Herzliste 2014

Was Vorsätze angeht, so kann man sich hier auch einiges von Softwareentwicklung abgucken. Auf der einen Seite sollte man wissen, was man so generell anstrebt. Bei agilen Softwareprojekten ist das die „Vision“. Visionen dürfen wenig detailliert sein, das soll so, es geht nämlich nur darum, wo man so prinzipiell hinwill, also ob man z.B. lieber ein Nischenpublikum bedienen will oder die breite Masse (das ist jetzt ein schlechtes und möglicherweise irreführendes Beispiel, aber mir fällt gerade nichts besseres ein). Im übertragenen Sinn sind das meine Leitfäden, die ich vor ein paar Tagen ausgepackt und noch mal auf Sinnhaftigkeit überprüft habe.

Kombinieren sollte man das ganze jetzt mit konkreten Aufgaben, die vielleicht etwas mit dieser Vision zu tun haben oder auch nicht. Diese Aufgaben sollten nicht nur konkret, sondern auch ausreichend detailliert, verständlich und vor allem machbar sein.

In diesem Fall ist es sogar noch besser. Ich mache eine Herzliste 2014, eine Idee von Yasmina Banaszczuk. Statt guter Vorsätze, die einem nur das Leben schwer machen, gibt es eine Liste von Sachen, die ich sowieso immer schon machen wollte, nur im Alltag immer vergesse, vor mir herschiebe oder hinten anstelle. Da es sich um Dinge handelt, die ich aber eigentlich total gerne machen würde, sollte es gar nicht so schwer sein, 2014 damit zu verschönern. Es ist also quasi eine Win-Win-Situation, die man sich da zurechtbastelt.

Eventuell wird die Liste noch erweitert oder im Laufe des Jahres geändert. Zu diesem Zweck gibt es in der Softwareentwicklung am Ende eines Entwicklungszyklus immer eine Retrospektive, bei der man sich anguckt, was gut gelaufen ist und was nicht und warum irgendwas gut oder schlecht gelaufen ist und den Entwicklungsprozess auf dieser Basis anpasst und (so zumindest die Theorie) Stückchen für Stückchen optimiert. Auch für die guten Vorsätze bietet sich so eine Retrospektive an. Stimmen die Leitsätze noch? Sind sie richtig priorisiert? Kann ich das alles überhaupt schaffen? Will ich das überhaupt noch oder hat sich rausgestellt, dass ich etwas anderes will? Aber bei der Retrospektive sind wir noch nicht, das machen wir später. Erstmal gibt’s die Liste und dann haben wir etwas, womit wir dieses Jahr arbeiten können.

Herzliste 2014

  • Mindestens zwei Mal auftreten
  • Mit dem besten Freund zu einem Karaokeabend (1)
  • Wieder mehr Klarinette spielen (2)
  • Mehr Französisch lernen (3)
  • Vier mal ein komplettes Dinner (drei Gänge) für Gäste kochen
  • Sechs neue Restaurants/Bistros/anderweitige gastronomische Einrichtungen ausprobieren
  • Einmal ins Aquarium (gerne öfter) (4)
  • Endlich mal ins Folkwangmuseum
  • Mindestens einmal nach Berlin (rp14 zählt nicht)
  • Einen Pubquiz mitmachen
  • Die Asterix-Sammlung um sagenwirmal sechs Hefte erweitern (5)
  • Vier klassische Gerichte selber machen (Lasagne, Brathähnchen, you name it…)
  • Einen Spieleabend machen

(1) Wer mitkommen will, melde sich. Wir werden singen und mindestens einer von uns beiden kann es erwiesenermaßen nicht. Wer außerdem weiß, wo man in Düsseldorf oder Essen oder irgendwo dazwischen gut Karaoke singen kann, der melde sich bitte auch mit Hinweisen.

(2) Da ich letztes Jahr, wenn überhaupt, höchstens einmal Klarinette gespielt habe, ist die Angabe „mehr“ ausreichend konkret.

(3) Ich kann ja Französisch, aber mein Französischwissen ist merkwürdig durchlöchert. Mir fehlen manchmal die einfachsten Wörter und Grammatikregeln, dafür kann ich dann irgendwas relativ Fortgeschrittenes. Die Idee ist, einfach noch mal komplett von vorne mit irgendwelchen Lehrbüchern anzufangen und mich nebenbei einfach öfter der Sprache auszusetzen. Gestern schon mit „Jules et Jim“ angefangen und erstaunt gewesen, wie viel ich, obwohl vollkommen aus der Übung, verstanden habe. (Ich würde sagen, ich habe etwa 50 Prozent verstanden, so hat es sich jedenfalls angefühlt, und das fand ich so aus dem Stand und ohne Untertitel gar nicht schlecht.)

(4) Wer mitkommen möchte oder schöne Aquarien kennt, sage bitte Bescheid.

(5) Die Bände 27 bis 34 zählen nicht, die brauch ich nicht. Sonderausgaben auch nicht.

Vorsatzretrospektive 2013

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Es ist wieder Gute-Vorsätze-Zeit. Vorher sollte man sich aber natürlich die Guten Vorsätze des letzten Jahres angucken und überlegen, was gut gelaufen ist und was nicht so gut gelaufen ist und warum. In der agilen Softwareentwicklung macht man das auch, da heißt so was Retrospektive und ist erstaunlich hilfreich. Warum also so etwas nicht auch im Alltagsleben anwenden? Was hatte ich mir also für das gerade frisch abgelaufene Jahr vorgenommen und was ist daraus geworden?

1. Weniger Ballast

Hm, tja. So richtig viel hab ich da nicht gemacht. Der emotionale Ballast, das habe ich so ab der zweiten Hälfte 2013 gemerkt, ist weniger geworden, da konnte ich mich von ein paar Grübeleien lösen, zwar nicht komplett, aber doch so, dass ich es gemerkt habe. Was den Rest angeht, so gab es hier weder eine große Entrümpelung, die steht noch aus und auch sonst nichts, was sich im Zeichen von weniger Ballast groß hervorgetan hätte.

Auf der Habenseite: Neuen Job gesucht und gefunden. Alter Job inklusive Zweitwohnung im Auflösungsprozess. Dieser Prozess ist zwar noch nicht abgeschlossen und hat zwischenzeitlich und auch jetzt immer noch für ein Mehr-Ballast-Gefühl gesorgt, aber wenn es dann soweit ist, mache ich nicht nur drei Kreuze, sondern habe hoffentlich ab Februar ein deutlich entspannteres Leben. Auch, wenn ich die Entscheidung, drei Jahre lang ein Hin-und-Her-Leben zu führen, nie bereut habe, ich wusste dann irgendwann auch sehr genau, dass es reicht.

Weniger Ballast ist wichtig und bleibt auf der Liste.

2. Mehr zu Ende bringen

Haha! Hahahahaha! Hihihi.

Nein. Nix. Bleibt auf der Liste und müsste auf den ersten Platz rücken.

3. Mehr Woanders

Hat funktioniert, wenn auch teils durch Einwirken anderer Leute.

2013 war ich in: Hamburg, Berlin, Dresden, Weimar (Zwar nur zwei Stunden auf der Rückfahrt von Dresden, aber hey, ich war da!), zwei Mal in Konstanz (und da auch ein paar Stunden in Meersburg), Bonn, mehrmals in Köln, Recklinghausen, Frankreich, Edinburgh, Antwerpen, im Rahmen meiner Jobsuche in Ditzingen (Fragensenich.), Dortmund, Düsseldorf, Velbert und Monheim und natürlich in Frankfurt, Hanau, Essen und anderen Ruhrgebietsstädtchen.

Ich finde, das ist gar nicht so schlecht. Nächstes Mal hätte ich das gerne in etwas geplanter und nicht immer so stressig auf einen Haufen oder vielzukurz.

Bleibt auch auf der Liste. Woanders ist gut.

