Webgedöns – Nicht, dass Sie denken, ich würde nichts tun!

Vollkommend überraschend hat mich dieses Leben total im Griff. Es ist kaum auszuhalten. Wenn man gar nicht mehr die Hälfte der Woche abends allein zu Hause ist, was einem da für wertvolle Internetzeit abhanden kommt. Außerdem hat sich ja die Zugfahrzeit auf 20 bis 25 Minuten pro Strecke (also die nutzbare Zugfahrzeit, Straßenbahn zählt nicht) reduziert, da kann man ja gar nichts machen, außer ein bisschen lesen oder Threes! spielen.

Was Threes! angeht, gucken Sie das nicht nach! Vertrauen Sie mir! Es reicht schon, wenn ich stundenlang Zahlen rumschiebe, ich möchte da nicht noch weitere Menschen in die Spielsuchthölle führen. Und wenn jetzt doch jemand guckt, kann man wenigstens nachher nicht sagen, ich hätte nicht gewarnt.

Dann gibt es ja noch den neuen Job und man unterschätzt ja schnell, wie anstrengend so neue Eindrücke sein können. Auf einmal ist man abends vor Mitternacht müde, unfassbar sowas!

Zu allem Überfluss empfahl mir der beste Freund beim Abendessen beim Koreaner die Jugendromanserie „Gone“ von Michael Grant [Werbelink]. Das erste Buch habe ich Montagabend angefangen und war Mittwoch damit durch. Man kommt übrigens sehr schlecht zum Schreiben, wenn man die ganze Zeit lesen muss, weil man das Buch nicht aus der Hand legen kann. Schlimm.

Vom Techniktagebuch schrieb ich bereits, da bin ich übrigens sehr fleißig, und dann musste Anke Gröner natürlich irgendwo den Kantinenvergleich von Konrad Lischka verlinken. JA DANKE AUCH! Wer das Bild von meiner Blätterteigtasche mit Blutwurst und Apfel sehen möchte, kann das also auch gerne hier tun.

Vorletzte Woche schrieb ich auch noch im CULTurMAG über den Roman „Black Box“ von Jennifer Egan.

Es ist also gar nicht so, als ob ich nicht da wäre. Ich bin nur gerade nicht immer hier.

Eine Tüte Gemischtes

Ich bin ja jetzt fast eine Woche im neuen Job und abgesehen davon, dass ich auf diesem Blog ja sowieso nur sehr selten und unkonkret über meine Arbeit schreibe, kann ich folgendes berichten:

Im Büro ist das so: Es gibt Büros, von denen man nach draußen guckt und solche, von denen man in den Innenhof guckt, wo auch der Empfang ist und die Kantine und all sowas. Das klingt seltsamer als es ist, eigentlich ist es sehr schön, weil das Gebäude auch hauptsächlich aus Glas besteht (jedenfalls gefühlt) und man auch mit Innenhofausblick Tageslicht hat. Angeblich kommen regelmäßig Architekturstudenten und zeichnen irgendwas, ich programmiere also quasi in modernem Kulturgut.

Für mich ist das super, weil – und jetzt kommt die zweite Sache über die ich schreiben wollte – ich ein Starrer bin. Es gibt nach meiner Erfahrung zwei Typen von Softwareentwicklern: Die Starrer und die Wanderer. Die Starrer brauchen etwas zum Hingucken, wenn sie nachdenken. Das kann die Wand sein oder die Decke oder der Bildschirm, das darf aber auch gerne irgendwas sein, was sich vorm Fenster abspielt. In einem anderen Büro saß ich im Erdgeschoß und draußen war Bahndamm, also Wiese mit Fußweg und vor allem: Häschen! Häschen gucken war super! Jetzt habe ich Leute, die rumlaufen oder sitzen oder irgendwas tun, und das ist auch super. Es darf ja auch nicht zuviel passieren, sonst ist man wieder abgelenkt.

Dann gibt es die Wanderer, das sind die, die zum Nachdenken rumlaufen müssen. Davon kenne ich nicht ganz so viele, vielleicht sind viele Starrer auch verhinderte Wanderer, weil Wandern doch deutlich eher auffällt und doofe Kommentare der Kollegen provoziert als Rumgucken. Eventuell gibt es auch noch Softwareentwickler, die gar nicht nachdenken, das ist dann aber auch keine wirkliche Lösung.

Ein kleines Problem ergibt sich im neuen Büro aber so ab 11 Uhr, wenn nämlich die Kantine so langsam auf Touren kommt und es auf einmal nach Essen riecht. Dann sitze ich da nämlich und habe sehr, sehr lange Hunger, weil es ja schon so lecker riecht, bis die Kollegen zum Mittag vorbeikommen.

Möglicherweise sollte ich jetzt auch von Starrer auf Wanderer umsatteln, weil ich ja jetzt ein Fitbit [Werbelink] habe. Das ist so ein kleines Ding, das man in der Tasche rumträgt und das einem dann sagt, wie viele Schritte oder Etagen oder Kilometer man so am Tag gelaufen ist. Ich hätte mir das auch gar nicht gekauft, wenn andere Leute das nicht schon gehabt hätten und wir uns somit gegenseitig motivieren, sprich frustrieren und anpöbeln können. Gestern war ich zum Beispiel kurz vor 10 km und musste noch ein bisschen zwischen Schlafzimmer und Küche hin und her laufen, bis der Zähler dann endlich umsprang.

Der Mann hat seit heute übrigens auch eins, und ist direkt mal ein paar Runden um den Esszimmertisch gelaufen. Ich laufe also aktuell oft sinnlos durch die Gegend. Auf der anderen Seite ist es natürlich gut möglich, dass genau dieses sinnlose Rumlaufen der Sinn der Sache ist. Perfider Kram.

