich in Hag-Seed so viel über Der Sturm gelesen, dass ich es auch mal selber lesen musste. Ich brauchte mehrere Anläufe, bis es dann in einer Kombination „Lesen und gleichzeitig das aufgeführte Stück auf Spotify hören“ ganz gut funktionierte (darüber berichtete ich auch im Techniktagebuch). Insgesamt kann man gelegentlich eigentlich auch mal Shakespeare lesen. Oder hören. Oder beides. Der Sturm ist übrigens eine etwas vertrackte Rachegeschichte auf einer magischen Insel, aber am Ende wird immerhin alles gut. Puh.

William Shakespeare: Der Sturm [Amazon-Werbelink]

 

Robert Jackson Bennett: Die Stadt der tausend Treppen

Als Hörbuch gehört, aber vorher schon viel davon gehört, unter anderem, weil es für meinen Onlinebuchclub gelesen wurde, allerdings in einem Monat, wo ich wohl selber nicht so viel Zeit hatte oder etwas anderes lieber lesen wollte oder was weiß ich. Ganz blöder Fehler, so im Nachhinein, das Buch ist super. Es scheint da dieses Genre „Fantasy mit komplexen politischen Systemen und Ränkespielen“ ein, da fallen auch so tolle Bücher wie The Traitor Baru Cormorant und The Goblin Emperor [Amazon-Werbelink] rein, die ich beide sehr geliebt habe, und Die Stadt der tausend Treppen reiht sich da ein. In der Stadt Bulikov, die in der Gunst der (real existierenden) Götter stand, jetzt aber nach dem Fall der Gottheiten nur eine Kolonie des Inselreiches Saypur ist, wird ein saypurischer Wissenschaftler ermordet. Die junge Shara tritt auf und soll als Diplomatin den Fall klären, aber natürlich ist nichts wie es scheint, und vor allem ist Shara keine Diplomatin, sondern eine Agentin. Das ist alles sehr verzwickt und ich habe gelegentlich zurückspulen müssen, weil man sehr gut aufpassen muss, um nicht den Faden zu verlieren. Die bislang einzige Amazon-Rezension der deutschen Übersetzung trägt die Überschrift „Anspruchsvoller politischer Agententhriller im Fantasy-Gewand“ und das trifft es ziemlich genau.

Robert Jackson Bennett: Die Stadt der tausend Treppen [Amazon-Werbelink]

 

Sarah Kuttner: Mängelexemplar

Im hiesigen Bücherschrank gefunden mit vielen Bleistiftnotizen mit spanischen Übersetzungen, anscheinend sollte das Buch beim Deutschlernen helfen. Ich habe das Buch einfach ohne weiteren Edukationshintergrund gelesen und war sehr angetan. Ich wollte gerade schreiben, dass das ja eigentlich nicht so mein Genre ist, aber dann müsste ich sagen, mit was für einem Genre man es hier zu tun hat und das ist mir direkt zu kompliziert. Karo verliert erst ihren Job und dann ihren Freund, den sie aber sowieso eher hatte, damit sie nicht so allein ist. Trotzdem ist sie jetzt erst allein und dann auch noch allein mit Panikattacken. Die Diagnose ist simpel: Karo hat eine Depression und da muss sie jetzt irgendwie raus, obwohl sie die Depression gar nicht bestellt hat und gar nicht haben will. Das liest sich alles so schön unselbstverliebt und flockig, mit sympathisch unperfekten Figuren, dass es einem egal ist, dass in der Geschichte gar nicht so passiert. Eigentlich ganz schön dumm von mir, dass ich das nicht schon längst gelesen habe.

Sarah Kuttner: Mängelexemplar [Amazon-Werbelink]

 

Ellen Kutnow (Hrsg.): Some of the Best From Tor.com (2016 Edition)

Nur als e-Book erhältlich ist die Sammlung Kurzgeschichten, die 2016 auf Tor.com veröffentlicht wurden. Dafür ist es umsonst und lohnt sich. Tor.com ist eine Webseite für Science Fiction, Fantasy und alles, was sich noch im Einzugsbereich dieser Genre so aufhält. Ich lese eher selten Kurzgeschichten, völlig zu Unrecht, wie ich dann feststelle, wenn ich es doch tue. Dabei decken die Geschichten in dieser Sammlung von klassischer Fantasy bis zu Marsbesiedelungs-Science-Fiction alles ab, das ist also ein großer Spaß, vielleicht sogar oder gerade für Leute, die sich mal in die Vielfalt des Genres ein bisschen reinlesen wollen.

