Lieblingstweets im Dezember

Lieblingstweets im November

Sehr schlechte Moderation

Gestern kam „Wetten, dass..?“. Das war für uns nur mittel relevant, ich hätte es ja aus einer Mischung aus Nostalgie und Bedürfnis nach super seichter Unterhaltung, bei der man nebenbei zehn andere Dinge tun kann, geguckt, aber mein Mann wollte die FIFA-Doku auf Netflix weitergucken und das kam mir auch ohne Diskussion pädagogisch wertvoller vor.¹

Ja, also jedenfalls haben wir das nicht geguckt. Statt dessen hat mein Mann dann noch eine flämische Krimiserie angefangen und ich bin situationsgemäß auf dem Sofa eingeschlafen.

Ich erfuhr aber über Twitter, dass es eine Brettspielwette gab und die interessierte mich – weil ja unser neues altes Hobby Gesellschaftsspiele ist – dann doch. Also guckte ich heute Morgen im Bett noch diese eine Wette auf dem Smartphone, es ist ja mittlerweile über die Mediatheken alles sehr gut zu finden.

Die Brettspielwette war, dass jemand wettete, alle Spiele des Jahres am Ausschüttgeräusch zu erkennen. Es ist aus meiner Sicht keine realistische Brettspielwette, insofern, als dass niemand, der älter als sagen wir acht Jahre ist, Brettspiele ausschütten würde, aber ausreichend amüsant und auf dem Spektrum der Wettschwierigkeit in einem guten Mittelfeld zwischen „What the fuck is happening?“ zu „Alter, das kann ich nach vier Stunden üben auch“. Man kann sich ganz gut vorstellen, wie es funktioniert, der Wettkandidat erklärte es auch vorbildlich: „Das sind viele Teile, eher leichtes Plastik und mit einem leichten Nachgeräusch.“

So weit, so gut, Robbie Williams war der Wettpate und angemessen gefangen zwischen irritiert und desinteressiert, wie es sich für internationale Wettpaten gehört.

Dann gab es ja aber noch die Moderation von Gottschalk und Hunziker und ALTER FALTER, GEBEN DIE SICH ÜBERHAUPT KEINE MÜHE MEHR ODER WAS?!? Entschuldigung, ich muss mich kurz abregen, ich habe mich beim Frühstück schon sehr darüber echauffiert. Michelle Hunziker flippte nach dem zweiten richtig erkannten Spiel (von fünf Versuchen) komplett aus. „SCHON ZWEI RICHTIG, FANTASTISCH!“ Als ob nicht doch insgesamt das Ziel der meisten Wettkandidaten ist, die Wette zu gewinnen und zwei richtige Treffer jetzt auch für Wetten, dass..? eher normal sind. Beim dritten Spiel wollte der Kandidat dann einen zweiten Versuch haben, was die Moderatoren beide in komplettes Chaos stürzen, OH GOTT, WAS IST ZU TUN, GEHT DAS ÜBERHAUPT? THOMAS, JETZT MUSST DU WIEDER ALLES AUFRÄUMEN! Währenddessen erwähnte der Helfer des Wettpaten, ja es gäbe ja auch zwei Spiele, Robbie Williams deutete etwas hilflos auf DIE OFFENSICHTLICH JEWEILS IM DOPPELPACK VORHANDENEN SPIELE IM REGAL und ging schon mal das Spiel für den zweiten Versuch holen während Michelle Hunziker STATT EINFACH MAL HINTER SICH ZU GUCKEN noch mal die Frage stellte „Oder gibt’s noch eins?“

Es war recht irritierend, zwei eigentlich doch ganz geübte Moderatoren wegen einer Nichtigkeit vollkommen verloren zu erleben. Ich hab keine Ahnung von TV-Produktionen, aber sitzt da nicht einer in der Regie, der „Michelle, wir haben zwei Spiele, gar kein Probleme, das war Bestandteil der Wettvereinbarung“ sagt? Müssen da zwei Moderatoren wie aufgescheuchte Hühner über die Bühne laufen und ihre Verwirrtheit mit viel Gerede aber wenig Problemlösungsorientiertheit überspielen?