4. Mehr Zuhause

Wir haben ein neues Küchenregal, das Wohnzimmerregal ausgeweitet, mehr Vorhänge und fast alle Lampen angebracht. Ins Weinregal passen jetzt 36 Flaschen und seit gestern haben wir nicht nur das Pornoupdate fürs Bett (erkläre ich später mal), sondern auch ein Badezimmerschränkchen, das aber leider noch nicht unters Waschbecken passt, weil die Wasserzuläufe ein bisschen im Weg sind. Aber hey, Badezimmerschränkchen! Außerdem habe ich eine Orchidee gekauft. Dafür haben wir es geschafft, einen quasi unkaputtbaren Zimmerbaum zu töten. Den grünen Daumen suchen Sie bitte in einem anderen Haushalt, hier ist er nicht.

Es ist noch viel zu tun, man muss nur mal bedenken, dass wir hier seit drei Jahren wohnen und immer noch keine Lampen im Bad haben. Also, da hängt eine Glühbirne aus der Wand raus, Licht ist da schon, aber es sieht halt eher scheiße aus. Ich habe die irre Hoffnung, dass das ALLES besser wird, wenn ich ab Februar wieder komplett hier bin, aber ich habe auch die Befürchtung, dass das eine sehr absurde Hoffnung ist.

Bleibt auch auf der Liste, dieses Jahr erst recht.

Die Vorsatztrends des Vorjahres setzen wir also unverändert fort. Das sind gute Leitideen, daran kann man sich ganz gut durchs Jahr hangeln. Ergänzt werden sie so bald wie möglich mit der „Herzliste“, einer Idee von Yasmina Banaszczuk. Statt guter Vorsätze, die einem das gute Gewissen einflüstert („Abnehmen!“, „Mehr bewegen!“, „Weniger Internet!“, „Gesünder ernähren!“, „Weniger Geld ausgeben!“) und die sich schon deshalb nicht umsetzen lassen werden, weil man gar keinen Bock drauf hat, gibt es eine Liste mit Sachen, die man sowieso schon immer machen wollte, weil man eben Lust drauf hat und zu denen man einfach irgendwie nicht kommt. Jetzt muss ich nur noch überlegen, was da auf meiner Liste so stehen könnte.

Neujahrsspaziergang oder Zombiecalypse now!

Sonne

Ich habe heute morgen einen unfreiwilligen Neujahrsspaziergang gemacht. Und das kam so:

Aus Gründen, die niemand versteht, am allerwenigsten wir, waren wir heute um Viertel nach neun wach. Das ist aus zwei Gründen beachtlich: Erstens, weil wir auch an normalen Ausschlafmorgenden durchaus mal bis nach zehn schlafen und zweitens, weil das kein normaler Ausschlafmorgen war. Statt dessen plumpsten wir in der Neujahrsnacht gegen vier Uhr morgens ins Bett und das auch noch nicht mal, weil wir so irre abgefeiert haben und sturzbetrunken waren, sondern, weil wir gut acht Stunden bei einer Silvesterparty ausgeholfen hatten und nicht mehr konnten.

Zombiekalypse

Trotzdem also um Viertel nach neun wach und wenn man schon mal wach ist und Neujahr ist und außerdem die Sonne scheint, dann kann man auch schon mal auf die Idee kommen, man könnte ja Brötchen fürs Frühstück holen. Also angezogen und raus.

Selbstverständlich hatte keiner der drei Bäcker in unmittelbarer Nähe geöffnet. So etwas hatte ich mir zwar fast schon gedacht, aber man ist ja optimistisch und denkt sich, dass vielleicht doch irgendwo ein Bäcker, aber nein, keiner. Ganz Holsterhausen nicht nur ausgestorben und unter Silvesterknallermüll begraben, sondern auch komplett brötchenfreie Zone.

Zombiekalypse

Dann passierte etwas, was man vielleicht den Forrest-Gump-Effekt nennen könnte, ich dachte nämlich: „Na ja, wenn ich jetzt schon hier bin, guck ich noch mal bei dem anderen Bäcker auf der Soundsostraße, ob der vielleicht auf hat.“ Der Bäcker auf der Soundsostraße hatte selbstverständlich auch nicht geöffnet, aber weil der Bäcker auf der Soundsostraße auf halbem Weg nach Rüttenscheid liegt und ja die Sonne schien und ich ausnahmsweise mal halbwegs früh auf den Beinen und dementsprechend sehr stolz auf mich war (und wir außerdem auch kein wirkliche Brötchenalternative im Haus hatten), dachte ich dann: „Na ja, wenn ich schon mal hier bin, dann kann ich auch noch nach Rüttenscheid laufen, und gucken, ob da ein Bäcker auf hat.“

Man kann jetzt schon ahnen, wie die Geschichte weitergeht: In Rüttenscheid hatte selbstverständlich auch kein Bäcker auf, jedenfalls keiner bis zum Rüttenscheider Stern und weiter wollte ich nicht laufen. Statt dessen dachte ich: „Na ja, wenn ich jetzt schon mal hier am Stern bin, kann ich ja auch mit der U-Bahn zum Hauptbahnhof fahren und da gucken, ob ein Bäcker auf hat.“

Gott sei Dank endet die Geschichte dann auch bald, denn am Hauptbahnhof gab es Bäcker. Also, es gab Kamps. Das zählt zwar an normalen Tagen nicht als akzeptabler Bäcker, aber in Notsituationen schon.

Man möchte sich auch gar nicht überlegen, wie das weitergegangen wäre, wenn am Hauptbahnhof kein Bäcker aufgehabt hätte. Ich hatte nämlich zum Zwecke des Bezahlens mein Portemonnaie dabei und da ist auch meine BahnCard 100 drin, der nächste logische Schritt wäre also gewesen, sich von nächstgrößerer Stadt zu nächstgrößerer Stadt zu hangeln, und wenn es dann in Düsseldorf keine Brötchen gegeben hätte, wäre ich nachher noch nach Köln gefahren. Da hätte man in der Zeit fast selber Brötchen backen können, Trockenhefe und Mehl hab ich jedenfalls tatsächlich im Haus.

Zombiekalypse

Was mir dann noch aufgefallen ist: Selten sind Straßen so menschenleer und seltsam wie am Neujahrsmorgen. Selbst Rüttenscheid war wie ausgestorben, statt dessen überall leere Flaschen und Pappmüll, Raketenstöckchen und abgebrannte Wunderkerzen. So ein bisschen muss man sich wohl die Zombiekalypse vorstellen, nur vielleicht mit weniger Sekt- und Champagnerflaschen und statt Luftschlangen das ein oder andere verstreute Körperteil. Kommt aber auch auf die Art der Zombies an, nicht alle sind ja zwingend gewalttätig.

Aber vielleicht denke ich sowas auch nur, weil ich sehr oft über die Zombiekalypse nachdenke, aber das ist dann doch eine andere Geschichte und hat auch überhaupt rein gar nichts mit Brötchenholen zu tun.

Zombiekalypse

Ich habe aus Anschauungszwecken alle Bilder (bis auf das erste ganz oben) durch einen hübschen Filter gejagt, damit das mit der Zombiekalypse wenigstens ein bisschen nachvollziehbar wird. In Wirklichkeit war der Himmel nämlich gar nicht so gelbgräulich, sondern eher knalleblau.

Zombiekalypse

Immerhin wurde bei uns in der Straße mit echtem Champagner gefeiert. Sollte es zu einer wirklichen Zombiekalypse kommen, gehen wir hier wenigstens stilvoll unter.

Zombiekalypse

Luftschlangen. Fast wie Gedärme. Nur bunter. Und aus Papier. Und nicht eklig. Eigentlich überhaupt nicht wie Gedärme.

2013 als Fragebogen

Machen ja eh alle, warum dann nicht auch ich?

Zugenommen oder abgenommen?

Eher zu. Da ich mich nicht wiege, weiß ich das aber nicht so genau.

Haare länger oder kürzer?

Länger. Ich gehe ja quasi nie zum Friseur. Aber seit ich begriffen habe, dass ich ja dann nächstes Jahr wieder zu meinem Düsseldorfer Friseur kann, steht das schon auf der Liste.

Kurzsichtiger oder weitsichtiger?

Hoffentlich gleich kurzsichtig geblieben. Was bedeutet: Ich müsste mal wieder zum Augenarzt.

Mehr Kohle oder weniger?

Eher mehr.

Mehr ausgegeben oder weniger?

Im Zweifelsfall mehr. Schon allein, weil wir zwei Mal im Urlaub waren und da immer so viel Geld bleibt.

Mehr bewegt oder weniger?

