Meermomente

Am Dienstag war das Meer müde. Allerdings wussten wir das am Dienstag noch nicht. Am Dienstag waren wir erst in Bayonne, dann in Anglet und dann in Biarritz. Das geht, weil Bayonne direkt an Anglet hängt und Anglet direkt an Biarritz. In Biarritz wollten wir Surfer gucken. Also andere Surfer. Biarritzische Surfer auf biarritzischen Wellen. Nur, dass es keine Wellen gab. Aber weil wir ja noch nie in Biarritz waren, wussten wir nicht, dass das Meer müde war und dachten, vielleicht ist das hier immer so, in Biarritz, dass es keine Wellen gab, jedenfalls nicht hier in der Stadt.

Am Dienstag war jedenfalls das Meer müde, nur dass wir das erst am Mittwoch merkten, als wir wieder in Biscarrosse waren, wo wir ja die grobe Wellensituation kennen und am Mittwoch gab es auch in Biscarrosse keine Wellen. Also keine. Gar keine.

Da stehen dann also drei deutsche Jungs oben an der Strandpromenade an der Treppe, die runter zum Strand führt und machen lange, sehr lange Gesichter.

„Da sind ja überhaupt keine Wellen“, sagt der erste.

„Da sind ja auf Mallorca größere Wellen“, sagte der zweite.

„Da sind ja in Florida größere Wellen“, trumpft der dritte.

Schweigen und enttäuschtes Starren auf den atlantischen Ozean, der heute halt mal echt keinen Bock hat.

„Ich hatte mich so auf heute gefreut“, sagte der erste.

Und da stehen sie dann mit ihren Bodyboards und wissen nicht, was tun. So ganz ohne Wellen. Aber dem Meer ist das egal.

Als Gott Frankreich schuf

Als Gott Frankreich schuf, da malte er ein großes Land und in das Land zeichnete er schöne lange Autobahnen und sagte zu den Franzosen: „Das sind jetzt eure. Ihr dürft Geld dafür nehmen, aber passt schön auf, dass man gut darauf fahren kann und die Leute schnell von A nach B kommen.“

Und die Franzosen taten, wie ihnen geheißen und es ward gut.

Dann setzte Gott noch einen dicken Knubbel mitten in das Land, zeichnete wirr und konfus ganz viele Straßen ein, drückte ein paar Schlaglöcher in den Asphalt und sagte zu den Franzosen: „Und das ist Paris. Seht zu wie ihr damit fertig werdet.“

Und es ward Stau.

Alliterative Urlaubsplanung

Es ist nämlich so: Eigentlich wollten wir dieses Jahr drei Wochen nach Frankreich, genauer gesagt dahin, wo wir auch die letzten Jahre waren, nämlich nach Biscarrosse-Plage. Vor allem, weil man da gut surfen kann, aber auch, weil wir uns da wohl fühlen und ich außerdem letztes Jahr dann von mindestens zwei Surflehrern mit Wangenkuss und so begrüßt wurde. Wir gehören also jetzt quasi dazu, und das ist ja so als Deutscher bei Franzosen nicht selbstverständlich, das muss man mental irgendwie auskosten und noch mal hinfahren.

Jetzt kamen wir aber unverhofft zu zwei Karten für Bayreuth für den Ring. Also eigentlich sogar zu acht Karten, aber einzeln kaufen kann man die ja eh nicht. Der Ring wird in Bayreuth komplett geguckt, da kann man sich nicht irgendwas aussuchen. Oder man kann doch, muss dann aber für die anderen mitzahlen. Egal. Wir mussten jetzt jedenfalls den Urlaub spontan umplanen und haben das jetzt so gelöst, dass wir erst nach Bayreuth fahren, da dann sieben Nächte bleiben, zwischendurch Opern gucken und dann von da aus direkt weiter nach Frankreich zum Atlantik fahren. Wir werden also möglicherweise die ersten Wagnerfestspieltouristen mit Bodyboard im Kofferraum sein.

Dann ist es aber noch so, dass man Ferienwohnungen in Frankreich üblicherweise von Samstag auf Samstag bucht, die „Götterdämmerung“ aber am Mittwoch kommt, wir also die Zeit von Donnerstag bis Samstag irgendwie noch sinnvoll nutzen müssen.

Weil sich dann auch noch herausstellte, dass Bayreuth überraschenderweise gar nicht näher an Frankreich ist, sondern weiter weg, haben wir uns überlegt, dass wir dann einfach ungefähr auf halber Strecke noch mal einen Halt von zwei Nächten einlegen und die Fahrt so in zwei ertragbare Strecken teilen.

