Ich habe letztes Wochenende wieder viel Geld beim Einkaufen gespart. Genauer gesagt: Beim Kauf von Kleidung. Das war aber gar nicht so geplant, weder hatte ich generell vor, zwei Pullover und ein Kleid zu kaufen, noch hatte ich irgendwann gedacht, och, gehste mal Schnäppchen beim Winterschlussverkauf machen.
Eher ist es so, dass ich immer erst das Bedürfnis verspüre, irgendwelche saisonalen Textilerzeugnisse zu erwerben, wenn der Rest der Menschheit anscheinend schon längst damit abgeschlossen hat.
Ich kaufe Pullover dann, wenn es kalt ist. Genauer gesagt kaufe ich Pullover dann, wenn mir schon mindestens drei Mal kalt war. Dann ist aber eben meistens schon Januar und alles kostet nur die Hälfte. Bei Sandalen und Badesachen sieht es ähnlich aus. Hier an Rhein und Ruhr kennen wir ja ohnehin keinen richtigen Sommer. Meistens regnet es und dann ist es kurz mal eine Woche heiß und sonnig. Bis man das begriffen hat und sich entsprechend mit passender Kleidung versorgen konnte, ist es auch schon wieder vorbei.
Sommerklamotten kaufe ich ein bis zwei Wochen, bevor wir nach Südfrankreich in Urlaub fahren, was aus diversen Gründen meistens im September ist. Ich kaufe das also im August, frühestens, wenn der Rest der klamottenkonsumierenden Bevölkerung schon alles besorgt hat und dementsprechend wieder alles nur noch die Hälfte kostet.
Es ist auch ein mentales Problem. Wenn es draußen kalt ist, bin ich unfähig ein Sommerkleid zu kaufen. Alles, was ich nicht theoretisch am nächsten Tag anziehen könnte, scheint mir unsinnig, warum sollte ich das jetzt kaufen, wenn ich erst frühestens in zwei Monaten etwas davon habe.
Diese Unfähigkeit, Kleidung außerhalb der Saison, in der man sie auch sinnvollerweise anziehen könnte, zu kaufen, spart also viel Geld. Antizyklisches Einkaufsverhalten ist also durchaus zu empfehlen, abgesehen davon, dass es mir deutlich natürlicher vorkommt.
Viel Geld spart man übrigens auch, wenn man in Frankreich antizyklisches Essverhalten entwickelt. Das haben wir zwei Urlaube lang praktiziert. Wir hatten immer exakt dann Hunger, wenn alle Restaurants geschlossen hatten*. Man kann dann nur noch in irgendeinem Straßencafé ein Sandwich essen, zum Supermarkt oder halt hungern. Das spart auch Geld, macht allerdings auch nicht besonders glücklich. Im Gegensatz zum antizyklischen Kleidungskauf kann ich das also nicht empfehlen.
*For future France tourists: Restaurants haben üblicherweise zwischen 12 Uhr und 14 oder 15 Uhr geöffnet und dann ab 19 Uhr wieder. Wer in der Zeit dazwischen kommt und hungrig aussieht wird amüsiert angeguckt oder ausgelacht.
Um das antizyklische Einkaufsverhalten zu befördern, hilft es, im Winter in den Sommerurlaub zu fliegen. Zum Beispiel auf die Kanaren.
Gut, der kostet dann auch wieder Geld. Das man eigentlich sparen möchte. Aber irgendwas ist ja immer.