Ein Thema, das das Internet (oder zumindest mein Internet) aktuell beschäftigt, ist der Spülsexismus. Ausgehend von dem Comic „You Should’ve Asked“ von Emma, die auch den schönen Begriff mental load erklärt, habe ich mehrere Artikel gelesen, die das Problem der Arbeitsteilung im Haushalt angingen. Es geht hier im Wesentlichen um die Frage, wie selbstverständlich wer in welchem Maße was tut und eben auch darum, ob klassische Hausarbeit immer noch hauptsächlich von Frauen erledigt wird.
Ich finde dieses Thema sehr spannend. Grundsätzlich habe ich mit meinem Mann Glück gehabt und würde behaupten, dass bei uns die Arbeit prinzipiell gerecht aufgeteilt ist. Wir haben auch keine Kinder, was vieles vereinfacht. Aber ich habe auch in den letzten Jahren gelernt, bei bestimmten Sachen loszulassen und Aufgaben abzugeben und dafür andere Dinge öfter zu übernehmen. Dieser Prozess ist überraschend schwierig, denn man muss auf einmal damit klarkommen, dass nicht alles genauso gemacht wird, wie man es selber machen würde. Hat man diesen Schock aber einmal überwunden, setzt die Phase der Erleichterung ein, aber dazu kommen wir später noch.
Was mich an vielen Beiträgen zu diesem Thema stört ist, dass sich alle einig sind, dass es so nicht gut ist und dass man auch relativ sicher ist, dass es nicht reicht zu diskutieren, allerdings konkrete Lösungsansätze fehlen. So dreht man sich dann im Kreis der Problembestätigung und kann so sicherlich auch ein paar Jahre weitermachen, nur ist damit natürlich auch niemandem geholfen. Deshalb an dieser Stelle ein paar Erfahrungen und Hinweise, wie man vielleicht doch ein paar Schritte vorwärts kommt.
Das Wort „Helfen“ verbannen
Der erste Schritt besteht darin, dass Wort helfen in Bezug auf Alltagsaufgaben aus dem Wortschatz zu verbannen. Nein, der Partner „hilft“ einem nicht, er erledigt seinen Teil der Aufgaben.
Natürlich gibt es durchaus auch Situationen, wo das Wort angebracht ist, aber eben für sehr konkrete Bitten, vor allem, wenn es um Dinge geht, die man wirklich nicht alleine erledigen kann, das schwere Paket die Treppe hochtragen zum Beispiel oder das Brett festhalten, während der andere eine Schraube reindreht.
Ansonsten wird ab sofort nicht mehr geholfen, nicht mehr beim Spülen, nicht beim Putzen, nicht beim Aufräumen, nicht bei der Wäsche, nicht beim Kinder-ins-Bett-bringen und auch sonst bei keiner Alltagsaufgabe.
Vor kurzem geisterte ein englischer Facebookbeitrag eines Mannes durch meine Timeline, der sinngemäß (ich finde den Beitrag leider nicht mehr, für Hinweise bin ich dankbar) sagte: Ich helfe meiner Frau nicht. Das ist zu fünfzig Prozent meine Wohnung und mein Haushalt, also ist es auch zu fünfzig Prozent meine Verantwortung.
Menschen sind unterschiedlich
Ich putze nicht. So. Jetzt ist es raus.
Ich putze nicht, weil ich einen Partner habe, der ein anderes Sauberkeitsbedürfnis hat und in der Zeit, die ich brauche, um etwas als dreckig wahrzunehmen, schon drei Mal drüber gewischt hat. Das war lange Zeit ein großes Konfliktthema, denn für ihn existierte ein Problem, das in meiner Welt nicht existierte. Für ihn existierten sogar zwei Probleme, nämlich erstens, dass es dauernd dreckig war und zweitens, dass ich mich irgendwie nicht dafür interessierte. Es hat überraschend lange gedauert, bis wir verstanden habe, warum wir uns nicht verstanden haben.
Für ihn war es vollkommen unverständlich, dass ich den Dreck nicht wahrnehmen würde und für mich war es unverständlich, dass er dauernd unzufrieden war, obwohl die Wohnung doch sauber war. Es hilft dann tatsächlich, darüber zu sprechen, allerdings am besten in einer Situation, wo nicht eine Person gerade wieder genervt ist, weil sie etwas tun musste, was der andere doch auch hätte machen können. Das Geheimnis ist: Der andere hat es einfach nicht als zu behebenden Missstand wahrgenommen. Nicht aus Bosheit, noch nicht mal aus Faulheit oder in der Gewissheit, dass der andere es schon erledigen würde, sondern einfach, weil er oder sie es nicht wahrgenommen hat.
Beziehungsarbeit ist eben auch, die Bedürfnisse des Partners kennenzulernen und zu respektieren. Was einen selber stört, empfinden andere nicht als störend, dafür sind sie furchtbar von Dingen genervt, die einem selber komplett egal sind. Es ist dann auch vollkommen unerheblich, ob man die Bedürfnisse des anderen nachvollziehen kann, man muss sie nur verstehen und respektieren und in seinen eigenen alltäglichen Handlungen berücksichtigen.
Ich weiß jetzt, dass meinen Mann die Krümel auf dem Tisch nerven, deswegen wische ich einmal drüber, obwohl ich selber auch mit einem ungewischten Tisch prima klarkommen würde. Dafür achtet er darauf, dass das Besteck zusammenpasst, wenn er den Tisch deckt, weil ich sonst noch mal in die Küche laufen und neues Besteck holen muss.