Deswegen recherchierte ich heute, was so auf halber Strecke liegt. Auf der vemeintlich schöneren Südroute fand ich Besançon und dann später Beaune. Beides sieht nett aus und erfüllt so geschätzt einigermaßen die Bedingung, auf halber Strecke zu liegen. Beides kenne ich nicht.

Jetzt funktioniere ich aber auch so, dass ich mich ja schon über die Alliteration bei „wir fahren von Bayreuth nach Biscarrosse“ sehr gefreut habe. Als ich dann noch Besançon fand, wurde das nicht besser. Wir würden dann nämlich von „Ba“ über „Be“ nach „Bi“ fahren und aus der Nummer kommen wir jetzt leider nicht raus.

Ich nehme also gerne weitere Tipps für Zwischenstopps auf der Strecke Bayreuth – Biscarrosse-Plage entgegen, wenn der Name der Stadt allerdings nicht mindestens mit „B“ anfängt, könnte das schon problematisch sein. Eventuell helfen ja gute Argumente. Möglicherweise sind Beaune und Besançon aber ja schon sehr gute Kandidaten. Wer sich da auskennt und wertvolle Tipps hat, darf sich auch gerne zu Wort melden.

In der Zwischenzeit gucke ich einfach schon mal hier nach, wie die Wellen so sind.

Mont de Marsan in Schildern und Streetart

Irgendwann im Urlaub gab’s einen Tag, der mit Regen anfing und auch nicht so schnell damit aufhören wollte. Also setzten wir uns einfach in das einzige Café mit ernsthaft freiem WLAN und recherchierten Ausflugsziele in erreichbarer Umgebung. Das heißt, ich glaube, ich recherchierte und der Mann guckte sich neue Plugins für sein Audio Interface an, aber das ist eine andere Geschichte und vor allem auch egal.

Relativ schnell war klar, dass es so viele Möglichkeiten gar nicht gibt. Frankreich ist ja groß und dementsprechend liegt alles weit auseinander. Zudem hatten wir in den letzten zwei Urlauben schon einiges an den näher gelegenen Ausflugszielen abgehakt. Arcachon, Parentis-en-Born, Mimizan-Plage, waren wir überall schon.

Mont de Marsan sah zumindest so aus, als ob man hinfahren könnte und war mit 30.000 Einwohnern groß genug, so dass wir uns schon irgendwie vergnügen können würden. Also fuhren wir nach Mont de Marsan, der Regen ließ tatsächlich nach und als wir da waren, wurde mir wieder mal klar, wie sich die Verhältnismäßigkeiten ändern, wenn man sich dauerhaft in einem kleinen Strandkaff aufhält. Mont de Marsan hatte quasi Großstadtdimensionen. Man hätte sich hier ernsthaft verlaufen können. UND ES GAB AMPELN!

Was es auch gab: Viele hübsche Schilder und Streetart. Und im Office du Tourisme einen Franzosen mit erstklassigem britischen Akzent. Aber das ist dann wirklich eine andere Geschichte.

Tabac - Journeaux

Bibliotheque

Coiffure

Boulangerie

Streetart

Mehr Streetart

Droguerie

Toilettage Canin

Tout pour la musique

Salle climatisée

Byrrh

Impasse Brioche

 

Frankreich, deine Bahnhöfe: Gare d’Arcachon

Pro: Wie so oft in kleinen Orten: Es gibt einen! Woohoo! Und die Züge fahren immerhin so grob einmal die Stunde nach Bordeaux. Außerdem ist er hübsch rosa, an der nächsten Brücke stadtauswärts hängen hübsche Blumenkästen (nicht fotografiert) und draußen gibt es anscheinend Aufladestationen für Elektroautos und ein total hübsches buntes Bild. Nicht zuletzt: BLUMENAUTOMAT! Total praktisch!

Contra: Die Züge fahren nur einmal die Stunde und dann auch nur bis Bordeaux und sonst quasi nirgendwohin. In der kleinen Bahnhofshalle kriegt man nur Tickets und Blumen, sonst nichts und so richtig heimelig ist es da auch nicht. Außerdem darf man nicht skateboarden oder Rad fahren. Vermutlich darf man das auch an anderen Bahnhöfen nicht, aber hier gibt’s extra Verbotsschilder.

Geheimtipp: Mit dem Auto nach Biscarrosse-Plage fahren und da dann aufs Surfbrett klettern. Aber ich glaube auch, ich bin da jetzt viel zu voreingenommen, um noch objektiv beurteilen zu können. Arcachon ist auch schön.

