Gelesen: Still von Zoran Drvenkar

still

Das erste Buch, das ich von Zoran Drvenkar las, war Der letzte Engel [Werbelink] und ich war restlos begeistert. Umso gespannter war ich, als mir ein Rezensionsexemplar von Drvenkars neuem Roman Still angeboten wurde.

Während Der letzte Engel eine Art Fantasy-Mystery-Thriller war, der sich an keine Regeln hielt, ist Still zumindest, was das Genre angeht, deutlich gradliniger. Still ist ein Thriller, wie es ja auch draufsteht.

Es geht um einen Mann, der seine Tochter verloren hat und sich auf der Suche nach einer Antwort selbst aufgibt. Es geht um ein Mädchen, dass seit Jahren in einem Zimmer darauf wartet, dass jemand ihre Erinnerung zurückbringt. Und es geht um vier Männer mit einer Mission. Um diese Figuren webt Drvenkar das Netz einer schier unglaublichen Geschichte, die ihren Ursprung weit in der Vergangenheit hat. Es geht um Jäger und Gejagte, um den Kampf ums Überleben und um ein tödliches Spiel.

Drvenkar schreibt packend und schnörkellos. Die Perspektiven wechseln zwischen dem Mann, der sich den Namen Mika Stellar gibt, den vier Männern mit ihrem Geheimnis und dem Mädchen Lucia. Still ist eine Geschichte voller Abgründe und Falltüren, die den Leser überraschen. Wenn man am Anfang noch glaube, man hätte die Grundzüge verstanden, so entpuppt sich das als Irrtum, denn Zoran Drvenkar hat ganz andere Sachen vor und mag sich nicht an irgendwelche Regeln halten.

Möglicherweise ist es die Art von überbordender Fantasie, die Der letzte Engel für mich so großartig machten, die aber Still dann in ein den entscheidenden Momenten einen Tick zu absurd und surreal wirken lassen. Zoran Drvenkar bricht Regeln, wo sie vielleicht nicht hätten gebrochen werden sollen. Das macht das Buch nicht minder spannend, im Gegenteil, nur lässt es die Leserin etwas ratlos zurück. Ja ja, verstanden habe ich das alles, aber ist es nicht alles ein bisschen zu abgefahren, die Story zu konstruiert, die Hintergrundgeschichte zu seltsam?

Das ist vielleicht der Wermutstropfen dieses Buches, das man jenseits aller Kritik durchaus in einem Zug durchlesen möchte. Das schlimmste, was man Drvenkar vorwerfen kann, ist , dass er manchmal enthusiastisch übers Ziel hinausschießt, aber wir befinden uns hier schon in einem Bereich, den man locker unter „Jammern auf hohem Niveau“ abheften kann. Da wir gerade Sommer haben, liegt es nahe, Still als Strand- oder Flugzeuglektüre zu empfehlen, es passt aber in jede Jahreszeit, ob man nun Sand zwischen den Zehen oder eine Decke über den Füßen hat.

Still von Zoran Drvenkar ist 2014 im Verlag Eder & Bach erschienen, 416 Seiten, 16,95 Euro als Taschenbuch. Man bekommt es bei Amazon [Werbelink], bei der Buchhandlung Jost in Bonn-Kessenich und in jedem anderen Buchhandel um die Ecke.

Eine Antwort auf „Gelesen: Still von Zoran Drvenkar“

  1. Das Buch „Der letzte Engel“ habe ich auch verschlungen und nun endlich den zweiten Teil gelesen. Alles sehr fesselnd und abwechslungsreich geschrieben. Konnte gar nicht glauben, dass es sich um Kinder- und Jugendliteratur handelt. „Still“ klingt auch gut, danke für die Rezension.

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