Übers Einschlafen

Ich habe kein Problem mit dem Einschlafen. Im Gegenteil. Ich habe generell keine Probleme mit dem Schlafen. Ich lausche immer sehr fasziniert den Berichten von Leuten mit Schlaf- und Einschlafproblemen, Leute, die nachts um 3 Uhr aufwachen und nicht mehr schlafen können. Sowas passiert mir nicht. Wenn ich eins richtig gut kann, dann schlafen.

Ich kann auch super einschlafen. Meine erste Messung diesbezüglich stellte ich mit Hilfe der Drei Fragezeichen an. Wenn ich alleine einschlafe, höre ich nämlich Hörspiele zum Einschlafen und am nächsten Tag wusste ich nie mehr als das, was in den ersten fünf Minuten passierte. Das konnte ich dann später mit so einem Schlafmessarmband bestätigen. Ich schlafe immer sehr schnell ein und dann schlafe ich durch bis zum nächsten Morgen. Ich bin auch schon auf Hochzeiten und Partys eingeschlafen und zwar nicht in einem Nebenraum, sondern genau da, wo die Hochzeit oder die Party gerade statt fand.  Es schläft sich zwar nicht ganz so bequem auf Hochzeiten, weil es meistens laut ist und man ja kein Bett hat, sondern nur irgendwelche Bänke oder zusammengeschobene Stühle, aber es geht.

Üblicherweise lese ich vor dem Einschlafen. Das ging früher auch besser, mittlerweile bin ich anscheinend alt und werde sehr schnell müde. Wenn ich müde werde, dann lese ich Sätze drei Mal, weil ich zwischendurch immer die Augen zumache und dann nicht mehr weiß, wo ich gerade war. Außerdem dringen die Sätze nicht mehr komplett bis zum Gehirn durch. Das sind alles Beobachtungen, die ich vermutlich mit vielen Leuten teile, die abends im Bett noch lesen.

In der letzten Zeit ist aber ein neues Feature hinzugekommen. Wenn ich müde werde, lese ich irgendwann Sachen, die gar nicht im Buch stehen. Mein Gehirn scheint schon im Traummodus zu sein und erfindet dann einfach Sachen. Irgendwann merke ich dann, dass das, was ich in den letzten Minuten gelesen habe, wirklich im Gesamtzusammenhang des Buches überhaupt keinen Sinn mehr ergibt. Es tauchen neue Figuren auf, die wirre Dinge tun. Ich habe leider kein konkretes Beispiel, aber ich werde beim nächsten Mal besser aufpassen.

Wenn jedenfalls auf einmal die Geschichte unerwartet sehr abstrus wird, weiß ich, dass ich eigentlich schon zu müde bin, um noch weiterlesen zu können. Dann schalte ich das Lesegerät aus, klappe die Hülle zu, mache das Licht aus und schlafe ein. Denn wenn ich eins gut kann, dann ist das Schlafen.

Was sonst noch geschah (News from the Techniktagebuch)

In der letzten Zeit hatte ich erst Rücken, dann tödlichen Männerschnupfen, dann 24-Stunden-Magen-Darm, dann nochmal tödlichen Männerschnupfen. Dazwischen war ich auf der Arbeit. Wenn ich nicht auf der Arbeit war, lag ich auf dem Sofa und wollte auch nicht großartig irgendwo anders hin oder irgendwas anderes tun.

Falls ich also in der letzten Zeit eher mittelmäßig aufmerksam war, dann ist die Erklärung für diese Nachlässigkeit da oben in dem Absatz zu finden. Ich habe niemandem auf Facebook zum Geburtstag gratuliert, ich habe sehr vielen Menschen gar nicht oder mit sehr viel Verspätung auf irgendwelche Nachrichten geantwortet und ich habe auch anderweitig eher sporadisch und zufällig am digitalen Leben teilgenommen. Wie ich einer Freundin mitteilte: It’s not you, it’s me.

Tatsächlich gibt es aber auch anderweitige Neuigkeiten, zu denen ich auch nur sporadisch und zufällig etwas Produktives beigetragen habe, die aber deswegen nicht minder toll sind.