Fitbits kann man übrigens quasi nicht im Einzelhandel kaufen, ich habe das ausführlich getestet. Nachdem man mich sowohl im Saturn als auch in diversen anderen Sport- oder Technikläden erst mit großen Augen ansah und mich dann zu einem anderen Laden schickte, bei dem ich mit mindestens genauso großen Augen angeguckt wurde, war ich schon kurz davor, im Internet zu bestellen. Tatsächlich kann man aber im Apple Store Fitbits kaufen, das habe ich noch kurz recherchiert. Das ist jetzt konsummoralisch auch nicht besser als Amazon, aber da konnte ich heute wenigstens nach der Arbeit kurz vorbeilaufen.

Und dann lief ich noch vom neuen Kö-Bogen bis zum Düsseldorfer Hauptbahnhof, weil ich ja irgendwie auf meine 10.000 Schritte kommen musste. Das Leben mit Fitbit ist nicht einfach, aber man ist schön viel zu Fuß unterwegs.

Stromausfall oder wie wir heute Nacht doch nicht von eingebildeten Einbrechern überfallen wurden

Gestern Abend um ungefähr halb zwölf lag ich im Bett und wollte noch was lesen, als das Licht ausging. Sowas kann ja passieren, wenn entweder die Glühbirne kaputt ist oder der Strom ausgefallen ist. Ein Blick auf die Straße verriet, dass zumindest in anderen Wohnungen der Strom noch da war. Das Licht in der Küche hingegen funktionierte auch nicht, was also doch die Theorie des Stromausfalls wahrscheinlicher machte.

Findig, wie ich bin, konnte ich dann sogar rausfinden, dass auch in der anderen Wohnung kein Stromausfall war, denn da ist der Router fürs Internet und das Internet, das konnte ich ja auf dem Handy sehen, war auch noch da.

Jetzt könnte man einfach kurz ins Treppenhaus, den Stromkasten aufmachen und schnell das Hebelchen wieder nach oben drücken, ich hab da aber leider ein Problem. Das Problem setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: Erstens habe ich eine sehr lebendige Fantasie, die gerade im Dunkeln zu Hochform aufläuft und zweitens habe ich zu oft Aktenzeichen XY gesehen.

Ich konnte mir das also nur folgendermaßen erklären: Ein gemeines Einbrecherpärchen hatte sich bei uns ins Haus geschlichen, um dann im Treppenhaus bei uns den Strom auszuschalten, um uns dazu zu bringen, im Schlafanzug und unbewaffnet und arglos die Wohnungstür zu öffnen, worauf sie uns brutal überfallen würden. Ich finde das nach wie vor die sinnvollste Erklärung für so einen nächtlichen Stromausfall. Ich konnte also dementsprechend nicht zum Stromkasten, weil ich ja auch nicht doof war und dem Einbrecherpärchen nicht in die Hände spielen wollte. Ich konnte auch nicht den Mann wecken und zum Stromkasten schicken, weil ich ihn viel zu gerne mag, als dass ich ihn solchen Halunken in die Arme schicken könnte.

Jetzt sprach ja eigentlich nichts dagegen, sich einfach hinzulegen und zu schlafen, es war ja auch schon spät und ewig würde es das Gaunerpärchen ja auch nicht im Flur aushalten.

Aber.

Der Kühlschrank. So saß ich also kurz vor Mitternacht minutenlang aufrecht im Bett und konnte mich nicht entscheiden, was wichtiger war – unser Leben und/oder Hab und Gut oder die Aufrechterhaltung der Kühlfunktion -, und dann tat ich etwas sehr, sehr intelligentes: Ich ging in die Küche und öffnete die Kühlschranktür. Ta-da! Licht! Anscheinend hängt der Kühlschrank an einem anderen Stromkreis als das Küchenlicht oder die Nachttischlampe. Problem gelöst. Allen anderen Geräte konnten locker eine Nacht ohne Strom aushalten. Da mussten sich die Schurken im Hausflur schon was Besseres einfallen lassen oder es einfach mal mit ehrlicher Arbeit versuchen. So nicht, Freunde, nicht mit mir!

Am nächsten Morgen tapste ich dann gemütlich ins Treppenhaus, legte das Hebelchen um und alles war wieder in Ordnung. Keine Einbrecher, dafür Strom. Total gut.

Vorbei.

Am Montag fahre ich zum letzten Mal ins Büro, im Gepäck 30 Donuts (zwölf für den Werkschutz, der Rest für die Kollegen), kein Koffer, der Rucksack so gut wie leer. Das muss so, ich fahre ja abends wieder zurück.

Die Wohnungsschlüssel habe ich schon seit Donnerstag nicht mehr, Dienstag habe ich mich offiziell abgemeldet. Kein Zweitwohnsitz mehr. Das war’s.

Heute bleibt der Laptop im Büro, den brauch ich nicht mehr. Ich gebe ab: Meine Visitenkarten, die RSA-Dongles, den Büroschlüssel, den Dauerleihschein, den Betriebsausweis. Die Dame vom Ausweiswesen gibt mir eine Austrittskarte. So geht das alles.

Dann stehe ich draußen vorm Werk. Die Sonne strahlt, ich komm hier nicht mehr rein. Ich arbeite hier nicht mehr. Vorbei.

Wenn man mich nach meinem Lieblingsbuchanfang fragt, so ist die Antwort eine etwas klischeehafte, wenig abgefahren oder außergewöhnlich. Ich mag den ersten Satz aus Charles Dickens „A Tale of Two Cities“ so gerne, oder besser gesagt die ersten paar Worte, denn der Satz ist ja sehr lang, er hört quasi nicht auf und auf einmal ist das Buch zu Ende, dabei wollte man eigentlich nur den ersten Satz zu Ende lesen.

It was the best of times, it was the worst of times.

Das schöne an diesem Satz ist, man kann ihn dauernd verwenden und er passt immer so schön. Drei Jahre Wochenendpendeln, drei Jahre irgendwie kein richtiges Zuhause, oder doch, aber eben in Essen. Ich habe es nie bereut, aber ich wusste auch, wann es zu Ende sein musste und dann habe ich dafür gesorgt, dass es zu Ende ging, bevor ich unglücklich werden konnte.

