Gelesen im September 2017 (Teil 1)

Wegen Urlaub ist es wieder viel geworden, so dass ich den September in zwei Teilen Revue passieren lasse.

The Bone Clocks von David Mitchell

Das wollte ich ja eigentlich schon im letzten Urlaub 2016 lesen, bin aber nicht dazu gekommen. Diesmal aber. David Mitchell erzählt die Geschichte von Holly Sykes von den Achtziger Jahren, als Holly als 15-Jährige von zu Hause wegläuft bis in die Zukunft, in der sie… aber nein, das kann man an dieser Stelle nicht verraten.

David Mitchell erzählt in gewohnter Manie aus unterschiedlichen Perspektiven, einmal erzählt Holly selbst, im nächsten Teil ist es dann der Student Hugo Lamb, der in einem Schweizer Ski-Resort auf Holly trifft und sich in sie verliebt. Auch Hollys späterer Ehemann, ein zynischer Autor und eine unsterbliche Ärztin kommen zu Wort und liefern ihren Teil zu dem Puzzle, aus dem sich Hollys leben zusammensetzt und in dem es neben den alltäglichen Problemen auch um den langen Krieg zwischen zwei Gruppen Unsterblicher geht.

Ich habe bisher noch kein schlechtes Buch von Mitchell gelesen und The Bone Clocks reiht sich in die Rangliste aller Mitchell-Bücher ziemlich weit oben ein. Und endlich, endlich kann ich wieder damit angeben, alle Bücher von  David Mitchell gelesen zu haben.

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The Mirage von Matt Ruff

Auch das war ein Buch, was ich schon für den letzten Urlaub geplant hatte, aber ach. Immerhin habe ich mich dieses Jahr tapfer an den Stapel Papierbücher gehalten, auf dass er kleiner werde.

In Mirage entwirft Matt Ruff eine Parallelwelt, in der die Vereinigten Arabischen Staaten eine Weltgroßmacht sind, während die USA eine Ansammlung von kleineren christlich-fundamentalistischen Ländern ist. In dieser Welt steuern am 9. November 2001 zwei Flugzeuge in die Türme des Welthandelszentrums von Bagdad. Die Vereinigten Arabischen Staaten sagen dem Terror den Kampf an. Jahre später tauchen mysteriöse Zeitungsartikel auf, in denen von einer Welt die Rede ist, in der die USA eine Weltmacht sind, der Unterweltboss Saddam Hussein ein Diktator und überhaupt alles anders.

Eine kleine Gruppe um den Ermittler Mustafa wird damit betraut, das Rätsel um diese Artefakte zu lösen. Die Reise führt sie bis ins immer noch besetzte Amerika und noch weiter.

Ich liebe Matt Ruff, auch wenn die Qualität seiner Bücher von toll („Set This House in Order“) bis ganz okay („Bad Monkeys“) geht. The MIrage lag irgendwo dazwischen, ich habe etwas gebraucht, bis ich in die Geschichte reinkam, dann ging es aber recht flott. Jetzt fehlt mir nur noch Lovecraft Country, dann habe ich auch endlich wieder alle Matt-Ruff-Bücher gelesen.

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Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam von Vea Kaiser

Und auch dieses Buch war für den letzten Urlaub geplant. In Blasmusikpop erzählt Vea Kaiser die Geschichte des Dorfes St. Peter am Anger, irgendwo mitten in den österreichischen Bergen. Dort lebte der junge Johannes Gerlitzen, der nach einer Bandwurmerkrankung so fasziniert von der Medizin ist, dass er auszieht, um Arzt zu werden. Jahre später kommt er zurück und lässt sich als Dorfarzt wieder in der alten Heimat nieder. Als einziger Studierter eckt er im Dorf an, auch Frau und Tochter werden aus ihm nicht immer schlau. Erst in seinem Enkel findet er einen Verbündeten. Der kleine Johannes will weder in den Fußballclub, noch mit ins Zeltlager, versteckt sich hinter Büchern und weiß nicht, was er mit dem Rest des Dorfes anfangen soll.