Techniktagebuch

Zum Beispiel feierte das Techniktagebuch seinen ersten Geburtstag. Als Geschenk für alle gibt es jetzt das Techniktagebuch als eBook, von Kathrin Passig liebevoll zusammenmontiert, während wir anderen staunend daneben standen, entweder bei großartigen sobooks oder bei Amazon [Werbelink]. Bei sobooks kann man sich entweder die komplette Version mit gefühlt lediglich mehreren tausend Seiten herunterladen oder beherzt zur kostenpflichtigen Variante greifen und uns Techniktagebuchautoren unendlich reich machen. Die kostenpflichtige Variante hat einen USP, der völlig neuartig und total überzeugend ist: Sie hat weniger Inhalt als die kostenlose Version. Es handelt sich um das Best Of aus einem Jahr Techniktagebuch, in mühseliger Handarbeit kuratiert vom Autorenkollektiv.

Oder, wie Kathrin Passig hier erklärt: Wer mehr bezahlt, bekommt also weniger Text, dafür mehr Lebenszeit geschenkt. Wer jetzt nicht zuschlägt, dem kann ich auch nicht helfen.

Bitte malt mir kein Schaf!

Ich habe in der letzten Zeit drei Mal über „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry [Werbelink] nachgedacht. Einmal, weil Frau Herzbruch über einen katastrophalen Theaterbesuch schrieb, dann weil in der FAZ ein Artikel über die anstehenden Neuübersetzungen des Buches stand (das Buch ist nämlich bald gemeinfrei) und dann weil es im Techniktagebuchredaktionschat heiß her ging und wir über witzige und weniger witzige Tweets diskutierten und dabei auch in Ecken gerieten, bei der der Vergleich mit Zitaten aus dem kleinen Prinzen sehr nahe lag.

Es ist eben schon schlimm mit diesem Buch, dass so sehr zum Sinnbild esoterisch-philosophisch verklärter Menschen geworden ist, dass man es als normal halbwegs rational-aufgeklärter Mensch eigentlich schon aus Prinzip doof finden muss.

Mein Problem ist nur: Ich finde „Der kleine Prinz“ nicht doof. Im Gegenteil: Ich mag das Buch. Ich finde die Zeichnungen sehr hübsch, die Geschichten originell. Ich finde auch gut, dass das Buch so kurz ist, es gibt so viele lange Bücher, dass man froh sein sollte, dass es Bücher gibt, in denen der Autor auch mal einfach nicht alles im Detail erzählen musste. Das ist alles lobenswert. Schon der Einstieg mit dem Bild von der Schlange und dem Elefanten, ich finde das hat was. Dann die ganzen Planeten mit den seltsamen bekloppten Menschen, das sind doch gute Ideen und in der Kürze überzeugend ausgeführt und passend bebildert. Ich erzähle das jetzt alles aus der Erinnerung. Irgendwann kommt noch das mit dem Fuchs in der Wüste (ich mag Füchse!) und der Schlange und irgendwann soll irgendwer irgendwem ein Schaf malen, aber egal. Das ist ja keine Buchbesprechung hier. In unserem Haushalt befinden sich ziemlich sicher mindestens zwei Ausgaben des kleinen Prinzen, davon einer auf französisch. Ich habe das mehrfach gelesen, das kann man machen, gutes Buch.

Das Problem ist also nicht das Buch, sondern die anderen Menschen, die das Buch gut finden.

Ich stand mal in einem Buchladen und musste da folgenden schlimmen Satz mithören: „Es müsste mehr Bücher wie den kleinen Prinzen geben!“ Nein, hab ich da sofort gedacht, müsste es nicht. Bitte nicht noch mehr Bücher, aus denen man sich hemmungslos immer wieder der selben esoterisch-philosophischer Zitate bedienen kann, um sie in irgendwelche Alben oder auf Karten zu schreiben, und dann Sonnenblumen drumrum zu malen. Da steckt auch überhaupt kein Mehrwert drin, jeder halbwegs Mainstreamliterarisch bewanderte Mensch kennt dieses elende „Man sieht nur mit dem Herzen gut“, das ist weder überraschend noch originell noch sonst irgendwas positives.

Meine Grundschullehrerin war so ein Mensch. Der kleine Prinz, Mozart und Sonnenblumen. Einmal haben wir zu Sankt Martin Sonnenblumenlaternen gebastelt. Ich mochte meine Grundschullehrerin wie jedes normale Grundschulkind seine Lehrerin mag, aber im Nachhinein muss man vielleicht sagen, dass sie eben auch Unfug gemacht hat. Gesellschaftlich anerkannten Unfug zwar, aber trotzdem Unfug. So eine emotionale Bindung an eine Blumenart kann einfach nicht gut sein.

