Tagebuchbloggen, 29.10.2018

Zurzeit lese ich wieder Die letzten ihrer Art von Douglas Adams und Mark Carwardine [Amazon-Werbelink]. Ich habe in meiner Teenagerzeit die Anhalter-Trilogie (in fünf Teilen!) entdeckt, mich dann aber auch etwas in die Nebenschauplätze verirrt. In Die letzten ihrer Art erzählt Adams, wie er mit Carwardine um die Welt reist, um vom Aussterben bedrohte Tiere zu suchen. Nach Zaire zu den weißen Nashörnern, nach Neuseeland zu den flugunfähigen dicken Kakapos oder nach China zu den Flussdelphinen. Das ist alles gleichzeitig irre lustig und sehr tragisch, und hat mich damals wie heute beeindruckt. Eventuell ist dieses Buch eines der wenigen, aus dem ich wirklich viel behalten habe, sowohl was die Tiere angeht als auch die irrwitzigen Situationen, in die sich Adams und das Team begeben, als sie zum Beispiel in China ein Kondom kaufen wollen, um ein wasserfestes Mikrofon zu basteln. Große Empfehlung für die, die es noch nicht kennen.

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Die Quartalsplaylist wächst und gedeiht. Allerdings mache ich mir etwas Sorgen, dass ich Spotify mit meinem aktuellen Hörverhalten etwas in die Irre oder vielmehr in die Nische führe. Der aktuelle Mix ist zwar schön, aber etwas einseitig und ich habe zum ersten Mal Probleme, Songs auszumachen, die so herausstechen, dass sie einen Platz auf der Eliteplaylist bekommen. Aber manches erschließt sich ja auch erst beim zweiten oder dritten Hören, also abwarten.

Ich habe zusätzlich ein Dokument angelegt, in dem ich die Songtexte bastele. Darüberhinaus habe ich letzten einmal die komplette Playlist am Klavier mitgespielt. Also: Playlist laufen lassen und sich an die Akkorde rantasten. Das klingt abgefahrener als es ist, denn wir reden hier über Popmusik, das schwierigste war meistens, die Tonart herauszufinden, danach kommt man oft mit den vier bis fünf geläufigsten Akkorden der jeweiligen Tonart hin, man muss nur wissen, in welcher Reihenfolge. Das ist auf der einen Seite etwas ernüchternd, auf der anderen aber auch beruhigend und spannend. Ich bleibe dran.

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Beim Klavierunterricht gestern wieder Szenen, in denen mein Klavierlehrer „Sie können das auch so greifen“ sagt und dann eine Dezime greift, während ich daneben nur hilflos lache. Ich habe schon ganz brauchbare Pianistenhände und kann einigermaßen locker eine None greifen, eine Taste weiter schmerzt dann schon.

Weil auf Twitter angemerkt wurde, dass es ja beim Jazz egal wäre, wenn man auch die None mitpatschen würde, möchte ich hier anmerken, dass mein Klavierlehrer das nicht so sieht. Hier die wichtigsten Regeln: Den Grundton oder generell alle Töne, vor allem aber den Grundton möglichst nicht doppelt spielen, die Quinte ist langweilig, am wichtigsten ist die Terz und die Septime und immer, wenn ich aus Zufall und Hilflosigkeit etwas greife, das eigentlich ganz okay und einigermaßen jazzig klingt, meint er, dieser eine Ton da wäre aber Unsinn.

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Gestern gab es Reste-Quesadillas. Reste-Quesadillas kann man machen, wenn man noch Tortillafladen, irgendeine Art Käse und beliebige Reste im Haus hat. In diesem Fall waren die Reste eine kleine Packung Chilifrischkäse, eine rote Paprike, so kleine Chorizowürste, Fertigsalsa, eine halbe Zwiebel und Koriander. Das packt man einfach auf einen Fladen, bestreut es mit reichlich Käse, legt den anderen Fladen drauf und schiebt es bei einer ausgedachten Temperatur erst mittig in den Ofen und dann noch mal kurz direkt unter den Grill.

Reste-Quesadillas werden in diesem Haushalt seit ihrer Einführung irgendwann im Laufe dieses Jahres gerne gesehen. In den handelsüblichen Rezepten werden sie in der Pfanne gebraten, das habe ich einmal probiert, bin dann aber aus Bequemlichkeitsgründen auf die Ofenvariante umgestiegen. In Stücke geschnitten werden die Quesadillas übrigens mit einem Pizzaschneider, ein meines Erachtens sehr praktisches Haushaltsgerät, auch wenn man in diesem Artikel in der taz anderer Meinung ist (Banausen!).


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Tagebuchbloggen, 13. bis 18.10.2018 – Schnelldurchlauf

Freitagabend Opernkarten bei @inkanina abgeholt. Dazu gab es Pizza, Sekt, Tiramisu und wie immer einen netten Abend. Ich kann das nur empfehlen.

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Samstag war erst Erledigungstag. Mein Mann brauchte Kabel, also waren wir im Musikgeschäft. Danach auf der Terrasse des Irish Pub in der knallheißen Sonne gesessen, Cider getrunken und Caesar’s Salad gegessen, das war auch schön, auch wenn am Nebentisch zeitweise über Globuli gequatscht wurde, man kann sich halt seine Mitgäste nicht immer aussuchen.

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Abends dann in die Premiere von Bizets Carmen ins Aalto. Mein Mann wollte mit dem Fahrrad fahren, mein Rad ist aber gerade irgendwie nicht richtig eingestellt und ich hatte keine Lust, mich darum zu kümmern, konnte aber noch ein Leihrad ergattern. Oper selber insgesamt erfreulich, Bettina Ranch als Carmen war in den tieferen Bereichen etwas schwach, Jessica Muirhead als Micaela ziemlich großartig, das Bühnenbild – wie im Aalto ja eher üblich – modern und minimalistisch, man gewöhnt sich dran, dass es einfach manchmal überhaupt keine Gegenstände mehr auf so einer Bühne gibt, meistens funktioniert es ja trotzdem.

Der Kniff, dass die Dialoge nicht von den Darstellern selber, sondern von zwei Kindern gesprochen wurde, da bin ich mir immer noch nicht sicher, wie ich das fand. Am Ende wurde bei der Inszenierung gebuht, wenn man sich die Presseschau anguckt, vermutlich genau deswegen. Allerdings kenne ich auch tatsächlich gar keine Opern mit Dialoganteil, ich müsste mir das erstmal im Vergleich angucken, um eine Aussage zu treffen.

Zwei Anmerkungen noch:

  • Die Geschichte ist ja eine unglückliche Liebesgeschichte. Er verliebt sich, sie findet ihn auch ganz gut, will sich aber nicht binden, dann sagt sie aber doch ja und als sie sich dann trennen, muss sie leider sterben, weil er es nicht aushält. Es ist noch ein bisschen komplizierter, ich will aber vor allem aufs Ende hinaus, das ich aus heutiger Sicht nur noch schlecht ertragen kann. Es gibt immer noch zu viele Frauen, die damit rechnen müssen, dass ihr Partner ihnen Gewalt antut, wenn sie sich von ihm trennen. Mit dem Wissen finde ich es zunehmen problematisch, Geschichten als „tragische Liebesgeschichte“ zu deklarieren, wenn am Ende einfach nur der Mann nicht ertragen kann, dass er eben nicht der Auserwählte ist.
  • Ich bin ziemlich sicher, dass ich mit Hilfe der Übertitel mehr von dem französischen Libretto verstanden habe als bei der ein oder anderen Wagner-Oper. Mein Mann hatte das gleiche Gefühl.

