Nachdem ich feststellen musste, dass Bücherkurzbeschreibungen nicht zu meinen „Mach ich mit links“-Königsdisziplinen gehören, ich also für zwei Sätze gefühlt eine halbe Stunde bleiben, musste ich meine Lieblingsbücher 2013 in zwei Artikel teilen. Platz 10 bis 6 gibt es also hier, und zu den Plätzen 5 bis 1 kommen wir jetzt.
5. Das große Los von Meike Winnemuth
Eigentlich wollte ich ja noch eine lange Rezension schreiben, bin aber mal wieder nicht dazu gekommen. Ich habe Meike Winnemuths Blog verfolgt und bin mit ihr ein ganzes Jahr um die Welt gereist. Dementsprechend hatte ich ein bisschen Angst, ich könnte dieses Buch nicht mögen, denn erstens kannte ich ja alles schon und zweitens finde ich Bücher in Briefform problematisch. Meine Sorgen waren aber unbegründet, bei den Sachen, die ich kannte, habe ich mich gefreut, noch mal darüber zu lesen, bei denen, die ich noch nicht kannte habe ich mich gefreut, etwas Neues zu erfahren und das mit den Briefen hat Meike Winnemuth so gut hingekriegt, dass ich dahingehend auch ein paar Vorurteile abbauen konnte.
Gerade ist übrigens ihr neues Projekt gestartet. Meike Winnemuth wohnt jetzt ein Jahr lang jeden Monat in einer anderen deutschen Kleinstadt unterschiedlich großen Stadt, deren Einwohnerzahl von 757 bis 362.216 reicht und einer Durchschnittseinwohnerzahl von 126.318,25 entspricht, was laut Wikipedia in der Stadtklassifikation einer deutschen Mittelstadt entspricht. Nicht ganz so exotisch, aber auch spannend. Den passenden Blog gibt’s natürlich auch.
Das große Los von Meike Winnemuth gibt es bei Amazon [Werbelink], bei der Buchhandlung stories! in Hamburg und bei jeder anderen Buchhandlung.
4. Blutklingen von Joe Abercrombie
Ein Breitwand-Western-Fantasy-Roman. Die ersten fünfzig Seiten brauchte ich, um reinzukommen, danach wusste ich dann: Joe Abercrombies Bücher werden vollkommen zu Recht empfohlen. Gradlinige Stories, glaubhafte und vielschichtige Charaktere, gute Settings, alles sehr rund und ausgewogen, nie langweilig, doof oder übertrieben. Funktionierte bei mir auch nachhaltig total gut. (Die deutschen Titel finde ich nicht nur verwirrend, eigentlich würden sie bei mir eher dazu führen, dass ich das Buch nicht kaufen würde. Wie immer sind die Originaltitel intelligenter und subtiler, aber ansonsten gibt’s nichts zu meckern.)
Blutklingen von Joe Abercrombie gibt es bei Amazon [Werbelink], bei der Buchhandlung proust in Essen und bei jeder anderen Buchhandlung.
3. 2312 von Kim Stanley Robinson
Noch mal Breitwand-Panorama, diesmal in der Science-Fiction-Weltraum-Edition. Fragen Sie mich jetzt nicht nach der Story, ich habe vorgestern versucht, Frau Novemberregen von dem Buch zu erzählen, habe mich aber entweder in Details verstrickt oder konnte nur hilflos „Das ist wirklich sehr, sehr gut!“ sagen. 2312 ist wirklich sehr, sehr gut. Es geht irgendwie um Planeten und Intrigen und zwischendurch reisen Leute in terraformten Meteoren durchs All. Verzeihen Sie, wenn das hier alles verwirrend ist, aber, wenn Sie sich nur ein bisschen für Science Fiction interessieren, lesen Sie das. Vertrauen Sie mir einfach.
2312 von Kim Stanley Robinson gibt es bei Amazon [Werbelink], bei der Buchhandlung Jost in Bonn und bei jeder anderen Buchhandlung.
2. Der letzte Engel von Zoran Drvenkar
„Der letzte Engel“ habe ich als Hörbuch gehört und fast ein bisschen bereut, weil man so nicht einfach so zurückblättern konnte. Ich habe selten ein Buch gelesen, in dem die verschiedenen Handlungsstränge so dermaßen gut und raffiniert miteinander verknüpft waren. Erstaunlicher noch, dass Zoran Drvenkar in einem Interview erzählt, dass er eigentlich nie plant, sondern guckt, wie sich die Dinge beim Schreiben so ergeben. Die Geschichte um den letzten Engel, den sechzehnjährigen Motte, der eines morgens aufwacht und feststellen muss, dass er nicht nur tot ist, sondern auch noch Flügel hat und allem, was sich darum rankt, bis zurück zu den Gebrüdern Grimm und ach… ich schrieb bereits im CULTurMAG darüber, lesen Sie doch da weiter.
Der letzte Engel von Zoran Drvenkar gibt es bei Amazon [Werbelink], beim Sternverlag in Düsseldorf und bei jeder anderen Buchhandlung.
