Beim Surfen hatte ich dieses Jahr immer einen sehr unpassenden Ohrwurm, und das kam so:
An einigen Tagen bot es sich an, dass der Surflehrer, er hieß Thomas beziehungsweise Tom, einen gelegentlich mal anschubste. Angeschubst werden hat zwei Vorteile. Erstens sucht der Surflehrer die Welle aus und hat da ja ein bisschen mehr Erfahrung und zweitens muss man nicht wie wild paddeln, nur um dann sowieso festzustellen, dass die Welle eh nicht geeignet war.
„Anne1, tu veux un taxi?“ rief Tom also gelegentlich, manchmal auch auf Englisch. „Anne, you want a taxi?“
Menschen, die in den Achtziger Jahren einigermaßen bei Bewusstsein waren, werden das Problem sofort erkennen. Sobald ein Franzose das Wort „Taxi“ ausspricht, grätscht einem Vanessa Paradis ins Hirn und man summt „Joe le taxi“ vor sich her. Für alle, die sich gerade fragen, wovon ich fasele, hier kann man sich das ganze anhören.
Das ist aber noch nicht der unpassende Ohrwurm. Im französischen Atlantik einen Achtzigerjahrehit im Kopf haben, wäre ja noch irgendwie okay gewesen. Leider hatte ich eine ungünstige Assoziationskette, die ich auch nicht losgeworden bin und bin von der Melodie von „Joe le taxi“ immer wieder innerhalb von weniger als einer Minute zu „Hohe Berge“ von Frl. Menke gekommen. Auch hier wieder ein Beispiel für Spätergeborene:
Da hing ich also auf einem Surfbrett im Atlantik und summte Liedzeilen, in denen hohe Berge und Luis Trenker vorkamen und kam mir jedes Mal etwas seltsam vor. Aber da macht man eben nix.
1 In Wirklichkeit heiße ich ja im Ausland immer Anna, weil die Menschen weder im Französischen noch im Englischen das E am Ende aussprechen. Ich könnte also entweder die landestypische Aussprache nehmen oder ich stelle mich als „Anne“ (deutsch ausgesprochen) vor und heiße dann für die Zeit der Bekanntschaft „Anna“.