Drei Jahre Hanau, diese kleine hässliche Stadt kurz vor Bayern. Schön ist das nicht, wusste ja schon Frank Goosen, aber woanders ist auch scheiße. In Hanau, das muss man so sagen, habe ich mich nie zu Hause gefühlt, aber das brauchte ich auch gar nicht, ich habe es auch überhaupt nicht versucht. Ich habe mich aber immer wohl gefühlt. Hanau war immer gut zu mir, es wollte mir nie etwas Böses, es war halt da und so wie es war, war es okay.

Drei Jahre Dentalbranche. Ich weiß jetzt, wie man Zähne richtig bezeichnet und kann manche Fragen bei Quizduell sofort richtig beantworten obwohl ich gar kein zahnmedizinisches Studium hinter mir habe. Total gut. Und ich weiß jetzt, dass ich Carabellihöcker habe, was entweder bedeutet, dass ich irgendwann mal Syphilis hatte (unwahrscheinlich) oder einfach besonders intelligent bin (müssen andere beurteilen).

Vorbei.

Als ich zum Hauptwerk laufe, um die Ausweise abzugeben, strahlt die Sonne vom knallblauen Himmel, während es zeitgleich regnet. Man traut sich gar nicht, das zu schreiben, weil man sofort in den Verdacht gerät, Dinge überzuinterpretieren oder sich einfach was auszudenken, nur damit es gut zur Geschichte passt. Aber es hilft ja nichts, ich denke, ja genau, so ist das: Sonnenschein und Regen. Das fasst es eigentlich ganz gut zusammen.

It was the best of times, it was the worst of times.

Eben.

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Mehrfacher Astbewurf: Best Blog Award in doppelter Ausführung

Ich wurde sowohl von Jens vom Hiking Blog als auch von Doreen von Die Missing Words mit Zeug beworfen und packe das jetzt einfach in einen gemeinsamen Beitrag.

1. Warum bloggst du und wie bist du dazu gekommen?

Ich hatte immer schon Mitteilungsdrang, sonst hätte ich ja nicht im Grundschulalter auf dem heimischen Rechner meine eigene Schülerzeitung (Auflage ungefähr drei Exemplare) geschrieben, ausgedruckt und zusammengetackert. Bloggen war da quasi die unvermeidbare Konsequenz und in dem Moment, als ich 2004 zum ersten Mal im Internet Blogs begegnete, war klar, dass ich sowas auch machen würde.

2. Wie hat sich dein Leben durch das Bloggen verändert?

Ich habe Leute kennengelernt, die ich sonst womöglich nie kennengelernt hätte und bin ein bisschen abenteuerlustiger geworden. Außerdem weiß ich jetzt: Abgedrehte Alltagsgeschichten, so nervig sie in dem Moment auch sein mögen, liefern wenigstens fast immer guten Stoff für amüsante Blogartikel. Das macht es einfacher, sie zu ertragen.

3. Was inspiriert dich für neue Blogposts?

Alles. Was natürlich nicht heißt, dass ich über alles schreibe, was mir so passiert und was ich so denke. Klischeeantwort, ich weiß, ist aber eben so.

4. Was war deine absurdeste/lustigste Kooperationsanfrage?

Ich finde geschätzt 95 Prozent der Kooperationsanfragen absurd.

5. Was ist für dich das Besondere am Ruhrgebiet?

Die Unaufgeregtheit. Hoffentlich geht das nicht weg. Überall anders sind die Leute immer so aufgeregt. Überraschend war für mich, dass es wirklich sehr, sehr grün und auch sehr, sehr hügelig ist. Letzteres merkt man auch schön, wenn man aus Versehen mal mit dem Fahrrad fährt und dann fluchend die Huyssenallee Richtung Rüttenscheid hocheiert.

6. Was bedeutet Heimat für dich?

Heimat, dat es e Jeföhl.

(Und so wohl ich mich im Ruhrgebiet fühle, wenn ich mit dem Zug über die Hohenzollernbrücke rattere und den Dom sehe, das ist schon ziemlich großartig.)

7. Wo gibt es die beste Currywurst im Pott?

Beim Xaver auf der Gemarkenstraße.

8. Wo ist dein Outdoor-Lieblingsplatz im Revier?

Seh ich so aus, als hätte ich Outdoor-Lieblingsplätze?

(Ich habe mich allerdings spontan ein bisschen in die großen Ruhrwiesen bei Bochum-Dahlhausen verliebt. Da war ich aber auch nur einmal und das ist schon über zwei Jahre her. Ein wirklicher Lieblingsplatz – behaupte ich zumindest – müsste öfter frequentiert werden.)

9. Welche Wanderung hast du als letztes gemacht?

Ich gehe nicht wandern, ich gehe spazieren. Wandern ist ein Konzept, das sich mir bislang noch nicht erschlossen hat. Im Zweifelsfall: siehe nächste Frage.

10. Was war der höchste Berggipfel, auf dem du bisher gestanden hast?

Neujahr 2012 stand ich auf dem Gipfel von Arthur’s Seat in Edinburgh (251 m laut Wikipedia). Ansonsten kamen wir 2006 in Frankreich auf die Schnapsidee, bei den Gorges du Verdon auf einen Berg zu klettern. Das war sehr abenteuerlich, ich weiß aber nicht, wie hoch da der Gipfel war. Wenn wir da überhaupt auf einem Gipfel waren. (Wenn ich Google Maps richtig lese, war es ziemlich sicher mehr als 251 m, allerdings lag auch schon die Straße, von der wir starteten, etwas höher. Es ist also kompliziert.)

11. Gibt es etwas, was du 2014 unbedingt tun willst und wenn ja, was?

Steht alles auf der Herzliste 2014.

(An dieser Stelle sind wir mit Jens Fragen durch, die nächsten Fragen kommen von Doreen.)