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Nach der Oper ein neues Restaurant ausprobiert. In Paul’s Brasserie auf der Huyssenallee gab’s Bouillabaisse und Risotto und ziemlich guten Nachtisch auch noch zu später Stunde.

Zurück ging’s zu Fuß durch eine ziemlich laue Sommernacht. Im Oktober. Na ja.

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Am Sonntag dann Joggen, Gartencenter, Balkonsitzen, Mittagsschläfchen, Bayernwahl, noch mal Balkonsitzen und Bett. Der Tag wurde auch so auf Instagram festgehalten (hier anfangen).

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Am Freitag erschien außerdem Die Känguru-Apokryphen [Amazon-Werbelink], der vierte Teil der Känguru-Chroniken von Marc-Uwe Kling. Das mussten wir selbstverständlich hören und die viereinhalb Stunden Hörbuch hat man dann auch an einem Wochenende durch und fängt dann eben sofort noch mal von vorne an. Das Känguru ist uns ein treuer Begleiter, vor allem in der Küche. Ich habe jetzt den vierten Teil erst einmal komplett gehört, aber nachdem ich die zweite Hälfte des dritten Teils etwas anstrengend fand, war ich sehr angetan. Es fehlt allerdings tatsächlich etwas der rote Faden in der Geschichte. Trotzdem große Empfehlung.

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Ich habe angefangen, Quartalsplaylisten für die besten Lieder, die mir Spotify vorschlägt, anzulegen. Ich mache das jetzt also aufgeteilt nach Jahreszeit, die erste Quartalsplaylist umfasst alles, was mir zwischen dem 1. September und dem 30. November an besonders guten Sachen im Mix der Woche vorgeschlagen wurde. Vorher habe ich gute Songs einfach immer nur markiert und hatte eine entsprechend umfangreiche und unsortierte Liste. Ob das mit den Quartalsplaylisten ein tragfähiges Konzept ist, wird sich noch herausstellen, im Moment bin ich sehr glücklich damit.


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Es gab auch noch Bahnchaos, das am Dienstag einen auch für meine Verhältnisse ungeahnten Höhepunkt erreichte.

  1. In den Herbstferien ist die Strecke zwischen Essen und Duisburg gesperrt. Man kann also entweder mit der S-Bahn nach Wuppertal fahren und von da aus mit dem Regionalzug nach Köln oder man fährt mit der S-Bahn nach Düsseldorf und von da aus nach Köln oder man fährt mit dem Schienenersatzverkehr nach Duisburg und von da aus nach Köln. Ich nehme für die Hinfahrt üblicherweise die erste Strecke, weil sie verhältnismäßig flüssig funktioniert und auf der Strecke gute Pokéstops und Arenen sind. Bei der Rückfahrt nehme ich das, was mich am schnellsten irgendwie Richtung Norden bringt.
  2. Weil am Freitag ein ICE auf der ICE-Strecke Köln – Frankfurt brannte, ist diese Strecke auch gesperrt. Das heißt, dass der ICE, der mich sonst von Köln nach Duisburg oder Düsseldorf bringen würde, ausfällt.
  3. Am Dienstag gab es dann eine Geiselnahme am Kölner Hauptbahnhof, so dass auch dieser Bahnhof gesperrt war.

Wer nicht aus Köln kommt, weiß vielleicht nicht, dass ungefähr 90 Prozent der Züge, die in Köln-Deutz halten, auch vorher am Kölner Hbf halten. Die einzige Ausnahme ist der Fernverkehr, da halten die Züge entweder am Hauptbahnhof oder in Deutz. Wenn jetzt aber sowohl die ICE-Trasse nach Frankfurt als auch die Strecke über den Kölner Hauptbahnhof gesperrt ist, dann tut sich ungefähr gar nichts mehr. Es war vielmehr ein Wunder, dass sich überhaupt noch irgendwas tat. Dieses Irgendwas war bei mir ein Zug nach Magedeburg, der tatsächlich bis Duisburg fuhr, von wo aus ich dann mit dem Schnellbus nach Essen weiterfahren konnte und im Verhältnis zu dem Chaos, das insgesamt los war, erstaunlich früh zu Hause war.

Jetzt ist nur noch Streckensperrung und Ausfälle auf der ICE-Trasse, ab Montag hoffentlich nur noch eine Woche Streckensperrung, dann hab ich mir ein weiteres Pendler-Abzeichen verdient.

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Langsam wird’s Herbst. Also auch vom Wetter her.


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Tagebuchbloggen 8.9. bis 12.9.

Am Wochenende hatte ich sturmfrei, weil mein Mann seine Eltern am Bodensee besuchte. Die Zeit konnte ich aber dann nur am Samstagmorgen nutzen, weil ich ab frühem Nachmittag mit einer sich bereits am Freitag ankündenden Erkältung mehr oder weniger bis Dienstag flach lag.

Vorher erledigte ich noch folgende Dinge:

  • Großeinkauf beim Asia-Supermarkt, wo ich auch einen vietnamesischen Kaffeefilter und vietnamesischen Kaffee erstand, mir jetzt also jederzeit ca phe sua da machen kann.
  • Beim Feinkostsupermarkt kaufte ich drei Kalmare, weil Jamie Oliver in seiner Netflix-Serie sehr appetitlich aussehende frittierte Calamari gemacht hat und das alles gar nicht so schwierig aussah. Dazu später mehr.
  • Bei Wonderwaffel in der Essener Innenstadt aß ich eine Waffel mit weißer Schokolade, Kirschen und Haselnüssen und war wirklich sehr angetan von der Fluffigkeit des Waffelteigs.
  • Dann erstand ich noch eine Flasche Mandelsirup bei einem hiesigen Spirituosenladen. Es ist erstaunlich schwierig, Mandelsirup aufzutreiben. Amaretto ist kein Problem, Mandelsirup gibt es hingegen offensichtlich nur in sehr gut ausgestatteten Märkten

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Nach einem eigentlich sehr erfolgreichen Vormittag dann eben flachliegen, viel trinken und mehr oder weniger Netflix leergucken. Ich habe die gesamten zwei Staffeln „Don’t Trust the Bitch in Apartment 23“ in vier Tagen durchgeguckt, außerdem die Verfilmung des Musicals „Les Misérables“ von 2012, bei deren Ende ich sehr geweint habe. Dann war ich nicht sicher, ob ich mir emotional endgültig den Rest geben sollte und noch irgendwas anderes schwer emotionales gucken sollte, entschied mich dann aber für „Findet Dorie“. Es ist schon etwas her, dass ich „Findet Nemo“ geguckt habe, aber ich mochte den Nachfolger eventuell noch etwas lieber, schon allein wegen Hank, dem grantigen Septopus, der im Original von Ed O’Neill gesprochen wird. Ich guckte dann am nächsten Tag einfach noch mal „Findet Dorie“, weil ich den Film so mochte und ich hätte eigentlich schon wieder Lust drauf. Das ist mir das letzte Mal bei „Frances Ha“ passiert und davor glaube ich das letzte Mal bei „Chihiros Reise ins Zauberland“.