Einfach mal nicht machen
Eine einfache Lösung, die aber oft nicht gesehen wird ist, Dinge einfach nicht mehr zu tun. Das ist auch zugegebenermaßen nicht so einfach, wie es am Anfang klingt, denn je nach charakterlicher Disposition muss man so ein Nichtstun auch aushalten können. Man kann zum Beispiel im Kleinen anfangen und einfach mal nicht die leere Toilettenpapierrolle wegschmeißen und eine neue dranhängen. Das ist eine einfache Übung, um erst mal zu gucken, was passiert, wenn man etwas nicht tut. Im nächsten Schritt räumt man halt nicht die liegengebliebenen Klamotten vom Boden auf und schmeißt sie in den Wäschekorb. Oder – wenn man noch ausreichend saubere Kleidung hat – man wäscht halt mal einfach nicht. Oder eben: Man kauft halt mal nicht ein.
Was man nicht tun kann und was sich für diese Übung doch nicht so gut eignet, ist individuell und hängt auch von den Lebensumständen ab. Man kann die Konsequenzen vorher Gott sei Dank grob abschätzen. Wenn man nicht einkauft, muss man sich an den Vorräten bedienen, hungern, Pizza bestellen oder auswärts essen. Das klappt deutlich besser, wenn man keine Kinder hat (wobei die das mit der Pizza vielleicht gar nicht so schlimm fänden). Wenn man die Wäsche nicht wäscht, sind irgendwann keine sauberen Unterhosen mehr da. Im besten Fall ist der eigene Unterhosenvorrat größer, so dass der Partner schneller den Leidensdruck der nicht gewaschenen Wäsche zu spüren bekommt. Auch in dem Fall funktioniert es vermutlich besser, wenn man keine Kinder hat und es nur darum geht, ob der Partner mit einem hässlichen Hemd und Koalabärsocken ins Büro muss.
Dinge nicht zu tun ist anstrengend, gerade, wenn man sie vielleicht gar nicht so ungern macht, es wenig Aufwand wäre oder man eben selber unter den Konsequenzen leidet. Gerade deswegen ist diese Lösung so unbeliebt. Im schlimmsten Fall hat man einen Partner, den die Unordnung tatsächlich nicht stört und genug Geld, um jeden Abend Pizza zu bestellen, dann setzt auch der erwünschte Lerneffekt nicht ein und man muss sich etwas anderes überlegen. Im Normalfall stört es den anderen aber schon, lediglich die Leidensdruckschwelle ist etwas anders justiert.
Es hilft übrigens, wenn man selber ausreichend faul ist und einem das Nichtstun nur in seiner Konsequenz, aber nicht so sehr als Handlung per se stört. Man darf sogar schummeln und die eigenen Unterhosen waschen oder nur genau die Sachen einkaufen, die man selber mag. Das eigentliche Ziel der Übung ist, dass der andere selber auf die Idee kommt, etwas zu erledigen und es eben genau nicht gesagt bekommen muss.
In dem Artikel „Spülsexismus oder: Der sieht das einfach nicht“ von Mareike Döring heißt es:
Letztlich entsteht hierdurch aber auch ein Machtungleichgewicht. Wenn man sich mit Frauen* über das Zusammenleben mit Männern* unterhält, hört man nicht selten einen bestimmten Satz: «Der sieht das einfach nicht». Das ist nicht unbedingt als Anschuldigung gemeint, sondern eher der Ausdruck von Frust, der entsteht wenn jemand eine Woche lang über einen vollen Müllsack im Flur steigen kann. Im Grunde gibt es dann nur zwei Wege: 1. Man macht es eben doch selbst (auch wenn man sich vorgenommen hat es diesmal nicht zu tun) oder 2. Man weist darauf hin. Aber in beiden Fällen liegt die Verantwortung bei der aktiven und die Macht bei der passiven Partei.
Ich möchte hier noch einen dritten Weg vorschlagen: Den Müllsack stehen lassen, bis sich die Nachbarn beschweren. Das klappt auch nicht immer und kommt ein bisschen auf die eigene Geruchsempfindlichkeit und die Nachbarn an, aber der Weg existiert. Bei welchen konkreten Anlässen man ihn beschreitet und ob er immer zum Ziel führt, ist eine andere Frage.
Nicht verbessern
Hier kommt die zweite Durchhalteprüfung: Wenn der Partner tatsächlich Aufgaben erledigt, die vorher in den eigenen Zuständigkeitsbereich fielen, darf man nicht als großer Experte auftreten und zeigen, wie es richtig geht. Ich kann es nur aus eigener Erfahrung sagen. Da steht man nämlich gerade tapfer und eifrig dabei und tut etwas, was man vorher noch nie oder nur sehr selten gemacht, versucht ernsthaft sein Bestes und bekommt erstmal ein „Du machst es ja ganz falsch. Guck mal, wenn du es so machst wie ich, dann…“ zu hören.
Ich bin eine erwachsene, insgesamt sehr ausgeglichene Frau mit durchschnittlichem Geduldsfaden, aber auch bei mir dauert es dann ein niedrige Sekundenzahl, bis ich „Dann mach die Scheiße doch selber, wenn du es eh besser kannst!“ rufe und erbost Dinge auf den Boden werfe. Für die meisten Haushaltsaufgaben gilt sowieso: Es gibt meistens gar kein richtig und falsch, es gibt nur ein anders. Weil man aber etwas jahrelang alleine auf eine bestimmte Art erledigt hat, unterliegt man dem Irrglauben, das wäre die einzig richtige Art es zu tun.