12. Welche Stadt möchtest du 2014 gern besuchen?

Steht auch auf der Herzliste 2014, ist allerdings auch schon erledigt mit dem Ergebnis, dass ich noch mal nach Berlin will. Außerdem würde ich gerne nach Brügge, noch mal nach Edinburgh und natürlich nach Biscarrosse-Plage. Ob das alles so zu machen ist, wird sich noch zeigen.

13. Welches Buch sollte man auf gar keinen Fall lesen und warum?

Ich fand „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ von Joel Dicker so unglaublich absurd furchtbar, dass ich es schon fast wegen des großen Amusementpotentials doch empfehlen würde, allerdings auf eigene Gefahr. Den dritten Teil der „His Dark Materials“-Reihe von Philip Pullman fand ich auch furchtbar, aber leider noch nicht mal unterhaltsam und über „Der Junge mit dem gestreiften Pyjama“ von John Boyne habe ich mich schon beim Lesen so geärgert, dass ich wirklich nur davor warnen kann.

3. Was ist für dich Poesie?

Wenn’s sich reimt oder Glanzbilder drumrum kleben.

4. Osterlamm oder Osterhase – Gibt es an Ostern ein traditionelles Essen in deiner Familie?

Nein.

5. Welches Rezept wolltest du schon immer einmal ausprobieren und hast es noch nie getan?

Brathähnchen. Lasagne. Irgendeine Art Sonntagsbraten. Steht aber auch schon auf Herzliste. (Ja, es tut mir auch fast ein bisschen leid, dass ich auf diese Fragen so irre gut vorbereitet bin.)

6. Was bedeutet für dich Heimat?

Siehe oben.

7. Warum bloggst du?

Siehe oben.

8. Welche historische Person würdest du als ein Vorbild ansehen?

Bei einem Therapy-Spiel wurde meine beste Schulfreundin N. mal gefragt, ob sie lieber Lucrezia Borgia oder Florence Nightingale hätte sein wollen. Nachdem wir irgendwie recherchiert hatten (damals gab es ja noch kein Internet, jedenfalls nicht so wirklich), wer Lucrezia Borgia war, entschied sie sich sehr entschlossen für diese Option. Seitdem muss ich bei solchen Fragen immer automatisch an Lucrezia Borgia denken und kann das leider nicht ernsthaft beantworten. Alternativ: Jim Henson. Jim Henson ist immer eine gute Antwort.

9. Welches Restaurant deiner Heimatstadt sollte man unbedingt besuchen?

Dafür müsste man erstmal Heimatstadt definieren. In Köln habe ich ein bisschen den Überblick verloren, ich fand aber vor vielen, vielen Jahren das Hotelux in Deutz mit viel rotem Plüsch und russicher Küche mit viel Butter sehr abgefahren. Da könnte man eigentlich noch mal hin.

In Essen kann man beim Xaver sehr gut Currywurst essen. Unser Lieblingsrestaurant in Essen ist ja bekanntlich Schnitzlers in Byfang, das kann ich vor allem im Sommer empfehlen, wenn man schön draußen sitzen kann. Ansonsten kann ich die unzähligen Gourmetmeilen im Sommer empfehlen, man kommt zu dieser Zeit aus dem Essen quasi nicht mehr raus.

Und auch wenn es nicht mehr wirklich zur Heimatstadt zählt, möchte ich an dieser Stelle sowohl Jankas Lokal in Dortmund als auch das Bannisters in Mülheim erwähnen.

10. Wie sehen deine kulturellen Pläne für den Frühling aus?

Auf der Herzliste steht, dass ich mal ins Museum Folkwang möchte, das könnte man ja prima im Frühling machen. Ansonsten habe ich Karten für die Phonophobia-Tour der Drei Fragezeichen im März. Im Mai ist re:publica und alles andere wird sich schon ergeben. Oder auch nicht.

11. Was ist das Schönste für dich im Frühling?

Dass der Winter vorbei ist. Ich mag Winter, bin aber spätestens Mitte Januar mit dem Thema durch. Leider ist der Winter dann meistens noch nicht durch.

Eigentlich müsste ich jetzt selber 11 Fragen ausdenken und andere Leute bitten, diese zu beantworten, allerdings habe ich gerade so dermaßen keine Lust dazu, dass ich es einfach nicht tun werde. Irgendwann muss auch mal gut sein. Wer möchte kann sich aber gerne einen oder beide Fragebögen (oder eine wilde Mischung aus beiden) nehmen und selber beantworten.

Problemlösung durch Kommunikation

Nachdem ich ja Ende des Jahres festgestellt habe, dass sich manche Probleme durch einfaches Lesen fast von alleine lösen, habe ich jetzt gelernt, dass – Vorsicht, Klischeesatz! – auch Reden hilft.

Es ist nämlich so: Ich löse ja gerade meine Zweitwohnung auf. Die Zweitwohnung ist genaugenommen ein Einzimmerdachwohnungsapartment, aber irgendwo muss man ja unterkommen und es ist ein sehr hübsches Einzimmerdachwohnungsapartment. In dieser Dachwohnung befindet sich fast nichts, was ich mit ins Ruhrgebiet nehmen bräuchte, deswegen war das erklärte Ziel, auch möglichst viel davon zu verkaufen bzw. zu verschenken.

Die Küche konnte ich über den Vermieter der Nachmieterin aufschwatzen, das Schlafsofa habe ich über ebay verkauft und erfreulicherweise gingen auch der Schreibtisch, der Plastikdrehstuhl und der komische Stoffschrank über ebay-Kleinanzeigen recht schnell und unkompliziert weg.

Jetzt stehen da noch zwei kleine BILLY-Regale, ein weißer LACK-Tisch und halt das Klavier, für das sich immer mal wieder Leute interessieren, die dann aber erstmal rumüberlegen. Das ist aber alles nicht so schlimm, denn ich habe jetzt nur noch Zeug, das ich auch mit nach Essen nehmen könnte und da dann entweder selbst weiterverwenden oder von da aus verkaufen kann.