Vea Kaiser entwirft ein Mini-Universum, das einen sofort in seinen Bann zieht. Das Personal ist vielfältig, die Geschichte erstreckt sich über drei Generationen und ist mit viel Lokalkolorit und Humor geschrieben (soweit ich das mit dem Lokalkolorit als Nichtösterreicherin beurteilen kann).

Ich habe die knapp 600 Seiten quasi in einem durch gelesen und kam an diesem Tag – oder vielmehr in dieser Nacht – zu sehr später Stunde ins Bett getapert und das auch aus reiner Vernunft, nicht, weil ich nicht noch hätte weiterlesen können und wollen. Blasmusikpop ist eines der Bücher, die ich mir ganz dringend verfilmt wünsche, weil ich glaube, dass sich sowohl das Setting als auch das Buchpersonal sehr gut dafür eignen würde. Kann das mal jemand bitte machen?

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Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr von Walter Moers

Prinzessin Dylia kann nicht schlafen. Sie leidet an einer mysteriösen Krankheit, die ihr schlaflose Nacht um schlaflose Nacht beschwert, in der sie durch das Schloss streicht und sich irgendwie die Zeit vertreiben muss. Eines Nachts besucht sie ein Nachtmahr, der alptraumfarbene Havarius Opal. Er eröffnet ihr, dass es nun leider seine Aufgabe sein wird, sie in den Wahnsinn zu treiben, bietet ihr aber immerhin an, eine kleine Reise in ihr Gehirn zu unternehmen.

Endlich ein neues Buch von Moers! Alles andere ist mir eigentlich schon fast egal und ich hatte schon große Überlegungen angestellt, wie ich das Buch auch im Urlaub lesen könnte, wo es doch eigentlich erst zwei Tage nach unserer Abfahrt erscheinen sollte, wurde aber schon vor dem offiziellen Veröffentlichungsdatum fündig (darüber schrieb ich im Techniktagebuch).

Der Anfang las sich etwas schwerfällig, zu gewollt und eigentümlich zusammenhanglos. Ab der ersten Erscheinung des Nachtmahrs nahm die Geschichte aber an Fahrt auf und wurde zunehmend besser. Die Illustrationen sind in diesem Buch nicht von Moers selber, sondern von der jungen Illustratorin Lydia Rode. Auch das ist zunächst ungewohnt, passt aber aus mehreren Gründen, von denen einer erst im Nachwort deutlich wird.

Ich empfehle übrigens, das Nachwort so ungefähr zur Mitte des Buchs zu lesen, allerdings auch nur, weil ich das so gemacht habe, und sich so der ein und andere angenehme Aha-Moment einstellte. Aber es funktioniert vielleicht auch, wenn man es ganz zu Anfang oder eben erst ganz zum Schluss liest. Lesen sollte man es. Und das neue Buch von Walter Moers auch. Sowieso.

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Die Gestirne von Eleanor Catton

Neuseeland, Mitte des 19. Jahrhunderts. Der junge Walter Moody kommt gerade vom Schiff aus Europa und platzt in der kleinen Goldgräberstadt Hokitika in einem Hotel in eine Versammlung von zwölf Männern, die das Rätsel, um einen Todesfall, einen vermeintlichen Selbstmord, einen verschwundenen Goldgräber, einen verdächtigen Schiffskapitän und einen Goldschatz lösen wollen. Aus den Geschichten, die jeder der zwölf Männer erzählen kann, ergibt sich nach und nach ein Gesamtbild, aus dem sich die wahre Geschichte herausschält.

Ich habe mich sehr lange nicht an dieses dicke Buch getraut. Sobald man die ersten hundert Seiten geschafft hat und ein bisschen in die verworrene Geschichte hineingekommen ist, möchte man aber gar nicht mehr mit dem Lesen aufhören. Ein großes Buch, das ich sehr geliebt habe. Hier habe ich ausführlicher darüber geschrieben.

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