Ich hab dann ausgemacht. Ich glaub, mit Wetten, dass..? bin ich jetzt doch durch. Nichts gegen Samstagabendunterhaltung, aber dann doch bitte mit Moderatoren, die sich vorher einmal informiert haben.


¹Nein, wir gucken die WM nicht. Ich mache sonst nicht so in Boykott, weil ich ja auch bequem bin, ich habe keine Ahnung von Fußball-Politik, aber da scheint mir als Laie mit halbwegs gesundem Menschenverstand so viel schief zu sein, dass ich das durch Nichtbeachtung abstrafen möchte.

Cozy Living

Jetzt wo es anfängt, wieder dunkel und kalt zu werden (kalt, also na ja, darauf warten wir noch, sagen wir kälter), haben wir ein altes Hobby wieder neu entdeckt und spielen jetzt Gesellschaftsspiele. Es fing mit ein paar Escape Games an, dann bestellte ich aus Versehen 5-Minute Dungeon (Amazon-Werbelink) statt 5-Minute Mystery (Amazon Werbelink)¹ und dann spielten wir das und dann waren wir am Samstag im Dorfbuchladen und da stand Cascadia (Amazon Werbelink), das Spiel des Jahres 2022 und dann kaufte ich das auch noch und jetzt spielen wir halt das. Mein Mann ist sehr frustriert, weil er erst einmal gewonnen hat, aber ich bin von diversen Gelegenheitsspielen auf dem Handy und der Switch einfach sehr geübt im sinnvollen Anlegen von Landschaftsplättchen.

Das Schlimme ist, dass ich beim geringsten Funken von Interesse wieder komplett in ein Kaninchenloch falle. Ich muss da nur wenige Videos auf YouTube gucken, auf einmal habe ich völlig unnötiges Nerdwissen über Spiele des Jahres, Spielmechaniken, Empfehlungen und Erweiterungen. Ich will das gar nicht zwangsweise so genau wissen, es setzt sich einfach in meinem Kopf fest, wie einmal, als ich abends die Folge von „Chef’s Table“ mit Christina Tosi sah und am nächsten Tag wirklich über nichts anderes als Cereal Milk nachdenken konnte.

Ich habe aus Team-Organisationsgründen dieses Jahre zwischen Weihnachten und Silvester keinen Urlaub, allerdings noch so viel Urlaub, dass ich dieses Jahr noch Tage verbrauchen musste. Jetzt habe ich einfach eine Woche vor Weihnachten Urlaub und nachdem ich kurz ein bisschen traurig war, weil ich die Schlumperzeit zwischen Weihnachten und Silvester so mag, finde ich das jetzt eine tolle Lösung und freue mich schon. Bis dahin packe ich noch zwei oder drei Mal irgendwelche virtuellen oder realen Einkaufskörbe mit Spielkram voll und dann spielen wir einfach anderthalb Wochen lang und zwischendurch essen wir und gehen mit dem Hund raus und dann gucke ich noch alberne Weihnachtsfilme. Das klingt für mich alles nach einem Superplan. Die Switch ist auch schon voll mit Spielen und die Steam-Bibliothek sowieso.

 


¹Es war nur ein halbes Versehen. „5-Minute Dungeon“ stand auf meiner Wunschliste und erfahrungsgemäß habe ich mir irgendwas dabei gedacht, wenn ich Dinge auf die Wunschliste packte und als ich dann den virtuellen Einkaufszettel vollpackte, packte ich einfach das von der Wunschliste dazu ohne noch mal genau zu gucken. „5-Minute Mystery“ funktioniert angeblich ähnlich, aber wenn uns das, was wir jetzt haben, weiterhin gut gefällt, legen wir uns das halt demnächst auch zu.

Backenkönnen

Ich habe letzte Woche wieder Lebkuchen gebacken, nach dem Rezept von meiner Oma. Streng genommen ist es eher Honigkuchen, glaube ich, aber bei uns firmiert das Rezept seit ich denken kann als Lebkuchen, deswegen werde ich das weiter so nennen.