Ich fürchte ja weniger.

Der hirnrissigste Plan?

Wie immer: Mit offensichtlicher Erkältung ins Büro gehen. Sollte man einfach nicht tun. Hilft niemandem.

Die gefährlichste Unternehmung?

Ich mach nix gefährliches, ich bin doch nicht blöd.

Der beste Sex?

Ja. (Ist das eine ernst gemeinte Frage?)

Die teuerste Anschaffung?

Der neue Laptop. Hat sich aber gelohnt.

Das leckerste Essen?

Bei Jamie’s Italian in Edinburgh. Und im Steakhaus Ontario in Dresden. Außerdem endlich wieder mal Sushi in Düsseldorf gegessen. Und: Linsensalat mit Dilldressing von Sandra nach dem Rezept von Rachel Khoo [Werbelink]. Für Linsen- und Dillliebhaber wie mich sofort zum Lieblingsessen erklärt worden. Immer gut: Currywurst mit Pommes und Mayo vom Xaver umme Ecke.

Das beeindruckendste Buch?

Die besten Bücher des Jahres 2013 folgen noch, das wird auch noch mal viel Arbeit. Leider fehlten dieses Jahr die richtig großen Knaller, aber vielleicht habe ich das auch nur vergessen, weil ich so irre viel gelesen habe. 2312 von Kim Stanley Robinson [Werbelink] war sehr beeindruckend, Science-Fiction-Literatur im Breitwandformat. Beeindruckend schlecht hingegen war „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“, aber da schrieb ich schon im CULTurMAG drüber.

Der ergreifendste Film?

An Filme erinnere ich mich ja noch weniger als an Bücher. „About Time“ war sehr toll, ergreifend, berührend und so weiter. Große Empfehlung, auch schon hier drüber geschrieben.

Das beste Lied?

„Walk on the Wild Side“, gesungen von Amanda Palmer und ihrem Publikum im November in Köln. Das war schön.

Das schönste Konzert?

Hands down Amanda Palmer im November in Köln. Allerdings fand ich auch das Weihnachtskonzert von Helge Schneider in der Mülheimer Stadthalle sehr schön, das hat sowas familiäres.

Die meiste Zeit verbracht mit…?

Dem Mann nehme ich an. Dafür hab ich ihn ja geheiratet. Alternativ mit fremden Leuten im ICE.

Die schönste Zeit verbracht mit…?

Siehe die Frage davor. Also die erste Antwort. Auch wenn im Zug gelegentlich sehr nette Leute mitfahren.

Vorherrschendes Gefühl 2013?

„Puh.“

2013 zum ersten Mal getan?

Auf der re:publica gewesen. War gut. Mach ich wieder.

Außerdem: Ernsthaft auf einem Surfbrett gestanden. Mehrfach. Eigentlich habe ich ja 2012 zum ersten Mal auf einem Surfbrett gestanden, aber das war mehr so ein Afterthought des Frankreichurlaubs und zählt gefühlt nicht. 2013 dann richtig.

In einem Porsche Oldtimer gefahren.

Mit dem Zug quer durch die Niederlande nach Belgien gefahren (und zurück).

Stollen gegessen. War leider nix. Da sind Rosinen drin.

2013 nach langer Zeit wieder getan?

Neuen Job gesucht. Gekündigt. Buffy geguckt. Einen Adventskalender gebastelt. In der Zeitung gewesen, sogar zwei Mal.

Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?

Dauernd erkältet zu sein. Es gab auch andere doofe Dinge, das war aber Kleinkram.

Die wichtigste Sache, von der ich jemand überzeugen wollte?

„Ich möchte gerne bei Ihnen arbeiten.“

2013 war mit einem Wort…?

Anstrengendabergut.

Sachen erledigen

Gestern habe ich Sachen erledigt. An Weihnachten habe ich mich nämlich geweigert, auch nur annähernd sinnvolle Dinge zu tun, dafür bin ich dann aber gestern kurz vor 7 Uhr morgens leicht panisch aufgewacht und dachte kurzfristig, die Welt könnte untergehen, weil es noch so viel unerledigtes Zeug gibt. Erwartungsgemäß schlief ich dann aber wieder ein und ein paar Stunden später war ich dann wieder einigermaßen sicher, dass die Welt vermutlich doch nicht untergehen würde. Dann habe ich Sachen erledigt:

Sachen erledigen I – Polizeiliches Führungszeugnis

Für die neue Stelle brauche ich ein polizeiliches Führungszeugnis. Das ist prinzipiell kein Problem, außer, dass natürlich alles, wo man zum Bürgeramt muss mit schier unüberwindlichen Hindernissen verbunden ist, aber das ist eine andere Geschichte. Ich hätte das auch schon längst erledigt (vielleicht), wenn das polizeiliche Führungszeugnis nicht bei Vorlegen maximal zwei Monaten alt sein dürfte. Ich habe mich sogar im Internet informiert und da stand, dass die Ausstellung drei bis vier Wochen dauert. Dadurch wird das Zeitfenster deutlich kleiner und der beste Termin zum Beantragen wäre ungefähr jetzt zwischen Weihnachten und Neujahr.

Ich hatte also vor, gestern zum Bürgeramt zu laufen und da ein polizeiliches Führungszeugnis zu Beantragen. Leider (Gott sei Dank!) stand im Internet auch, dass sämtliche Bürgerämter zwischen Weihnachten und Neujahr geschlossen sind. Die Sache hat sich also zumindest aktuell von alleine erledigt und muss jetzt im neuen Jahr nachgeholt werden.

Sachen erledigen II – Passbild für die neue Krankenkassenkarte

Seit ungefähr einem Jahr bekomme ich regelmäßig Schreiben von meiner Krankenkasse, dass ich ihnen doch bitte ein Passbild schicken soll, weil die neuen Versicherungskarten mit Bild sind und die deswegen eins brauchen.

Diese Schreiben habe ich sehr konsequent ignoriert, nicht, weil mich das nicht generell interessieren würde oder ich meine Krankenkasse ärgern wollte, sondern weil das Auftreiben eines (physischen) Passbildes so einen enormen Aufwand darstellte, dass ich mich nicht in der Lage sah, mich dieser Aufgabe zu stellen.

Jetzt ist es aber auch so, dass ich gerne krankenversichert bin und das auch bleiben möchte. Also sah der Plan so aus, vor oder nach dem Besuch beim Bürgeramt irgendwo bei einem Fotografen (alternativ: Fotoautomaten) vorbeizulaufen und ein paar Passbilder machen zu lassen.

Um dann wenigstens alles richtig zu machen, holte ich eines der Schreiben noch mal raus, um es zur Abwechslung mal ganz zu lesen und stellte fest, dass die Krankenkasse nicht nur ein sehr kundenfreundliches Rückschreiben inklusive Umschlag und Kladderadatsch zur Verfügung gestellt hatte, sondern es einem auch praktischerweise ermöglichte, das Passbild online(!) selber hochzuladen(!!!). Nach monatelanger Panik, wie um Himmels Willen ich denn bloß in den Besitz eines aktuellen Passbildes kommen sollte, erledigte sich dieses Problem durch einfaches Lesen des Informationsschreibens von alleine.

Das nächste Problem bestand dann aber darin, dass ich mich auf der Passbildhochladseite der Krankenkasse nicht ordentlich anmelden konnte. Ich befürchtete schon, bei der Hotline anrufen und mit einem Menschen sprechen zu müssen, erinnerte mich dann aber, dass ich irgendwann schon mal mit einem Krankenkassenmenschen gechattet(!) hatte, suchte und wurde fündig. Der erste Versuch schlug fehl und ich monologisierte im Beraterchat ein wenig vor mich hin, beim zweiten Mal antwortete dann tatsächlich jemand auf meine Frage, ob da jetzt ein richtiger Mensch sei, mit dem ich kommunizieren könnte.

Der richtige Mensch wusste dann zwar auch nicht, warum ich mich nicht einloggen konnte, bot mir aber an, ich könnte das Bild auch per Mail schicken, und sie würden es dann hochladen. Das tat ich dann auch und eine weitere Sache war erledigt, ohne dass ich das Haus verlassen musste.

Sachen erledigen IIb – Mitgliedsbescheinigung

Ob ich noch ein Anliegen hätte, frage mich der Krankenkassenmensch.