Was mir aber ein bisschen Sorgen machte, war der BluRay-Player/Festplattenrekorder. Den habe ich mit in die Zweitwohnung geschleppt, nachdem wir uns eine PlayStation 3 gekauft haben, denn damit kann man ja auch BluRays abspielen. Ich konnte dann aber jetzt auch nicht die richtige Motivation aufbringen, auch noch den BluRay-Player zu inserieren, vor allem, weil bei Technikkram gerne seltsame Menschen seltsame Fragen stellen oder vollkommen absurde Ansprüche anmelden.

Auf der anderen Seite weiß ich aber, dass der werte Herr Gemahl ein bisschen empfindlich ist, was das unnötige Zustellen der Wohnung generell und mit redundantem Technikkram im Besonderen angeht. Ich schließe auch in unserer Wohnung schon nichts mehr an, weil ich sowieso davon ausgehen muss, dass ich die Kabel nicht ordentlich genug verlegt habe und alles noch mal neu gemacht werden muss.

So machte ich mir also quasi wochenlang Sorgen um den BluRay-Player, denn verkaufen wollte ich ihn nicht, aber Behalten schien auch eine eher suboptimale Lösung.

Aus einer Laune heraus thematisierte ich den BluRay-Player dann aber doch mal testweise während eines Telefonats im Rahmen der Umzugsfortschritte, worauf der Mann sowas sagte wie: „Och, eigentlich war das doch ganz praktisch mit dem Festplattenrekorder und ich hab jetzt auch schon öfter wieder was gesehen, was ich gerne aufgenommen hätte.“

„Hm“, sagte ich etwas benommen von dieser unerwarteten Reaktion. „Also, ich hatte schon überlegt, man könnte den ja wieder dahin stellen, wo er vorher stand und dann die PlayStation obendrauf, die ist ja kleiner.“

„Ja, so würde ich das auch machen“, sagte der Mann.

Und dann: „Aber wenn du den anschließt, guckst du bitte, dass du die Kabel ordentlich verlegst, damit das nicht so unordentlich ist.“

Wochenlang umsonst Sorgen um das Schicksal des BluRay-Players gemacht. Hätte man mir ja auch mal sagen können.

3D! Jetzt überall!

Es ist ja so: Ich brauche eine Brille. Historisch hat sich das so entwickelt: Irgendwann in der Unterstufe stellte sich raus, dass ich wohl doch nicht so gut gucken kann. Schon damals war es vor allem das rechte Auge, das Ärger machte und so stieg ich mit -0.25 Dioptrien auf dem linken und -1.25 Dioptrien auf dem rechten in die Kurzsichtigkeit ein.

Es ist allerdings auch so, dass, wenn man nur auf einem Auge ernsthaft kurzsichtig ist, man trotzdem auch ohne Brille so insgesamt ganz gut gucken kann, denn das gute Auge übernimmt dann halt die Arbeit, die das andere nicht leisten kann. Das bewirkt dann wiederum, dass das andere Auge noch fauler wird, weil es merkt, dass es ja eigentlich gar nichts tun muss und dementsprechend auch mit den Jahren immer schlechter wird. Es ist wie im richtigen Leben.

Mittlerweile bin ich bei -3.25 auf dem rechten Auge angekommen, wenn ich also das linke Auge zukneife, sehe ich quasi nichts mehr (Leute mit -10 Diotrien werden jetzt herzhaft lachen), wenn ich mit beiden Augen gucke, was ja auch die normale Herangehensweise ans Gucken ist, dann sehe ich aber ausreichend gut. Ich könnte mehr oder minder alles ohne Brille tun, nur ist das sehr anstrengend für das Gehirn und ich merke das dann auch und greife instinktiv zur Brille.

(Fun fact am Rande: Ich kann nur das linke Auge zukneifen, also so alleine für sich. Das rechte Auge weigert sich, alleine irgendwas zu tun. Das ist auch schöner Party-Smalltalk, vor allem, wenn man mich dann bittet „Versuch doch mal!“ und dann darauf wartet, dass da zumindest irgendwas zuckt oder so. Nein, ehrlich, da tut sich gar nichts, man sieht noch nicht mal, dass ich was versuche. Es ist aber auch ganz praktisch, weil ich so relativ einfach von „gut sehen“ auf „überhaupt nichts sehen“ umschalten kann. Man kann das prima bei gruseligen Filmen einsetzen, wenn man zwar mitkriegen will, was passiert, aber keine Details sehen möchte. Alternativ bei so optischen Täuschungen, wo es hilft, wenn man das Bild verschwommen sieht. Ich sehe es also eher als Feature als als Bug.)

Aus einer Laune heraus dachte ich dann neulich, ich könnte es ja mal wieder mit Kontaktlinsen versuchen und ging zum Optiker umme Ecke (support your local dealer und so). Dort gab es eine Komplettvermessung, der ganze Kladderadatsch von „Welche Buchstaben stehen in der mittleren Reihe?“ über Detailfotos von beiden Augen bis zur 3D-Topographie-Vermessung der Augen. Jetzt weiß ich auch, dass meine Augen kein runder Ball, sondern eher plateauartig sind. Es war alles sehr faszinierend, und dann stellte sich noch raus, dass meine Augen gar nicht so schlecht sind, wie ich dachte (eben aktuell -0.25 und -3.25) und ich außerdem auf jedem einzelnen eine Sehkraft von 120% und auf beiden zusammen eine Sehkraft von 150% habe. Wenn Sie nicht wissen, was das ist, ich hab es zwar verstanden, kann das aber nicht erklären. Gehen Sie zum Optiker umme Ecke und fragen Sie da mal. Da können Sie auch gleich noch mal Ihre Augen überprüfen lassen, wer weiß, was sich seit dem letzten Mal so getan hat.

Weil das eine Auge nun topographisch nicht so standardmäßig geformt war, wollte der Optiker angepasste Kontaktlinsen bestellen, und die waren heute da und ich durfte hin und sie anprobieren. Gelernt habe ich erstmal, dass ich das Einsetzen noch komplett drauf habe. Ich hatte ja schon öfter Kontaktlinsen und bin das gewöhnt. Leute mit Kontaktlinsen wissen ja auch, dass man mit den Fingern getrost aufs Auge patschen kann, da passiert gar nichts, so Augen sind erstaunlich hart im Nehmen.