Außerdem gesehen: „Julie und Julia“, die Hälfte von „The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy“ und eine Folge „My Little Pony“. Dazu gab es Orangensaft, Ingwertee, Wasser und diverse Suppen.

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Überhaupt Suppen. Ich kaufte im Asia-Laden auch eine Packung Tom-Yum-Paste und weiß jetzt, wie man daraus eine ziemlich gute Tom Yam Gai macht. Man braucht nur noch ein bisschen Brühe (eigentlich Hühnerbrühe, ich hatte aber nur noch Rinderbrühe im Haus), Fischsoße und was auch immer man so in seiner Tom Yam Gai mag. Also Brühe mit der angemessenen Menge Tom-Yum-Paste (steht auf der Packung) zum Kochen bringen, in meinem Fall eine halbe Zwiebel, eine halbe Möhre, ein bis zwei Frühlingszwiebeln, einen großen Champignon, ein bisschen Chilischote, vier bis sechs Kirschtomaten und so grob ein Drittel Hähnchenbrust klein schnippeln und in die heiße Brühe geben. Da etwas mitkochen, mit Fischsoße abschmecken, fertig.

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Wo ich mit dem Kauf der Tom-Yum-Paste quasi prophetenhafte Weitsicht in Hinblick auf meine Erkältung bewies, war das mit den Kalmaren eher ein Problem. Sie mussten ja weg, wenn man aber auf eins mit einer Erkältung sicher keinen Hunger hat, dann sind das Meeresfrüchte. Weil sie aber weg mussten, lernte ich dann Sonntagabend noch, wie man Kalmare küchenfertig macht, was ein bisschen weniger einfach war als mir Jamie Oliver versprochen hatte, aber auch tatsächlich gar nicht so kompliziert. Irgendwas anderes machte ich aber anscheinend grundlegend falsch, die Panade haftete nicht gut an den Kalmarstücken und so blieb es eher beim guten Willen und ich behielt die Erkenntnis, dass das Ausnehmen und Präparieren von Kalmaren durchaus machbar ist, an der Zubereitung aber noch geübt werden muss. Es tut mir sowohl leid für die Tiere, die weitestgehend umsonst starben und für mein Konto, denn die Tiere waren nicht günstig. So ist das dann aber eben mit diesem ganzen Kochgedöns, auch da wird man unter anderem aus Fehlern klug.

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Der Montag war der schlimmste Erkältungstag mit konstant erhöhter Temperatur den ganzen Tag über. Dienstag ging schon etwas besser, aber auch noch nicht gut. Ich blieb zu Hause, hörte Drei-Fragezeichen-Hörspiele  und spielte ein Würfelspiel namens „Einfach clever“ auf dem Smartphone. Schlimmes Suchtpotential, ich kann davon guten Gewissens eigentlich nur abraten. Es gibt ansonsten nicht viel zu berichten.

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Gestern schleppte ich mich dann hustend auf die Arbeit. Ich möchte an dieser Stelle nicht diskutieren, warum das nötig war, es war halt nötig aus diversen Gründen, die mit Kollegen und Kunden zu tun hatten und mit einer insgesamt realistischen Einschätzung meinerseits, wie viel ich mir zumuten kann und wie es mir geht. Was ich nicht wusste war, dass die Firma just diesen Tag zum „Mehr-bewegen-Aktionstag“ auserkoren hatte, am Aufgang zum Gebäude lustigen Dehngummibänder verteilt wurden UND DIE VERDAMMTEN ROLLTREPPEN AUSGESCHALTET WAREN! Ich bin ja all for mehr Bewegung, aber ich möchte doch selbst entscheiden, wann ich Treppen laufe und wann ich Rolltreppe fahre und an diesem Morgen wollte ich sehr dringend Rolltreppe fahren.

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Dafür fuhr ich dann abends mit dem Leihrad zum Music Store in Köln-Kalk, wo mein Mann gerade konsumierend aktiv war und das kam so. Im November ist des Schwiegervaters 80. Geburtstag, und der wünschte sich anscheinend Klavierunterhaltung zur Feier. Es gibt allerdings kein Klavier in der Feierlokalität, mein Schwiegervater dachte, wir würden halt eins mitbringen. Das ist weniger absurd, als es klingt, bis vor kurzem besaßen wir tatsächlich ein Stage Piano, das wurde aber zwischenzeitlich an einen jungen Jazzmusiker verkauft und bis gestern hätten wir dann auch kein Klavier „zum Mitbringen“ gehabt. Jetzt haben wir wieder eins, es hat viele Blinkenlights und noch mehr Sounds, durch die ich mich dann abends erfolgreich durchklimperte. Im Moment steht es im Wohnzimmer, ich finde aber nach wie vor auch die Idee eines Schlafzimmersynthesizers reizvoll. Ansonsten kann man es aber auch sehr bequem durch die Wohnung schleppen und einfach dahin stellen, wo gerade ein Klavier gebraucht wird. Sehr praktisch.

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Ich darf nicht vergessen, noch aufzuschreiben, warum ich mich am Dienstagabend so über die Keksteigbarbetreiber bei „Die Höhle der Löwen“ aufregte. Aber das dann ein andermal.

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Es ist jetzt definitiv Herbst, auch erkennbar an den Kastanien auf dem Boden. Ich habe immer noch keine neuen Strumpfhosen. Der erste Versuch im normalen Kaufhaus schlug fehl, weil ich für die Neupreise von Markenwaren nicht bereit war. Eventuell warte ich wieder, bis ALDI Baumwollstrumpfhosen für 7 Euro oder so hat und decke mich dann damit ein.


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Tagebuchbloggen, 29.8. und davor

Wenig Zeit, weil anderweitig viel zu tun ist, darunter leidet dann eben auch das gerade neu etablierte Tagebuchbloggen. Das wichtigste also Kürze.

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Das Schlafzimmer ist jetzt fast fertig, allerdings bekommen wir doch noch ein größeres Bett, weil ich Gerüchten zufolge aus ungeklärten Gründen im neuen Bett mehr Platz in Anspruch nehme als vorher im alten. Dafür gibt es jetzt eine Mustertapete und das Bild, das ich vor über einem Jahr kaufte und das mein Mann vor einem Dreivierteljahr rahmen ließ, hängt jetzt auch endlich.

Mit der Tapete sind wir beide sehr zufrieden. Es war aber natürlich so, wie es immer ist: Ich schickte meinem Mann eine Auswahl von 15 bis 20 Tapeten, die ich online gefunden hatte und akzeptabel fand. Mein Mann schickte dann den präferierten Kandidaten zurück (zu sehen im Foto) und wählte damit auch zielsicher die teuerste Tapete der Auswahl. Na ja. Ist ja nur eine Wand und soll ja lange halten.

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Das ist zwar kein wirklicher Aufräumcontent, aber wir brauchen jetzt eigentlich nur noch zwei neue Nachtschränkchen, das ist das Schlafzimmer einigermaßen perfekt. Eventuell könnten wir auch an der einen Seite noch ein halbhohes schmales Regal anbringen, eine Zeit lang stapelten sich die Bücher neben meinem Nachttisch, die stehen jetzt zwar im Arbeitszimmer im Regal, das bedeutet aber auch, dass im Arbeitszimmer nicht mehr so viel Platz im Regal ist und wir haben immer noch vierzig Kisten mit Büchern eingelagert, die wir irgendwann auch wieder auslagern möchten.