Ja, sagte ich, ich bräuchte dann auch noch eine Mitgliedsbescheinigung für meinen neuen Arbeitgeber, ob er das auch in die Wege leiten könnte.

Ja, sagte der Krankenkassenmensche, das könnte er, er bräuchte dann nur die Adresse des Arbeitsgebers und das Datum, zu dem ich da anfangen müsste.

Organisiert, wie ich tatsächlich manchmal bin, hatte ich diese Daten sogar parat und eine weitere Sache war erledigt. So ein Beraterchat ist was Feines, das dürfen meinetwegen auch noch mehr Dienstleister so regeln.

Sachen erledigen III – Müll- und Winterdienst

Dann dachte ich, ich bin mal sehr clever und trage den Müll- und Winterdienst für nächstes Jahr in den Kalender ein.

Das mit dem Winterdienst war schnell erledigt. Wir sind immer am Sonntag dran und ich musste kurz überlegen, ob ich das doof finde, entschied mich aber aus zwei Gründen dagegen. Erstens ist es eigentlich praktischer, wenn man an einem Tag Winterdienst hat, wo man wahrscheinlich auch zu Hause ist und zweitens muss es dafür ja erstmal schneien. Da lohnt sich (zumindest bei der aktuellen Wetterlage) der Aufwand des Echauffierens gar nicht.

Nach dem Winterdienst kam der Mülldienst und da musste ich mich dann leider doch echauffieren und das kam so:

Wir sind in diesem Haus acht Parteien inklusive zwei Büros im Haus und einem Hinterhaus. Von den sieben Wohnungen im Haus gehören tatsächlich zwei uns, die wir aber beide nutzen, sozusagen als eine Wohnung, die aber jetzt laut Teilungserklärung und so immer noch zwei getrennte Parteien sind. Das heißt, rein formal gesehen sind wir mit Müll rausbringen dann eben doppelt so oft dran, wenn man das einfach nach Parteien aufteilt. Soweit könnte ich damit auch noch leben, das hefte ich unter persönliches Pech ab, finde es aber trotzdem doof.

Ich bin eigentlich auch ein Freund von gut verstehbaren und klaren Regeln, wenn man nämlich immer mit Ausnahmen anfängt, dann kommen nachher alle an und dann blickt keiner mehr durch. Ich thematisiere immer so wenig wie möglich, um das Risiko, dass andere Leute auf falsche Gedanken und zurückthematisieren könnten, so klein wie möglich zu halten.

Jetzt ist es aber außerdem so, dass nicht nur wöchentlich der Restmüll abgeholt wird, sondern auch alle zwei Wochen die gelbe Tonne und alle vier Wochen das Altpapier in der blauen Tonne. Was bei acht Parteien die etwas ungünstige Situation ergibt, dass dann die Leute, die einmal mit Altpapier dran sind, immer mit Altpapier dran sind und bei der gelben Tonne genauso. Umgekehrt gibt es dann andere Parteien, die NIE mit der gelben oder blauen Tonne dran sind. Auch das würde ich so für sich genommen noch als persönliches Pech abheften. Acht ist nun mal durch vier und zwei teilbar, das ist Mathematik, da kann auch die Hausverwaltung nichts für.

Bei uns summierte sich das aber auf, und beim Eintragen stellte ich fest, dass wir nicht nur doppelt so oft dran sind (eben wegen der zwei Wohnungen), sondern auch beide Male in eine Woche mit gelber bzw. blauer Tonne fallen. Also auch doppelt so viele Tonnen pro Woche rausstellen dürfen. An dem Punkt wurde ich, das passiert mir manchmal und ich schäme mich dann auch ein bisschen, pedantisch und ich zählte nach. Insgesamt sind wir laut diesem Plan 2014 24 Mal mit Tonnen rausstellen dran, während andere Parteien insgesamt 6 Mal dran sind.

Die Differenz war mir dann für persönliches Pech doch zu groß und ich hätte dann demnächst mal was zu klären mit der Hausverwaltung. Es ist übrigens auch für den Rest des Hauses gar nicht so gut, wenn wir übermäßig oft mit Mülltonnen rausbringen dran sind, weil wir das auch übermäßig oft vergessen. Was beim Restmüll vermutlich nicht so schlimm ist, beim Altpapier aber schon mal sehr ungünstig sein könnte. (Aus diesem Grund wollte ich das ja auch in den Kalender eintragen, damit wir das nicht mehr ganz so oft vergessen, und nur deswegen bin ich auf diese schlimme Ungleichverteilung gestoßen.)

Dann machte ich noch ein paar Onlineüberweisungen, richtete einen Dauerauftrag ein und löschte zwei und dann hatte ich auf einmal ganz viele Sachen erledigt, ohne auch nur die Wohnung verlassen zu müssen.

Wolle Möbel kaufe?

Wer hier oder auf anderen sozialen Netzwerken gut aufgepasst hat, der wird vielleicht schon gesehen haben, dass ich demnächst meine Zweitwohnung auflöse. Da stehen jetzt noch ein paar Möbel drin, die ich allesamt nicht brauche und dementsprechend gerne bis Ende Januar loswerden möchte.

Alle Preise sind Verhandlungsbasis, nur für Selbstabholer, nicht, weil ich nicht wollte, sondern, weil ich da kein Auto habe, mit dem ich irgendwas irgendwo hinbringen könnte. Und glaubense mir, ich habe damals schon ein Billyregal einfach so quer durch Hanau getragen, das mach ich nicht noch mal. Standort ist Hanau-Zentrum, genauer gesagt quasi neben der Zeichenakademie, falls sich da wer auskennt. Da ich nur unter der Woche da bin, kann man auch nur unter der Woche (also von Montag bis Donnerstag) abholen, allerdings bin ich zeitlich sehr flexibel und kann auch mitten am Tag da sein, wenn wir einen Termin vereinbart haben.

Sollte also irgendwas Ihr Interesse wecken, wenden Sie sich einfach vertrauensvoll an mich, die Mailadresse ist nach wie vor anne.risch@gmail.com.

Anzubieten hätte ich:

1. Einen astreinen bunten Teppich von IKEA, der auch nicht mehr im Sortiment ist, also quasi schon Sammlerwert besitzt. Angeblich heißt er LUSY, ist 195 cm lang und 133 cm breit und aus Kurzflor, schmiegt sich also angenehm an die Füße an. Neupreis war wohl 39 Euro, für 20 Euro gehört er Ihnen, ich sauge auch vorher noch mal drüber.

Teppich

2. Dann hätten wir noch das Schlafsofa, auch von IKEA (BEDDINGE heißen die wohl), da habe ausschließlich ich drauf geschlafen. Vor zwei Jahren neu gekauft, also maximal ein Jahr aktiv drauf gelegen (nicht, was Sie wieder denken!). Ich kann das empfehlen, ich habe das gekauft, weil diese Schlafsofas mehr oder weniger in sämtlichen Ferienwohnungen der Welt stehen und erstaunlich bequem sind. Der Bezug ist dunkelbraun, dazu gibt es zwei Kissen und zwei Seitenstützenkissendinger und unten ist noch ein Bettkasten drunter, wo man ganz praktisch sein Bettzeug verstauen kann. Wenn ich das jetzt richtig sehe, gibt es weder den Bezug noch die lustigen Kissen im aktuellen Sortiment, vielleicht ist aber auch nur die Seite von IKEA schlecht aufgebaut oder ich gerade doof. Matratze war die günstigste (und härteste), die es damals dafür gab, allerdings nicht, weil ich geizig war, sondern, weil ich die am bequemsten fand. Insgesamt hat mich der Spaß mit allem drum und dran damals so gut und gerne 400 Euro gekostet, für 180 Euro hätten Sie in Zukunft ein hübsches Sofa fürs Gästezimmer, dass sich in Nullkommanix zum Bett umbauen lässt. Hammer!

Bett

(Die roten Kissen gehören eigentlich nicht dazu, ich würde Sie aber verschenken, wenn man mich nett fragt.)