Wenn ich mich also demnächst wieder abfällig über den kleinen Prinzen äußern sollte, ich meine damit eigentlich gar nicht das Buch, sondern diese bestimmte Geisteshaltung, die ich mit Liebhabern des Buches verbinde und mit der ich so gar nichts anfangen kann. Das Buch ist unschuldig. Das wird nur seit Jahren von der Sonnenblumenliga für ihre obskuren Zwecke missbraucht.

Antoine de Saint-Exupéry hat das alles so bestimmt nicht gewollt.

Tausend Tode schreiben: Bonustrack

Letzten Freitag erschien Version 2 von „Tausend Tode schreiben“, dem wunderbaren Projekt von Christiane Frohmann, über das ich auch schon hier schrieb. Man kann es hier auf minimore kaufen oder bestimmt auch bald auf Amazon (da gibt es bisher nur Version 1, man bekommt dann aber die weiteren Versionen kostenlos).

In der neuen Version gibt es auch einen Text von mir, das freut mich natürlich sehr. Wer es noch nicht getan hat, sollte Tausend Tode schreiben also spätestens jetzt kaufen. Die Herausgeber- und Autorenanteile an den Erlösen werden dem Kindersterbehospiz Sonnenhof in Berlin-Pankow gespendet.

Mittlerweile gibt es schon viele Berichte und Interviews mit Christiane Frohmann über ihr Projekt. Dieses Interview hier in den Wired ist zum Beispiel sehr schön.

Und für alle, die meine Geschichte schon gelesen haben, habe ich hier einen Bonustrack. Ein Bonusfoto vielmehr, aber wer wird hier schon kleinlich sein?

Taschenlampe

Über Jim Henson (oder: Betreutes Lesen)

Ich wollte oder sollte vielmehr ja eigentlich über Germknödel aus dem Reiskocher schreiben, aber dafür ist jetzt nicht genug Zeit, das kommt später. Statt dessen saß ich eben in der Küche vor dem Rechner und heulte Rotz und Wasser und das kam so:

Ich habe in den letzten Wochen und Monaten die Biografie von Jim Henson geschrieben von Brian Jay Jones [Werbelink] gelesen. Jim Henson, sollte das jetzt jemand unerwarteterweise nicht wissen, hat ja die Muppets erfunden und die ganzen Figuren in der Sesamstraße und die Fraggles und noch ganz viel anderen Kram, von dem man gar nichts wusste, bis man die Biografie liest und staunt, was ein Mensch in knapp 35 Jahren so alles schaffen kann.

Jim Henson starb 1990, sehr plötzlich im Alter von 53 Jahren. Viel zu früh also. Sehr, sehr viel zu früh. Das wusste ich schon, trotzdem lag ich gestern auf dem Sofa und weinte hemmungslos die letzten zwanzig Seiten lang auf das Buch, weil eben ja doch alles so furchtbar traurig war.

Etwas anderes habe ich aber auch gelernt. Das Internet bietet mittlerweile viele Möglichkeiten zum betreuten Lesen. Man lernt in der Biografie zum Beispiel, dass Jim Henson in seiner Anfangszeit viele Werbefilme gedreht hat, u.a. für den Kaffee von Wilkins. Die Protagonisten waren Wilkins und Wontkins. Wilkins wollte Kaffee trinken, Wontkins nicht und kriegte dementsprechend jedes Mal was auf die Mütze. Das wurde in dem Buch schön beschrieben, aber das reicht natürlich nicht. Netterweise gibt es aber ja jetzt das Internet und da kann man gucken, wie die Werbespots mit Wilkins und Wontkins wirklich aussahen.

Auch unser aller Lieblingspianistenhund Rowlf wurde erstmalig für Werbung für Hundefutter von Purina Dog Chow erdacht und auch das kann man sich prima angucken.

Man kann sich dann noch Folgen der Fraggles auf Englisch oder alternativ Französisch angucken oder den Trailer zu The Dark Crystal oder Labyrinth und überhaupt finde ich dieses vom Internet betreute Lesen so schön, dass ich schon überlege, wie man das auch in Zukunft hilfreich einsetzen und weiterführen kann.