Besser nicht: Spontan vorbeikommen und hoffen, das schon was fahren wird. Ansonsten habe ich aber keine Beanstandungen.

Die Tour: Irgendwo in Bahnhofsnähe geparkt und zu Fuß zum Bahnhof gelaufen, dann rundherum, rein und vor allem auf dem Gleis hin und her und dann nach Arcachon zum Mittagessen.

 

Bahnhof

Ausgang

Blumenautomat

Tickets

Zug

Aussicht

Schild

Aussicht

Decke

Taube

Lautsprecher

Gleis

Danger

Verboten

Bild

E-Auto

Bahnhof

Frankreich in lang und breit

Ich hätte heute total gerne irgendwas tolles geschrieben, liege aber seit gestern mal wieder mit der tödlichen Sommererkältung flach. Schlucken tut weh, Nase läuft, aber dafür trinke ich zumindest mal richtig schön viel Wasser, anders ist das ja nicht auszuhalten.

Deswegen gibt’s heute nur hübsche Panoramabilder aus Frankreich. Die Panoramafunktion des iPhones macht’s möglich. Draufklicken öffnet übrigens das Bild in Flickr.

Hier hätten wir zunächst den Strand von Biscarrosse von verschiedenen Standpunkten aus:

Untitled

Biscarrosse-Plage

Biscarrosse-Plage

Biscarrosse-Plage

 

Und hier geht’s weiter mit ein paar Eindrücken von Mont-de-Marsan, wo wir an einem der wolkenverhangeneren Tagen spontan hinfuhren:

Mont-de-Marsan

Mont-de-Marsan

Mont-de-Marsan

 

(Und ich huste und schniefe jetzt weiter. Hab ja sonst nichts zu tun.)

 

Arcachon in Lomooptik

Neben zwei Nikons, der Panasonic und dem iPhone hatten wir ja auch noch die kleine Lomokamera mit in Frankreich. Allerdings nur mit einem Film, weil ich zu spät gemerkt habe, dass man da ja vielleicht für Nachschub sorgen könnte und es ist tatsächlich gar nicht so einfach, Lomofilm zu bekommen. (Foto Frankenberg in Essen kann zwar sonst alles, führt aber nur normale Filme, dafür hat der kleine lustige Laden im Untergeschoss des Einkaufszentrums am Limbecker Platz direkt am U-Bahn-Ausgang eine kleine Auswahl von Filmen für verschiedene Retrokameras.)

Den einen Film habe ich dann auch komplett verschossen. Letztes Wochenende dann das große Drama, als ich den Film zurückspulen wollte. Als an der Kurbel nix mehr ging, öffnete ich die Kamera in Ermangelung einer Dunkelkammer Böses ahnend unter der Bettdecke. Jup. Nix zurückgedreht. Film lag noch schön in der Kamera, es ging nichts nach vorne, nichts nach hinten, dafür konnte ich dann aber auch den Deckel nicht mehr ordentlich schließen und musste mit Paketband nachhelfen.

Gestern brachte ich dann einfach die gesamte Kamera, sicherheitshalber noch in ein schwarzes T-Shirt gewickelt zu Foto Frankenberg und bat darum, doch vielleicht den Film unter professionelleren Bedingungen und mit Expertenhänden aus der Kamera zu fummeln und dann auch gleich zu entwickeln.

Ob die komischen roten Ränder an manchen Bilder jetzt von der fehlgeschlagenen Bettdeckenaktion herstammen, bleibt reine Spekulation. Immerhin war ich geschickt genug, den Film nicht komplett zu vermurksen und ein paar schöne Bilder sind dabei rausgekommen. Fürs nächste Mal muss ich mir merken, dringend öfter mal doppelt zu belichten, das kann nämlich was. Und without further ado nun die ersten Bilder aus der Frankreichlomokollektion. Wir starten mit Arcachon, das kennen wir ja schon, nur jetzt mit noch mehr in Sechszigerjahreoptik und Doppelbelichtung.

Arcachon Platz

Arcachon Durchgang

Hotel

Doppeltes Arcachon

Strand

Karussell

Arcachon

Als wir 2010 zum ersten Mal an er französischen Atlantikküste Urlaub machten, landeten wir aus Unwissenheit direkt an den Dünen von Pyla, also wirklich direkt daneben. Die Dünen waren quasi hinterm Haus oder zumindest standen zwischen Haus und Dünen nur ein paar Pinien und ein bisschen Gestrüpp und dann irgendwann nur noch Massen von Sand.

