Wie im Kindergarten

Ich beginne am besten einfach mit ein paar Tweets von heute:

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Woraufhin ich kurz über meine interne Kindergartenkarriere nachdachte und überlegte, das könnte doch ein schönes Thema für einen Blogartikel sein. Pia Ziefle erhoffte sich dadurch auch eventuelle Erkenntnisse über regionale Unterschiede, ich möchte jetzt hier nichts versprechen und fang einfach mal an.

Wir befinden uns in Köln, rechtsrheinisch (JA JA, ICH WEISS UND ICH MÖCHTE NICHTS HÖREN!) und ziemlich im Norden, genauer gesagt in der Bruder-Klaus-Siedlung. Die Zeit: Anfang der Achtziger Jahre.

Wir hatten drei Gruppen im Kindergarten, ich war in der Affenbande. Affen fand ich schon als Kind eher problematisch. Erstens hatte ich kein Bedürfnis danach, krakelend durch irgendwelche Bäume zu toben, zweitens mag ich keine Bananen und drittens finde ich Affen generell gruselig. Mal einen Schimpansen grinsen gesehen? Der führt doch was im Schilde! Echt jetzt! Das kann mir keiner erzählen, dass der nicht gerade überlegt, wie er einem möglichst effektiv in naher Zukunft Ärger macht.

Jedenfalls kam eine Identifikation mit Affen bei mir nicht in Frage. Aber da muss man durch. Die andere Gruppe war die Turnschuhbande, was allerdings für ein Kind, das Bücher schon immer lieber mochte als Bälle identifikationstechnisch auch nicht besser gewesen wäre. Wie die dritte Gruppe hieß, weiß ich nicht mehr.

Meine Kindergartenerzieherin war Frau Specht. Die anderen beiden hießen Frau Olschewski und Frau Eitelgörge und nein, ich denke mir diese Namen jetzt nicht aus, aber ich fand sie schon damals äußerst faszinierend.

Eine interne Kindergartenkarriere gab es nicht. Man kam in eine Gruppe und da war man Kind und dann wurde man älter und war immer noch Kind und irgendwann kam man in die Schule. Mir war bis heute auch nicht klar, dass es sowas gibt. Wie geht das? Wird man da befördert? Offiziell? Mit Feierlichkeit? Muss man einen Test bestehen? Schleife binden? Eine Sonne malen?

Meine beste Freundin auf dem Gymnasium erzählte mit glänzenden Augen davon, dass sie im Kindergarten Schleifenkönigin war. Sowas gab’s bei uns gar nicht. Bei uns gab’s nur Tür-zum-Hof-Aufschließen. Wer die Tür zum Hof aufschließen durfte, war der König. Das war aus Gründen, die mir heute recht schleierhaft sind, das größte Ding. Ich habe heute keine besondere Beziehung zum Aufschließen von Türen, aber damals muss da irgendwas dran gewesen sein.

Was es bei uns auch gab: Eine große Reifenschaukel im Hof. Dummerweise gab es viele Kinder, aber nur eine Reifenschaukel. Aus irgendeinem Grund waren wir immer einer zuviel und das bedeutete, dass sich einer oder eine in den Reifen legen musste. Wer auf diese bescheuerte Idee gekommen ist, weiß ich nicht, aber zusammengekauert in einem Autoreifen zu liegen war der Alternative gar nicht zu schaukeln vorzuziehen. Was für Ängste hatte ich, möglicherweise mal auserkoren zu werden, mich in den Reifen legen zu müssen. Glücklicherweise war eine unhinterfragte Annahme, dass der kleinste die arme Socke sein müsste und da fiel das Los auf den Bruder von Daniela, der war nämlich jünger und kleiner. Der Arme.

Also. Affenbande. Keinerlei Karrierechancen. Auch keine Schleifenköniginoption, lediglich Türaufschließen. Und dann auch noch Reifenschaukelpanik.

