Es gibt da einen Tweet irgendwann Ende November des letzten Jahres. Ich saß da allein an meinem Rechner und suchte verzweifelt nach einem Hotel in Edinburgh. Verzweifelt deswegen, weil ich feststellen musste, dass es gar nicht so einfach war, ein vernünftiges Hotel zu einem vernünftigen Preis in einer vernünftigen Gegend in Edinburgh zu finden. Flug schon gebucht, stundenlang zwischen verschiedenen Hoteloptionen hin- und hergeklickt.
Ich war durch.
Und irgendwann zwischendrin schrieb ich in weniger als 140 Zeichen etwas über die verzweifelte Suche nach einem Hotelzimmer in Edinburgh.
Dieser Tweet wäre vermutlich vollkommen irrelevant gewesen, er war weder besonders witzig noch in irgendeiner anderen Weise aufregend oder informativ. Es gab ihn nur, weil ich sehr genervt war und das mal kurz irgendwo loswerden musste.
Wenn ich aber diesen Tweet nicht geschrieben hätte, dann hätte ich nicht erfahren, dass Isa zur gleichen Zeit auch ein paar Tage in Edinburgh verbringen würde, und dann hätten wir uns nicht mit Isa und dem Mann in einem Pub auf der Royal Mile verabredet. Wir hätten eben diesem Mann nicht beim Musizieren und Singen zugehört und ich hätte Zoë nicht kennengelernt. Ich hätte dann vermutlich auch keine Bücher von Zoë gelesen oder wäre mitten im Winter zu einer Lesung nach Liederbach gefahren. Wenn ich Isa nicht schon mal getroffen hätte, hätte ich mich vor ein paar Wochen auch gar nicht getraut, anzumerken, dass ich zur Buchmessenzeit gerne zum abendlichen Biertrinken (es wurde tatsächlich Äppelwoi) zur Verfügung stehen würde.
Und dann hätte ich heute Abend nicht im wunderbaren Café Größenwahn mit Isa, Stephan, Jenny, Katy, Claus und Andreas einen sehr, sehr netten Abend verbracht.
Das wäre alles nicht passiert. Aber es ist eben passiert und das alles nur wegen eines lächerlichen Tweets. Natürlich wüsste ich das alles nicht und würde es auch nicht vermissen, wenn es nicht passiert wäre, aber das ist ja eine dumme Denkweise. Wenn es die Muppets nicht geben würde, würden wir sie auch nicht vermissen, aber eine Welt mit Muppets ist ja trotzdem besser.
Und das letzte Jahr (mit dem Ende von 2011 dazu) war eben auch besser mit gemeinsamen Pub-Besuchen in Edinburgh, Velvet-Underground-Coverversionen, Lesungen im beschaulichen Liederbach und netten Abenden im Frankfurter Nordend.
Das alles wegen einem dusseligen Tweet, den ich nur geschrieben habe, weil ich so fürchterlich genervt war und den im richtigen Moment jemand anderes gelesen hat.
Den Wert eines Tweets kann man nicht vorhersagen, weil man ja gar nicht weiß, was vielleicht daraus werden wird. In den allerallermeisten Fällen verschwinden diese maximal 140 Zeichen irgendwo im digitalen Nirwana. Aber manchmal wird ganz viel draus. Und das kann dann ganz toll werden.
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Es ist wie mit allen Begegnungen: ein Wort, Reaktionen und die daraus resultierenden Momente.
Völlig gleichgültig, ob das auf dem Wochenmarkt, einer Party oder auf Twitter passiert. Interessant ist die Interaktion und so lange die gegeben ist, menschelt es, wie Du es beschrieben hast.