Lieblingstweets im März und April

Akute Blog- und Twittermüdigkeit, aber vielleicht wachen ja jetzt mit dem Frühling wieder die entsprechenden Lebensgeister wieder auf. Trotzdem hier eine kleine Auswahl:

 

Unverhoffte Beziehungstests

Wir sind ja aktuell wieder in der Brettspielphase und heute habe ich „Codenames Duett“ (Amazon Werbelink) aufgebaut, ein kooperatives Spiel, bei dem man dem ein Spielfeld mit 25 Wörtern aufbaut, von denen man dem anderen dann möglichst gute Hinweise auf möglichst viele Wörter geben muss, die auf einer kleinen Karte grün markiert sind. Besser kann ich es jetzt nicht erklären, wer mehr Interesse hat, guckt im Internet nach oder so, es wird da sicherlich Anleitungen und Erklärvideos geben.

Das Spiel ist jedenfalls angeblich kooperativ, weil man nur gemeinsam verlieren oder gewinnen kann, das ermöglicht den Spielern aber natürlich nur, die Schuld fürs gemeinsame Verlieren dem anderen zuzuschieben, es ist also gleichzeitig kooperativ und passiv-aggressiv. Ich habe jedenfalls meinem Mann sehr oft und sehr laut „SPACE SHUTTLE“ zugerufen, weil er zwar „Bus“ sehr schnell, aber irgendwie „Neptun“ nicht finden wollte. Ich meine, wie viel einfacher kann man es bitte machen.

Aber es gibt auch schöne, verbindende Momente. Schön war zum Beispiel, dass mein Mann und ich bei den Karten „Mann“ und „Handlung“ beide auf die Idee kamen, mit dem Begriff „Buddenbrooks“ zu operieren. Bei „Adorno“ war dann leider doch nur „Frankfurt“ und „Lehre“ die Auflösung, auch wenn ich kurz „Frankfurt“ und „Clown“ vorschlug, lassen Sie mich, das mit mir und Adorno wird in diesem Leben nichts mehr. I have this thing.

Wir empfehlen Codenames Duett jedenfalls sehr, wir hatten viel Spaß und die Beziehung ist noch intakt. Aber wir haben ja auch sicher noch nicht die letzte Runde gespielt.

Lieblingstweets im Januar und Februar

Lieblingstweets im Dezember

Lieblingstweets im November

Sehr schlechte Moderation

Gestern kam „Wetten, dass..?“. Das war für uns nur mittel relevant, ich hätte es ja aus einer Mischung aus Nostalgie und Bedürfnis nach super seichter Unterhaltung, bei der man nebenbei zehn andere Dinge tun kann, geguckt, aber mein Mann wollte die FIFA-Doku auf Netflix weitergucken und das kam mir auch ohne Diskussion pädagogisch wertvoller vor.¹

Ja, also jedenfalls haben wir das nicht geguckt. Statt dessen hat mein Mann dann noch eine flämische Krimiserie angefangen und ich bin situationsgemäß auf dem Sofa eingeschlafen.

Ich erfuhr aber über Twitter, dass es eine Brettspielwette gab und die interessierte mich – weil ja unser neues altes Hobby Gesellschaftsspiele ist – dann doch. Also guckte ich heute Morgen im Bett noch diese eine Wette auf dem Smartphone, es ist ja mittlerweile über die Mediatheken alles sehr gut zu finden.

Die Brettspielwette war, dass jemand wettete, alle Spiele des Jahres am Ausschüttgeräusch zu erkennen. Es ist aus meiner Sicht keine realistische Brettspielwette, insofern, als dass niemand, der älter als sagen wir acht Jahre ist, Brettspiele ausschütten würde, aber ausreichend amüsant und auf dem Spektrum der Wettschwierigkeit in einem guten Mittelfeld zwischen „What the fuck is happening?“ zu „Alter, das kann ich nach vier Stunden üben auch“. Man kann sich ganz gut vorstellen, wie es funktioniert, der Wettkandidat erklärte es auch vorbildlich: „Das sind viele Teile, eher leichtes Plastik und mit einem leichten Nachgeräusch.“

So weit, so gut, Robbie Williams war der Wettpate und angemessen gefangen zwischen irritiert und desinteressiert, wie es sich für internationale Wettpaten gehört.