Man kann die Wäsche anders aufhängen, die Spülmaschine anders einräumen und im Supermarkt andere Dinge kaufen. Man kann das Wohnzimmer von links nach rechts oder von vorne nach hinten saugen und die Papierstapel im Arbeitszimmer nach unterschiedlichen Kriterien sortieren. Natürlich gibt es auch richtig und falsch, aber darum geht es beim Korrigieren meistens nicht. So gerne wir möchten, dass der andere dies oder das auch mal erledigt, so schwer fällt es uns, zuzusehen, wie er oder sie die Arbeit völlig anders angeht. Auch hier kann man erstmal nur aushalten, etwas verzweifelt die Hände wringen, aber um Gottes Willen nichts sagen, es sei denn, man sieht, dass der Wollpullover in der 60-Grad-Wäsche landet oder das nicht spülmaschinenfeste Geschirr von Oma in die Spülmaschine geräumt wird. Dann, und nur dann, darf man etwas sagen.
Sobald sich die neue, schönere, bessere und gerechtere Aufteilung etwas gefestigt hat, darf man übrigens auch was sagen. Sollte die eigene Arbeitsweise nämlich tatsächlich besser sein, wird der Partner die guten Hinweise auch als solche einschätzen können und wenn nicht, ist es sein eigenes Problem.
Bei mir war es vor allem das Einkaufen, das ich schlecht abgeben konnte. Als auszuführende Aufgabe schon, aber am liebsten mit dem exakt gleichen Ergebnis, dass auch bei mir rausgekommen wäre. Ich habe gelernt: Mein Mann kauft andere Dinge ein als ich, aber man kann sie genauso gut essen und verbrauchen. Wenn man das einmal verstanden hat, ist man sogar doppelt erleichtert. Man hat nämlich nicht nur das Einkaufen abgeben, sondern auch die Entscheidung, was gegessen wird. Natürlich sprechen wir uns auch ab, ob es konkrete Wünsche gibt, was fehlt und was noch besorgt werden muss, aber ich habe gelernt, dass ich auch „Kauf einfach, was du meinst“ sagen kann und mein Leben dadurch nicht schlechter wird.
Warum gut gemeinte Ratschläge auch in anderen Bereichen kontraproduktiv sein können, darüber haben Kathrin Passig und ich auch schon in der Wired geschrieben.
Automatismen und Pläne
Menschen und ihre Bedürfnisse können sich ändern, aber man kann nicht jede erwünschte Veränderung erzwingen. Ich nehme zum Beispiel Schmutz immer noch nicht so wahr, wie mein Mann es tut. Aber ich wische jetzt einfach grundsätzlich Tische und Oberflächen nach dem Kochen und Essen ab. Ich habe Automatismen entwickelt und mache jetzt Dinge, die ich vorher nicht gemacht habe, einfach in bestimmten Situationen.
Wenn Sensibilisierung nicht klappt, dann tun es auch Automatismen und Pläne, an die man sich halten kann. Dann wird eben nach dem Essen der Tisch abgewischt, am Samstag wird gewaschen und am Abend wird alles, was im Schlafzimmer auf dem Boden rumliegt in den Schrank oder den Wäschekorb gepackt. Dann ist eben der eine am Mittwoch mit Einkaufen dran und der andere am Freitag. Zack, aus. Auch hier gilt wieder: Reden hilft. Und wenn sich irgendeine Regel als unpraktikabel oder anderweitig unbefriedigend erweist, muss man sie eben neu machen. Patricia Cammarata hat sehr ausführlich in ihrem Blog darüber geschrieben, wie sie in ihrer Beziehung Aufgaben und Verantwortlichkeiten permanent neu aushandelt und wie auch hier der Einsatz von geteilten Kalendern und Zeitplanungsapps helfen, den Alltag gerechter zu organisieren.
Grundsätzlich ist das Zusammenleben mit einem (oder mehreren) anderen Menschen immer ein Rezept für Konflikte. Ich glaube auch daran, dass wir hier nach wie vor ein gesellschaftliches Problem haben, dass man nicht mit ein paar guten Worten und einem Standardrezept gelöst bekommt.
Es ist aber auch so, dass es nicht nur immer die andere Seite ist, die etwas tun muss, damit es besser wird. Ganz selten nur treten Veränderungen ein, weil man mal darüber geredet hat. Menschen lernen besser, wenn sie etwas konkret erfahren. Während man intellektuell schon längst kapiert hat, dass man auch mal die Wäsche machen, die Spülmaschine einräumen oder fürs Abendessen einkaufen könnte, tritt der richtige Verstehensprozess dann ein, wenn man nur noch die löchrigen Strümpfe im Schrank hat, kein sauberes Glas mehr im Schrank steht und man den dritten Tag hintereinander Nudeln mit Ketchup essen muss.
Will man Verantwortung abgeben oder zumindest besser aufteilen, dann bedeutet das auch erstmal Arbeit. Vieles davon ist mentale Arbeit. Man muss mit dem Partner reden und zwar so, dass es über „Du musst auch mal helfen!“ hinausgeht. Man muss sich zurückhalten, Dinge nicht tun, den eigenen Leidensdruck aushalten und dabei zusehen, wie Dinge anders getan werden und nichts sagen dürfen. Das ist schwieriger als es klingt, es ist viel einfacher „Na, dann mach ich es halt schnell selbst“ zu murmeln und in alte Verhaltensmuster zu fallen. Aber die Mühe lohnt sich. Ich wage sogar zu behaupten: Für alle Beteiligten.