3. Außerdem gäb es zwei hübsche kleine BILLY-Regale in Birke oder so. Die sind schon etwas älter, was aber vor allem heißt, dass das Holz etwas nachgedunkelt ist. Sonst sind die gut. Man kann Regalbretter reintun und dann Dinge auf die Bretter stellen. Funktioniert super. Eins ist 40 cm breit, das andere wohl 60 cm, auch so ein Sammlerstück. Ich bin aber immer unsicher, kann sein, dass das andere auch 80 cm breit ist, ich hatte kein Maßband und habe mit DIN-A4–Blättern gemessen und mittlerweile auch wieder vergessen, was dabei rauskam. (Bin aber ziemlich sicher, dass ich der Überzeugung war, es müsste ein 80–cm-Regal sein und dann erstaunt war, als es bei der Nachmessung doch eher wie 60 cm aussah.) Wenn Sie Interesse haben, ich messe das gerne noch mal nach. Auf der anderen Seite will ich eh nur 10 Euro pro Regal, da muss man es vielleicht auch nicht so genau nehmen.

Regal 1

Das breitere Regal. Schätzen Sie selbst.

Regal 2

Das kleine Regal.

4. Außerdem hätte ich noch einen hübschen LACK-Tisch, den gibt es meinetwegen umsonst, der kostet ja schon in der Neuanschaffung nix und einen wunderbaren Schreibtisch, dessen Maße mir völlig entfallen sind. Der Tisch ist eigentlich eine Küchenarbeitsplatte mit vier Tischbeinen drunter, also vermutlich um die 55 cm tief und irgendwas zwischen 1 und 1,5 m breit. Gibt’s für 10 Euro, ich kann gerne noch mal nachmessen, wenn ich wieder in der Wohnung bin. Es gibt mindestens eine Macke, von der ich weiß, da ist mir nämlich mal eine Batterie ein bisschen ausgelaufen, ansonsten funktioniert der Tisch aber einwandfrei, er steht und man kann sich dransetzen und Dinge erledigen.

Zudem gibt’s noch einen Top-Drehstuhl aus weißem Plastik namens SNILLE, der überraschend bequem ist, sofern man bei einem Plastikstuhl von „bequem“ reden kann. Gibt’s auch für 10 Euro und aus Erfahrung kann ich sagen, dass ein Plastikdrehstuhl tatsächlich immer noch besser ist als gar kein Stuhl, vor allem, wenn man am Schreibtisch sitzen will.

Außerdem einen hübschen Stoffschrank von Tchibo. Den gibt es auch umsonst, sie müssen ihn nur selbst abholen. Oben gibt es ein Brett, auf das man Sachen legen kann, darunter eine Kleiderstange. Nicht spektakulär, für meine Zwecke aber vollkommen ausreichend.

Schreibtisch, Stuhl und Schrank

Ein Schreibtisch, ein Stuhl und ein Stoffschrank. Der LACK-Tisch ist eh auf jedem zweiten Bild zu sehen, zum Beispiel hier ganz rechts in der Ecke.

5. Last, but not least: EIN KLAVIER, EIN KLAVIER! Es handelt sich hier um ein astreines Digitalklavier von Korg, nämlich das SP-250 und ich habe das vor drei Jahren gekauft, weil es nicht nur in der Preisklasse das beste war, sondern auch Digitalklaviere, die preislich drüber lagen, nicht besser waren. Der Anschlag ist sehr gut, der Sound ist vollkommen okay, es sieht halt nach nix aus, aber ich finde ja, Digitalklaviere sehen grundsätzlich nach nix aus und da habe ich dann lieber eins, was gar nicht so tut, als wäre es ein richtiges Klavier, dafür aber eine ordentliche Mechanik hat.

Trenne mich nur ungern, aber der Mann konnte mir überzeugend darlegen, dass wir hier kein viertes Klavier brauchen. Kommt mit Hocker, Kopfhörer und lustiger Lampe, die man irgendwie so an den Notenständer dranbasteln kann, hab ich aber nie ausprobiert. Neupreis war irgendwas mit 750 Euro, für 500 Euro dürfen Sie es haben. (Da es schon drei Jahre alt ist, befürchte ich, dass die Garantie wohl abgelaufen ist. Da kann ich aber leider auch nichts dran machen.)

Klavier

Im Moment steht der Krempel in Hanau rum, bei einigen Sachen könnte ich mich überreden lassen, sie nach Essen zu transportieren, kann aber nichts versprechen. Das Schlafsofa zum Beispiel ist dafür auch einfach zu groß. Sollte ich zu einem anderen Zeitpunkt in einem anderen sozialen Netzwerk andere Preise genannt haben, dann liegt das daran, dass ich mir die immer spontan ausdenke. Wenn Sie mir nachweisen können, dass ich schon mal für irgendwas weniger haben wollte, dann schicken Sie mir den Link auch an anne.risch@gmail.com und ich lasse mich von meiner Inkonsistenz überzeugen.

Bis Ende Januar muss das Zeug weg sein, deswegen werde ich bei ausreichendem Leidensdruck auch Anzeigen in den gängigen Verkaufsbörsen in diesem Internet schalten, aber vielleicht findet sich ja so schon jemand, der sagt: „So ein Schlafsofa, auf dem Anne Schüßler geschlafen hat, wollte ich immer schon mal haben!“ Dann ist das jetzt Ihre Chance. Ansonsten ist es aber einfach auch ein gutes Schlafsofa.

Eine Tüte Gemischtes (mit ohne Gluten)

Ich habe mich gerade wieder dabei ertappt, wie ich darüber nachdachte, dass ich ja mal wieder was von Neal Stephenson lesen könnte. Oder spezifischer: Ich dachte daran, dass ich ja möglicherweise etwas von Neal Stephenson ZUM ZWEITEN MAL lesen könnte.

Es ist jetzt so, dass die Bücher von Neal Stephenson schon sehr gut sind, aber es ist auch so, dass ich erstens dicke Bücher für überschätzt halte (es sei denn, sie sind von Walter Moers, dann nicht) und dass ich zweitens genug Bücher auf dem SUB* habe, als dass ich jetzt nicht dringend überhaupt irgendein Buch zum zweiten Mal lesen müsste. Zumal aus irgendeinem dunklen Winkel meines Gehirns tatsächlich explizit „Baroque Cycle“ geflüstert wurde und das eigentlich nun wirklich nicht mein Ernst sein kann.

Ich habe keine Ahnung, woher diese Idee kommt, aber ich befürchte da eine massive Fehlfunktion. Eventuell muss ich zum Jahresende mal auf meine Grundfunktionen überprüft und gegebenenfalls auf Werkseinstellungen zurückgesetzt werden. Das kann so nicht richtig sein.

Ich bin ja vermutlich allergisch gegen irgendwas. Das wirkt sich so aus, dass ich regelmäßig zu Hustenanfällen neige, in die ich mich auch schön hineinsteigern kann. Das klingt eklig und fühlt sich auch eklig an, mehr passiert aber eigentlich nicht. Ich habe das jetzt schon seit Jahren, irgendwann vor zehn Jahren war ich mal bei drei bis vier Ärzten und habe mich durchchecken lassen, es fand aber niemand was, noch nicht mal der HNO-Arzt, der mir einen Schlauch durch die Nase schob. Und da ich auch Arzttermine gerne vor mir her prokrastiniere und außerdem nicht noch mal einen Schlauch durch die Nase geschoben bekommen möchte, ist seitdem nichts mehr passiert.

Einen gewissen zeitlichen Kausalzusammenhang kann ich lediglich insofern feststellen, dass ich häufiger nach dem Essen huste, allerdings auch mal direkt nach dem Aufstehen (ohne Frühstück) und gefühlt häufiger im Winter. Auf jeden Fall AUCH im Winter, was Pollenflug also weitgehend ausschließt. Im Moment habe ich den Verdacht, es könnte Glutenunverträglichkeit sein. Alternativ Lactoseintoleranz, da ich aber auch schon nach einem Burger hustete, ist das mit dem Gluten wahrscheinlicher. Jetzt ist es aber so, dass ich weder Glutenunverträglichkeit noch Lactoseintoleranz besonders gut finde und das nicht haben möchte. Ich mache das also wie mein Vater, der sich beharrlich weigert, sich den Blutdruck messen zu lassen, weil sonst nachher irgendwas Unangenehmes dabei rauskommen könnte und prokrastiniere den Besuch beim Allergologen weiter vor mir her. Die unbestechliche Logik ist nämlich, dass solange niemand eine Glutenunverträglichkeit bei mir feststellt, ich auch keine Glutenunverträglichkeit habe.