Kontaktlinsen rein, kurz überprüft, und dann die größte Überraschung: DIE WELT IST JA KOMPLETT IN 3D! Das konnte ich ja nicht ahnen! Total abgefahren! ALLES 3D!

Es ist nämlich auch so, dass, wenn man ein gutes und ein schlechtes Auge hat, zwar auch ohne Brille verhältnismäßig gut gucken kann, da aber vor allem das eine Auge gut im Gucken ist, sieht man alles tendenziell in 2D. Das fällt einem natürlich nicht so auf, man kennt es ja nicht anders und auch mit Brille wird dieses Problem nicht komplett behoben (auch das hat mir der Optiker erklärt, aber das habe ich noch weniger verstanden und kann es jetzt bestimmt nicht wiedergeben). Mit Kontaktlinsen aber: WHOA! KRASS!

Ich laufe also jetzt ein bisschen rum und gucke mir diesen abgefahrenen 360°-3D-Effekt an und bin total begeistert.

Jetzt war ich noch mal im Laden, der Optiker hat die Sehkraft nochmal überprüft und war mit dem einen Auge noch nicht so zufrieden. Da geht wohl noch was, es werden noch mal Testkontaktlinsen bestellt und so lange darf ich dann mit den aktuellen schon üben.

Ganz abgesehen davon weigert sich der Optiker sehr hartnäckig, Geld von mir zu nehmen, nichts für den ausführlichen Sehtest, nichts für die Testkontaktlinsen, nichts für das Starterset mit Kontaktlinsendöschen und Kontaktlinsenflüssigkeitszeug. Ich darf dem erst was geben, wenn er mit dem Ergebnis zufrieden ist. Das ist zwar auf der einen Seite vielleicht auch verständlich, aber ich fühle mich da so bekümmert, dass ich gerne schon irgendwas bezahlt hätte, ich darf aber nicht. Das mit der Servicewüste Deutschland ist wohl endgültig vorbei.

Und ich guck jetzt noch ein bisschen 3D. Weil ich’s kann.

Herzliste 2014

Was Vorsätze angeht, so kann man sich hier auch einiges von Softwareentwicklung abgucken. Auf der einen Seite sollte man wissen, was man so generell anstrebt. Bei agilen Softwareprojekten ist das die „Vision“. Visionen dürfen wenig detailliert sein, das soll so, es geht nämlich nur darum, wo man so prinzipiell hinwill, also ob man z.B. lieber ein Nischenpublikum bedienen will oder die breite Masse (das ist jetzt ein schlechtes und möglicherweise irreführendes Beispiel, aber mir fällt gerade nichts besseres ein). Im übertragenen Sinn sind das meine Leitfäden, die ich vor ein paar Tagen ausgepackt und noch mal auf Sinnhaftigkeit überprüft habe.

Kombinieren sollte man das ganze jetzt mit konkreten Aufgaben, die vielleicht etwas mit dieser Vision zu tun haben oder auch nicht. Diese Aufgaben sollten nicht nur konkret, sondern auch ausreichend detailliert, verständlich und vor allem machbar sein.

In diesem Fall ist es sogar noch besser. Ich mache eine Herzliste 2014, eine Idee von Yasmina Banaszczuk. Statt guter Vorsätze, die einem nur das Leben schwer machen, gibt es eine Liste von Sachen, die ich sowieso immer schon machen wollte, nur im Alltag immer vergesse, vor mir herschiebe oder hinten anstelle. Da es sich um Dinge handelt, die ich aber eigentlich total gerne machen würde, sollte es gar nicht so schwer sein, 2014 damit zu verschönern. Es ist also quasi eine Win-Win-Situation, die man sich da zurechtbastelt.

Eventuell wird die Liste noch erweitert oder im Laufe des Jahres geändert. Zu diesem Zweck gibt es in der Softwareentwicklung am Ende eines Entwicklungszyklus immer eine Retrospektive, bei der man sich anguckt, was gut gelaufen ist und was nicht und warum irgendwas gut oder schlecht gelaufen ist und den Entwicklungsprozess auf dieser Basis anpasst und (so zumindest die Theorie) Stückchen für Stückchen optimiert. Auch für die guten Vorsätze bietet sich so eine Retrospektive an. Stimmen die Leitsätze noch? Sind sie richtig priorisiert? Kann ich das alles überhaupt schaffen? Will ich das überhaupt noch oder hat sich rausgestellt, dass ich etwas anderes will? Aber bei der Retrospektive sind wir noch nicht, das machen wir später. Erstmal gibt’s die Liste und dann haben wir etwas, womit wir dieses Jahr arbeiten können.

Herzliste 2014

  • Mindestens zwei Mal auftreten
  • Mit dem besten Freund zu einem Karaokeabend (1)
  • Wieder mehr Klarinette spielen (2)
  • Mehr Französisch lernen (3)
  • Vier mal ein komplettes Dinner (drei Gänge) für Gäste kochen
  • Sechs neue Restaurants/Bistros/anderweitige gastronomische Einrichtungen ausprobieren
  • Einmal ins Aquarium (gerne öfter) (4)
  • Endlich mal ins Folkwangmuseum
  • Mindestens einmal nach Berlin (rp14 zählt nicht)
  • Einen Pubquiz mitmachen
  • Die Asterix-Sammlung um sagenwirmal sechs Hefte erweitern (5)
  • Vier klassische Gerichte selber machen (Lasagne, Brathähnchen, you name it…)
  • Einen Spieleabend machen

(1) Wer mitkommen will, melde sich. Wir werden singen und mindestens einer von uns beiden kann es erwiesenermaßen nicht. Wer außerdem weiß, wo man in Düsseldorf oder Essen oder irgendwo dazwischen gut Karaoke singen kann, der melde sich bitte auch mit Hinweisen.

