Gelesen: Delikatessen weltweit von Julia Schoon

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Ich habe ja schon mal darüber geschrieben, dass ich Mäkelkind war und so gut wie jedes Gemüse, vor allem in gekochtem Zustand, abgelehnt habe. Anscheinend hat mir das aber auch gar nicht geschadet, im Gegenteil, mittlerweile will ich immer alles probieren. Gerade im Urlaub gibt es ja genug Unbekanntes, das man unbedingt auch mal kosten muss. In Belgien aß ich Waterzooi und trank Kirschbier, in Frankreich einen Salat mit Entenherzen und auch mal eine Auster, in Schottland musste selbstverständlich Haggis, Whisky und Fish ‘n Chips mit Erbsenpüree probiert werden.

Julia Schoon hat in ihrem Buch “Delikatessen weltweit – 99 Spezialitäten, die Sie (lieber nicht) probieren sollten” eben genau solche Spezialitäten gesammelt. Weniger schlimme, eigentlich ganz leckere und doch eher gewöhnungsbedürftige. Erstaunlich viele davon kannte ich schon, einige hab ich sogar schon probiert und auch durchaus für lecker befunden.

Aufgeteilt ist das Buch in drei Teile. Angefangen bei gegrilltem Piranha, der ja auch eigentlich nur Fisch ist, nur eben mit einem verdammt schlechten Image geht es über frittierte Butter (kein Scherz) über Marmite und Porridge bis zum russischen Kvas (von dem ich dank Oblomov schon gelesen hatte, und jetzt endlich weiß, was es ist), Cocktails mit Muschelsud und der teuersten Pizza der Welt. Seltsame Gerichte allesamt, aber nichts, vor dem man sich fürchten müsste und durchaus auch schon das ein oder andere, was man vielleicht auch selber schon mal auf dem Teller hat.

Weiter geht es mit den “Spezialitäten für Unerschrockene”, wo es mit Leckereien wie Elefantenrüsselmuschel (Googelt das mal!), salzigem mongolischem Tee (der gerne mit Butter gereicht wird) und Kugelfisch schon ein bisschen härter zu geht. Aber immerhin: Kimchi und Haggis, die in dieser Kategorie auftauchen, habe ich auch schon gerne gegessen.

Die letzten 33 Delikatessen sind dann aber wirklich für Hartgesottene, oder – wie es im Buch offiziell heißt – für “Dschungelcamp-Anwärter”. Schlangenblut-Cocktail und frittierte Spinnen gibt es da, Hahnenkamm und Quallensalat. Man will es eigentlich alles gar nicht so genau wissen, liest aber trotzdem gierig (wenn auch nicht unbedingt mit steigendem Appetit) Kapitel für Kapitel weiter, weil es alles so faszinierend ist.

Dabei sind die Kapitel mit meist zwei bis vier Seiten recht kurz, bei manchen Gerichten hätte ich mir mehr Informationen gewünscht. Auf der anderen Seite setzt so der “Ach, eins geht noch!”-Effekt ein und ruckzuck ist das Buch der unglaublichen Delikatessen, die es so auf der Welt gibt ausgelesen. Dabei gibt es auch den ein oder anderen Tipp, wie man eines der Gerichte selber kochen kann oder wo man hingehen muss (physisch oder im Internet), um das gerade Beschriebene selber kosten zu können.

So konnte ich jetzt in Dresden dank des Tipps im Buch auch “Farnspitzen” auf der Liste der zu probierenden Dinge abhaken. Überraschung: Farnspitzen schmecken tatsächlich ungefähr so, wie man denkt, dass Farnspitzen schmecken müssten. Wer jetzt denkt “Hä, ich hab keine Ahnung, wie Farnspitzen schmecken müssten”, hab ich auch gedacht, es ist aber trotzdem so. Seltsam, aber wahr.

“Delikatessen weltweit” ist vielleicht kein Buch, das zwingend auf jeder Seite den Appetit fördert, es macht aber nichtsdestotrotz auf die ein oder andere Seltsamkeit neugierig und ist dabei angenehm leicht und flockig zu lesen. An manchen Stellen wünscht man sich ein bisschen mehr persönliche Erfahrungsberichte. Was Julia Schoon selber probiert hat und was sie “nur” recherchiert hat, bleibt oft unklar. Das ist schade, tut dem Gesamtvergnügen aber keinen Abbruch.

(Übrigens: Eigentlich wollte ich ja großmäulig schreiben, dass ich ein Buch über seltsame Delikatessen, in dem Andouillette nicht vorkommt, nicht ernst nehmen kann. Und auch, wenn ich immer noch der Meinung bin, dass dieses sensationelle Gericht eigentlich einen Platz in diesem schönen Buch verdient hätte, ich hab’s trotzdem gerne gelesen. Es bleiben aber sowieso bestimmt noch mindestens 98 andere spannende Delikatessen, aus denen sich mit der Andouillette ein zweiter Teil basteln ließe.)

Delikatessen weltweit – 99 Spezialitäten, die Sie (lieber nicht) probieren sollten kann man bei Amazon kaufen oder bei der Buchhandlung stories! in Hamburg (und natürlich überall sonst).

Das Buch auf der Seite des Conbook Verlags

Weitere Informationen zum Buchinhalt auf dem Seitnotiz-Blog des Conbook Verlags

Eine Antwort auf „Gelesen: Delikatessen weltweit von Julia Schoon“

  1. Andere Länder, anderes Essen! Über den Tellerrand hinaus unsere grenzbereiche verlassen und ab in den kulinarischen Orbit, vorausgesetzt man ist schwindel frei ;-)
    Seltsam delikat, Essen?! eine weired food compilation zu finden auf meinem Blog …

    Gruß
    Cookinator

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