Ich brauche die Mithilfe meiner Leser, vor allem derer, die gestern den Eurovision Song Contest gesehen haben.
Der ein oder andere wird es mitbekommen haben: Seit diesem Jahr gibt es die automatische ESC-Kritik nach dem Vorbild der automatischen Kultur- und Literaturkritik der Riesenmaschine. Bei der automatischen ESC-Kritik gibt es nur festgelegte Kriterien, die man mit Ja oder Nein beantworten kann. Daraus ergeben sich Plus- und Minuspunkte, die verrechnet werden und am Ende einen Gewinner ergeben.
Das Spreadsheet für dieses Jahr kann man hier einsehen und bearbeiten, wer glaubt, noch Fehler oder Ergänzungen haben, darf sie eintragen, dann aber bitte mit Kommentar an der entsprechenden Zelle, damit ich das auch noch mitbekomme und die Beweggründe einschätzen kann. Außerdem nehme ich Vorschläge für das nächste Jahr an, dazu melde ich mich aber gesondert noch mal.
Da wir uns im ersten Jahr der ESC-Kritik befinden, brauchen wir noch etwas Übung, und das ein oder andere Kriterium konnte ich in konkreten Fällen nicht immer eindeutig beantworten. Und dafür brauche ich jetzt Mithilfe. Bitte beurteilen Sie die folgenden Sachverhalte. Ja oder nein?
Generell
Minuspunkt 12: Im Titel des Beitrags kommt einer der folgenden Begriffe vor: Music, Love, Happy, Heart, Sing, Song, Peace, Voice
Der italienische Beitrag hatte ein „Amore“ im Titel, was selbst des Italienischen nicht mächtige als „Liebe“ erkennen. Das warf die Frage auf, ob dieser Punkt nur bei englischsprachigen Titeln zählen sollte. Ich bin zwiegespalten. Erst dachte ich: Nein, weil wir ja dann alle Titel übersetzen müssten, und das kann ich nicht leisten. Die Wikipedia leistet das aber, also ist das Argument hinfällig. Ich bin noch unschlüssig, ob hier der tatsächliche Inhalt abgestraft werden soll oder das englische Wort als Songtitelklischee. Wie sieht der Rest des Internets das denn?
Slowenien
Minuspunkt 15: Unnütze Accessoires (Plexiglasstäbe, Wippen)
Die Kopfhörer mögen das Markenzeichen der Sängerin sein, scheinen mir aber doch einigermaßen unnütz. Einwände?
Frankreich
Pluspunkt 18: Lied bedient ernsthaft ein eindeutiges Genre (Blues, Swing, Phillysound, Heavy Metal, Reggae, …)
Ich würde das sehr eindeutig als Chanson einordnen, aber vermutlich klingt fast alles, was eine französische Ballade ist, wie ein Chanson und wir sind da nur sprachverwirrt. Kann ich den Punkt also geben oder nicht?
Pluspunkt 20: Nur an dem Lied direkt Beteiligte auf der Bühne (keine Tänzer, keine Schwimmer, keine Dita von Teese in einer Wasserschüssel)
Irgendwann kommen diese Trommler, die zwar im Prinzip am Lied beteiligt sind (Bandmitglieder und Backgroundsänger zählen), aber auch eher als visuelles Gimmick dienen. Punkt erfüllt oder nicht?
Großbritannien
Pluspunkt 18: Lied bedient ernsthaft ein eindeutiges Genre (Blues, Swing, Phillysound, Heavy Metal, Reggae, …)
Klingt für mich sehr eindeutig nach Elektroswing. Andere Meinungen?
Minuspunkt 19: Artistische Darbietung auf der Bühne (Feuerschlucken, Trapez,…)
Die Tänzer und Backgroundsänger haben zwar tatsächlich hauptsächlich getanzt, es kam mir aber doch der ein oder andere Salto zu viel vor, um diesen Punkt nicht nicht zu geben. Passt das wohl?
Aserbeidschan
Minuspunkt 19: Artistische Darbietung auf der Bühne (Feuerschlucken, Trapez,…) sowie
Minuspunkt 28: Ausdruckstanz auf der Bühne
Es kam die berechtigte Frage, ob das schon artistische Darbietung wäre. Ich habe es als Ausdruckstanz gewertet und finde, man kann hier nur einen Punkt vergeben, es sei denn, es findet völlig voneinander getrennt statt (also ein Ausdruckstänzer UND ein Trapezkünstler oder so). Eigentlich ist es egal, weil es beides Minuspunkte sind, aber vielleicht gibt es ja doch gute Gründe, beide Punkte zu vergeben.