Dann gab es ja aber noch die Moderation von Gottschalk und Hunziker und ALTER FALTER, GEBEN DIE SICH ÜBERHAUPT KEINE MÜHE MEHR ODER WAS?!? Entschuldigung, ich muss mich kurz abregen, ich habe mich beim Frühstück schon sehr darüber echauffiert. Michelle Hunziker flippte nach dem zweiten richtig erkannten Spiel (von fünf Versuchen) komplett aus. „SCHON ZWEI RICHTIG, FANTASTISCH!“ Als ob nicht doch insgesamt das Ziel der meisten Wettkandidaten ist, die Wette zu gewinnen und zwei richtige Treffer jetzt auch für Wetten, dass..? eher normal sind. Beim dritten Spiel wollte der Kandidat dann einen zweiten Versuch haben, was die Moderatoren beide in komplettes Chaos stürzen, OH GOTT, WAS IST ZU TUN, GEHT DAS ÜBERHAUPT? THOMAS, JETZT MUSST DU WIEDER ALLES AUFRÄUMEN! Währenddessen erwähnte der Helfer des Wettpaten, ja es gäbe ja auch zwei Spiele, Robbie Williams deutete etwas hilflos auf DIE OFFENSICHTLICH JEWEILS IM DOPPELPACK VORHANDENEN SPIELE IM REGAL und ging schon mal das Spiel für den zweiten Versuch holen während Michelle Hunziker STATT EINFACH MAL HINTER SICH ZU GUCKEN noch mal die Frage stellte „Oder gibt’s noch eins?“

Es war recht irritierend, zwei eigentlich doch ganz geübte Moderatoren wegen einer Nichtigkeit vollkommen verloren zu erleben. Ich hab keine Ahnung von TV-Produktionen, aber sitzt da nicht einer in der Regie, der „Michelle, wir haben zwei Spiele, gar kein Probleme, das war Bestandteil der Wettvereinbarung“ sagt? Müssen da zwei Moderatoren wie aufgescheuchte Hühner über die Bühne laufen und ihre Verwirrtheit mit viel Gerede aber wenig Problemlösungsorientiertheit überspielen?

Ich hab dann ausgemacht. Ich glaub, mit Wetten, dass..? bin ich jetzt doch durch. Nichts gegen Samstagabendunterhaltung, aber dann doch bitte mit Moderatoren, die sich vorher einmal informiert haben.


¹Nein, wir gucken die WM nicht. Ich mache sonst nicht so in Boykott, weil ich ja auch bequem bin, ich habe keine Ahnung von Fußball-Politik, aber da scheint mir als Laie mit halbwegs gesundem Menschenverstand so viel schief zu sein, dass ich das durch Nichtbeachtung abstrafen möchte.

Cozy Living

Jetzt wo es anfängt, wieder dunkel und kalt zu werden (kalt, also na ja, darauf warten wir noch, sagen wir kälter), haben wir ein altes Hobby wieder neu entdeckt und spielen jetzt Gesellschaftsspiele. Es fing mit ein paar Escape Games an, dann bestellte ich aus Versehen 5-Minute Dungeon (Amazon-Werbelink) statt 5-Minute Mystery (Amazon Werbelink)¹ und dann spielten wir das und dann waren wir am Samstag im Dorfbuchladen und da stand Cascadia (Amazon Werbelink), das Spiel des Jahres 2022 und dann kaufte ich das auch noch und jetzt spielen wir halt das. Mein Mann ist sehr frustriert, weil er erst einmal gewonnen hat, aber ich bin von diversen Gelegenheitsspielen auf dem Handy und der Switch einfach sehr geübt im sinnvollen Anlegen von Landschaftsplättchen.

Das Schlimme ist, dass ich beim geringsten Funken von Interesse wieder komplett in ein Kaninchenloch falle. Ich muss da nur wenige Videos auf YouTube gucken, auf einmal habe ich völlig unnötiges Nerdwissen über Spiele des Jahres, Spielmechaniken, Empfehlungen und Erweiterungen. Ich will das gar nicht zwangsweise so genau wissen, es setzt sich einfach in meinem Kopf fest, wie einmal, als ich abends die Folge von „Chef’s Table“ mit Christina Tosi sah und am nächsten Tag wirklich über nichts anderes als Cereal Milk nachdenken konnte.