Menschen in meinem Umfeld sehen das übrigens anders und finden, ich sollte mal dringend zum Arzt. Aber ist auch klar, die haben ja dann auch keine Glutenunverträglichkeit. Aber ich dann.

Wo wir gerade bei lustigen Ärztegeschichten sind. Ich erzählte neulich im Bus mal wieder die Geschichte, wie ich bei der medizinischen Einstellungsdingsbumsuntersuchung damals bei der Ausbildung auf ganzer Linie gescheitert bin. Aus irgendeinem Grund versage ich bei diesen Untersuchungen immer kläglich, obwohl ich sonst eigentlich normal gesund bin.

Was ich gar nicht kann, ist dieses Lungenmessgerät, wo man in diese Klopapierrolle pusten soll. Da brauche ich mindestens drei Versuche, bis verwertbare Ergebnisse rauskommen. Beim Hörtest wurde mir nicht genau genug erklärt, was passieren würde, also wartete ich geduldig darauf, dass es irgendwann „PIEP!“ machte, um dann stolz auf das eine oder andere Ohr zu zeigen, und merkte dann irgendwann, dass der Ton wohl eher langsam eingefadet wurde, was ich in der ganzen Erwartung ob eines „PIEP!“ überhaupt nicht registriert hatte. Was beim Sehtest war, weiß ich nicht mehr, aber gucken kann ich ja eh nicht so gut, das ist kein Fensterglas in meiner Brille, das hat Funktion.

Komplett versagt habe ich dann bei dem Kniereaktionstest mit dem Hämmerchen. Ich kenne das so, dass man irgendwo sitzt und das Bein baumeln lässt und sonst nichts tun muss, das macht der Körper ja von alleine, wenn er denn ordentlich funktioniert. Die Betriebsärztin bestand aber darauf, das Ganze im Liegen zu machen. Warum, weiß ich nicht. Es ist aber auch so, dass mein Körper und ich eine eher gestörte Kommunikation haben und er nicht immer das macht, was ich ihm sage, was er tun soll. Die Ärztin sagte mir also, ich solle jetzt das Bein mal ganz locker lassen, ich sagte dem Bein das, das Bein hörte mir aber nicht zu. Vielleicht fand es die Aktion auch einfach albern. Während die Ärztin mich also in immer lauterem Ton anfuhr, ICH SOLLTE DOCH EINFACH MAL LOCKER LASSEN!, weigerte sich das Bein konsequent, diesen Anweisungen Folge zu leisen. Letztlich durfte ich dann die Beine baumeln lassen und es stellte sich raus, dass bei Hämmerchenschlag ausreichend Reaktion vorhanden war.

Einstellungsuntersuchungen kann ich also nicht, obwohl ich mir immer sehr viel Mühe gebe.

Es gibt Leute, die überlegen, ob sie in Geschichten, die sie mir erzählen, Hunde mit einbauen, damit ich sie mir besser merken kann. Ich merke das nur an und weise darauf hin, dass diese Idee nicht annähernd so absurd ist, wie sie vielleicht auf den ersten Blick klingt.

*SUB – Stapel ungelesener Bücher

Eine Tüte Gemischtes

Aus aktuellem Anlass habe ich bei der letzten längeren Autofahrt die Akzeptanz von Sanifairwertgutscheinen an deutschen Raststätten getestet.

Bisherige Bilanz: An der Raststätte Bad Camberg akzeptierte man bei Burger King ohne mit der Wimper zu zucken drei Sanifairwertgutscheine für einen einzigen Bestellvorgang. Ein paar Stunden später durfte ich auch ohne Ermahnung einen hoffnungslos überteuerten Schokoriegel mit zwei Sanifairwertgutscheinen kaufen (Raststätte vergessen, irgendwas zwischen Frankfurt und Stuttgart vermutlich). Vor mir wurde gar ein Einkauf über 4,50 Euro mit sieben Sanifairwertgutscheinen verrechnet, ohne dass mit der Polizei gedroht werden musste.

Bei Gelegenheit werde ich das weitertesten, aber im Moment sind keine längeren Fahrten geplant. Zumal ich ja sonst auch eigentlich nie unterwegs auf Toilette muss.

Ich bin derzeit in einer schwierigen Situation. Ich habe nämlich für den Herrn Gemahl ein Weihnachtsgeschenk besorgt.

Ansonsten ist das nämlich so: Wir schenken uns eher nichts, es sei denn, es bietet sich etwas an. Jetzt bot sich allerdings etwas an und in dem Zusammenhang fielen mir noch so zwei bis drei Dinge an, die auch ganz nett wären. Ich habe also akut keine Geschenkeideenkrise, eher im Gegenteil.

Es ist jetzt aber so, dass wenn ich dem Mann das sage, er erstens bis Heiligabend versuchen wird, rauszufinden, was ich ihm schenke und ich das vermutlich nicht durchhalten werde und dass ich ihn zweitens dann in die Bedrängnis bringe, mir auch unbedingt was schenken zu müssen. Das wäre jetzt zwar auch nicht so schlimm, aber ich gehöre leider zu den Menschen, die selten konkrete Wünsche haben und sich gerne überraschen lassen, was natürlich dann den ganzen Druck wieder auf den Schenker überträgt.

Sage ich aber nichts, dann kann es gut sein, dass ich da Heiligabend mit drei bis vier Geschenken stehe und nichts kriege. Was erstens irgendwie doof für mich ist und zweitens bedeutet, dass der Mann dann wieder mindestens drei Tage lang ein schlechtes Gewissen hat, was er ja gar nicht haben muss, weil wir uns ja eigentlich nichts schenken.

Man sieht, es ist kompliziert.

Freitag in einer Woche bin ich bei einer Bäckereiführung, bei der mir Kostproben von Christstollen, Dominosteinen, Zimtsternen und Baumkuchen versprochen wurden. Jedenfalls wurde dieses Gebäck erwähnt, ich habe da einfach mal ganz galant interpretiert, dass man das auch probieren könnte. Jetzt backe ich ja sehr gerne und esse auch gerne so Gebäckzeug.

Was ich von diesem ganzen Weihnachtsgebäckzeugs nicht so gerne mag sind übrigens Christstollen, Dominosteine und Zimtsterne. Ich habe aber beschlossen, damit so offen wie offensiv umzugehen und trotzdem tapfer zu probieren. Eventuell stellt sich ja raus, dass ich sehr wohl Christstollen, Dominosteine und Zimtsterne mag und jahrelang einem schlimmen Irrtum aufgesessen bin. Ansonsten sage ich sowas wie: „Würde bestimmt total gut schmecken, wenn ich das mögen würde.“ Und esse die vierfache Portion Baumkuchen.

Früher war manches besser. Und vieles schwieriger. Aber vielleicht auch ein bisschen besser.

tl;dr Heute kann man alles sofort immer haben, und das ist toll. Ganz ernst gemeint, ich finde das toll. Aber mittlerweile vermisse ich immer häufiger die Mühe, die nötig war, um an weniger mainstreamige Musik, Bücher oder Filme zu kommen, weil ich merke, dass ich den Dingen, die ich heute neu entdecke, viel weniger Aufmerksamkeit zukommen lasse als noch vor zehn Jahren. (Das hat sicher auch was damit zu tun, dass ich damals jünger war und weniger Geld hatte, aber ich glaube, viel davon ist eben auch die ständige Verfügbarkeit fast sämtlicher Kulturangebote im Internet.) Der Text ist unter anderem so lang, weil ich dauernd in Erinnerungen schwelge und Anekdötchen erzähle.

Ich habe ein Spotify-Abo. Und eins bei Audible. Außerdem eins bei Lovefilm und eins bei Watchever, weil ich mich nicht entscheiden kann, was ich jetzt besser finde. Ich besitze außerdem ein Kindle und habe eine lange Bestellhistorie bei Amazon. Ich bin Mitglied, wenn man das denn so nennen kann, bei einem internationalen Online-Buchclub mit Fokus auf Scheince-Fiction- und Fantasyliteratur. Ich besitze ein iPhone, mit dem man mich im Prinzip jederzeit erreichen kann.