Dazu muss man wissen, dass die Wohnung zwar wunderschön ist, es aber an brauchbarem Wandplatz für Regale mangelt. Da, wo wir in anderen Wohnungen im Wohnzimmer oft eine ganze Wand frei hatten, sind bei uns viele kleine Nischen oder eben eine Feuerstelle oder eine zweite Tür. Es liegt also nicht allein daran, dass wir vielleicht auch mal sinnvoll Druckerzeugnisse ausmisten könnten, sondern auch daran, dass der Stauplatz zugunsten von einer Attraktivität des Grundrisses etwas weichen musste.

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Außerdem habe ich auf Netflix Disenchantment geguckt und zwar mittlerweile komplett. Vor vielen Jahren habe ich regelmäßig die Simpsons geguckt, vermutlich, bis Pro Sieben die Rechte kaufte und ich aus rein technischen Gründen nicht mehr gucken konnte. Aus den gleichen Gründen bin ich nie bei Futurama eingestiegen, jetzt also eine neue Chance, nach Science Fiction kommt Fantasy, und ich war sehr schnell sehr verliebt. Die Serie kommt bei den Kritiken nur so mittel weg, sie strotzt auch nicht vor krachendem Humor, aber genau deswegen mochte ich sie. Zum Ende der Staffel entspinnt sich übrigens dann tatsächlich noch ein guter Storybogen und ich war etwas konsterniert, als es auf einmal keine neue Folge gab.

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In der letzten Woche war ich auch zwei Mal in Wuppertal. Dort sitzt eine unserer Entwicklerfirmen und aus Gründen bot es sich an, dass ich tageweise direkt bei den Entwicklern sitzen konnte/sollte/durfe. Das war eine nette Abwechslung, es gab einen Getränkekühlschrank mit Eistee und freitags Eis aus dem Eiscafé im Erdgeschoss. Vor allem aber war ich positiv überrascht von Wuppertal.

Man muss das vielleicht historisch betrachten, ich lebte relativ lange in dem Glauben, dass Wuppertal wunderschön sei. Hier kamen mehrere Missverständnisse zusammen, ich hatte offenbar ein verklärtes Bild der Lage und könnte jetzt noch nicht mal sagen, wie oft und zu welchen Anlässen ich überhaupt mal da war. Dazu kam der Besuch unseres Französisch-LKs bei unserem Lehrer, der in irgendeiner Wuppertaler Villengegend wohnte, also jedenfalls hatte ich Wuppertal immer als geographisch herausgeforderte, aber ansonsten wunderhübsche Stadt im Kopf.

Das, so stellte sich irgendwann heraus, stimmte so nicht. Als ich einmal aus einer Laune heraus mit meinem Mann nach Wuppertal fuhr, stellte sich die Innenstadt als mindestens genauso uninteressant, wenn nicht noch uninteressanter als die meisten anderen Großstädte in NRW heraus. Dieses Bild festigte sich dann im Laufe der Jahre und entwickelte sich nicht zum Positiven, als ich zwei Mal am Bahnhof Vohwinkel strandete und mich einmal abends vom Hauptbahnhof abholen ließ, als die Wuppertaler Innenstadt sich gerade in den schlimmsten Baustellenphase ihrer Existenz befand und sich zwei Leute mit nicht vorhandenen Ortskenntnissen und Mobiltelefonen kurz vor Akkuaufgabe irgendwie koordinieren mussten.

Als ich letzte Woche dann aus der Bahn purzelte, wurde ich von einem wirklich schönen neuen Bahnhofsgebäude mit einem wirklich angenehmen Vorplatz empfangen, aus dem ich direkt über die Wupper in die Innenstadt laufen konnte. Zum Mittag ging es ins Luisenviertel, das wirklich sehr hübsch ist und jetzt bin ich Wuppertal gegenüber wieder sehr viel positiver eingestellt.

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Die Gesangslehrerin freut sich, dass wir jetzt „Case of You“ von Joni Mitchell machen, es ergab sich irgendwie so aus dem Gespräch. Da hab ich mir was eingebrockt, aber es ist endlich auch ein Lied, das mich richtig fordert und in dem Tonhöhen verlangt werden, die mir nicht sofort liegen. Es lässt sich auch überraschend gut auf Gitarre spielen, wenn man das Griffmuster verstanden hat.

Daraus ergab sich ein unerwartet Inspirationsschub und daraus ein ziemlich guter neuer Song. Die Akkordfolge ist untypisch, zumindest für mich, ich hatte aber nach einigem Probieren schnell etwas sehr Spannendes zusammengeklöppelt. So lag ich dann auch abends im Bett und puzzelte mir den gesamten Song auf dem iPhone mit Garageband zusammen. Das ist nach wie vor etwas frimelig, funktioniert aber gut, wenn man Songideen festhalten will. Die iOS-Variante von Garageband mag ich dabei sogar lieber als die Desktopversion, weil sie ein paar Features hat, die zwar etwas grobschlächtiger, aber viel zielführender für das schnelle Notieren von Ideen sind.

Dann erstellte ich noch ein Leadsheet mit musescore, einem kostenlosen Notensatzprogramm, das nicht optimal ist, was intuitive Benutzerführung ist, ich weiß aber auch gar nicht, ob es sowas gibt, ein Notensatzprogramm mit intuitiver Benutzerführung und musescore kostet halt nichts und macht mit etwas Mühe und Murren meinerseits auch am Ende das, was es soll.

Mit Leadsheet und Garageband-Beispiel konnte ich das ganze dann an meinen Mann übergeben, der das dann deutlich professioneller umsetzen konnte. Als ich das erste Mal eingesungen habe, war dann blöderweise der Text noch nicht komplett da, deswegen ist die aktuelle Version noch arg redundant, instrumental und etwas fehlerhaft, das kommt dann aber demnächst, der Text ist jetzt nämlich auch schon fertig.

So ist das jedenfalls manchmal, ich habe hier Songideen rumfliegen, die seit Jahren auf Vervollständigung warten, oft ist es vor allem der Text, bei dem ich nicht weiterkomme oder ich habe den Refrain, aber keine vernünftige Strophe. Ein anderes Mal ist es ein Selbstläufer, Harmonien, zack, Melodie, zack, Struktur, zack, Text, fertig.

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Gestern wieder Zugchaos wegen Bombenfund in Köln-Deutz. Es hielt sich aber in Grenzen, ich konnte zu Fuß zum Hauptbahnhof laufen und da dann relativ zeitnah eine Bahn nach Essen erwischen. Weiterer Vorteil: Im REWE im Hauptbahnhof gibt es Strawberry Cheesecake Mochis von Wakame. Jetzt habe ich wieder einen kleinen Vorrat zu Hause.

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Erinnert sich noch jemand an den netten amerikanischen Tänzer, dem ich im Supermarkt den Prozess des Gemüseabwiegens erklärte?

Es verhält sich jetzt nämlich so, dass wir seit fast acht Jahren in diesem Haus in dieser Straße wohne und ich kenne ungefähr die Leute in unserem Haus, ein paar der Leute von gegenüber – allerdings hauptsächlich vom Sehen und die Leute, die in den Geschäften und Restaurants in der näheren Umgebung arbeiten. Ich bin knapp 12 Stunden am Tag nicht im Haus, ich gehe nicht in die Kirche, bin in keinem Verein, und habe auch sonst eher begrenzten Kontakt zu den anderen Menschen im Viertel.