Ellen Kutnow (Hrsg.): Some of the Best From Tor.com (2016 Edition) [Amazon-Werbelink]

 

Edward St. Aubyn: Schöne Verhältnisse

Noch ein Bücherschrankfund, schon viel davon gehört, deswegen gleich eingesteckt. Ein Buch voll mit unangenehmen und hilflosen Menschen, die entweder viel Geld haben oder gerne vieles hätten oder zumindest mit Leuten mit viel Geld Umgang pflegen und es zwar etwas unangenehm finden, dass der Hausherr seine Frau demütigt, aber mei, was will man da schon machen? Man ist beim Lesen deswegen auch dauernd leicht peinlich berührt von der eigenen passiven Voyeurstätigkeit, aber als Leser gilt ja noch mehr, mei, was man da schon machen?

Dafür liest es sich sehr schön und – soweit man das für dieses Buch sagen kann – stimmungsvoll, ich habe jedenfalls trotz allem instantanes Frankreichfernweh bekommen. Ein Buch für Leute, die es gerne etwas zynischer und mit schwarzem Humor hätten. Ob ich die anderen Bücher der Reihe noch lese, schaun mer mal, ich halte einfach mal bei den hiesigen Bücherschrankbesuchen die Augen offen.

Edward St. Aubyn: Schöne Verhältnisse [Amazon-Werbelink]

 

Michael Ende: Niemandsgarten

Am Grabbeltisch eines Bahnhofsbuchhandlung gefunden, dann lag es relativ lange auf dem Bücherstapel und da ich gerade versuche, eben diesen jetzt abzuarbeiten, habe ich mich mal drangemacht. Das Buch beinhaltet fertige, halbfertige und bruchstückhafte Werke aus dem Nachlass von Michael Ende und ist spannend, aber auch mit Vorsicht zu genießen, denn man merkt einigen Sachen an, dass sie unfertig sind. Es gibt komplett fertige Theaterstücke neben Skizzen für ein Ballett, Briefe an Leser oder kurzen Ideen. Der titelgebende Niemandsgarten ist eine Geschichte, in der sich viele Elemente aus der Unendlichen Geschichte wiederfinden.

Wenn man sich aber ein bisschen durchkämpft, wird man sehr belohnt, da macht es auch nichts, dass ein und die gleiche Geschichte in zwei Theaterstücken in komplett anderen Settings erzählt wird, im Gegenteil, es ist sehr spannend, wenn man sehen kann, wie sich Geschichten entwickeln, welche unterschiedlichen Herangehensweisen man wählen kann und am Ende auch, warum manche Dinge funktionieren, aber andere nicht. Michael Ende, so heißt es, wäre erst fertig gewesen, wenn es bei seinen Geschichten nicht nur um die Geschichte selber, sondern auch um eine Idee gegangen wäre. Der Einblick in seinen Zettelkasten macht deutlich, wie das gemeint ist. Wer sich für Michael Ende interessiert und kein Problem damit hat, Geschichten zu lesen, die einfach mal mittendrin abbrechen, dem kann ich dieses Buch nur wärmstens ans Herz legen. Ich habe dafür erst mal meine Wunschliste um weitere Ende-Bücher erweitert.

Michael Ende: Niemandsgarten [Amazon-Werbelink]

 

Michael Ende: Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch

Auch ein Bücherschrankfund und eines der Bücher von Michael Ende, das ich nicht schon in meiner Kindheit gelesen hatte. Es geht um ein den Zauberer Beelzebub Irrwitzer und seine Tante Tyrannja Vamperl, die schlimme Pakte mit dem Teufel geschlossen haben, bei denen es um nichts weniger geht als um die Zerstörung der Erde. Allerdings sind sie ein bisschen spät dran und wenn bis Mitternacht die Erde nicht am Ende ist, steht es schlecht um sie. Aber da gibt es noch den satanarchäolügenialkohöllischen Wunschpunsch, der einem alle Wünsche erfüllen soll und so hecken sie den ultimativen Plan zur Weltzerstörung aus. Und dann gibt es noch den Raben Jakob Krakel und Irrwitzers Kater Maurizio di Mauro, die vom Hohen Rat der Tiere eingeschleust wurden, um die beiden Bösewichte zu beobachten und jetzt in dieser Silvesternacht nur kurz die Welt retten müssen. Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch ist eindeutig ein Kinderbuch, aber ein sehr gutes. Ob es wirklich zeitlos ist, bleibt dahingestellt, aber ich hatte bei vielen Themen das Gefühl, dass sie heute noch genauso aktuell – wenn nicht noch aktueller – sind wie Ende der Achtziger.

