Beaufort-sur-Gervanne, 1987

Das Haus liegt an einem Hang direkt an der Straße, man guckt auf Berge und dazwischen kleine Häuschen und die kleine verfallene Kapelle. Mit dem Auto fährt man lange, lange auf einer kleinen kurvigen Straße von Beaufort zum Ferienhaus oder eben zurück, der nächste Bäcker ist in Beaufort, es kommt einem vor wie eine Ewigkeit, wenn die Straße eine Kurve um den Felsen macht, hupt man, für den Fall, dass einem jemand entgegenkommt.

Das Haus ist groß und drumherum ist nur Natur, Papa stellt seine Malaise-Falle auf, ich darf mit seinem Schmetterlingsnetz Insekten fangen. Lisa mag das Weiße vom Ei nicht.

Wir baden in der Gervanne, das Wasser sammelt sich in einem kleinen Becken und strömt über glatte Felsen in ein größeres Becken, eine natürlich Wasserrutsche, Lisa und ich rutschen und rutschen, auf Luftmatratzen oder einfach auf dem Po. Das geht, weil wir noch klein und leicht sind, ich bin sechs. Das Wasser in dem großen Becken ist dunkel und tief und unheimlich, ich rutsche lieber.

Im Dorf hängt ein Bild von einem Mädchen, das ertrunken ist. Das Bild ist gruselig, ein aufgequollenes Gesicht, schwarz-weiß hängt es dort angeschlagen, damit jeder es sehen kann. Niemand weiß, wer das Mädchen ist, das ertrunken ist. Deswegen hängt das Bild damit, damit sich jemand meldet, der es weiß.

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