Klingt furchtbar, war’s aber nicht. Soweit ich mich erinnere, mochte ich es im Kindergarten. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, Aufstände beim Abliefern gemacht zu haben, aber darauf kommen wir später noch zu sprechen. Außerdem hatte mein Kleiderhaken ein Eichhörnchen drauf. Immerhin etwas.

So war das bei uns im Kindergarten. Es wurde gespielt und gebastelt in verschiedenen Ecken und manchmal gab es Sport in der kleinen Turnhalle. Wahrscheinlich war es wie in den meisten anderen Kindergärten Anfang der Achtziger Jahre. Vielleicht war es aber in anderen Kindergärten ganz anders. Vielleicht ist es heute ganz anders als früher. Ich bitte um Aufklärung.

Und was das Abliefern am Kindergarten angeht, war ich wohl doch nicht so harmlos wie ich immer glaubte. Meine Mutter berichtete nämlich letztens, dass ich regelmäßig rumgezetert hätte, wenn sie oder meine Oma mich zum Kindergarten gebracht hätten. Einmal, als mich mein Vater in den Kindergarten brachte, habe ich ihm dann gesagt: „Papa, ich find das viel besser, wenn du mich bringst, dann muss ich mich nicht immer so anstellen.“

Aber daran kann ich mich jetzt wirklich nicht erinnern.

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34 Antworten auf „Wie im Kindergarten“

  1. Affenbande. Das schlage ich am Elternabend mal vor!
    Das Konzept ist ja noch viel komplexer: Man ist in einer Gruppe, nennen wir sie „Mäusegruppe“, das bezeichnet aber nur die Gruppe, also die Raum- und Erzieherinnenzugehörigkeit.
    Die auf twitter genannten Flöhe / Zwerge etc. ist man qua Alter. Somit steigt man auf, indem man schlicht älter wird.
    Spannend finde ich, dass in vielen Einrichtungen keiner drandenkt, was Kinder mit ihrer Gruppenbezeichnung aassoziieren, also mit ihrer Altersgruppenbezeichnung. Will man ein Floh sein? Spätestens, nachdem man den ersten hatte, wahrscheinlich nicht mehr.

    1. Das Identifikationsproblem scheint mir ein kaum zu lösendes zu sein, da Kinder – ach Quatsch, Menschen! – ja sehr unterschiedlich sein können. Ich war eben nie ein Anarchokind und alles, was mit größerem Tohuwabohu verknüpft war, fand ich eher befremdlich. Andere Kinder fanden das vielleicht total super, auch wenn ich zugeben muss, zu diesem Zwecke nie eine Meinungsumfrage durchgeführt zu haben.

  2. Uh, ist das komplex.
    Ich war in Gruppe 3, die Tante hiess Sabine, war nett und hatte eine Katzenhandpuppe, die immer bei Geburtstagen zum Gratulieren kam. Geburtstagskinder waren für einen Tag König. Großer Garten => viele Schaukeln.
    Völlig unspektakulär.

  3. Ab drei Jahren wählen die Kinder bei uns, nachdem sie Mäuse und Zwerge endlich hinter sich gelassen haben, selbst einen neuen Gruppennamen. Demokratisch. Und das ist sehr, sehr aufregend. Schon Wochen vor dem Abstimmungstag werden Fraktionen gebildet, Koalitionen gesucht und Gegner überzeugt. Oder verprügelt.

      1. Gelbe Gruppe. Mein Bruder war später auch drin, da wurde sie dann auch regelmäßig umbenannt, was ab Mitte der 90er wohl total in wurde. Bei mir hieß sie immer gelbe Gruppe, so ein Kleiderhakenschild hatte ich auch, ich glaube, es war ein Igel. Ich hab immer viel gemalt im Kindergarten und irgendwie auch immer gezaubert. Außerdem hatten wir auch damals schon ‚Beziehungen‘ mit gegenseitigem Ausspannen der jeweiligen ‚Partner‘, waren wohl total frühreif. Die letzten zwei Jahre war ich das einzige Mädchen in einer Jungenbande und habe auch immer schön auf die Fresse gekriegt, trotzdem wollte ich unbedingt Lackschühchen haben, Barbies eher nicht so ;).