Dass wir ein paar kleine Probleme mit der Ferienwohnung hatten, neben mangelnder Privatsphäre dank voll verglaster Front zum allgemeinen Hauseingang hin und seltsam niedrigen Decken bis hin zum nicht vorhandenen, obwohl angepriesenen Meerblick (Gespräch mit der Agentur: „Aufs Meer kann man auch nicht gucken, von der Terrasse schon mal gar nicht und wenn man sich vorne an die Treppe hinstellt, sieht man auch nichts.“ „Da stehen halt ein paar Bäume vor. “ „KEIN MEERBLICK!“), geschenkt. In der zweiten Woche hatten wir ein Apartment im zweiten Stock, wo keiner reingucken konnte, die Decken für normal große Menschen normal weit vom Kopf weg waren und man vor allem vom Balkon aufs Meer blicken konnte.

Aber davon wollte ich ja gar nicht schreiben. Ich muss nur ein bisschen ausholen, damit wir irgendwie noch nach Arcachon kommen. In Pyla-sur-Mer waren wir jedenfalls nicht so wirklich glücklich, denn der Herr Gemahl wollte ja surfen, dafür waren wir ja extra an die französische Atlantikküste gefahren. Wie sich aber rausstellte, liegt Pyla-sur-Mer am Eingang (oder wie immer man das nennt, ich kennt mich im Meeresfachvokabular nur beschränkt aus) der Bucht von Arcachon und in einer Bucht gibt es keine Wellen und ohne Wellen kann man schlecht surfen. Seitdem fahren wir auch immer nach Biscarrosse-Plage, denn das liegt nicht in einer Bucht, noch nicht mal am Eingang von einer, sondern direkt am Atlantik und da kann man prima surfen.

Aber auch davon wollte ich ja gar nicht schreiben, sondern von Arcachon. Arcachon liegt nämlich mitten in der Bucht von Arcachon und ist der nächstgrößere Ort von Biscarrosse aus gesehen, was bedeutet, dass Arcachon knapp 11.000 Einwohner hat und einem dementsprechend wie eine sensationell große Stadt vorkommt. ES GIBT SOGAR AMPELN! (Jedenfalls eine, von der wir wissen.)

Das tollste an Arcachon ist aber, dass es eine sofort in eine seltsame Sechziger-Jahre-Stimmung versetzt. Während man dann morgens noch walrossmäßig auf einem Brett rumlag und von Wellen überrollt wurde, flaniert man nachmittags im Sommerkleidchen ziellos durch Arcachon. Da spaziert man  so durch die Stadt mit den großen weißen Häusern und dann an der Promenade entlang, mit dem Casino und den ganzen Hotels und dem Pier und dem Karussell und überhaupt und man wundert sich, dass einem nicht automatisch ein kleines Kostümchen und eine Grace-Kelly-Frisur wächst und WO IST ÜBERHAUPT MEIN KING CHARLES SPANIEL?!? Wenn es Highsmiths Ripley in Italien nicht mehr gefällt, kommt er bestimmt nach Arcachon.

Alternativ haben wir Arcachon in unserem Nebenberuf als James-Bond-Location-Scouts für einen der nächsten Bondfilme ausgeguckt. Wir stellen uns das so vor: Bond fährt vorm Casino vor, spielt ein paar Runden Poker oder meinetwegen auch Baccara (das wird allerdings nicht in blauer Leuchtschrift angepriesen, muss man vielleicht für den Film anmontieren), muss dann mit einer Yacht durch die Bucht fliehen, landet an den Dünen von Pyla, wo er in einen Gleitschirm steigt und über die Dünen und Pinienwälder bis nach Biscarrosse gleitet, um dann direktameng auf einem Surfbrett zu landen und damit bis an den Strand zu surfen. Wir halten das für eine lebensnahe und umsetzbare Actionsequenz. Die Filmproduzenten können sich dann zur genaueren Besprechung bei uns melden, wir kommen da sicher zusammen.

Sunny

Gitter

Libraire

Häuser

Balkon

Blumen

Casino

Das Casino von Arcachon, Schauplatz eines der nächsten Bondfilme. Jedenfalls, wenn es nach uns geht.

Hotel

Karussell

Palme

Eckhaus

Mehr Häuser

Noch mehr Häuser

Lampe

Hübsche Häuser

Hübsche Kacheln

Noch mehr Kacheln

Urlaubserfolge

Ich will ja nichts sagen, aber ich sehe mich da eindeutig auf einem verdammten Surfbrett stehen. Mir ist allerdings immer noch unklar, wie das passieren konnte.

Anne surft

 

Photo © Anais Bonnamy