Das Buch endet aber eben leider damit, dass Jim Henson stirbt. Ein paar Tage nach seinem Tod gab es eine Gedenkfeier in New York, bei der gesungen und vorgetragen wurde, es wurden bunte Schmetterlinge verteilt und die Menschen sollten sich über das freuen, was Jim Henson sich in seinem Leben ausgedacht hatte. Bei dieser Gedenkfeier gab es ein Medley der Puppenspieler, die jahrelang mit Jim Henson zusammengearbeitet hatten und auch das kann man auf YouTube angucken. Es ist alles sehr herzergreifend und wunderbar, es wird noch herzergreifender, wenn man weiß, dass diese Leute ein paar Tage vorher völlig unerwartet einen Menschen verloren haben, mit dem sie viel Zeit verbracht haben. Spätestens ab der dreizehnten Minute wird es dann herzzerreißend, aber ich hatte ja schon bei der zweiten Minuten mit Weinen angefangen, insofern machte das dann auch keinen großen Unterschied mehr, was meinen allgemeinen Gemütszustand anging.

Jedenfalls, so war das heute Abend. Und morgen schreibe ich dann über Germknödel. Es muss ja weitergehen. So würde Jim Henson das jedenfalls vermutlich sehen.

Bücher 2014 – Plätze 10 bis 6

Ein Jahr voll mit Büchern, die eigentlich alle ausreichend gut bis richtig gut waren. Darum gibt’s jetzt die erste Hälfte der besten zehn Bücher, komplett mit Werbelink zu Amazon und anderen Erwerbsmöglichkeiten.

10. We Were Liars von E. Lockhart

WeWereLiars

Sehr klassische Young-Adult-Fiction, die ich aber in einem Rutsch durchgelesen habe und dessen Ende mich dann tatsächlich überrascht hat. Aber ich bin auch im Vorhersehen eher schlecht, insofern muss das nichts heißen.

Jeden Sommer verbringt die Familie Sinclair den Sommer auf ihrer Privatinsel, Familienoberhaupt Harris, die drei Töchter und die vielen Enkel, darunter Cadence. Vor zwei Jahren hatte Cadence einen Unfall, erinnert sich aber an nichts. Doch seitdem hat sich sehr viel geändert und Cadence ist auf der Suche nach der Antwort, was damals geschah. Keine hohe Literatur, aber dafür sehr straight und angenehm erzählt.

We Were Liars  gibt es bei Amazon [Werbelink], bei der Buchhandlung ocelot in Berlin und in jedem Buchladen um die Ecke.

9. Tausend Tode schreiben von Christiane Frohmann (Herausgeberin)

1000Tode_Cover-400x600Über Tausend Tode schreiben wurde in meinem Internet schon viel geschrieben, was nicht nur daran liegt, dass viele Leute in diesem meinem Internet an diesem Projekt beteiligt waren, sondern weil es vielleicht auch ein längst überfälliges Buch war. Christiane Frohmann, der man als @fraufrohmann auf Twitter auch sehr gut folgen kann, hat sich nun darum gekümmert, dass es dieses Buch gibt.

Im ersten Band finden sich 135 Texte über den Tod, mal traurig, mal nachdenklich, manachmal sogar witzig, mal abstrakt, mal sehr konkret, manchmal lyrisch, manchmal sehr direkt, immer persönlich.

Ich habe die Texte in wenigen Tage durchgelesen, und habe mich über die vielen Blickwinkel gefreut. Manche Sichtweisen oder Situationen waren mir sehr bekannt, andere eher fremd und genau das macht es so spannend. Das schönste dabei war für mich, dass mich dieses Buch trotz des traurigen Themas nicht runtergezogen, sondern aufgebaut hat. Weil man eben merkt, wie der Tod letztlich doch irgendwie verbindend und beinahe alltäglich ist und man deswegen vielleicht doch weniger darüber schweigen sollte.

Die Herausgeber- und Autorenanteile an den Erlösen werden übrigens dem Kindersterbehospiz Sonnenhof in Berlin-Pankow gespendet, wer einmal kauft, bekommt die nächsten Versionen kostenlos und in der zweiten Version wird auch ein Text von mir dabei sein.

Tausend Tode  gibt es bei Amazon [Werbelink], bei minimore und in noch vielen anderen E-Book-Shops.

8. Phantasmen von Kai Meyer

Phantasmen

Mit Kai Meyer hatte ich dieses Jahr eine sehr wechselhafte Beziehung. Also nicht mit ihm persönlich, sondern mit seinen Büchern. Die Alchimistin  fand ich recht gut, den zweiten Band vollkommen überfrachtet, Die Seiten der Welt sehr nett, aber auch nicht überragend.