        Oh Sweet 90s.

  4. Hier heißen die Gruppen schlicht „rote“, „gelbe“, „blaue“ und „grüne“ Gruppe. Vielleicht kommen lila und orange irgendwann noch dazu und wenn auf petrolfarben erweitert wird, muss ich ernsthaft darüber nachdenken, ein drittes Kind zu zeugen ;)
    Als DDR-Kind war ich in der Krippe in der Bärchengruppe und im Kindergarten schließlich hinter der zweiten Tür nach der Kurve. Ich weiß gar nicht, ob die einen Namen hatte, aber ich hab immer die Knete geklaut über Nacht ausgeliehen. Und die Bausteine. Und die Flohspiel-Chips. Und alles andere. Vermutlich „kleine Verbrecher“.

  5. Ich war in einer Stadt in Süddeutschland glaube ich in der Schneewittchengruppe, ohne weitere Bezeichnung (wir waren nicht die 25 Zwerge oder so). Die anderen Gruppen erinnere ich nicht. Mein Zeichen war die Trommel. Nach dem Umzug in eine Stadt in Norddeutschland kam ich in die Blaue Gruppe, die anderen Gruppen waren rot und gelb. Ich fand blau als Farbe immer schon super, und ich fand es großartig, dass in (IN!) der Gruppe ein Klettergerüst war! Das Klettergerüst entpuppte sich bei näherer Ansicht als Puppenstube, das war für mich sehr enttäuschend. Mein Fach hatte das Schildchen mit der Trommel, es war frei, als ich mitten im Jahr aus dem Süden dazu kam, und das war wirklich eine sehr nette Geste, so mitten in meinem Heimweh.
    Mein Sohn ist in einer Kita mit Krippe und zwei großen Gruppen. Die Krippe ist die Gelbe Gruppe, die beiden großen Gruppen mit Kindern von 3 bis 6 sind rot bzw. grün, er ist in der Grünen Gruppe (und da einfach eines der jüngsten Kinder, ohne Beinamen). Blau ist dort der Werkraum. Sein Fach hat den Bären.
    Letztens eine Einschulung, pardon „Schuleinführung“ weiter im Osten erlebt, da hießen die Schulklassen „Stammgruppen“, und nicht „1A“ oder „2B“, sondern „Regentropfen-Stammgruppe“, „Sonnenstrahlen-Stammgruppe“, „Regenbogen-Stammgruppe“ etc. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich als Erstklässlerin die nüchterne Bezeichnung 1B irgendwie störend gefunden und mir irgendeinen Kuschelfaktor gewünscht hätte. („Wir gratulieren unseren diesjährigen Abiturienten, der Pinguin-Strammgruppe 2012!“ )

  6. Wir hatten im Kindergarten selbst zumindest ein Überthema in den Gruppen: Sonnen-/Regenbogen-/Sternen-/Wolkengruppe. Und es gab noch 2-3 mehr, aber an die kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich war erst in der Sternen- und dann in der Sonnengruppe

  7. Unser Großer ist im Sommer von einem „Wolkenzwerg“ zu einem „Regentänzer“ geworden. Passend zum Wetter in diesem Sommer :)

    Der Kleine ist ein „Waldgeist“.

    An meine eigene Gruppenbezeichnung kann ich mich nicht mehr erinnern, aber es waren – glaube ich – auch Farben.

  8. Ich bin alt.

    Bei uns gab es nur die gelbe, grüne und blaue Gruppe. Ich war gelb. Und das blieb ich auch bis zur Einschulung, es gab keine Vorschule, es gab keine pädagogisch wertvollen Zettel, es gab nur Spielen. Jedenfalls soweit ich mich erinnere.

