Den ersten Stop am ersten Tag machen wir in Bentley, einfach, weil wir Hunger haben. Im Star Inn gibt es für mich das Ploughman’s Lunch und für meinen Mann einen Burger, außerdem das erste Cider für mich. Zum Nachtisch wirklich extrem guten Käsekuchen mit Eis.
Danach geht es weiter an den Englanderinnerungen meiner Jugend vorbei. 1995 war ich mit dem Schüleraustausch in der Nähe von Southampton, die Gastfamilie lebte mitten im New Forest und obwohl das ganze eine etwas wackelige Angelegenheit war, weil die Austauschpartnerin und ich quasi nichts gemeinsam hatten, habe ich fast ausschließlich positive Erinnerungen an diese Reise. Ein oder zwei Jahre später war ich mit dem Kinderchor in Winchester, damals zu dritt bei einer Pfarrersfamilie mit vier Kindern (glaub ich), den genauen Ort habe ich leider vergessen, das war auch ein großer Spaß, auch wenn sich die Chorleitung nicht an den sehr explizit geäußerten Wunsch hielten, nicht bei jedem Städtetrip das Kulturprogramm so knallhart durchzuziehen. Auf der Chorreise lernte ich übrigens auch die Umschreibung „weiche Steine“ für Hundescheiße und biete das hier noch mal als kleine Amüsanz zur allgemeinen Erheiterung an.
Jedenfalls streifen wir nördlich den New Forest und fahren auch an Winchester vorbei und dann sind wir irgendwann in Lyme Regis, fahren eine sehr enge Straße bis fast ans Meer runter und finden dann tatsächlich noch einen Parkplatz direkt im Zentrum.
Lyme Regis ist mehr oder weniger wunderhübsch, man kann am Strand langlaufen oder auf der Hafenanlage rumturnen, es gibt kleine Restaurants und Buden für Fish & Chips und Eis und eine Gartenanlage, es ist alles sehr englisch und entspannt, genauso eigentlich, wie ich mir das vorgestellt habe, dabei sind wir noch längst nicht in Cornwall. Wenn man genau guckt, kann man im Osten die Küste sehen, an der Broadchurch gedreht wurde, das finden wir auch furchtbar aufregend. Dann essen wir überraschend gute Pizza und dann unser erstes englisches Eis. Ich will jetzt nicht zu viel verraten, aber es wird in diesem Urlaub sehr oft darum gehen, ob wir noch ein Eis essen sollen und wenn ja, wo und welches. Die Antwort auf die erste Frage ist übrigens immer „ja“. Die ganze Zeit finde ich es sehr faszinierend, dass wir gestern um diese Zeit noch zu Hause waren und überhaupt vor gar nicht so wenigen Stunden noch in Frankreich.
Ich überlege kurz, ob wir nicht ganz dreist und vermutlich verbotenerweise auf dem Parkplatz übernachten sollen, wir fahren aber schon mal weiter. Weil ich das Campingplatzsystem in England noch nicht so kenne, versuche ich erst mal einen Stellplatz über Park4Night zu finden, das gestaltet sich als schwierig, es ist schon dunkel, als wir auf einen semi-offiziellen Platz fahren, die Modalitäten auf den Schildern verwirrt uns aber, also fahren wir solange weiter bis wir schon in Torquay sind, versuchen es da auf einem offiziellen, wo natürlich schon alles zu ist, ich bin zwischenzeitlich maximal unentspannt und nicht mehr diskussionstauglich. Es endet so, dass wir in Torquay auf einem Parkplatz landen, der in der Park4Night-App lobend erwähnt wird, auf dem allerdings das Übernachten eigentlich verboten ist. Weil wir keine Lust mehr haben, bleiben wir trotzdem stehen, das Dach bleibt wegen Übernachtungsverbot unten, das wird hoffentlich reichen und dann verbringen wir unsere erste Nacht im Bus in England mit Aussicht aufs Meer.