Jedenfalls habe ich Mason, den amerikanischen Tänzer, jetzt innerhalb eines Monats vier Mal getroffen. Eventuell ist es also Schicksal, da warte ich aber noch mal ab. Das zweite Mal war auf dem Weg zur Burgerbraterei unseres Vertrauens, das dritte Mal lief ich einen Weg nach Hause, den ich sonst nie laufe (er ergab sich aus mangelnder Autofahrortskenntnis meinerseits, so dass ich mich an einer eher ungewohnten Ecke absetzen ließ) und hatte keine Kopfhörer in den Ohren wie sonst immer und hörte deswegen eine bekannte Stimme auf einem Balkon telefonieren. Das letzte Mal war in der U-Bahn vom Hauptbahnhof nach Hause. Da konnte ich aber auch gleich helfen, weil es um die Schwierigkeiten des Beschaffens des richtigen Monatstickets ging und ich sag jetzt mal so: Ich habe das als Muttersprachler mit einigermaßen gut trainierten ÖPNV-Skills nicht alles auf Anhieb verstehen und erklären können, wie soll das bitteschön jemand verstehen, der aus einem anderen Land kommt?

Vermutlich haben wir uns aber gemeinsam die richtige Wahl erschließen können. Der Bestellvorgang funktioniert übrigens online auch auf Englisch bis exakt zu der Stelle, wo man sich dann als Nutzer registrieren muss, mit so töften Sicherheitsfragen wie „Name des Haustiers“ und „Mädchenname der Mutter“. Natürlich alle auf Deutsch, wie sollte es anders sein.

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Es wird Herbst. Ich brauche neue Strumpfhosen.


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Tagebuchbloggen, 10.8. und 11.8.2018 – Lesung, Hochzeit, Albert Heijn

Freitagabend durfte ich in Bonn auf der Mimimimi-Sommerlesung, organisiert von dem wunderbaren Moderationsduo Sylvia und Johannes Ukulele spielen und singen. Alles daran war schön, die Lesung selber, dass ich mal wieder vor Leuten spielen und singen durfte und dass zwei Schulfreundinnen sich tatsächlich von Bad Honnef und Leverkusen auf den Weg gemacht hatten, um mir dabei zuzugucken.

Wer nicht dabei sein konnte und den Livestream verpasst hat, der kann das hier auf dem Blog von Mimimimi nachholen.

Leider hatte ich nicht so viel Zeit zum Üben, die beiden Abende, die ich fest dafür verplant hatte, wurden mir ja von der Bahn drastisch gekürzt. Normalerweise muss ich ja auch gar nicht üben, man kann mich im Prinzip an ein Klavier setzen und ich spiele zwei Stunden durch ohne mich zu wiederholen. Nun war da aber kein Klavier und an der Ukulele muss ich mich tatsächlich etwas vorbereiten, um den Eindruck zu vermitteln, ich wüsste, was ich da tu. Es war aber glaub ich, okay. Mein Mann, der härteste Kritiker von allen, hatte jedenfalls nichts Grundsätzliches anzumeckern.

Falls hier also noch jemand eine Pausenauflockerungs-Singer-Songwriterin sucht, ich bin immer gerne zu solcherart Schandtaten bereit. Wer Tipps für Open Stages hat, gerne auch an mich. Meine Gesangslehrerin sagt, das gehört alles auf eine Bühne und sie muss es ja wissen.

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Überhaupt fahre ich ja gerne nach Bonn, es kommt auch viel zu selten vor und ich habe da immerhin eine prägende, wenn auch zu kurze Zeit meines jungen Erwachsenenlebens verbracht. Das musikwissenschaftliche Seminar ist auch schon nicht mehr da, wo es mal war und der Mr. Music hat mittlerweile für immer die Türen dicht gemacht, von der traditionsreichen Buchhandlung Bouvier ganz zu schweigen.

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Samstag waren wir dann auf eine standesamtliche Trauung samt Sektempfang nach Isselburg eingeladen. Ich bin ja gerne auf Hochzeiten, weil es da meistens umsonst Essen gibt und ich ja bekanntlich für Gratisschnittchen fast alles mache. Zudem hatte mein Mann eine Klavierspielverpflichtung auf der Hochzeit und bei der Nähe zur Grenze winkte ein Ausflug zum Albert Heijn, aber dazu später mehr.

Während ich dem romantischen Aspekt einer Hochzeit zwar eher skeptisch entgegenstehe, kann ich dem Feieraspekt sehr viel abgewinnen. Ich machte also viele Fotos von gut angezogenen, glücklichen Menschen und unterhielt mich sehr lange und nett mit dem Bräutigamsbruder und seiner Frau, während der Kellner uns Sekt nachschenkte.

Dazu muss man wissen, dass wir dieses Jahr mit dem schlimmsten Luxusproblem überhaupt zu tun haben: Die kirchliche Trauung ist nämlich im September in Südafrika und wir müssen also dieses Jahr nach Südafrika und selten war ein Jahr ungeeigneter aus diversen Gründen, vor allem aber mussten wir ja den Camperbus einweihen, es bleibt also nicht annähernd so viel Urlaub übrig, wie man als vernünftiger Mensch für eine Südafrikareise bräuchte. Dementsprechend hielt sich der Enthusiasmus bislang in Grenzen.

Seit Samstag stehe ich dem ganzen Unterfangen aber schon sehr viel positiver entgegen, es waren sehr viele nette Leute auf der Hochzeit, mit denen ich gerne im September noch etwas mehr Zeit verbringen möchte. Jetzt nur noch schnell ein bisschen Afrikaans lernen, dann läuft das schon.

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Ich bewerte HochzeitsfotografInnen übrigens mittlerweile nur noch nach dem Gruppenfoto. Bei einer Hochzeit nämlich gab es eine Fotografin, die keine Ruhe gab, bis auch wirklich jeder auf dem Bild zu sehen sein würde. Da wurde hier noch ein Schritt vorgegangen, hier noch mal etwas nach links gewinkt, da einer nach vorne geholt, da hinten noch einer einen Schritt nach rechts. Von allen Hochzeiten, auf denen ich bisher war, ist dieses Bild vermutlich das einzige, auf dem wirklich jeder zu sehen ist, das hat mich schwer beeindruckt, so erwarte ich das eigentlich jetzt immer, es ist aber seitdem nie wieder passiert.

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Nach dem Sektempfang zogen wir mit drei weiteren Gästen, von denen zwei es gar nicht zur Hochzeit geschafft hatten, weil ihnen kurz vor dem Ziel der Wagen verreckte, dann Abschleppen, Mietwagen, und so weiter, jedenfalls zogen wir weiter über die Grenze nach Ulft, aßen im Schaftlokaal unter anderem Fleischkroketten und Cheeseburger, machten noch einen kleinen Spaziergang und fuhren dann zu Albert Heijn, um tolle niederländische Dinge zu kaufen.

Bei Albert Heijn war ich ja initial vor allem von den Säften fasziniert, mittlerweile packen wir immer die Taschen voll mit tollem Kram, den es bei uns nicht gibt.