Ich hab auch einen Putzerfisch geheiratet der er sauberer braucht als ich (wie sich das jetzt wieder liest!). Ich mags schön ordentlich, leide aber nicht. Schwierig ist, wenn ich Gebügeltes bemängel. Blusenbügel ist eh schon ne -unliebsame- Herausforderung und dann gibts z.B. son paar Nähte am Hals die
mein müssen gezielt runtergebügelt werden, sonst krieg ich beim Tragen die Krabbelkrise! Aber das sagen zu dürfen wo ers schon macht (dafür dank ich auf Knien) war echte Arbeit.
Ja, ja und ja.
Danke, Anne.
Das Problem bei Haushaltsfragen ist oft, dass die Frau aus ihrem Empfinden einen objektiven Tatbestand macht. Der zitierte Artikel strotzt nur so vor „Ich spüle dieses Geschirr, weil es objektiv und sachlich einen schweren Missstand darstellt, wenn es nicht gespült wird.“ Da ist jede Menge Anmaßung von Objektivität, die faktisch nicht besteht.
Frauen können sich tierisch darüber aufregen, dass die Schuhe im Flur unordentlich sind, dass die leere Klopapierrolle rumliegt oder die Zahnpastatube offen ist. Und die Artikelautorin empfindet es offenbar als Sexismus, wenn Männer das anders empfinden. Sie leitet aus ihrem Empfinden universelle Richtigkeit ab und möchte deshalb, dass diese Dinge für Männer genauso schlimm sind. Sind sie aber nicht, denn Haushaltshygiene ist zuallererst eins: persönliches Empfinden.
Ich kenne Frauen, deren Haushalt geradezu unbewohnt aussieht, weil immer alles sauber und weggeräumt ist. Andere (wie Du oder ich oder eben auch viele Männer) sehen das gelassener, was zeigt, dass es in Haushaltsdingen weniger objektives Richtig und Falsch gibt als man so meint. Ich bin ebenfalls nicht besonders sauber und halte eine Menge Unordnung aus. Und aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Welt nicht untergeht, wenn Geschirr auch mal drei, vier Tage lang nicht abgespült wird.
Natürlich ist das ein Aushandeln zwischen beiden Partnern, wie Du habe auch ich mit meinem Mann diskutieren müssen, wie wir welches Maß an Hygiene hinbekommen ohne dass einer von uns oder beide dauerhaft unzufrieden sind. Das eigene innere Loslassen von Haushaltskonventionen, von „Das gehört sich aber so“ ist der allerwichtigste Schritt dafür.
> Das Problem bei Haushaltsfragen ist oft, dass die Frau
> aus ihrem Empfinden einen objektiven Tatbestand macht.
Danke für diese knackige, präzise Formulierung. Das stimmt wahrscheinlich auch in vielen anderen Bereichen, wenn man Frau durch Mann und/oder Haushaltsfragen durch ein anderes Themengebiet ersetzt.
Im Prinzip- Du hast recht.Aber – Du hast keine Kinder.In unserem Haushalt leben mehr Kinder als Erwachsene (zw 2 und 7 Jahre). Ich hab mit dem Mann erst zusammengelebt als das erste Kind schon da war. Ich kann Sachen nicht einfach liegenlassen in der Hoffnung, das der Mann es irgendwann fuehlt…Eher sehen es die Jungs und greifen zu als der Mann. SINAusweg?
Ich weiß oder kann mir zumindest denken, dass es mit Kindern schwieriger ist und spreche das ja auch an. Grundsätzlich gibt es keinen perfekten Weg, der bei allen funktioniert. Wenn es mit liegenlassen nicht klappt, dann eben vielleicht mit festen Regeln, die man gemeinsam aushandelt, vielleicht sogar zusammen mit den Kindern, um den Druck (also auf den Mann) zu erhöhen.
Worauf ich aber vor allem hinauswollte ist, dass es nicht hilft, wenn man nur mal drüber redet und hofft, dass sich dadurch etwas ändert und dass eben das Umverteilen von Arbeit auch mühselig ist, weil man selber loslassen muss und Dinge, die man jahrelang so oder so gemacht hat, jetzt anders funktionieren. Ich habe das Gefühl, dass die Verantwortung, dass sich etwas ändert, zu schnell auf die passive Seite geschoben wird, nach dem Motto „Nu, mach doch auch mal“, und man dabei nicht sieht, dass man auch als aktive Seite etwas tun (oder lassen) muss, damit eine Veränderung überhaupt stattfinden kann.
Vielen Dank für diesen tollen Artikel! Manches war auch mir nicht bewusst, aber ich befinde mich in einer ähnlichen Situation.
Der Artikel, den Du meintest, ist der hier:
https://ladiespassiton.com/2017/06/12/i-do-not-help-my-wife/
Liebe Grüße!