1. Of Bees and Mist von Erick Setiawan
Mein Buch des Jahres beginnt so:
Few in town agreed on when the battle began. The matchmaker believed it started the morning after the wedding, when Eva took all of Meridia’s gold and left her with thirteen meters of silk. The fortune-teller, backed by his crystal globe, swore that Eva’s eyes did not turn pitiless until Meridia drenched them in goose blood three months later.
Nach diesen drei Sätzen wollte ich dieses Buch lesen und habe es, auch wenn es wirklich sehr klischeehaft klingt, verschlungen. Die Grenze zwischen Realität und Magie sind hier so fließend, die Protagonisten schweben in ihrer eigenen Welt, es geht um Liebe, Hass, Familie und Intrigen, um Opfer, die wir bereit und solche, die wir nicht mehr bereit sind, zu bringen. Um den Nebel, der das Haus umgibt, in dem Meridia aufwächst und die Bienen, die um ihre Schwiegermutter schwärmen. Vielleicht kein Buch für jeden, aber definitiv für mich.
Eine deutsche Übersetzung gibt es übrigens bislang noch nicht. Warum auch immer.
Of Bees and Mist von Erick Setiawan gibt es bei Amazon [Werbelink], beim Kulturkaufhaus Dussmann in Berlin und bestimmt auch bei anderen Buchhandlungen.
Wir sind mit den Büchern 2013 übrigens noch nicht durch. Im dritten Teil gibt es die Sonderpreise und ich verspreche, auch hier gibt es einige Entdeckungen (und ein paar Warnungen).
„Meike Winnemuth wohnt jetzt ein Jahr lang jeden Monat in einer anderen deutschen Kleinstadt.“
Kleinstadt? Ist das jetzt irgendwie ironisch gemeint? Die „Kleinstadt“ Bochum, in der Winnemuth im September wohnen wird, hat laut Wikipedia läppische 362000 Einwohner…
Ebenfalls laut Wikipedia wohnen in einer Kleinstadt nach üblichen Definitionen zwischen 5000 und 20000 Menschen. Der einzige Ort auf Meike Winnemuths Liste, auf den das zutrifft, ist Alsfeld in Hessen mit 16000 Einwohnern. Spiekeroog mit 757 ist wohl eine eigene Kategorie.
Ach ja: „Das große Los“ von Winnemuth habe ich auch gelesen und mich die ganze Zeit gefragt, wovor sie eigentlich wegläuft…
Nein, das war nicht ironisch gemeint, ich hatte mir lediglich nicht die Mühe gemacht, die genaue Definition von Kleinstadt bei Wikipedia nachzuschlagen, um sicherzustellen, dass mein Beitrag auch hundertprozentig unantastbar korrekt ist. Ich verspreche, das wird nicht mehr vorkommen.
Ups, das sollte keine Kritik sein. Sorry, wenn das so rüberkam.
Ich meine mich zu erinnern, dass ich irgendwo mal in einem Interview mit Winnemuth gelesen habe, dass sie vorhabe, in Kleinstädten zu wohnen (da noch ohne konkrete Orte zu nennen). Deshalb habe ich den Satz hier für ein Zitat gehalten. Und war einfach irritiert, weil ich „Kleinstadt“ und Bochum nicht zusammenbekam. Daher meine Frage nach der Ironie…
Finde die Bücherauswahl aber sonst sehr interessant. Danke dafür!
An das Zitat konnte ich mich auch erinnern und ich habe jetzt auch nicht mehr überprüft, inwiefern die damaligen Absichten mit den jetzt ausgewählten Städten übereinstimmten. Korrekter wäre glaube ich (auch von der originalen Intention) gewesen: Durchschnittliche deutsche Städte, also eben nicht so Städte, wo man schon denkt „Oh, das ist aber schön“, sondern irgendwas, was man zwar immer mal hört, aber eigentlich nicht weiß, was das überhaupt ist.
Danke für die Antwort! Durchschnittliche oder unspektakuläre Städte, ja, das würde vielleicht besser passen. Ich war jetzt einfach neugierig, welche Städte sie sich nun tatsächlich ausgesucht hat. Und da passte „Kleinstadt“ dann so irgendwie gar nicht. (Dass ich mir dann noch die tatsächlichen Einwohnerzahlen angeguckt habe, ist bei mir wohl Berufskrankheit.)
Keine Ahnung, nach welchen Kriterien sie sich nun letztlich entschieden hat. Aber vermutlich kommt einem nach Buenos Aires und Mumbai sowieso jede deutsche Stadt wie eine Kleinstadt vor. ;-)
Ah, danke, da ist es nochmal verlinkt, jetzt isses auch auf meiner Liste. Ich konnte deinem Vortrag dazu nämlich zwar gut folgen, mir aber natürlich die Zahl, also den Titel, nicht merken. Jetzt ist alles gut :-)
Ich kann mir diese Zahl eigentlich auch nicht merken, aber das, was auf dem Cover ist, sollte schon stimmen.
Das Cover von Blutklingen spricht mich dich recht an. Der Titel hört sich Actionreich an. Mal sehen ob es das als Hörbuch gibt.