Vor 15 Jahren war ich gerade 18, volljährig (übrigens knapp eine Woche nach der Bundestagswahl), kurz vorm Abitur und das alles gab es damals nicht.

Als ich 18 war hatte ich eine kleine CD-Sammlung, die irgendwann immerhin nicht mehr in den 72 CDs fassenden drehbaren CD-Turm passten, der neben der alten Stereoanlage meiner Eltern auf meinem Ivar-Regal stand. Ich hatte eine Kommode und eine Kleiderschrankschublade voll mit Videoskassetten die ich größtenteils selbst aufgenommen (oder aufnehmen lassen) hatte, alle nummeriert und mit Aufklebern versehen, darauf der Name des Films und der Regisseur. Ich hatte ein Bücherregal mit normal vielen Büchern, manche davon auf Englisch, die meisten auf Deutsch.

Wenn ich CDs kaufen ging, dann meistens im Saturn in Köln, entweder in der Hauptfiliale am Hansaring oder oben im Kaufhof auf der Schildergasse. Irgendwann führten die da Abhörstationen zur Selbstbedienung ein. Man nahm also die CDs, die einen interessierten, dackelte damit zu den CD-Spielern, stand eine Weile an und konnte dann einen kleinen Stapel CDs durchhören. Das war Fortschritt! Man musste mit niemandem reden! Niemand, der einem die CDs aufmachen und einlegen musste. Man konnte das alles ganz alleine machen!

CDs kosteten meistens sowas um die 30 Mark, es sei denn, man erwischte ein paar Sonderangebote. Bei meinem eher großzügigen Taschengeld konnte ich mir da auch schon mal jede Woche eine kaufen. Ich kaufte CDs von Musikern, deren Stücke im Radio liefen, auf WDR 2 oder in den SWF3 Elch-Charts. Manchmal zog ich auch mit den Musiktipps aus der CINEMA zum Saturn und hörte dann Sachen, auf die ich sonst nie im Leben gekommen wäre. Die hatte ich vorher auf einem Zettel notiert und wenn man Glück hatte, dann war sogar ein bisschen was von der Liste im Sortiment vorhanden. Ich glaube, auf diesem Weg ist auch eine CD von „Hootie & the Blowfish“ in meinen Besitz gekommen. Ich wüsste auch nicht, wie das sonst hätte passieren können.

Außerdem war ich Coverkäufer. Ich weiß von mindestens drei CDs, die ich nur nach Cover gekauft habe, und ein bisschen nach den Titeln der Songs hintendrauf. Zwei davon waren super, eine war scheiße. Es waren aber bestimmt mehr als drei und in der Gesamtquote bin ich ziemlich gut dabei weggekommen. Eine von den Coverkäufen war Katell Keinegs „Jet“ [Werbelink], nach wie vor eines der besten Alben, die ich kenne. Irgendwie bekam ich raus, dass das das zweite Album von Katell Keineg war und es ein erstes Album gab, das man aber in Deutschland nicht bekommen konnte. Also ging ich zu einem kleinen Plattenladen auf der Ehrenstraße und ließ mir dieses Album importieren.

Importieren! Ich weiß nicht mehr genau, was man alles dafür tun musste, aber ich weiß, dass mich der ganze Spaß 45 Mark und eine ungewisse Lieferzeit kostete. Innerhalb dieser ungewissen Lieferzeit machte ich mein Abitur und bekam die Gelegenheit, für ein paar Wochen nach New York (gelogen, eigentlich Hoboken, New Jersey) zu gehen, wo ich dieses Album dann einfach noch mal kaufte, weil es ja ging.

Wenn man ein Lied im Radio gut fand, dann musste man hoffen, dass die Radiosprecher einem sagten, wie das hieß oder von wem das war, oder man war auf die Hilfe anderer Medien oder Menschen angewiesen. Sowas wie Google, wo man einfach ein paar Zeilen eintippen konnte, gab es ja noch nicht in ausreichend funktionierendem Zustand oder man wusste nichts davon. Dass ich trotzdem rausfand, dass „Rotterdam (Or Anywhere)“ von The Beautiful South war und mir dann das Album kaufen konnte, muss irgendwie so eine Art Wunder gewesen sein.

Dazu kann ich auch eine Geschichte erzählen. Irgendwann Ende der Neunziger gab es nämlich ein Lied, das regelmäßig im Radio gespielt wurde, und das ich ganz toll fand. Leider gehörte es zu der Sorte Songs, die auf den Sorten Radiosender gespielt wurden, wo einem nie jemand verriet, wie der Song hieß, geschweige denn, von wem er gesungen würde. Also musste ich recherchieren, hörte mir endlos viele Platten bei Saturn an, in der irren Hoffnung, irgendwie durch Zufall mal drauf zu stoßen. Es war die Zeit von Alanis Morissette und Heather Nova, von Amanda Marshall und Meredith Brooks und irgendwie so jemand musste das sein, aber es war vergebens. Ich war kurz davor bei einem Radiosender anzurufen(!) und das Lied vorzusingen, auf dass man mir bitte verraten würde, wer das sei, aber so weit kam es dann aufgrund meiner bis heute latent vorhandenen Telefonschwäche nie.

Jahre gingen ins Land und ich meine damit wirklich Jahre. Möglicherweise ein ganzes Jahrzehnt. Und dann kaufte ich aus einem völlig anderen Grund eine CD von Sophie Zelmani und weil diese CD so super war, hörte ich mir auch andere Sachen von Sophie Zelmani an, teilweise im Internet, denn das gab es ja mittlerweile in ausreichend funktionierendem Zustand. Und dann hörte ich auf einmal das Lied, was ich zuletzt vor Jahren gehört und verzweifelt gesucht hatte. Da war es! Unglaublich! Dabei weiß ich gar nicht, was unglaublicher war; dass ich es so zufällig und unerwartet fand oder dass ich sofort „Oh mein Gott, das ist ja der Song, den ich damals so ewig gesucht habe!“ dachte.

(Es handelt sich übrigens um „You and Him“ von Sophie Zelmani. Hören kann man das hier.)

Wenn man ein Lied hören wollte, musste man es entweder physisch besitzen oder eben warten, bis es im Radio kam. MP3 gab es nicht, theoretisch bestimmt irgendwo, aber nicht praktisch. Am 88. Geburtstag meines Opas hatten wir gerade ein paar Wochen Internet zu Hause und mein Großcousin zeigte mir, wie ich MP3s runterladen konnte. Das war 1999 und für einen normal langen, mäßig codierten Track brauchte man da mit einer guten Verbindung schon gute 15 Minuten. Wenn man Glück hatte. Trotzdem: REVOLUTION!

Für meinen ersten Videorekorder gab ich 600 Mark aus. Ich ging mit meinem Vater zum Elektrohandel, sagte, ich würde gerne einen Videorekorder kaufen, mit Longplay und Zweikanal, also Sechskopf, und dafür 600 Mark ausgeben und genau das tat ich dann auch. In der Fernsehzeitung machte ich Eselsohren an alle guten Filmen und nahm auf, was das Zeug hielt. Das meiste davon habe ich sogar geguckt.

Am allerschönsten waren Filme, die im Zweikanalton ausgestrahlt wurden. Das gab es nur sehr selten. Ich hatte vielleicht eine Handvoll und war fasziniert von der Option, Filme im Original gucken zu können. IM ORIGINAL! AUF ENGLISCH! Ansonsten konnte man Filme ja nur im Kino auf Englisch gucken und auch nur in wenigen Kinos oder zu doofen Zeiten oder Filme, die man nicht sehen wollte. Mit vierzehn war ich mit meiner Brieffreundin Kathrin in Köln in einem Kino am Ring (nein, es war nicht das Metropolis) und wir guckten I.Q. im Originalton. Wir waren in diesem Kinosaal zu dritt. Also insgesamt. Kathrin und ich und noch jemand, der alleine kam. Das ist allerdings gar nichts, in „Martha – Meet Frank, Daniel and Laurence“, diesmal wirklich im Metropolis am Ebertplatz, war ich alleine im Saal. Das war allerdings auch an einem Sommernachmittag, an dem der Rest der Welt im Freibad war. Außer mir. Ich war im Kino und guckte einen Film auf Englisch. Eventuell mit Untertitel. Möglicherweise auch ohne. Darauf hatte man ja keinen Einfluss und war auf die Gnade des Kinos angewiesen.