Liebe Anne, ein schöner Artikel, leider geht er an der Lebenswirklichkeit der meisten Mütter völlig vorbei. Die strukturelle Diskriminierung beginnt ja erst zu wirken, wenn Kinder im Haus sind. Erst dann befinden sich Mütter in der Zwickmühle, entweder das Wohlergehen der Kinder zu riskieren oder sich selbst aufzuarbeiten. Und das ist nicht überspitzt formuliert. Zu viele Väter vergessen Abholtermine, ziehen Kinder nicht wettergerecht an, vergessen zu kochen, zu waschen, die Hausaufgaben zu kontrolieren… und und und. Wenn du die SItuation nicht lebst, weißt Du leider nicht, wovon du redest. Ich kenne sogar einen Fall, wo der Mutter von Seiten der Schule mit einer Kindeswohlgefährdungsanzeige gedroht wurde – weil sie hart bleiben wollte und der Vater seinen Pflichten trotzdem nicht nachkam. So schlau, dass sie sich in einer WG nicht ausnutzen ist, ist mit allergrößter Sicherheit jede selber. Erst mit den Kindern beginnt das Problem, und wenn die Väter sich nicht an den Putzplan halten, und das Geld nicht da ist, um die Arbeit auszulagern, trennen sich die Mütter entweder oder leiden still. Von daher: Thema verfehlt. Die Verantwortung jetzt wieder auf die Mütter abzuwälzen, wirft die Diskussion um 40 Jahre zurück.
Ich bin zwar nicht angesprochen, verstehe aber mal stellvertretend, dass Kinder zu objektiven Notwendigkeiten im Haushalt führen, bei denen man sich eben nicht „mal eben locker machen“ kann und darf. Die Grundversorgung mit Nahrung und Medizin muss zu jedem Zeitpunkt sichergestellt sein, klar, und dazu gehören natürlich beide Partner.
Aber ich finde eben in dem zitierten Artikel (in dem es übrigens nicht um notwendige Kinderversorgung ging, sondern um das Abspülen bei einem geselligen Abend unter Erwachsenen) und auch in dem Webcomic vieles, was eben nicht objektiv notwendig ist, sondern nur im Kopf der Frau. Es ist ja Augenwischerei, so zu tun, als ginge es im Haushalt immer sofort um das ganz Große (das KINDSWOHL). Ein unaufgeräumter Wohnzimmertisch hat absolut nichts mit Kindswohl zu tun (solange das Chaos nicht ans Messitum oder Verwahrlosung grenzt), sondern das ist einfach etwas, was die Frau stört. Der Wohnzimmertisch soll halt einfach nicht unaufgeräumt sein. Das ist okay, aber eben keine objektive Notwendigkeit und kann daher auch nicht als notwendige Pflicht auf den Partner übertragen werden.
Ich hatte Anne so verstanden, dass es eigentlich nur darum geht, dass Frauen es sich zu einfach machen, wenn sie mit ihrem Partner darüber reden, welche Verbesserungen sie sich im Haushalt wünschen. Verantwortung heißt doch auch, dass ALLE sich fragen, was JEDER von ihnen zu einer Entspannung der Situation und einer Lösung des Problems beitragen kann. Und als von der mental load gestresste Mutter kann die Lösung doch nicht sein, die Hälfte dieser Last als Vorwurf dem Partner vor die Füße zu karren, sondern gemeinsam zu überlegen, ob die Last WIRKLICH so groß ist wie sie einem vorkommt.
Es ist ja auch nicht so, dass sich alle Männer bis zur Geburt des Kindes gleichberechtigt um den Haushalt kümmern würden und dann just zum Geburtstermin alle bisherigen Selbstverständlichkeiten auf einen Schlag vergessen würden. Insofern ist das ein Thema, was alle Paarbeziehungen angeht, in der ein Teil das Gefühl hat, mehr Alltagsarbeit zu übernehmen als der andere.
Wenn es so endet, dass Mütter später still leiden oder sich trennen, dann ist auch hier das Problem früher begründet und kann am besten auch früher gelöst werden und nicht erst dann, wenn es schon fast zu spät ist.
Nach 17 Jahren Beziehung möchte ich feststellen, dass gerechte Arbeitsteilung im Alltag durchaus ein Streit- und Frustthema sein kann. Nur weil es mit Kindern vielleicht noch schlimmer ist, ist das kein Grund, sich auch als kinderloser Mensch darüber Gedanken zu machen.
Die strukturelle Diskriminierung wird vielleicht erst mit der Geburt eines Kindes offensichtlich, der gesellschaftliche Missstand, der sich dann in der eigenen Erwartungshaltung und der der Umwelt zeigt, existiert aber schon früher und muss genauso hinterfragt werden.
Auf jeden Fall hat auch ein kinderloser Mensch das Recht dazu, sich dazu zu äußern, und ich schätze EUre Meinung und Eure Inteligenz auch bei vielen anderen Themen. Leider ist es aber wirklich oft so, wie du es beschreibst, und die gleichberechtigte Partnerschaft bricht in/nach der Elternzeit in sich zusammen. Oft ist das so, weil der Mann dann mehr arbeitet, Studien zeigen aber, dass dies eigentlich keine Rolle spielt. Auch in Partnerschaften, in denen z.B. der Vater arbeitslos ist, leisten die Mütter mehr Hausarbeit auch wenn sie voll arbeiten.
Es hilft natürlich, wenn man sich vorher darüber geeinigt hat, welche Ansprüche man an Sauberkeit etc hat. Leider finden aber die angesprochenen Trennungen im Bekanntenkreis nicht wegen der nicht aufgeräumten Wohnzimmertische statt, sondern wegen des Gefühls, alleingelassen worden zu sein mit der unglaublichen Arbeitslast, die allein der normale Fortbestand eines Vier-Personen-Haushalts mit sich bringt.