Gestern war das zum Beispiel:

  • Gewürzmischungen für marinierte Satéspieße und Erdnusssauce
  • Eingelegte Chipotle-Pfefferschoten
  • Quaker Oats mit Zimt
  • Mandarinenlimonade
  • Halbe-Liter-Flaschen mit Fever Tree Tonic
  • Diverse Zitronenlimonaden

Unsere Einkaufsbegleitung wollte noch gerne eine Trinkflasche kaufen, die aber aus so einem Bonusstickersammelheftsortiment kam. Mit vereinten Kräften und einem kurzen Blick auf unseren Kassenbon rückte die nette Frau an der Kasse dann aber die dafür benötigten zwanzig Sticker raus und ich sag mal, wir haben nicht für 200 Euro eingekauft, das war also sehr großzügig aufgerundet.

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Abends waren wir dann so müde und kaputt, dass ich zum ersten und hoffentlich auch erstmal letzten Mal Essen vom Thai anliefern ließ. Das ist dem Thaimann eventuell sogar ein bisschen egal, uns trennen nur drei Häuser, aber mir ist es ein wenig peinlich. Ich war aber keinesfalls mehr bereit, eine Hose anzuziehen.

Zum Essen gab es die Salzburger Inszenierung von Salome von Richard Strauss auf 3sat und ich löste noch das vorletzte Kreuzworträtsel aus der Zeit. MIT KUGELSCHREIBER, because no risk, no fun! Ich möchte das nur erwähnen, weil man sonst leicht den Eindruck gewinnen könnte, bei uns würde nur Trash-TV und Candy Crush Saga konsumiert. Dies ist mitnichten der Fall.

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Aktuell keine Neuigkeiten von der Aufräumfront. Ich musste nämlich zum Beispiel auf eine Lesung und eine Hochzeit. Jetzt ist aber erst mal wieder Ruhe, es kann also demnächst weitergehen. Währenddessen übe ich fleißig Dinge ohne großen Zeitverzug wieder dahin zu stellen, wo sie hingehören. Das klappt erfreulich gut und überhaupt nicht überraschend ist das Leben ein einfacheres, wenn man nicht dauernd Dinge suchen muss, weil sie halt da stehen, wo sie hingehören.


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Tagebuchbloggen, 26.7.2018

Es gibt zu Tage, da ist es offensichtlich zu heiß zum Denken und dann lässt man sich auf sinnlose Diskussionen auf Twitter ein. Wobei das nicht ganz stimmt, ich wollte, das ist jetzt der Teil der Geschichte, auf den ich nur bedingt stolz sein kann, mal wieder nur gucken, wie sehr man sich mit einer fürs reflexhafte Blocken bekannten Person in eine Diskussion verstricken kann, bevor man geblockt wird. Ansonsten hätte ich relativ schnell das Handtuch geworfen, weil sehr schnell klar war, dass hier keine Einigung in irgendeiner Hinsicht möglich sein könnte.

Zu allem Überfluss hat es dann noch nicht mal funktioniert, ein insgesamt enttäuschendes Ergebnis, viel Mühe und Aufwand für nüscht, während andere stolz ihre Blockscreenshots in die Höhe halten konnten. „WAS HABE ICH FALSCH GEMACHT?“ fragt man sich da nur. War ich schon wieder zu nett? Zu harmlos? War mein Streben zu offensichtlich? Beim Postel Gert hat es doch auch geklappt! Es ist ein Jammer.

Wenn Ihnen das hier zu kryptisch ist, gucken Sie einfach bei Twitter nach, das Drama in mehreren Akten ist da für die Nachwelt festgehalten. Es ist aber nicht schön und macht nur schlechte Laune, deswegen gucken Sie lieber was anderes, warten Sie, hier ist ein Video der Electric Mayhem Band mit Paul Simons Kodachrome, das ist viel besser:

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Abends noch den neuen Ghostbusters-Film gesehen, allerdings nur, bis die Entertainbox zum zweiten Mal neu startete. Es ist einfach warm, wahrscheinlich ist das Gerät auch nur erschöpft. Bis dahin aber sehr angetan gewesen, vor allem von McKinnons Figur Holtzmann. Mir wurde erst während des Films bewusst, wie sehr mir solche Frauenfiguren in meinem Leben bislang gefehlt haben und wie viele von ihnen wir noch brauchen werden, bevor es einfach normal sind, das durchgedrehte Wissenschaftler in Buch, Film und am Ende auch in der wirklichen Wirklichkeit auch weiblich sein können.

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Wir gewöhnen uns langsam an das neue Bett, überraschenderweise langsamer als ich erwartet hatte, denn an Hotelbetten muss ich mich ja auch nicht immer erst gewöhnen, da schlafe ich einfach ein, das kann ich gut, Schlafen gehört nach wie vor zu meinen Kernkompetenzen.

Jetzt aber kommt mir die Größe komisch vor, die Härte (beziehungsweise Weiche) des Bettes ist ungewohnt, mein Gehirn kommt anscheinend auch noch nicht ganz mit den neuen Gegebenheiten klar, so dass ich nachts immer weiter in die Mitte rücke, möglicherweise möchte es mir mitteilen, dass ein Sturz aus dieser Höhe unangenehm werden könnte. Abgesehen davon schlafen wir aber gut.

Ein weiteres Manko: Die Kuscheltiere sitzen nicht mehr so stabil auf der Rückenlehne wie beim alten Bett. Irgendwas ist wirklich immer.

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Gestern hatte ich wieder Gesangsunterricht, also quasi Sport. Ich meine das sehr ernst, ich werfe da imaginäre Bälle, ziehe an imaginären Seilen und gestern musste ich wieder die Wohnzimmerwand wegdrücken und habe den blöden Ton, zu dem wir hinwollten, trotzdem nicht getroffen.

Falls das alles sehr seltsam klingt, weil Sie dachten, beim Gesangsunterricht, lernt man da nicht einfach singen, doch natürlich, das tut man, aber nebenbei lernt man noch atmen und bei welchem Ton die Zunge wo im Mund sitzt und ob der Ton eher so hinten oder vorne sitzt, oft sitzen die Töne zum Beispiel auch vorne in der Nase, es ist immer wieder überraschend. Und man lernt noch lauter andere Dinge, von denen man gar nicht wusste, dass es sie überhaupt gibt. Es ist alles sehr spannend, ich kann jedem nur dazu raten, Gesangsunterricht zu nehmen.

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Im Übrigen habe ich immer noch keine Meinung zum Wetter.


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Tagebuchbloggen, 23.7.2018

Der Tag im Büro war ereignislos, außer, dass ich aufgrund eines ungünstig gelegenen Meetings allein zu Mittag essen musste. Das war aber nicht so schlimm, denn erstens macht mir etwas Ruhe beim Essen gar nichts aus und zweitens kann man sich, wenn man alleine isst, den Platz auch selber aussuchen und deswegen saß ich dann nicht mit der üblichen Aussicht auf Tanzbrunnen, Eisdealer und Rhein, sondern mit Domblick.

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Der Zug nach Hause hatte sehr viel Verspätung, weswegen ich erst zum Hauptbahnhof fuhr und da ein bisschen im Bücherladen rumguckte und danach noch die Pokéarena am Bahnsteig 4/5 besetzte. Im Bücherladen erstand ich ganz spontan „Die Welt der Drei Fragezeichen“ von C. R. Rodenwald [Amazon-Werbelink], um mich mal ein bisschen zielgerichteter in die Hintergründe einzulesen. Etwas geärgert, weil das Buch im riva-Verlag erschienen ist, der sich in der Vergangenheit gelegentlich mit fragwürdigen Urheberrechtsdramen auf Twitter nicht gerade mit Ruhm bekleckerte.