Ein Blech wurde schon an Nachbarn verteilt – dazu ein kleiner Exkurs: Es ist ja so, dass ich schon lange vorhabe, im Alter Fensterrentnerin zu werden. Bis letztens dachte ich noch, ich mach das in der Stadt und dann sitze ich eben so an meinem Fenster und gucke, was auf der Straße passiert. Jetzt leben wir aber auf dem Land, das einzige fensterrentnerkompatible Fenster ist im Hauswirtschaftsraum, das geht nach vorne auf die Veranda raus und hat auch eine gute Größe. In den letzten Tagen habe ich das jetzt schon mehrfach erprobt, man kann ganz hervorragend Kuchen aus dem Fenster verteilen, das sind ideale Fensterrentnerqualitäten, ich werde das jetzt in den nächsten vierzig Jahren etablieren.

Jedenfalls, was ich eigentlich sagen wollte, und ich weiß, da gab es letztens eine Twitterdiskussion, die ich wirklich auf gar keinen Fall wieder anfachen möchte, ich habe dazu bereits alles gesagt, was ich sagen könnte und wollte. Aber, was mir eben noch einfiel war, dass Leute, die mich noch nicht kennen, dann manchmal so Sachen sagen wie „Ah, du kannst ja backen!“ und ich denke dann immer, ja, selbstverständlich kann ich backen, denn ich kann lesen und habe einen Ofen¹. Dass das schon einer Erwähnung wert ist, kommt mir seltsam vor, Backenkönnen fängt in meiner Welt in etwa da an, wo man mehrstöckige Torten oder überhaupt irgendwas mit Torten macht oder anderweitig besonders hübsche Dinge. Das Lebkuchenrezept zum Beispiel besteht im weitesten daraus, Dinge zusammenzumischen und dann auf zwei Blechen zu verteilen und in den Ofen zu schieben.

Dieses Backenkönnen anderer Leute, das in meiner Welt vor allem mit Lesekompetenz zu tun hat, würde ich gerne mit Backenwollen ersetzen, das scheint mir die wesentliche Differenz zwischen Leuten, die backen und denen, die es nicht tun, zu sein (in manchen Fällen ist es eventuell auch ein Backenmüssen). Da habe ich jedenfalls heute drüber nachgedacht.


¹Das stimmt nur so halb. Wir haben zwar einen Ofen, aber er funktioniert gerade nicht. Die Lebkuchen habe ich im Ofen des Nachbarn gebacken.

Vermischtes

Der Hund ist ein bisschen krank, er hat Durchfall, ich weiß gar nicht, ob das so der Einstieg war, den man sich als Blogleser*in so wünscht, aber so ist das. Der Hund hat Durchfall, kann ich nichts dran machen. Deswegen war er heute Nacht auch sehr nervös. Weil es ein kluger, aber auch umsichtiger Hund ist, stand er nachts drei Mal bei uns im Schlafzimmer, zwei Mal musste er raus, einmal wollte er wohl nur etwas Gesellschaft. Nach dem dritte Mal legte er sich ins Gästezimmer und dann hörte ich so gegen 6 Uhr hektisches Runterlaufen ins Wohnzimmer mit anschließendem Würgen. Gut ist, dass der umsichtige Hund nach unten läuft anstatt ins Gästebett oder aufs Parkett zu kotzen. Schlecht ist, dass der Hund dann aber darauf besteht, nicht auf die Fliesen, sondern auf jeden Fall auf eine Decke oder einen Teppich zu kotzen. Trotzdem besser als Bett oder Parkett, insofern nehmen wir, was wir kriegen können und die Hundedecke kann man sehr unproblematisch waschen.

Jedenfalls waren beide Menschen in diesem Haushalt heute sehr erschöpft. Wir hatten uns das gut aufgeteilt, trotzdem blieb wir für jeden zwei Mal Aufstehen mitten in der Nacht mit jeweils ein Mal das Haus verlassen, der umsichtige Hund möchte nämlich auch nicht in den eigenen Garten machen, dafür muss man richtig rausgehen. Ansonsten geht es ihm gut, was mir aber vollkommen unklar ist, wie Eltern das machen. Also klar, irgendwann werden Kinder groß und schlafen durch, aber wie man die Zeit bis dahin überlebt, ohne bekloppt zu werden, ist mir völlig unklar. Eventuell werden auch alle übergangsweise bekloppt, das würde auch einiges erklären.

