Tagebuchbloggen, 15.7.2018

Im Moment versuche ich aufzuräumen. Ich habe zu diesem Zweck und weil ich schon so viel davon gehört hatte, das Buch „Magic Cleaning“ von Marie Kondo  [Amazon-Werbelink] gelesen. Aus Geizgründen war ich nicht bereit, den vollen Taschenbuchpreis zu bezahlen, auch gebraucht gab es die Bücher kaum günstiger, dann wurde ich aber komplett zufällig im Mängelexemplar Kasten beim hiesigen Bahnhofskiosk fündig und für 3,50 Euro fand ich’s dann okay.

Das Buch ist problematisch und voller absurder Absätze, wenn man sich aber einmal damit arrangiert hat, dass die Autorin offenbar eine Latte ab hat, geht’s eigentlich und dann ist es ein sehr erfreuliches Buch übers Ausmisten und Aufräumen und Sein-Leben-etwas-besser-organisiert-bekommen. Besonders gefreut habe ich mich über die sehr menschliche Herangehensweise ans Ausmisten und das Zugeständnis, dass Menschen eben ganz irrational an Dingen hängen, und diese Liebe zu Dingen sehr individuell ist und dass es eben nicht darum geht, möglichst wenig zu besitzen oder DIE VERDAMMTEN BÜCHER MIT DEM RÜCKEN ZUR WAND ANZUORDNEN, WEIL ES HÜBSCHER AUSSIEHT (ALTER FALTER!), sondern eben möglichst nur Dinge, die einen glücklich machen um sich zu haben.

Ich habe mich auf Twitter ein bisschen über das Buch lustig gemacht und möchte deswegen hier noch mal sagen, dass ich die Lektüre ansonsten sehr angenehm fand und viele sinnvolle Ideen mitgenommen habe.

Tatsächlich habe ich bereits den Kleiderschrank ausgemistet und vermutlich grob ein Drittel meiner Klamotten für den nächsten Flohmarkt rausgeschmissen. Der Rest ist jetzt ordentlich gefaltet und übersichtlich in den Schubladen und Fächern und freue ich mich jeden Morgen darüber, dass das Auffinden und Aussuchen jetzt so viel schneller und leichter ist.

Außerdem habe ich das Nachhausekommritual leicht modifiziert und räume jetzt tatsächlich erst mal alles ordentlich weg, schmeiße Kleider nicht mehr einfach aufs Bett, sondern räume sie direkt in den Schrank (oder den Wäschekorb), nehme die Dinge, die ich brauche, direkt aus dem Rucksack und stelle den Rucksack ordentlich weg. Da hat Marie Kondo eben auch recht, das ordentliche Wegpacken kostet mich vermutlich insgesamt keine fünf Minuten, macht aber, dass sich nicht wieder innerhalb kurzer Zeit Dinge an Orten sammeln, wo sie eigentlich gar nicht hingehören.

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Es gab auch noch das WM-Finale, bei dem ich zwei Tore verpasste, nur weil ich mal kurz Duschen war und auch sonst nur so halb aufpasste, das, was ich von dem Spiel sah, war aber doch ganz spannender Fußball. Beim Tippspiel liege ich nach Abschluss jetzt auf einem soliden 50. Platz von insgesamt 58.

Schön fand ich die Siegerehrung, der prasselnde Regen machte es eigentlich noch besser, auch wenn es mir für die Beteiligten etwas leid tat, als Zuschauer verlieh das der ganzen Zeremonie etwas Besonderes. Männer in völlig durchnässten Hemden, die kroatische Präsidentin, die sich nasse Haarsträhnen aus dem Gesicht strich und mit dem vielleicht gewinnendsten Lächeln  aller Zeiten alle Fußballer und Trainer anstrahlte. Zum Schluss die französischen Spieler, die mit Goldpapier beklebt und breitem Grinsen über den Rasen rutschten und den Pokal abknutschten, eventuell traten mir da doch ein bisschen die Tränen, ich bin doch auch nur ein Mensch.

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Haus des Geldes auf Netflix zu Ende geguckt und für sehr gut befunden. mein Narcos-Spanisch wurde noch mal erweitert, ich kann jetzt mehr Allgemeinplätze und mehr Flüche, das ist doch was. Falls hier noch jemand unsicher war, ob der Hype berechtigt ist, ja ja, das ist eine gute Serie, das kann man gut gucken.

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Abends beim Thai die Suppe des Todes aka Tom Yam Gai gegessen. Beim ersten Mal lief mir nach drei Löffeln ausgiebig die Nase, seitdem arbeite ich hart daran, Schärfetoleranz aufzubauen und muss schon viel weniger weinen und schniefen.

Aktuell gibt es bei uns mehrere Baustellen, direkt bei uns vor dem Haus wird irgendwas an irgendwelchen Rohren gewerkelt, mehr wissen wir auch nicht. Letztlich hält sich mein Interesse auch in Grenzen, aber es wäre als Anwohner ganz nett gewesen, im Vorfeld zu wissen, dass Arbeiten durchgeführt werden und nicht erst davon zu erfahren, wenn ein großes Loch im Boden ist und aus dem Wasserhahn braune Brühe kommt. Jetzt ist unsere Straße auch überschaubar, eine Postwurfsendung oder ein Zettel an der Haustür hätte ausgereicht. An der Hauptstraße wird auch irgendwas gemacht, deswegen fahren die Straßenbahnen nur noch bis zu meiner Haltestelle und drehen dann wieder um, was bedeutet, dass jetzt von morgens bis abends ein armer Mensch an der Haltestelle steht und bei jeder Bahn die Weiche manuell umstellen muss. Falls man also bequem im Bürostuhl sitzend etwas Erdung braucht, dieser Tage steht in Essen ein Mensch an einer Haltestelle und macht nichts anderes als alle zehn Minuten die Weichen umstellen. Die Chance, dass die eigene Arbeit spannender ist, ist groß.

Eine Antwort auf „Tagebuchbloggen, 15.7.2018“

  1. Aus tiefstem Herzen meinen Dank, dass ENDLICH mal jemand diesen Schwachsinn mit den verkehrt herummen Büchern anprangert. Das ist tatsächlich noch schwachsinniger, als die karotten aufrecht im Kühlschrank zu lagern.
    Bei aller Absurdität muss ich auch sagen, dass mir Frau Kondo viele gute Denkanstöße gegeben hat, ich habe allerdings „spark joy“ gelesen, ist aber vermutlich dasselbe in hübscherer Ausgabe. Macht sich sehr schön richtig herum im Regal ;)

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