Phantasmen hat mich vor allem wegen der Grundstory fasziniert. Auf einmal tauchen auf der Erde die Toten auf. Niemand weiß warum, aber plötzlich stehen sie da, schemenhaft, schimmernd und schweigend, dort, wo sie gestorben sind und werden täglich mehr. Rain und ihre Schwester Emma sind in Afrika, um ihre verstorbenen Eltern zu finden, als sie beobachten, wie die Toten auf einmal zu einer tödlichen Gefahr werden und befinden sich auf einmal mitten in einer Verschwörung.

Ich habe das Buch als Hörbuch gehört und leider manchmal den Faden verloren, wobei ich da nicht sagen kann, ob es am Buch oder an mir lag. Trotzdem war es von allen Kai-Meyer-Büchern das beste und ungewöhnlichste, das ich dieses Jahr gelesen habe.

Phantasmen gibt es bei Amazon [Werbelink], bei der Buchhandlung proust in Essen und in jedem Buchladen um die Ecke.

7. Incarceron  von Catherine Fisher

IncarceronIncarceron ist das größte Gefängnis der Welt und es lebt. Gebaut, um sämtliche Straftäter einzuschließen, kommt niemand rein oder raus. Seitdem hat sich hier eine Gesellschaft entwickelt, die von Misstrauen und Angst geprägt ist.

Auf der anderen Seite gibt es die Welt draußen, irgendwann in der Zukunft, und doch zurückgeworfen in der Zeit, denn hier herrscht das strenge, selbst auferlegte Protokoll der „era“, ähnlich des viktorianischen Zeitalters. Hier lebt Claudia, Tochter des Hüters von Incarceron, die demnächst mit dem Thronfolger verheiratet werden soll.

Unwillig, sich diesem Schicksal zu ergeben sucht sie nach einem Ausweg und findet nicht nur einen Weg, mit den Insassen von Incarceron zu kommunizieren, sondern auch Finn, der immer noch nach der Antwort auf die Frage sucht, wie er in Incarceron kam.

Im Urlaub habe ich wieder mal reihenweise Bücher konsumiert. Incarceron hat es mir dabei besonders angetan, so ungewöhnlich die Welt, die Catherine Fisher erschafft, so interessant die Charaktere, so düster und erbarmungslos die Geschichte. Direkt die Fortsetzung besorgt und weitergelesen. Sehr schön.

Incarceron gibt es bei Amazon [Werbelink], bei der Buchhandlung Stories in Hamburg und in jedem Buchladen um die Ecke.

6. Little Brother von Cory Doctorow

Little-BrotherEndlich gelesen, diese Buch, das seit dem NSA-Skandal eigentlich wichtiger denn je ist. Die Teenager um den Nachwuchshacker Marcus wollen eigentlich nichts anderes als gelegentlich mal die Schule schwänzen und einem Live-Abenteuerspiel nachgehen wollen.

Doch dann geht eine Bombe hoch und durch eine Verkettung ungünstiger Umstände gehören sie auf einmal zum Kreis der Hauptverdächtigen, werden verschleppt und verhört und dann freigelassen ohne frei zu sein. Ständige Überwachung ist auf der Tagesordnung, ein Zustand, den Marcus nicht ertragen kann und mit den Mitteln eines techaffinen Teenagers zum Gegenangriff übergeht.

Das ist alles so rasant und bedrückend geschrieben, dass man es mit der Angst zu tun bekommt, weil einem im Prinzip auch klar ist, dass es sich hier nicht um eine Zukunftsvision handelt, sondern um etwas, dass heute schon möglich wäre und teilweise sogar einfach schon Realität ist.

Cory Doctorow ist dieses Buch so wichtig, dass er es kostenlos zum Download zur Verfügung stellt, allerdings (meines Wissens) nur auf Englisch. Wer aber möchte, der kann trotzdem spenden, zum Beispiel gibt es eine Liste mit Schulen und Büchereien, die gerne ein Exemplar von Little Brother hätten, und denen man das dann schicken kann. Auch eine schöne Idee.

Little Brother gibt es bei Amazon [Werbelink], gratis zum Download mit Spendenoption und in jedem Buchladen um die Ecke.

Diese Bloggerin schenkt Lesefreude – aber heute noch nicht!