Das Buch liest sich sehr gut an, aber man muss vermutlich schon Fan sein, um erst mal hundert Seiten über Autorengeschichte und Lizenzrechtsstreits zu lesen. Für mich passt das, ich finde das alles sehr spannend. Es gibt aber natürlich auch direkt wieder mindestens zwei Gründe, den Flammenwerfer auszupacken.

(Beim letzten Zitat befinden wir uns übrigens schon in den Achtzigerjahren, da hätte ich ja gedacht, dass man schon weiter gewesen wäre.)

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Noch aus dem Zug raus bei der Pizzeria an der Ecke zwei kleine Pizzen zum Abholen bestellt, hauptsächlich, weil ich kaum noch Geld hatte und nicht sicher wusste, ob man überhaupt und wenn ja, auch für Beträge unter zehn Euro mit Karte zahlen könnte. Online kann man aber über Paypal zahlen. Zu Hause dann Trash-TV und Bett abbauen, in umgekehrter Reihenfolge. Während seltsame Z-Promi-Paare im Fernsehen sich bei dummen Spielchen anschrien, bauten wir unser altes Bett in stiller Harmonie in einer Viertelstunde ab.

Heute morgen kommt nämlich das neue Boxspringbett. Die Geschichte dazu geht so, dass mein Mann eine neue Matratze kaufen wollte und ich daraufhin vorschlug, dann gleich ein neues Bett zu kaufen. Das mit dem neuen Bett aber auch nur, weil wir das sowieso schon mal überlegt hatten und die Gelegenheit günstig erschien. Die Auswahl war auch einfach, wir nahmen einfach exakt das Bett, das meine Eltern vor ein paar Jahren kauften, es heißt Bruno, kommt aus Berlin und hat ein Bär im Logo. Googeln Sie das selber, wenn ich das verlinke, muss ich nachher noch irgendwo Werbung dran schreiben.

Jedenfalls sollte das neue Bett erst Freitag kommen und jetzt auf einmal dann doch schon Dienstagmorgen und deswegen musste gestern das alte Bett noch schnell abgebaut werden. Geschlafen haben wir dann im Flur auf der alten Matratze, weil sie nun mal im Zuge des Abbauens dort gelandet war. Haben wir das jetzt also auch mal gemacht.

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Drei neue Entdeckungen im Spotify Mix der Woche: Nieselregen von Laing, Autobiographie einer Heizung von Knarf Rellöm (bei dem ich nach zwei Sekunden innerlich „DAS HAT ER DOCH VON RANDY NEWMAN GESAMPELT!“ dachte) und Bach von Dan Reeder.


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Mehr Dinge, die mein Klavierlehrer sagt

„Wissen Sie, ich hab während meines Studiums viel moderne Musik gespielt. Und da haben die dann immer ganz komische Dinge gemacht, 7 auf 5 oder 11 auf 9 oder so und dann hab ich das genauso gespielt, wie es da stand und da haben sich die Komponisten gefreut. Und dann habe ich es anders gespielt und da haben sich die Komponisten auch gefreut. Ich glaube, die wussten selber gar nicht, wie das klingen sollte. Aber bei Jazz-Musikern können sie das nicht machen, dann sind die traurig.“

 

Und, bitte für zukünftigen Gebrauch merken:

„Das groovt wie Hasso.“

Weihnachten bleib ich zu Haus

Eigentlich wollte ich das ja alles ein bisschen professioneller machen, aber dazu fehlt dieses Jahr irgendwie die Zeit. Das Lied stammt noch aus dem letzten Jahr, da hätte man also quasi zwölf Monate Zeit gehabt, das mal ordentlich einzuspielen und einzusingen und ein hübsches Arrangement zu basteln mit allem Drum und Dran und jetzt sitze ich wieder nur am Klavier und singe ins iPhone. Nu ja. Aber dafür ist es da und man kann es hören und wenn man will auch sehen, letzteres ist aber gar nicht so wichtig, es passiert ja nix.

Tatsächlich finde ich ja Weihnachten sehr großartig, und wenn ich zu Hause bleibe, dann, weil es da so schön gemütlich ist und weil da der Weihnachtsbaum und das Sofa und der Kamin ist. Ihr müsst euch also keine Sorgen um meinen Gemütszustand machen, ich bin gar nicht traurig, ich schreibe nur manchmal traurige Lieder.

Weihnachten bleib ich zu Haus

Oh, wenn man es hört
Oh, wie es mich stört
Wenn man’s hört unentwegt, weil’s durch Straßen und Häuser fegt

Oh, heilige Nacht
Hat der Winter die Tür aufgemacht
Stapft über Feld, über Flur und ich frag mich, was soll das nur?

Und alles ist still
Weil der Winter es will
Eine Schneeflocke hat kein Gewicht

Ich kann’s nicht erklär’n
Will mich auch nicht beschwer’n
Singt von Engeln und Tannen, ich tu’s einfach nicht

Lass mich doch einfach in Ruh
Und mach leise die Tür hinter dir zu
Lass mich doch einfach allein
Weihnachten bleib ich daheim
Weihnachten bleib ich alleine

Oh, wenn ich es seh
Kugeln und Glitzer und Schnee
So festlich geschmückt, sag, macht dich das nicht auch verrückt?

Und alles ist friedlich
Die Kinder sind niedlich
Mit Schneemannhaarspangen im Haar

Ich will gar nicht klagen
Wollt einfach nur sagen
Wir seh’n uns dann wieder im neuen Jahr

Lass mich doch einfach in Ruh
Ich bin erwachsen und weiß, was ich tu
Lass mich doch einfach allein
Weihnachten bleib ich daheim
Weihnachten bleib ich daheim
Weihnachten bleib ich alleine

Süßer die Glocken nie klingen
Als zu der heiligen Nacht
S’ist als ob Engelein singen
Wer hat sich dieses Lied ausgedacht?

Lasst mich doch einfach allein
Man muss auch mal nur für sich sein
Und im neuen Jahr komm ich wieder raus
Doch Weihnachten bleib ich zu Haus
Weihnachten bleib ich zu Haus
Weihnachten bleib ich zu Hause

Amanda Palmer am 3.11. in der Kantine in Köln und warum wir nicht bis zum Schluss geblieben sind

Ich bin gestern zum ersten Mal vor Ende aus einem Konzert gegangen. Und zwar nicht irgendeinem Konzert, sondern dem Soloprogramm von Amanda Palmer. Amanda Fucking Palmer. Ich kann das aber erklären und es hat nichts mit Amanda zu tun, meine Liebe zu ihr ist weiterhin ungebrochen.