Diese sieben Punkte sind also im Moment noch nicht ganz geklärt. Bitte helfen Sie mit. Je schneller wir hier Einigung erzielen, desto schneller kann ich ja auch das Ergebnis präsentieren. Und das interessiert ja hier bestimmt jeden brennend.
Obwohl ich ja bei den Verteilungen was als Plus und Minus gilt nicht ganz einverstanden bin, hier einfach mal Meinungen zum Status Quo:
Minuspunkt 12: Im Titel des Beitrags kommt einer der folgenden Begriffe vor: Music, Love, Happy, Heart, Sing, Song, Peace, Voice
Ich würde sagen, es geht hier um Vermeidungen von Englischen Klischees. Andere Länder haben ganz andere Klischees, das führt glaub ich zu weit (im deutschen der Herz/Schmerz Reim zum Beispiel). Ich hatte gedacht bei diesem Punkt geht es um tendenziell nicht-englisch-sprachige Nationen (nicht nur, siehe: UK) die sich im Englischen bei den flachesten Klischees bedienen um international anzukommen. Italien biedert sich immerhin mit einem Italienklischee an, nicht mit einer langweiligen Pseudo-internationalität.
Slowenien:
Minuspunkt 15: Unnütze Accessoires (Plexiglasstäbe, Wippen)
Der ganze Punkt hier ist ein Rätsel, sollte es hier nicht um Teile des Bühnenbildes gehen? (Der Pianist in dem Lied hat übrigens auch Kopfhörer auf). Weil, unnütze Modeaccessoires sind ja ein weites Feld.
Frankreich
Pluspunkt 18: Lied bedient ernsthaft ein eindeutiges Genre (Blues, Swing, Phillysound, Heavy Metal, Reggae, …)
Ich finde das gilt schon als Chanson, wobei ich da auch kein Fachmann bin.
Pluspunkt 20: Nur an dem Lied direkt Beteiligte auf der Bühne (keine Tänzer, keine Schwimmer, keine Dita von Teese in einer Wasserschüssel)
Diese Trommler sind definitiv alberner Tand im Sinne einer Dita von Teese. Die Drums im Lied sind ganz andere, und sie hören ja mittendrin auch zu trommeln auf bevor die Drums zuende sind. Also entweder ein Minuspunkt für Zirkus oder für falsche Instrumente.
Großbritannien
Pluspunkt 18: Lied bedient ernsthaft ein eindeutiges Genre (Blues, Swing, Phillysound, Heavy Metal, Reggae, …)
Elektroswing ist doch nicht ein Genre sondern zwei. So etabliert ist das eigenständig nicht, ich kenne jedenfalls sind „Doop“ kaum andere Beispiele.
Minuspunkt 19: Artistische Darbietung auf der Bühne (Feuerschlucken, Trapez,…)
Hmm mir schien die Artistik jetzt nicht auf den Tanz aufgesetzt sondern eher ein Teil davon, solche Sachen macht man doch bei professionellem Swing oder nicht?
Aserbaidschan
Minuspunkt 19: Artistische Darbietung auf der Bühne (Feuerschlucken, Trapez,…) sowie
Minuspunkt 28: Ausdruckstanz auf der Bühne
Das ist nur Ausdruckstanz. auch hier finde ich geht das nicht über das hinaus was ich von Ausdruckstanz eh schon kenne.
Bei Slowenien hadere ich noch, Punkt 20 bei Frankreich hab ich gelöscht, statt dessen gab’s einen Minuspunkt für offensichtliches Instrumentalplayback. Für Elektroswing gibt’s Spotifyplaylisten, das ist definitiv ein Ding, die Frage ist nur, ob der UK-Beitrag auch Genrekonform war, dafür hab ich den Minuspunkt gelöscht, das lassen wir dann mal als Swingtanzen mit besonderem Einsatz gelten.
Und was die generelle Verteilung angeht, da kann man sicherlich diskutieren, aber das war ja auch das erste Mal und muss ich noch entwickeln. Im nächsten Jahr denk ich hoffentlich früher dran, alles vorzubereiten.
Ok, meine Meinung, jedenfalls teilweise.
Italien: Ich würde jetzt spontan einen Minuspunkt geben, aber dieses Jahr wäre es aufgrund der vielen englischsprachigen sowieso recht einfach gewesen. Für nächstes Jahr müsste man sich das genau überlegen. Ich plädiere für „alles übersetzen“ und konsequent sein.
Slowenien: Ich finde die Kopfhörer zwar furchtbar albern, würde sie aber wirklich als Markenzeichen und daher nicht als unnützes Accessoire sehen.
Großbritannien: Die ganze Darbietung war ein einziger Minuspunkt. o_O Aber ja, Minuspunkt bei artistischer Darbietung.
Aserbeidschan: Eindeutig Ausdruckstanz