Dann kam die DVD und man konnte auf einmal ALLES im Originalton gucken. Na ja, fast alles. REVOLUTION! Alle meine Träume wurden wahr, oder jedenfalls einer der vielen.

Mit Büchern war es ähnlich. Man war vollkommen auf die sehr überschaubare Auswahl an englischen Büchern in der örtlichen Buchhandlung angewiesen. Bei Gonski in Köln war die zwar größer, aber letztlich auch überschaubar. Vermutlich hätte man sich auch hier Bücher in der Originalsprache bestellen können, aber darauf kam ich Anfang der Zweitausender Jahre irgendwie nicht. Was man da alles hätte wissen müssen! Und wer weiß, was das dann kostet! (Wahrscheinlich gar nicht so viel, trotzdem wäre ich nie auf die Idee gekommen.)

Die Welt vor fünfzehn Jahren war für den medien- und kulturaffinen Menschen mit sehr viel Anstrengung verbunden. Was man da alles machen musste, um irgendetwas herauszufinden. Wie oft ich beim Scala-Kino in Opladen anrief, um mir von einer netten Frau mit mäßigen Englischkenntnissen die aktuellen Filme und Spielzeiten ansagen zu lassen. Zu welch seltsamen Zeiten ich ins Kino ging, weil nur da der Film lief, den ich sehen wollte. (Es gibt noch die Geschichte, wie ich mit zwei anderen Menschen an der Kasse vom Broadway stand und man uns mitteilte, dass der Kölner Stadtanzeiger da einen Fehler gemacht hätte und gar nicht „Jules und Jim“ lief, sondern etwas anderes. Da aber alle drei anwesenden Menschen auf Basis der gleichen falschen Informationen im Stadtanzeiger gekommen waren, und niemand für den anderen Film, war das dann auch nicht so schlimm und es wurde dann einfach doch „Jules und Jim“ gezeigt. Ob im Original, weiß ich aber nicht mehr, würde es aber nicht ausschließen.)

Heute bin ich oft innerlich zerrissen. Nicht nur, dass ich es selber sehr schätze, jederzeit selbst auf meinem iPhone ein Riesensortiment von Filmen einfach so abrufen und im Original gucken kann. Nicht nur, dass ich über Spotify eine gigantische Musikbibliothek habe, und Alben nicht nur antesten, sondern einfach ganz hören kann, für lächerliche 10 Euro im Monat. Ich kann über Amazon (und diverse andere Onlinehändler) quasi jedes Buch auf Englisch bestellen, wenn ich will, sogar direkt auf mein Kindle, ganz ohne Wartezeit mit einem Mausklick. Überhaupt: Alles immer und meistens sofort!

Und vor allem: Ich weiß, dass das andere Menschen auch können. Menschen, die nicht wie ich in der Nähe einer Großstadt leben, die also noch nicht mal das Programmkino haben, das gelegentlich mal Filme im Original zeigt. Menschen, die nicht einen der größten Musikläden der Welt (oder jedenfalls Deutschlands) in erreichbarer Nähe haben oder einen Buchladen mit mehr als zwei Etagen.

Ich finde das großartig, dass wir nicht mehr an irgendwelche geographischen oder infrastrukturellen Limitationen gebunden sind, die es uns erschweren, das hören, lesen oder sehen zu können, was uns interessiert. Und weil ich selber so viel Zeit investiert habe, um Dinge hören, lesen oder sehen zu können, die nicht zwingend zum Mainstream gehörten, weiß ich, was das eigentlich für eine Wahnsinnssache ist.

Auf der anderen Seite verspüre ich seit einiger Zeit ein seltsames Verlangen nach CD-Booklets. Die Dinger mit den Songtexten, die ich studierte und auswendig lernte, während ich eine CD komplett vom ersten bis zum letzten Track hörte. Die Sachen, die ich heute höre, selbst, wenn ich sie oft höre, kenne ich alle nicht auswendig, es sei denn, ich mache mir die Mühe, sie am Klavier oder mit der Ukulele zu covern. Ich vermisse die Akribie, mit der ich Liner Notes studierte und dieses Gefühl, dass das Booklet irgendwie zu der Musik dazugehörte.

Noch vor zehn Jahren guckte ich Filme und ganze Serienstaffeln drei bis zehn Mal, weil man sich gar nicht so viele DVDs leisten konnte und deswegen auf das zurückgreifen musste, was eh im Schrank stand. Wenn ich ganz verrückt drauf war, schaltete ich zu Ally McBeal auf Englisch den finnischen Untertitel ein, einfach, weil es so bekloppt war, DASS ES GING!

Heute höre ich ein Lied im Radio und schalte Shazam ein. Shazam sagt mir dann, wer das ist, und wie der Song heißt und auf welchem Album der ist und liefert mir den Link zu YouTube gleich mit. Das ist toll! Das ist unglaublich! Das ist eine ganz wundervolle Erfindung, die ich mir vor fünfzehn Jahren sehr dringend gewünscht hätte. Aber etwas fehlt doch. Die Arbeit ist weg, die Mühe, mit der man sich Dinge erarbeiten musste, die Schnitzeljagd und die Detektivarbeit und natürlich vor allem der Erfolgsmoment, wenn man auf einmal die richtige CD in der Hand hatte.

Früher war nicht alles besser. Vieles war sehr viel schwieriger. Es ist weder das Abendland, das untergeht, noch werde ich zum Kulturpessimisten. Gesamtgesellschaftlich glaube ich, dass das alles sehr gut ist. Aber persönlich merke ich immer wieder, dass ich mir das Schwierige ein bisschen zurückwünsche. Eben, weil ich deswegen das, was ich hatte, mehr schätzen konnte. Weil es schwieriger war.

Die kleinen Herausforderungen des Alltags. Satisfaction not guaranteed, but very, very likely.

Noch ein paar Dinge über mich, die niemand wirklich wissen wollte

1. Meine Liebe zu hübschen Zahlenreihen und ordentlichen Papierstapeln setzt lustigerweise beim Einstellen der Weckzeit komplett aus. Ich finde es auf höchste Weise unlogisch, sich um beispielsweise Punkt 7:30 Uhr wecken zu lassen, da Zeit ja ohnehin sehr willkürlich ist und man morgens sowieso so müde ist, dass es auf die Minute jetzt auch nicht ankommt. Ich weigere mich schlicht, bei dieser scheinbaren Logik mitzumachen. Wenn man mich bittet, den Wecker auf Viertel vor acht zu stellen, dann würde ich vielleicht 7:41 Uhr einstellen oder 7:47, aber AUF GAR KEINEN FALL 7:45 Uhr.

Ein Ausschnitt aus meiner Weckzeitliste im iPhone sieht dementsprechend so aus:

Foto

2. Dafür betätige ich die Snooze-Funktion immer mindestens drei Mal. Gerne öfter. Aufstehen ist nicht so meins. Ich stelle auch gerne zwei Weckzeiten ein, für den Fall, dass ich irgendwann aus Versehen nicht die Snooze-Funktion erwische, sondern den Wecker einfach ausstelle und dann weiterschlafe. Und es ist nicht so, als ob das nicht schon passiert wäre.

3. Ich bin allerdings mehr oder weniger sofort wach, wenn ich einmal in der Vertikalen bin. Das Problem ist nicht so sehr, dass ich morgens zu müde wäre, sondern, dass ich es im Bett einfach deutlich zu gemütlich finde.

4. Ich kann sehr gut schlafen. Ich habe schon auf Partys und Hochzeiten geschlafen, während neben mir Leute getanzt haben. Das ist leider keine Kernkompetenz, die häufig abgefragt wird.

5. Ich schlafe meistens innerhalb von fünf Minuten ein. Das weiß ich, seit ich zum Einschlafen regelmäßig Folgen der Drei ??? höre und da dann am nächsten Morgen halbwegs nachvollziehen kann, was das letzte ist, an das ich mich erinnere. Ich hatte auch mal so ein Armbanddingsi, das meinen Schlafrhythmus gemessen und diese Vermutung bestätigt hat. Ich bin halt einfach echt gut im Schlafen.