Worin diese besteht, ist ja in den sehr guten genannten Artikeln und Comics bereits genannt worden. Nur, ich bleibe dabei, es müssen beide Partner Verantwortung übernehmen, und in der Regel sind es die Väter, die dies nicht tun. Die Mütter dafür verantwortlich zu machen, dass sie sich das gefallen lassen … wie gesagt, allein das Lied „Das bisschen Haushalt“ ist vierzig Jahre alt. In der DDR nannte man das wenigstens realistischerweise „Zweite Schicht“.
Was ich einen besonders grossartigen Aspekt im Post finde, ist: dass man auf die Bedürfnisse des anderen Rücksicht nimmt und das auch lernen kann. Auch Leute, die „den Dreck nicht sehen“, können sich das drüberwischen angewöhnen (mein Mann zB Trockenwischen des Abspülbeckens), genau wie ich mir angewöhnen kann, das Besteck in der Spülmaschine zu sortieren, weil es meinem Mann wichtig ist.
Das Alternativszenario von „an mental load ersticken“ muss nämlich nicht heissen, gefühlt im Dreck zu ersticken, weil, so schlimm ist es ja nicht.
für mich eher Antwort verfehlt, Auf Mütter wälzt sie nichts ab; Anne schließt Familien mit Kindern ja -mangels Erfahrung- explizit aus. Natürlich ist es schwieriger wenns zusätzlich noch ums Kindeswohl geht. Aber Du bestätigst ja, dass Reden allein nicht hilft.
Ich glaub trotzdem, dass man es manchmal ausreizen kann und dann auch mal aushalten muss wenns nicht gleich flutscht.
Ina, auch keine Mutter, trotzdem ne Meinung
P.S.: https://ladiespassiton.com/2017/06/12/i-do-not-help-my-wife/
der Artikel sagt es, es heißt ja nicht 50/50 aber jeder mit der nötigen Verantwortung/Einsicht und Absprache
Ich finde Annes Beitrag einfach nur sehr, sehr gut geschrieben und bewundere, mit welch ruhiger Treffsicherheit, sie den Finger nicht nur auf die Wunde (die in den meisten Fällen wohl bei der Frau klafft) legt, sondern auch gleich eine sehr gute Lösung des Problems skizziert. Und ich finde es einfach zu schade, dass sie keine eigenen Kinder hat, weil sie damit natürlich dummerweise genau den Frauen (Müttern), die immer am lautesten über die „Ungerechtigkeiten bei der Familienarbeit“ jammern, die Möglichkeit des absoluten Totschlagargumentes liefert: „Du hast ja keine Ahnung, wenn man Kinder hat ist alles anders.“
Genau diese Mütter haben mir als Mutter nämlich mein Leben früher extra schwer gemacht. Ich war überall als Rabenmutter verschrien, weil ich mich auch mit Kindern geweigert habe, mich von gesellschaftlichen Vorgaben stressen zu lassen und das dauernde „Muss“, was ein Lieblingswort aller“guten Mütter“ ist, regelmäßig in Frage gestellt habe. Ich finde eben nicht, dass das, was sich die Gesellschaft so unter einer „guten Mutter“ vorstellt, ein zwingendes Muss ist, sondern nur eine aktuelle Modeerscheinung. Die „Musses“ ändern sich auch noch regelmäßig und das, was vor 40 Jahren elementar wichtig war, ist heute völlig überholt, dafür gibt es andere Zwänge, von denen sich eben die heutigen Mütter verfolgen lassen. Und jede Mutter definiert ihre Zwänge aus ihrer eigenen Angst heraus. Aus der Angst, als Mutter zu versagen und nicht stets das Beste für die Kinder gewollt zu haben.
Ich habe drei eigene und ein „Partnerkind“ nicht nur lebend großgekriegt, sie sind sogar ziemlich zufriedene und fröhliche Menschen geworden – und das, obwohl ich mich vom ersten Tag an wahrscheinlich wie ein „verantwortungsloser Vater“ benommen habe.
Diese Passage ist genau das, was ich meine:
>>Erst dann befinden sich Mütter in der Zwickmühle, entweder das Wohlergehen der Kinder zu riskieren oder sich selbst aufzuarbeiten. Und das ist nicht überspitzt formuliert. Zu viele Väter vergessen Abholtermine, ziehen Kinder nicht wettergerecht an, vergessen zu kochen, zu waschen, die Hausaufgaben zu kontrolieren… und und und. <<
Zu meiner Zeit waren Abholtermine nicht das Problem, da war schon die Kindertagesstätte verpönt (ich komm aus dem Westen) – und dann auch noch für ein Baby, ging gar nicht, man war sich nicht sicher, ob Waisenhaus nicht doch die bessere Alternative für das Kind sei….. – und sooo lange ist das gar nicht her, weniger als 30 Jahre. Die nicht wettergerechte Kleidung ist genau so ein niedliches Thema, und "nicht gekocht" ist auch ganz schlimm. "Ein Kind braucht einmal am Tag was Warmes zu essen." – Ja, ist klar.
Und wenn man sich um all das nicht kümmert, dann kommt sofort das Jugendamt. – Auch so ein Totschlagargument.
Aus meiner Perspektive kann ich nur sagen, dass sich mit Kindern nichts ändert, wenn man das nicht möchte bzw. dass sich das Leben für eine Mutter nicht mehr oder weniger ändert als für einen Vater.