Am Konzert selber war auch nix zu meckern, dass es ein Soloprogramm sein würde, war klar, es wurde vorher genau so angekündigt, es stand sogar auf der Karte. Und so begann das Konzert auch mit einem typischen magsichen Amanda-Moment. Anstatt auf der Bühne erschien sie mitten im Raum auf der Theke der Bar, Amanda in ihrem Mantel und ihrer Ukulele. Komplett ohne Mikrofon spielte sie „Ich bau dir ein Schloss“ von Heintje und danach, weil sie jetzt schon mal oben stand, ihr Cover von Radioheads „Creep“, bei dem das Publikum begeistert mitsang. Wunderschön, man steht mitten in der Menge, rundherum wird enthusiastisch und gleichzeitig fast verletzlich gesungen und auf der Theke eine tolle Frau mit Ukulele. An dieser Stelle war mir auch klar, egal, was jetzt noch kommen würde, ich habe hier gerade schon alles bekommen, für das ich gekommen bin.

Amanda Palmer

Dann ging es an den Flügel, Amanda startete mit „The Killing Type“, danach folgte das wunderbare Brecht-Weillige „Missed Me“ und zugegebenermaßen habe ich die genaue Reihenfolge danach vergessen. Amanda sitzt am Flügel, spielt, trinkt zwischendurch Wein und isst einen Apfel und erzählt, erzählt viel. Davon, wie sich ihr Leben durch ihren Sohn geändert hat, davon, wie sie dank Patreon genau die Kunst machen kann, die sie möchte und nicht die, die ihr irgendeine Marketing-Abteilung eines Musiklabels vorschreiben will. Dass sie zehn Minuten lange Lieder machen kann, wie das wunderschöne „A Mother’s Confession“, in dem sie über ihre erste Zeit als Mutter singt, eine Zeit, in der das Leben scheinbar auseinanderfällt, aber alles sowieso nur von dem einen entscheidenden Gedanken übertönt wird: At least the baby didn’t die. Auch hier darf das Publikum mitsingen, noch so ein magischer Moment, mal abgesehen davon, dass ich auch genau an der davor vorgesehenen Stelle geweint habe. Sie erzählt davon, wie sich Lieder mit der Zeit ändern, wie das noch viel traurigere „The Bed Song“, das mich bei jedem Hören emotional fertigmacht.

Zusammen mit ihrer Freundin und Tourmanagerin (unter anderem) Whitney singt sie „Delilah“ und das Beatles-Cover „Paperback Writer“ und mir fällt wieder auf, dass ich noch so viele Lieder von Amanda Palmer (oder den Dresden Dolls) nicht kenne und auf jedem Konzert erneut entzückt bin, wenn ich etwas neues höre.

Es ist also eigentlich alles wunderbar, ich empfehle hier weiterhin dringend, auf Konzerte von Amanda Palmer zu gehen, wann immer und wo immer sich einem die Gelegenheit bietet. Trotzdem sind wir früher gegangen, und das hatte zweieinhalb Gründe: Erstens waren mein Mann und ich etwas angeschlagen, nach zwei Stunden Rumstehen hatten wir Rückenschmerzen, wir waren müde und kaputt. Außerdem war die Kantine als Location denkbar ungünstig geeignet. Für einen Solokonzertabend mit vielen persönlichen Geschichten braucht man eine etwas intimere Atmosphäre, dann kann es wunderbar funktionieren. Wir hatten uns nach etwa einer Stunde von verhältnismäßig weit vorne nach ziemlich weit hinten zurückgezogen, weil es da noch Luft gab. Die Sicht war auch von da nicht schlechter, es standen zwar mehr Leute vor einem, aber eben nicht direkt vor der eigenen Nase. Dafür war Amanda weiter weg und die Geräuschkulisse von den beiden Getränketheken war nicht zu überhören.

Nur, um das klarzustellen, ich war angenehm überrascht von der Kantine. Draußen ein netter Bereich, mit einer Imbissbude, wo wir noch zur Stärkung Currywurst und Pommes bekamen. Kostenloser Parkplatz mit Wächtern, die einen direkt zum nächsten freien Platz wiesen. Das Sicherheitspersonal rheinisch-freundlich (im Gegensatz zum Gloria, wo sich meine Mutter schon mal fast mit einem Taschenchecker angelegt hat), und auch der Konzertraum selber war gut, nur halt nicht für diese Art Konzert geeignet. Da wäre das Gloria die bessere Wahl gewesen. Mit Band hingegen hätte es auch in der Kantine vermutlich für mich sehr gut funktioniert.

Der letzte halbe Grund war, dass vollkommen unklar war, wie lange es noch gehen würde. Ich bin eigentlich überzeugte Bis-zum-Ende-Bleiberin, ich habe erstens dafür bezahlt, zweitens will ich wissen, was noch alles kommt und drittens finde ich es unhöflich gegenüber dem Künstler. Hätte ich ungefähr einschätzen können, dass jetzt noch zwei oder drei Songs kommen und dann ist gut, hätten wir eventuell durchgehalten. Statt dessen erkundigte sich Amanda zwischendurch kurz nach der Sperrstunde und auch sonst war klar, dass sie selber nicht so genau wusste, wie lange sie spielen würde. Eigentlich der Traum jedes Konzertbesuchers, an diesem Abend hat es mir interessanterweise die Entscheidung erleichtert, früher zu gehen, denn bis Mitternacht, das war uns klar, würden wir auf keinen Fall durchhalten und wenn man sowieso nicht bis zum Schluss bleiben kann, ist es eigentlich auch schon egal.

Zu unserer Verteidigung: Wir sind gegen 22:30 Uhr aufgebrochen, da spielte Amanda schon seit zwei Stunden. Und so leid es mir tat, vorzeitig aufzubrechen, es war an diesem Abend mit diesen Rahmenbedingungen die richtige Entscheidung.

Ein paar gemischte Anmerkungen zum Schluss:

1. Geht zu Amanda Palmer! Es ist immer gut. Und wenn ihr nicht bis zum Ende bleibt, ist es auch gut, aber wenigstens wart ihr da.

2. Immerhin habe ich Baby Ash gesehen, der vor dem Konzert vor meiner Nase im Kinderwagen rumgefahren wurde. Und ja, er ist ungefähr genauso niedlich wie auf den Bildern.

3. Es gibt kaum jemanden, der es so versteht, das Publikum einzubinden, der so viel Liebe zurückgibt, der so fassbar als ganzer Mensch auf der Bühne steht wie Amanda Palmer. Erwähnte ich, dass man zu Amanda Palmer gehen sollte, wann immer sich die Gelegenheit bietet?

Altes Emmaus-Gebäude

4. Der Abend hatte sich eigentlich sogar schon gelohnt, als ich auf dem Gelände der Kantine ankam. Ich leide ja unter akuter Nostalgie und in dem Nebengebäude habe ich etliche Stunden verbracht, als dort noch die Emmaus Gemeinschaft saß und ich mit meiner Mutter regelmäßig dort hinfuhr. Man konnte mich einfach in dem Raum mit den gebrauchten Büchern absetzen. Dort haben wir auch mal einen Maulwurf gefunden.

5. Auf dem Weg zur Kantine habe ich endlich ein Pikachu gefangen. Eigentlich hatte sich der Abend sogar da schon gelohnt.

6. Hört mehr Amanda Palmer.

7. Wer wissen will, wie es vor drei Jahren bei Amanda Palmer war, der kann das hier nachlesen.

8. Das Nuf war in Berlin auf dem Konzert und war ebenfalls begeistert (und ist sogar bis zum Schluss geblieben, glaube ich).

9. Mein Mann hat ungefragt die angebotene CD gekauft und Amanda Palmer als einen modernen Tom Waits bezeichnet. Er fand’s wohl auch gut.