(2) Da ich letztes Jahr, wenn überhaupt, höchstens einmal Klarinette gespielt habe, ist die Angabe „mehr“ ausreichend konkret.

(3) Ich kann ja Französisch, aber mein Französischwissen ist merkwürdig durchlöchert. Mir fehlen manchmal die einfachsten Wörter und Grammatikregeln, dafür kann ich dann irgendwas relativ Fortgeschrittenes. Die Idee ist, einfach noch mal komplett von vorne mit irgendwelchen Lehrbüchern anzufangen und mich nebenbei einfach öfter der Sprache auszusetzen. Gestern schon mit „Jules et Jim“ angefangen und erstaunt gewesen, wie viel ich, obwohl vollkommen aus der Übung, verstanden habe. (Ich würde sagen, ich habe etwa 50 Prozent verstanden, so hat es sich jedenfalls angefühlt, und das fand ich so aus dem Stand und ohne Untertitel gar nicht schlecht.)

(4) Wer mitkommen möchte oder schöne Aquarien kennt, sage bitte Bescheid.

(5) Die Bände 27 bis 34 zählen nicht, die brauch ich nicht. Sonderausgaben auch nicht.

Vorsatzretrospektive 2013

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Es ist wieder Gute-Vorsätze-Zeit. Vorher sollte man sich aber natürlich die Guten Vorsätze des letzten Jahres angucken und überlegen, was gut gelaufen ist und was nicht so gut gelaufen ist und warum. In der agilen Softwareentwicklung macht man das auch, da heißt so was Retrospektive und ist erstaunlich hilfreich. Warum also so etwas nicht auch im Alltagsleben anwenden? Was hatte ich mir also für das gerade frisch abgelaufene Jahr vorgenommen und was ist daraus geworden?

1. Weniger Ballast

Hm, tja. So richtig viel hab ich da nicht gemacht. Der emotionale Ballast, das habe ich so ab der zweiten Hälfte 2013 gemerkt, ist weniger geworden, da konnte ich mich von ein paar Grübeleien lösen, zwar nicht komplett, aber doch so, dass ich es gemerkt habe. Was den Rest angeht, so gab es hier weder eine große Entrümpelung, die steht noch aus und auch sonst nichts, was sich im Zeichen von weniger Ballast groß hervorgetan hätte.

Auf der Habenseite: Neuen Job gesucht und gefunden. Alter Job inklusive Zweitwohnung im Auflösungsprozess. Dieser Prozess ist zwar noch nicht abgeschlossen und hat zwischenzeitlich und auch jetzt immer noch für ein Mehr-Ballast-Gefühl gesorgt, aber wenn es dann soweit ist, mache ich nicht nur drei Kreuze, sondern habe hoffentlich ab Februar ein deutlich entspannteres Leben. Auch, wenn ich die Entscheidung, drei Jahre lang ein Hin-und-Her-Leben zu führen, nie bereut habe, ich wusste dann irgendwann auch sehr genau, dass es reicht.

Weniger Ballast ist wichtig und bleibt auf der Liste.

2. Mehr zu Ende bringen

Haha! Hahahahaha! Hihihi.

Nein. Nix. Bleibt auf der Liste und müsste auf den ersten Platz rücken.

3. Mehr Woanders

Hat funktioniert, wenn auch teils durch Einwirken anderer Leute.

2013 war ich in: Hamburg, Berlin, Dresden, Weimar (Zwar nur zwei Stunden auf der Rückfahrt von Dresden, aber hey, ich war da!), zwei Mal in Konstanz (und da auch ein paar Stunden in Meersburg), Bonn, mehrmals in Köln, Recklinghausen, Frankreich, Edinburgh, Antwerpen, im Rahmen meiner Jobsuche in Ditzingen (Fragensenich.), Dortmund, Düsseldorf, Velbert und Monheim und natürlich in Frankfurt, Hanau, Essen und anderen Ruhrgebietsstädtchen.

Ich finde, das ist gar nicht so schlecht. Nächstes Mal hätte ich das gerne in etwas geplanter und nicht immer so stressig auf einen Haufen oder vielzukurz.

Bleibt auch auf der Liste. Woanders ist gut.

4. Mehr Zuhause

Wir haben ein neues Küchenregal, das Wohnzimmerregal ausgeweitet, mehr Vorhänge und fast alle Lampen angebracht. Ins Weinregal passen jetzt 36 Flaschen und seit gestern haben wir nicht nur das Pornoupdate fürs Bett (erkläre ich später mal), sondern auch ein Badezimmerschränkchen, das aber leider noch nicht unters Waschbecken passt, weil die Wasserzuläufe ein bisschen im Weg sind. Aber hey, Badezimmerschränkchen! Außerdem habe ich eine Orchidee gekauft. Dafür haben wir es geschafft, einen quasi unkaputtbaren Zimmerbaum zu töten. Den grünen Daumen suchen Sie bitte in einem anderen Haushalt, hier ist er nicht.

Es ist noch viel zu tun, man muss nur mal bedenken, dass wir hier seit drei Jahren wohnen und immer noch keine Lampen im Bad haben. Also, da hängt eine Glühbirne aus der Wand raus, Licht ist da schon, aber es sieht halt eher scheiße aus. Ich habe die irre Hoffnung, dass das ALLES besser wird, wenn ich ab Februar wieder komplett hier bin, aber ich habe auch die Befürchtung, dass das eine sehr absurde Hoffnung ist.

Bleibt auch auf der Liste, dieses Jahr erst recht.