    Mein Sohn hingegen war ein Kobold (was meine Tochter war, weiss ich schon gar nicht mehr, Rabenmutter, die ich bin) und ist dann ABC-Kind geworden. Das werden sie alle, in einer feierlichen Zeremonie, in der ihnen Federmappen überreicht werden. Mehr Aufstieg gibt es hier im Osten nicht. Vielleicht sollte ich mich doch wieder gen pädagogisch differenzierterem Westen hinbewegen, nicht dass mein Kind dereinst Komplexe bekommt, weil er sich nicht hocharbeiten konnte. Mit vier.

    1. Ich glaube, das hat nichts mit dem Alter zu tun, jedenfalls nicht, wenn’s um die Gruppenbenennung geht, ich denke, das liegt am Kindergarten. Bei uns gab’s auch hauptsächlich Spielen, was man wollte. Gelegentlich wurde mal gemeinsam gebastelt, was es sonst noch so an Programm gab, erinner ich nicht mehr, außer so Sachen wie Sommerfest, Laternenbasteln und Nikolaus.

  9. Ich war ein „Igel“. Was mir jetzt im Nachhinein auch nicht besonders toll vorkommt. Igel sind ja im Allgemeinen nicht für ihre Offenheit, Freundlichkeit und Freundschaft bekannt… bei uns auch besonders wichtig: Wer hatte welches Zeichen am Haken seiner Jacke. Gab es das bei euch? Ich hatte einen Hahn! Einen Hahn! Komisch. Hahn und Igel… ich sollte da noch einmal in Ruhe drüber nachdenken.
    Dafür war ich das einzige Mädchen, das mit auf die Burg durfte (Holzverschlag auf einer Erhöhung). Dort wartete ich auf die Ritter und kochte (packte Milchschnitten aus und legte sie irgendwo hin). Das waren noch Zeiten…

    1. Privilegien. Über den Haken hatte ich ja schon geschrieben: EICHHÖRNCHEN! Wie großartig ist das denn! Das hat mich dann wahrscheinlich auch mit der Affenbande versöhnt, denn Affen waren wir alle, aber das Eichhörnchen, das hatte ich ganz alleine.

  10. Also seltsame Gruppennamen gibt es auch bei den nördlichen Nachbarn. Meine Kinder sind hier in Dänemark von Larven zu Spinnen geworden (Die Larven sind zwischen 1 und knapp 3, die Spinnchen zwischen 3 und 5). Danach fängt man hier in der 0. Klasse an, auch børnehaveklasse (Kindergartenklasse) genannt. Nach der Null folgt aber ganz schlicht ein Buchstabe.

        1. Rein aus biologischer Sicht ist das alles auch nicht ganz unproblematisch. Wie soll man denn den Kindern nachher erzählen, dass Brummbären nicht aus Larven schlüpfen?

  11. Komisch, ich kann mich an viele Dinge gar nicht mehr so genau erinnern! Könnte weder sagen, wie mein Garderobenschildchen ausgesehen hat, noch wie der Name meiner Kindergärtnerin war.

    Ich weiß aber mit Sicherheit, dass ich gerne in den Kindergarten ging (in einer großen Stadt in Süddeutschland) und dass der Garten klasse war, besonders beim jährlichen Sommerfest!
    Da durfte man dann irgendwie auch noch richtig viel, im Gegensatz zu meinen Kindern heute, die schon Strafarbeiten schreiben müssen, wenn sie auch nur EINEN Schneeball bei Neuschnee werfen.

    Es gibt ein Foto von mir auf einem dieser Kindergarten-Sommerfeste, auf dem bin ich von oben bis unten mit Gold überzogen. Wir durften uns die Haut mit Farbe anmalen, was ich zusätzlich auf die Haare und sogar die Sandalen erweitert hatte. Ich muss sagen, ich strahle eine glückliche Lässigkeit aus (die meine Mutter bei meinem Anblick wahrscheinlich nicht empfand).

    So, das war dann mein Senf dazu.