Oder mutieren Männer in der Mehrheit zu verantwortungslosen Monstern, wenn sie Väter werden?
Und ich kann nur jedem Wort zustimmen, was Anne geschrieben hat – genau so sollte man versuchen, seine eigene, subjektiv gefühlte Überlastung zu analysieren – sich einfach mal fragen, ob das wirklich alles "muss" – grade wenn man Kinder hat, denn denen bekommt so eine sich selbst stressende Mutter noch viel schlechter als nicht wettergerechte Kleidung.
Wir leben in einer ähnlichen Situation, sind beide ganztags berufstätig und es klappt erstaunlich gut. Wenn Dinge, die mein Mann in der Regel übernimmt, länger unerledigt bleiben, mache ich sie eben und anders herum. Manchmal hat man eben selbst ein Formtief, mal der andere. Wir sind eben ein Team und dann macht der eine oder der andere mal eben mehr und fängt das auf. Es gibt wirklich selten Diskussionen um die Hausarbeit, die eigentlich keiner von uns gerne macht, die aber doch gemeinsam erledigt werden muss, um nicht im Dreck und Chaos zu versinken.
Sehr präzise das, was ich Frauen seit 20 Jahren sage, die sich in meiner Gegenwart über mangelnden Haushalts-Arbeitseifer ihrer Männer beschweren. Bei Nachfragen kommt nämlich leider (zu) häufig heraus, er hat vieles schon ein paar Mal getan. Aber nicht so, wie es die Frau selbst gemacht hätte – also hat sie selbst hinterhergemacht. Immer wieder. Erziehungstechnisch katastrophal :-).
Danke, gut be- und geschrieben.
Gruss,
Thorsten Haupts
Ich muss mich dem anschließen, was schon ein paar andere erwähnten. Was im Artikel steht, ist alles gut und richtig, geht aber an der „mental load“-Diskussion, so wie ich sie lese (wichtige Einschränkung, das ist bei mir gerade Thema und deswegen sauge ich natürlich v.a. die Beiträge ein, die da passen) gewaltig vorbei.
Denn mit Kindern explodiert der mental-load. Es geht nicht nur darum, dass dann noch andere darunter leiden, wenn es nur noch löchrige Socken gibt und eine warme Mahlzeit durch Butterbrot ersetzt wird. Und dass der Dreck was mehr wird. Okay, viel mehr, aber egal. Nein, es gibt so unendlich viel anderes zu bedenken und zu organisieren und die Option, es eben selbst nicht zu machen, ist häufig keine. Weil sonst die Kinder drunter leiden oder es von außen harte Deadlines gibt. Wenn das Kind zum Kindergeburtstag eingeladen wird, muss ich (bzw. einer von uns, zur Zeit halt meist ich) eine Rückmeldung geben, mich um ein Geschenk kümmern (nachfragen, was gewünscht wird, überlegen, wann und wie ich da dran komme), ggfs noch einen Transport organisieren. Wenn die Schule bis zu einem bestimmten Datum eine Rückmeldung braucht, oder Geld für Wasauchimmer mitgegeben werden muss, muss das erledigt werden. Wenn es Winter wird, braucht das Kind Winterschuhe. Wenn wir beide längere Termine haben, muss organisiert werden, wo die Kinder nach der Schule hingehen. Das sind nur kleine Beispiele, aber von diesen kleinen Sachen gibt es ganz, ganz viele. Tägliche, wöchentliche, gelegentliche. Und kaum etwas davon liegt im Ermessensspielraum.
Und das ganze zu sehen und in abarbeitbare Aufgaben zu strukturieren, von denen der andere dann großzügig etwas übernimmt, ist schon der größte Teil. Deswegen gefiel mir der Vergleich mit dem Projektmanagement sehr gut.
Genau dieser Teil wird aber häufig nicht gesehen. Von vielen Männern nicht, von diversen Kommentaren hier auch nicht.
Ich bin keine Über-Mutter, unsere Kinder müssen viel selbständig machen und ich bin in vielem schlunzig. Aber es bleibt halt noch so verdammt viel übrig, was trotzdem gemacht werden muss. Und wenn man berufstätig ist, vollzeit oder vollzeitnah, muss das in die recht kleinen, noch verbleibenden Zeiträume gequetscht werden.
Vor den Kindern hat das bei uns übrigens vergleichsweise problemlos geklappt, dass jeder seinen Teil übernimmt. Aber da war das auch noch kein Projektmanagement.
Super Beitrag, Salzlakritz. Genau so ist es. Mein Mann sieht viele Dinge nicht und Chaos im Haus (und ich meine Chaos…nicht den unaufgeräumten Wohnzimmertisch) nimmt er hin. Am anstrengendsten finde ich aber, wenn ich ihn um etwas bitte (eine Überweisung tätigen, ein Geschenk besorgen einen Brief für die Schule unterschreiben, ein Kind abholen, zum Zeitpunkt x zu Hause zu sein, weil ich einen Termin habe), einfach um es aus dem Kopf zu haben, und er es vergisst. Dann sagt er: „Musst mich halt später nochmal erinnern, ich vergesse so Sachen manchmal.Das meine ich nicht böse.“
Sowas zieht unendlich Energien.