Die Vorsatztrends des Vorjahres setzen wir also unverändert fort. Das sind gute Leitideen, daran kann man sich ganz gut durchs Jahr hangeln. Ergänzt werden sie so bald wie möglich mit der „Herzliste“, einer Idee von Yasmina Banaszczuk. Statt guter Vorsätze, die einem das gute Gewissen einflüstert („Abnehmen!“, „Mehr bewegen!“, „Weniger Internet!“, „Gesünder ernähren!“, „Weniger Geld ausgeben!“) und die sich schon deshalb nicht umsetzen lassen werden, weil man gar keinen Bock drauf hat, gibt es eine Liste mit Sachen, die man sowieso schon immer machen wollte, weil man eben Lust drauf hat und zu denen man einfach irgendwie nicht kommt. Jetzt muss ich nur noch überlegen, was da auf meiner Liste so stehen könnte.

Neujahrsspaziergang oder Zombiecalypse now!

Sonne

Ich habe heute morgen einen unfreiwilligen Neujahrsspaziergang gemacht. Und das kam so:

Aus Gründen, die niemand versteht, am allerwenigsten wir, waren wir heute um Viertel nach neun wach. Das ist aus zwei Gründen beachtlich: Erstens, weil wir auch an normalen Ausschlafmorgenden durchaus mal bis nach zehn schlafen und zweitens, weil das kein normaler Ausschlafmorgen war. Statt dessen plumpsten wir in der Neujahrsnacht gegen vier Uhr morgens ins Bett und das auch noch nicht mal, weil wir so irre abgefeiert haben und sturzbetrunken waren, sondern, weil wir gut acht Stunden bei einer Silvesterparty ausgeholfen hatten und nicht mehr konnten.

Zombiekalypse

Trotzdem also um Viertel nach neun wach und wenn man schon mal wach ist und Neujahr ist und außerdem die Sonne scheint, dann kann man auch schon mal auf die Idee kommen, man könnte ja Brötchen fürs Frühstück holen. Also angezogen und raus.

Selbstverständlich hatte keiner der drei Bäcker in unmittelbarer Nähe geöffnet. So etwas hatte ich mir zwar fast schon gedacht, aber man ist ja optimistisch und denkt sich, dass vielleicht doch irgendwo ein Bäcker, aber nein, keiner. Ganz Holsterhausen nicht nur ausgestorben und unter Silvesterknallermüll begraben, sondern auch komplett brötchenfreie Zone.

Zombiekalypse

Dann passierte etwas, was man vielleicht den Forrest-Gump-Effekt nennen könnte, ich dachte nämlich: „Na ja, wenn ich jetzt schon hier bin, guck ich noch mal bei dem anderen Bäcker auf der Soundsostraße, ob der vielleicht auf hat.“ Der Bäcker auf der Soundsostraße hatte selbstverständlich auch nicht geöffnet, aber weil der Bäcker auf der Soundsostraße auf halbem Weg nach Rüttenscheid liegt und ja die Sonne schien und ich ausnahmsweise mal halbwegs früh auf den Beinen und dementsprechend sehr stolz auf mich war (und wir außerdem auch kein wirkliche Brötchenalternative im Haus hatten), dachte ich dann: „Na ja, wenn ich schon mal hier bin, dann kann ich auch noch nach Rüttenscheid laufen, und gucken, ob da ein Bäcker auf hat.“

Man kann jetzt schon ahnen, wie die Geschichte weitergeht: In Rüttenscheid hatte selbstverständlich auch kein Bäcker auf, jedenfalls keiner bis zum Rüttenscheider Stern und weiter wollte ich nicht laufen. Statt dessen dachte ich: „Na ja, wenn ich jetzt schon mal hier am Stern bin, kann ich ja auch mit der U-Bahn zum Hauptbahnhof fahren und da gucken, ob ein Bäcker auf hat.“

Gott sei Dank endet die Geschichte dann auch bald, denn am Hauptbahnhof gab es Bäcker. Also, es gab Kamps. Das zählt zwar an normalen Tagen nicht als akzeptabler Bäcker, aber in Notsituationen schon.

Man möchte sich auch gar nicht überlegen, wie das weitergegangen wäre, wenn am Hauptbahnhof kein Bäcker aufgehabt hätte. Ich hatte nämlich zum Zwecke des Bezahlens mein Portemonnaie dabei und da ist auch meine BahnCard 100 drin, der nächste logische Schritt wäre also gewesen, sich von nächstgrößerer Stadt zu nächstgrößerer Stadt zu hangeln, und wenn es dann in Düsseldorf keine Brötchen gegeben hätte, wäre ich nachher noch nach Köln gefahren. Da hätte man in der Zeit fast selber Brötchen backen können, Trockenhefe und Mehl hab ich jedenfalls tatsächlich im Haus.

Zombiekalypse

Was mir dann noch aufgefallen ist: Selten sind Straßen so menschenleer und seltsam wie am Neujahrsmorgen. Selbst Rüttenscheid war wie ausgestorben, statt dessen überall leere Flaschen und Pappmüll, Raketenstöckchen und abgebrannte Wunderkerzen. So ein bisschen muss man sich wohl die Zombiekalypse vorstellen, nur vielleicht mit weniger Sekt- und Champagnerflaschen und statt Luftschlangen das ein oder andere verstreute Körperteil. Kommt aber auch auf die Art der Zombies an, nicht alle sind ja zwingend gewalttätig.

Aber vielleicht denke ich sowas auch nur, weil ich sehr oft über die Zombiekalypse nachdenke, aber das ist dann doch eine andere Geschichte und hat auch überhaupt rein gar nichts mit Brötchenholen zu tun.

Zombiekalypse

Ich habe aus Anschauungszwecken alle Bilder (bis auf das erste ganz oben) durch einen hübschen Filter gejagt, damit das mit der Zombiekalypse wenigstens ein bisschen nachvollziehbar wird. In Wirklichkeit war der Himmel nämlich gar nicht so gelbgräulich, sondern eher knalleblau.

Zombiekalypse

Immerhin wurde bei uns in der Straße mit echtem Champagner gefeiert. Sollte es zu einer wirklichen Zombiekalypse kommen, gehen wir hier wenigstens stilvoll unter.

Zombiekalypse

Luftschlangen. Fast wie Gedärme. Nur bunter. Und aus Papier. Und nicht eklig. Eigentlich überhaupt nicht wie Gedärme.