    Gruß,
    Papagena

    1. Das ist auch ein interessanter Aspekt, was dürfen Kinder heute nicht mehr, was man früher durfte und umgekehrt, wo ist es lockerer geworden? Ich hab ja selber keine Kinder, aber von Erzählungen von Leuten mit Kindern hab ich immer das Gefühl, dass heute viel weniger erlaubt und viel mehr aufgepasst sind. Wir haben schon in der Grundschule bei uns in der Siedlung gespielt ohne Aufsicht, sind rumgelaufen, mit dem Rad durch die Gegend gefahren. Gibt’s das heute noch so oder ist da immer ein Erwachsener dabei und guckt, dass auch nichts passiert? (Klar, es gibt da immer Unterschiede von Kind zu Kind, von Familie zu Familie, aber eventuell gibt es ja spürbare Tendenzen.)

  12. Ich habe mich immer noch nicht daran gewöhnt, wenn mein jüngerer Sohn ein Kind aus der anderen Kita-Gruppe als „Pappnase“ bezeichnet, auch wenn das in der Bezeichnung völlig richtig ist!
    Dagegen sind seine Bären oder die auch vorhandenen Laubfrösche ja fast gewöhnlich….

  13. Zweite Gruppe, bei Tante Eva. Die lehrte uns Mädchen Häkeln, die Jungs gingen leer aus (oder hatten frei, je nach Blickwinkel). In der dritten Gruppe wohnte Tante Elfriede, die war alt und gruselig, und mein Bruder musste da hin, sowie die Petra. Mein Schild war wichtig, ich hab es aber trotzdem nicht mehr im Kopf, und es gab Milch zum Frühstück, in dicken, trüb-grünlich-durchsichtigen Plastiktassen, total zerkratzt und eklig nach saurer Milch müffelnd. Die Milch hatte den unglaublich widerwärtigen Nachteil, dass noch Schmand drin war, was sie für mich zu einem no go machte. Ich trinke heute noch keine Milch. Häkeln kann ich noch, aber über die Kindergartentopflappenhäkelei bin ich nicht wirklich hinaus gekommen. Im Gegensatz zu Britta, die mit fünf einen Pullover häkelte. Dass Tante Eva ihr die erste und die zweite Reihe vorgehäkelt hat, sitzt heute noch tief in meinem verbissenen Ego.

  14. Ich habe mal eine »Mäuseburg« geleitet. Gegen den Namen konnte ich mich nicht wehren; auch nicht gegen die später von der Gemeinde umgesetzte Idee, das Haus tatsächlich gelb mit Löchern zu streichen…
    mein Unbehagen rührte vielleicht auch daher, daß ich während meiner Kindergartenzeit mit derartigen Namen nicht behelligt wurde.

  15. Niedersachsen, frühe Achtziger. Ich kam erst mit fünf in den Kindergarten und kam dann mit sechs in die Schule.
    Ein Jahr vorher war das schon ausprobiert worden, aber ich war so schüchtern bei „Fremden“ und habe so viel geweint, dass meine Eltern es nach einiger Zeit aufgaben. Heute würdem Erzieher die Eltern mit ihrem ängstlichen Kind eventuell zum Therapeuten schicken, als meine Mutter damals einen Psychologen fragte, was man gegen übertriebene Schüchternheit bei Kindern tun könne, wurde sie als hysterisch dargestellt.

    Erst nachdem ich wegen einer orthopädischen Operation sechs Wochen ins Krankenhaus musste – mit strikten und sehr kurzen Besuchszeiten – und das besser gemeistert hatte, als meine Eltern befürchtet hatten, gabs einen neuen Anlauf im Kindergarten, diesmal erfolgreich.