Ich habe aus Team-Organisationsgründen dieses Jahre zwischen Weihnachten und Silvester keinen Urlaub, allerdings noch so viel Urlaub, dass ich dieses Jahr noch Tage verbrauchen musste. Jetzt habe ich einfach eine Woche vor Weihnachten Urlaub und nachdem ich kurz ein bisschen traurig war, weil ich die Schlumperzeit zwischen Weihnachten und Silvester so mag, finde ich das jetzt eine tolle Lösung und freue mich schon. Bis dahin packe ich noch zwei oder drei Mal irgendwelche virtuellen oder realen Einkaufskörbe mit Spielkram voll und dann spielen wir einfach anderthalb Wochen lang und zwischendurch essen wir und gehen mit dem Hund raus und dann gucke ich noch alberne Weihnachtsfilme. Das klingt für mich alles nach einem Superplan. Die Switch ist auch schon voll mit Spielen und die Steam-Bibliothek sowieso.

 


¹Es war nur ein halbes Versehen. „5-Minute Dungeon“ stand auf meiner Wunschliste und erfahrungsgemäß habe ich mir irgendwas dabei gedacht, wenn ich Dinge auf die Wunschliste packte und als ich dann den virtuellen Einkaufszettel vollpackte, packte ich einfach das von der Wunschliste dazu ohne noch mal genau zu gucken. „5-Minute Mystery“ funktioniert angeblich ähnlich, aber wenn uns das, was wir jetzt haben, weiterhin gut gefällt, legen wir uns das halt demnächst auch zu.

Backenkönnen

Ich habe letzte Woche wieder Lebkuchen gebacken, nach dem Rezept von meiner Oma. Streng genommen ist es eher Honigkuchen, glaube ich, aber bei uns firmiert das Rezept seit ich denken kann als Lebkuchen, deswegen werde ich das weiter so nennen.

Ein Blech wurde schon an Nachbarn verteilt – dazu ein kleiner Exkurs: Es ist ja so, dass ich schon lange vorhabe, im Alter Fensterrentnerin zu werden. Bis letztens dachte ich noch, ich mach das in der Stadt und dann sitze ich eben so an meinem Fenster und gucke, was auf der Straße passiert. Jetzt leben wir aber auf dem Land, das einzige fensterrentnerkompatible Fenster ist im Hauswirtschaftsraum, das geht nach vorne auf die Veranda raus und hat auch eine gute Größe. In den letzten Tagen habe ich das jetzt schon mehrfach erprobt, man kann ganz hervorragend Kuchen aus dem Fenster verteilen, das sind ideale Fensterrentnerqualitäten, ich werde das jetzt in den nächsten vierzig Jahren etablieren.

Jedenfalls, was ich eigentlich sagen wollte, und ich weiß, da gab es letztens eine Twitterdiskussion, die ich wirklich auf gar keinen Fall wieder anfachen möchte, ich habe dazu bereits alles gesagt, was ich sagen könnte und wollte. Aber, was mir eben noch einfiel war, dass Leute, die mich noch nicht kennen, dann manchmal so Sachen sagen wie „Ah, du kannst ja backen!“ und ich denke dann immer, ja, selbstverständlich kann ich backen, denn ich kann lesen und habe einen Ofen¹. Dass das schon einer Erwähnung wert ist, kommt mir seltsam vor, Backenkönnen fängt in meiner Welt in etwa da an, wo man mehrstöckige Torten oder überhaupt irgendwas mit Torten macht oder anderweitig besonders hübsche Dinge. Das Lebkuchenrezept zum Beispiel besteht im weitesten daraus, Dinge zusammenzumischen und dann auf zwei Blechen zu verteilen und in den Ofen zu schieben.

Dieses Backenkönnen anderer Leute, das in meiner Welt vor allem mit Lesekompetenz zu tun hat, würde ich gerne mit Backenwollen ersetzen, das scheint mir die wesentliche Differenz zwischen Leuten, die backen und denen, die es nicht tun, zu sein (in manchen Fällen ist es eventuell auch ein Backenmüssen). Da habe ich jedenfalls heute drüber nachgedacht.


¹Das stimmt nur so halb. Wir haben zwar einen Ofen, aber er funktioniert gerade nicht. Die Lebkuchen habe ich im Ofen des Nachbarn gebacken.