Als wir 2010 zum ersten Mal an er französischen Atlantikküste Urlaub machten, landeten wir aus Unwissenheit direkt an den Dünen von Pyla, also wirklich direkt daneben. Die Dünen waren quasi hinterm Haus oder zumindest standen zwischen Haus und Dünen nur ein paar Pinien und ein bisschen Gestrüpp und dann irgendwann nur noch Massen von Sand.
Dass wir ein paar kleine Probleme mit der Ferienwohnung hatten, neben mangelnder Privatsphäre dank voll verglaster Front zum allgemeinen Hauseingang hin und seltsam niedrigen Decken bis hin zum nicht vorhandenen, obwohl angepriesenen Meerblick (Gespräch mit der Agentur: „Aufs Meer kann man auch nicht gucken, von der Terrasse schon mal gar nicht und wenn man sich vorne an die Treppe hinstellt, sieht man auch nichts.“ „Da stehen halt ein paar Bäume vor. “ „KEIN MEERBLICK!“), geschenkt. In der zweiten Woche hatten wir ein Apartment im zweiten Stock, wo keiner reingucken konnte, die Decken für normal große Menschen normal weit vom Kopf weg waren und man vor allem vom Balkon aufs Meer blicken konnte.
Aber davon wollte ich ja gar nicht schreiben. Ich muss nur ein bisschen ausholen, damit wir irgendwie noch nach Arcachon kommen. In Pyla-sur-Mer waren wir jedenfalls nicht so wirklich glücklich, denn der Herr Gemahl wollte ja surfen, dafür waren wir ja extra an die französische Atlantikküste gefahren. Wie sich aber rausstellte, liegt Pyla-sur-Mer am Eingang (oder wie immer man das nennt, ich kennt mich im Meeresfachvokabular nur beschränkt aus) der Bucht von Arcachon und in einer Bucht gibt es keine Wellen und ohne Wellen kann man schlecht surfen. Seitdem fahren wir auch immer nach Biscarrosse-Plage, denn das liegt nicht in einer Bucht, noch nicht mal am Eingang von einer, sondern direkt am Atlantik und da kann man prima surfen.
Aber auch davon wollte ich ja gar nicht schreiben, sondern von Arcachon. Arcachon liegt nämlich mitten in der Bucht von Arcachon und ist der nächstgrößere Ort von Biscarrosse aus gesehen, was bedeutet, dass Arcachon knapp 11.000 Einwohner hat und einem dementsprechend wie eine sensationell große Stadt vorkommt. ES GIBT SOGAR AMPELN! (Jedenfalls eine, von der wir wissen.)
Das tollste an Arcachon ist aber, dass es eine sofort in eine seltsame Sechziger-Jahre-Stimmung versetzt. Während man dann morgens noch walrossmäßig auf einem Brett rumlag und von Wellen überrollt wurde, flaniert man nachmittags im Sommerkleidchen ziellos durch Arcachon. Da spaziert man so durch die Stadt mit den großen weißen Häusern und dann an der Promenade entlang, mit dem Casino und den ganzen Hotels und dem Pier und dem Karussell und überhaupt und man wundert sich, dass einem nicht automatisch ein kleines Kostümchen und eine Grace-Kelly-Frisur wächst und WO IST ÜBERHAUPT MEIN KING CHARLES SPANIEL?!? Wenn es Highsmiths Ripley in Italien nicht mehr gefällt, kommt er bestimmt nach Arcachon.
Alternativ haben wir Arcachon in unserem Nebenberuf als James-Bond-Location-Scouts für einen der nächsten Bondfilme ausgeguckt. Wir stellen uns das so vor: Bond fährt vorm Casino vor, spielt ein paar Runden Poker oder meinetwegen auch Baccara (das wird allerdings nicht in blauer Leuchtschrift angepriesen, muss man vielleicht für den Film anmontieren), muss dann mit einer Yacht durch die Bucht fliehen, landet an den Dünen von Pyla, wo er in einen Gleitschirm steigt und über die Dünen und Pinienwälder bis nach Biscarrosse gleitet, um dann direktameng auf einem Surfbrett zu landen und damit bis an den Strand zu surfen. Wir halten das für eine lebensnahe und umsetzbare Actionsequenz. Die Filmproduzenten können sich dann zur genaueren Besprechung bei uns melden, wir kommen da sicher zusammen.
Das Casino von Arcachon, Schauplatz eines der nächsten Bondfilme. Jedenfalls, wenn es nach uns geht.