    Ich war bei den Marienkäfern. Die anderen zwei Gruppen hatten auch Tiernamen – einmal Hasen, glaube ich, die andere Bezeichnung ist mir nicht erinnerlich. Bei uns gabs keine „Tanten“ – hätt ich auch arg blöde gefunden, Tanten sind die Schwestern meiner Eltern, nicht irgendwelche anderen. Und außerdem klingt das so arg betulich… Ich wehre mich selbst heute noch dagegen, wenn Freunde ihren Kindern mich als „Tante J.“ vorstellen…

    Aber ob „Fräulein Schrader“ wirklich besser war? Ja, ernsthaft: Fräulein. In der Schule haben wir die Lehrerinnen mit Frau angesprochen und gesiezt, generell wurden Erwachsene gesiezt, sofern man mit ihnen nicht verwandt war. Mir scheint, heute wird viel mehr geduzt, ich kenne Erstklässler, die gar nicht wissen, wie man siezt.
    Es gab im Kindergarten einen Sammelordner, in den unsere Malereien und Basteleien geheftet wurden. Es wurde gemeinsam gefrühstückt, gemeinsam gesungen, ansonsten gespielt. Auch kollektives Zähneputzen gehörte dazu – den Zahnputzbecher mit einem grinsenden Kinderkonterfei und dem Spruch „Zweimal täglich Zähneputzen!“ und dem Logo einer Krankenkasse und meinem mit Filzstift angebrachten Namen gibts immer noch, steht im Badregal.
    Einen Haken für die Jacke gabs bestimmt, aber wie der markiert war? Keine Ahnung. Ich mochte Marienkäfer und fands daher gut, dass ich jetzt auch einer war, wobei ich es unlogisch fand, dass meine Freundin Marie KEIN Marienkäfer war, sondern ein Hase.

    Ob die Gruppe damals altersgemischt war, weiß ich nicht, vermutlich schon. Ich erinnere mich an eine Verabschiedungszeremonie der Marienkäfer für die künftigen Grundschüler. Eine kleine Turnhalle war damals erst im Bau, wir haben im Gruppenraum gespielt und im Garten getobt.

    Ich bin in einem allerdings relativ großen und nur teildörflichen Dorf aufgewachsen und weiß, dass ich ohne Begleitung zu Fuß zum Kindergarten lief und auch wieder nach Hause. Und dass ich es komisch fand, dass der Weg zum Kindergarten weiter war als zur Grundschule, wer hatte sich das nur ausgedacht? ;-)

    Wir hatten relativ viele Freiheiten damals, die Eltern erfuhren eventuell, dass wir bei Kind X zum Spielen sind, allerdings hieß es oft nur, dass wir auf dem Spielplatz sind – und dort blieben wir nicht lange, sondern gingen in den Wald oder an den Fluss oder sonstwohin. Zum Abendbrot wieder zuhause sein – das war die Regel. Meine Mutter hat lieber nicht genau nachgefragt, wenn ich wieder einmal nass oder blutend nach Hause kam…aber ggf. hat sie getröstet, nicht dass hier ein falscher Eindruck entsteht.

  16. Ich hatte eine furchtbare Kindergartenzeit (rückblickend). Frau Wagner war die Chefin und eine alte Ziege. Wir mussten irgendwann Schleife binden können, ohne dass sie es uns gelehrt hat, sonst durften wir nicht nach draußen. Mein Freund Frank kam das ganze Jahr über in Gummistiefeln…
    Jetzt arbeite ich selber als Erzieherin in einer Kita, der Rasselbande. Die beiden Gruppen mit den jüngeren Kindern (1-3jährig) sind die Frösche und Käfer. Wenn die Kinder älter sind gehen sie zu meinen Kolleginnen in die Löwengruppe oder landen bei mir in der Tigergruppe. Wir haben es uns bei den Gruppennamen nicht leicht gemacht und sicherlich gibt es auch noch tolleres Getier, aber die Kinder und Eltern wirken zufrieden. Vorher habe ich in der „Rabengruppe“ gearbeitet und da haben mich Mütter öfter mal leicht pikiert angeschaut, wenn ich sie als „Rabenmütter“ angesprochen habe.
    Jetzt binde ich alle Schleifen und danke dem Universum für die Erfindung der Klettverschlüsse.

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