Was mir sonst noch aufgefallen ist. Ich fahre – das behaupte ich jedenfalls, ich werde dazu niemals Mitfahrer befragen, weil ich Angst habe, dass mir die Fremdeinschätzung nicht gefallen könnte – ich fahre also nach meinem ganz subjektivem Empfinden sehr, sehr vorausschauend. Zu vorausschauend möchte ich sagen, ich bremse ungerne, deswegen halte ich auf der Autobahn meistens sehr viel Abstand. So viel Abstand, dass mich öfter Autos überholen, um dann vor mir wieder einzuscheren, um dann genauso schnell beziehungsweise aus ihrer Sicht langsam zu fahren wie ich, weil ich ja genauso schnell beziehungsweise langsam fahre wie das Auto vor mir. Nur scheint das nicht immer so offensichtlich, eventuell wegen dieser großen Lücke.

Vor allem aber antizipiere ich immer viel zu viel, manches davon tritt ein, manches nicht. Gestern zum Beispiel war vor mir ein Auto mit einem Kennzeichen, dass ich geographisch gut zuordnen konnte. Die Fahrbahn war zweispurig, das Auto war auf der anderen Spur und zwar auf der Spur, die nicht in die Richtung des Kennzeichens führte. Ich war sehr sicher, dass das ein Versehen sein musste und das Auto noch schnell auf die andere Spur wechseln würde und fuhr dementsprechend defensiv, ich rechnete ja sekündlich mit einem Spurwechsel vor mir und die Zeit oder vielmehr der Weg wurde knapp. Anscheinend wollte der Mensch im Auto aber gar nicht dahin, wo ich ihn hinhaben wollte und fuhr unerklärlicherweise doch woanders hin. Auf der Autobahn lag ich dann aber wieder richtig, als ich den Spurwechsel des Autos mit Leverkusener Kennzeichen treffsicher vorhersagte. Was ich eigentlich sagen wollte: Es ist ein bisschen anstrengend, wenn man beim Fahren immer noch versucht, auf Basis von Kennzeichen oder Fahrverhalten die Zukunft vorherzusagen und sich dann auch schon präventiv so zu verhalten, dass man angemessen darauf reagieren kann. Man könnte auch einfach gucken, ob jemand blinkt oder nicht, das schafft mein Gehirn aber nicht, es möchte gerne vorarbeiten, die alte Streberin.

Lieblingstweets im Oktober

Goldener Herbst, goldene Tweets und so, Sie wissen schon.

Rauf und runter beziehungsweise runter und rauf

Ich sitze oben in meinem Arbeitszimmer und möchte meine Nintendo Switch holen, weil ich meine Steam-Wunschliste mit der Switch-Wunschliste abgleichen will (bitte nicht nachfragen, das sind Dinge, die ich tue).

Ich gehe also runter, dabei fällt mir ein, dass in der Haushalts-App stand, dass ich den Müll sortieren soll. Müll sortieren ist Code für „Den Papiermüll in die Papiertonne bringen und alle Mülleimer oben in einen leeren und unten in die Restmülltonne ausleeren“. Das mache ich also, einmal raus, Papiermüll in die Tonne, dann nach oben alle Mülleimer in einen leeren und nach unten bringen.

Die Switch ist immer noch unten.

Ich muss also noch mal runter, dabei nehme ich dann Teller und Tasse vom Frühstück mit nach unten in die Küche und bringe die Zeitungsausschnitte, die ich noch aufheben wollte und die auf dem Wohnzimmertisch lagen nach oben.

Die Switch ist immer noch unten, ah ja, die Switch wollte ich ja hoch holen.

Ich gehe noch mal runter, dabei fällt mir ein, dass ich noch mal die Namen von den Escape-Kartenspielen, die ich bereits habe, abgleichen wollte, damit ich sie in meiner gerade erstellten Excelliste mit allen verfügbaren Spielen der Reihe abgleichen kann. Auf der Truhe steht auch noch eine Pflanze, die ich nach oben mitnehme, um mein Arbeitszimmer hübscher zu machen.

Die Switch ist immer noch unten. Stimmt, ich wollte ja die Switch holen.

Ich gehe noch mal runter und hole die Switch. Nichts mit runternehmen, nichts noch unten erledigen, nur runtergehen, die Switch holen und wieder hoch.

Dann mache ich alles, was ich eigentlich auf der Switch machen wollte, auf der Nintendo-Webseite im Browser.