Michael Ende: Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch [Amazon-Werbelink]

 

Catherynne M. Valente: Die wundersame Geschichte von September, die sich ein Schiff baute und das Feenland umsegelte

Noch ein Kinderbuch, diesmal als Hörbuch, das gab es nämlich auf Spotify und hat mich wegen des langen Titels ein paar Nerven gekostet, wie ich hier im Techniktagebuch berichtete. Es geht um September, die sich ein Schiff baute und das Feenland umsegelt. Okay, das war jetzt nur so mittelwitzig. Es geht aber tatsächlich um September, die sich jeden Tag sehr langweilt und deswegen nicht zögert, als sie von einem Grünen Wind aufgeschnappt und mit einer fliegenden Leopardin ins Feenland bringt. Dort häufen sich dann die Abenteuer, September trifft den Bibliowurm „A bis L“, verliert ihren Schatten, wird zum Baum und muss sich am Ende tatsächlich ein Schiff bauen. Das ganze ist vollgestopft mit fantasievollen Ideen und Figuren, irgendwie sprang bei mir der letzte Funke aber nicht über. Trotzdem eine Empfehlung, für alle, die moderne Märchen mögen.

Catherynne M. Valente: Die wundersame Geschichte von September, die sich ein Schiff baute und das Feenland umsegelte [Amazon-Werbelink]

 

Sarah Kuttner: 180 Grad Meer

Nach dem Bücherschrankfund habe ich die anderen Bücher von Sarah Kuttner auf Spotify gefunden, gelesen von ihr selber. 180 Grad Meer ist das letzte Buch von Sarah Kuttner und handelt von Jule, die aus lauter Selbst- und Welthass sehr schlechte Entscheidungen trifft, und auf einmal mit den Konsequenzen leben muss. Ihr Freund will sie nicht mehr sehen, also packt sie kurzerhand ihre Koffer und fährt zu ihrem Bruder nach London, um irgendwie klar zu kriegen, was sie eigentlich will und wie es weitergehen soll und warum sie eigentlich so ist, wie sie ist. Als ob Jules Verhältnis zur depressiven Mutter und dem größtenteils abwesenden Vater nicht schon ohne Krebs kompliziert genug wäre, wird sie in England zu allem Überfluss noch mit der Krebserkrankung ihres Vaters konfrontiert. Um den Kopf frei zu kriegen fasst sie einen Plan, der 180 Grad Meer und einen geliehenen Hund beinhaltet und spätestens da hatte sie mich ja sowieso.

Aber auch ohne Hund ist 180 Grad Meer das vielleicht kompakteste Buch von Sarah Kuttner. Ich habe etwas zu lange gebraucht, um ihre Bücher zu entdecken, es hat sich aber gelohnt und jetzt freue ich mich schon auf das nächste. (Es gibt doch ein nächstes?)

Sarah Kuttner: 180 Grad Meer [Amazon-Werbelink]

 

Sarah Kuttner: Wachstumsschmerz

Charlotte ist Schneiderin und Gelegenheitsmodel und mit Flo zusammen. Nächster Schritt: Erste gemeinsame Wohnung. Der Plan sieht vor, dass man sich nicht auf die Nerven geht, sondern alles wie vorher macht, aber halt zusammenwohnt, und wenn man mal was alleine machen will, dann macht man das. Ein naiver Plan, wie sich rausstellt, denn natürlich ändert sich doch viel mehr und Lotte merkt, wie ihr zunehmend Luft und Platz fehlt. Das junge Paar steuert sehr kontrolliert auf eine kleine Katastrophe hin, die in kleinen Briefen an den abwesenden Flo auch im Buch schon vorweggenommen wird.

Auch das wieder eine kleine Geschichte, in der gar nicht so viel passiert, die aber durch eine liebevolle Figurenzeichnung und gute, oft sogar sehr witzige Dialoge, überzeugt. Und auch hier kann ich das Hörbuch empfehlen, denn Sarah Kuttner schafft es, mir das Innenleben ihrer Alltagsheldinnen noch ein bisschen näher zu bringen.

Sarah Kuttner: Wachstumsschmerz [Amazon-Werbelink]

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