Ernst gemeinte Fragen: Was ist dann mit technischen Hilfsmitteln? Gemeinsame To-Do-Listen über Wunderlist? Geteilte Kalender? So wie es Patricia Cammarata in ihrem Artikel beschrieben hat. Bei uns ist der Koordinationsaufwand noch gering, aber ich trage gemeinsame Termine auch in einen gemeinsamen Kalender ein und mein Mann hat jetzt auch damit angefangen, so dass ich sofort sehe, wenn er eine Verabredung getroffen hat.
Es gibt ansonsten auch da Dinge, wo man es sich leisten kann, den anderen sanft auflaufen zu lassen und sei es nur mit dem Gefühl, dass etwas Wichtiges vergessen wurde. Ernsthaft: Wenn man immer alles für jemand anders erledigt, wird es nicht besser werden, denn es wird keine Motivation geben, es zu lernen. Ich glaube nicht daran, dass es einen irgendwie genetisch bedingten Unterschied gibt, der macht, dass Frauen an Termine denken und Männer nicht. Das ist alles gesellschaftlich und kulturell anerzogen und ließe sich sicher auch wieder umerziehen, sowohl im Einzelnen als auch im Allgemeinen.
Solange man sich aber mit einem „So ist er/sie halt“ abfindet und das den anderen auch – vielleicht auch nur implizit – spüren lässt, wird sich auch nix ändern. Dann kann man sich mit dem Status Quo abfinden, darf sich aber auch nicht wundern, wenn es nicht besser wird.
Ja, ich argumentiere aus einer recht bequemen Position heraus, weil ich viele der Probleme nicht habe. Der Aspekt mit „mental load“ ist aber auch nur ein Teilaspekt des Gesamtproblems, gerade in dem „Spülsexismus“-Artikel geht es eben nicht um Familien, sondern um verinnerlichte Rollenklischees, die sich dann so äußern, dass „die Jungs“ am Grill stehen und „die Mädels“ abspülen. Ich kann mir gut vorstellen, dass schon viel gewonnen wäre, wenn man hier ansetzt.
Genau so. Hier: zwei Kinder, zwei Vollzeitjobs, ein geteilter Google Kalender, Wunderlist geteilt und Prozesse für immer wieder auftretende Events wie Kindergeburtstage, Winterschuhe und alles andere. Es funktioniert.
Sehr späte Antwort, aber auch das mit den technischen Hilfsmitteln ist darauf angewiesen, dass sich beide verantwortlich fühlen:
https://dasnuf.de/ich-geh-dann-mal-den-papierkalender-synchronisieren/
Vielen Dank, liebe Anne, für diesen Beitrag!
Und wie oft er nicht verstanden wurde, zeigen diejenigen Komnentare, die widersprechen und dabei genau das Schema anwenden: dies und das sehe ich als notwendig, und der andere tut nicht, wie ich es erwarte. Oder um einen Begriff aus unserer Kinderzeit zu benutzen: „der spurt nicht!“
Ja, weist ihr denn nicht, was schon vor 30 Jahren auf einem Buchtitel stand: „nehmt die Männer, wie sie sind – es gibt keine anderen!“
Das soll nicht heißen, Männer wären perfekt – aber wer einen Butler sucht, muß ihn bezahlen; und wer den Partner nicht wie einen Partner behandelt, sondern aus der Position der Übermutter, darf auch nicht erwarten, daß der Erzieherin die Verantwortung obliegt.
Ladies, erlaubt ihm, erwachsen zu sein und Verantwortung zu tragen; seid Partnerin und nicht Übermutter – und ihr werdet staunen.
Late to the Party, aber ich finde den Artikel wirklich großartig und wohoooo – ich habe Kinder.
Ich finde es gibt sehr oft eine Vermischung der Themen Haushalt und Care-Arbeit um die Kinder UND ich beobachte, dass viele Frauen sich beides aufbürden, weil der Mann ja arbeitet und das Geld (oder mehr Geld verdient).
Da frage ich mich immer: Wäre der gut verdienende Mann Single – wer kümmert sich dann um Haushalt, Essen, Wäsche? Äh und warum finden es so viele Frauen total normal genau diesen Anteil ohne Widerrede unbezahlt auch auf sich zu nehmen?
Wenn man also schafft genau dieses Thema gerecht zu regeln – und dein Artikel gibt dafür hervorragende Lösungsansätze), dann ist im Thema Mental Load doch schon ein Fortschritt erreicht.
Und wenn man sich dann noch bewusst wird, dass ja in der Regel BEIDE Partner die Kinder wollten, vielleicht schafft man das dann auch konstruktiv(er) zu lösen?
Und dieses Katastrophisieren! Als ob die Kinder gleich an Skorbut oder hygieneindizierten Krankheiten sterben, wenn es mal nicht 100% so läuft, wie gewohnt.
Und noch besser: Wieso die Kinder aus der Rechnung ausschließen? Meine Kinder helfen mit und war in Sachen konkrete ToDos UND in Sachen Verantwortung. Auch das wird in vielen Diskussionen völlig außer Acht gelassen. Ich bin doch nicht die Dienstleisterin meiner Kinder bis sie ausziehen.
Schließe mich dasnuf an: zwei Kinder und das Prinzip einfach mal Nicht-Machen, das ich nach Ende des ersten Mutterschaftsurlaub angewendet habe, funktioniert tadellos. Es hilft natürlich, dass wir beide berufstätig sind. Und dass ich es nicht (mehr) schlimm finde, wenn es nicht überall blitzsauber ist. Und ja, den Kindern geht’s glänzend.