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Heute ist Welttag des Buches. Schon im letzten Jahr habe ich zu diesem Anlass bei der Aktion „Blogger schenken Lesefreude“ mitgemacht und mich auch für dieses Jahr wieder angemeldet. Allein der Alltag kam dazwischen. Im Moment ist ein bisschen zu viel los, was dann dazu führt, dass ich an Tagen, an denen nicht so viel los ist, erst recht nicht viel mache.

Die lustige Verlosung ist damit aber nicht aus der Welt, ich brauche nur ein bisschen länger, denn ich weiß ja noch nicht mal, welches Buch ich verschenken will.

In der Zwischenzeit kann man ja einfach bei den vielen anderen Bloggern vorbeischauen, die das besser auf die Reihe bekommen haben und sich da mit ein bisschen Glück beschenken lassen.

Gelesen: Raketenmänner von Frank Goosen (mit grandiosester Verlosung)

9783462307672Wenn man im Ruhrgebiet wohnt, egal, ob man von hier kommt oder zugezogen ist, kommt man ja an Frank Goosen nicht vorbei. Frank Goosen ist der, der irgendwann mal gesagt hat „Woanders ist auch scheiße“, woraufhin Menschen anfingen, sich diesen allzu wahren Spruch unter anderem an ihre Autokennzeichen zu kleben. Das Ruhrgebiet ohne Frank Goosen ist fast so schwer vorstellbar wie Frank Goosen ohne Ruhrgebiet.

Mit „Raketenmänner“ hat Frank Goosen jetzt aber ein Buch geschrieben, das mit dem Ruhrgebiet gar nicht so viel zu tun hat. Statt dessen liest man leicht melancholische Alltagsgeschichten aus dem Leben deutscher Durchschnittsmänner vorwiegend mittleren Alters. Klingt auf Anhieb nicht so spannend? Ist es auch nicht. Soll es aber auch gar nicht sein.

Genau da liegt nämlich der Charme des Buches. Es ist so wunderbar unspektakulär, keine Abenteuer, keine Hochspannung. Dafür Kamerke, Overbeck, Krupke und Sabbo, eigentlich Sabolewski. Den Männern in Goosens Geschichten gehen die Frauen fremd, sie haben doofe Jobs und noch doofere Kollegen, sie träumen vom eigenen Plattenladen oder sitzen im Partykeller des Elternhauses, wo vor vielen Jahren Wildwestpartys gefeiert wurden. Sie irren durch Hamburg und Berlin und wissen nicht wohin oder wenn doch, ob sie da überhaupt hingehören und sein wollen.

Was ihnen gemein ist, ist die Unsicherheit, ob sie in ihrem Leben bisher die richtigen Entscheidungen getroffen haben. Zweifel plagen sie. Ist das hier das, was ich immer wollte? Und was will ich eigentlich? Und schaff ich das überhaupt noch, jetzt und hier, in meinem Alter mit Frau und Kindern?

Goosen erzählt die geheimen Geschichten der Raketenmänner. Nichts und niemand ist hier perfekt, nicht die Männer, nicht die Frauen, nicht die Jobs, die Autos oder die Leben. Und gerade das macht das Buch so sympathisch. Während man sich die ersten zwei bis drei Geschichten noch mit einem kleinen Stirnrunzeln fragt, was das hier eigentlich soll und wo das hinführen soll, steckt man plötzlich mittendrin in den Raketenmännerleben, die alle irgendwie verbunden sind und die tatsächlich kein Ziel haben. Wie im echten Leben eben.

(Ein kleiner Hinweis an dieser Stelle: Ich habe erst nach ein paar Geschichten verstanden, dass die Geschichten miteinander verknüpft sind. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich ein bisschen mehr auf die Namen aufgepasst. Dafür hab ich mir jetzt einfach das Hörbuch gekauft und lasse mir das Buch noch einmal von Frank Goosen erzählen. Jetzt weiß ich ja, worauf ich achten muss.)

„Raketenmänner“ von Frank Goosen wurde mir vom Verlag Kiepenheuer und Witsch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Noch besser aber: Ich darf drei Exemplare verlosen. Dafür einfach hier einen Kommentar hinterlassen, und am 13.4. schmeiße ich dann die große Zufallsmaschine an.

Raketenmänner gibt es bei Amazon [Werbelink], bei der Buchhandlung Janssen in Bochum und bei jeder anderen Buchhandlung.

Verlagsinformation zum Buch und zum Autor.

Gelesen: Ruhrgebiet – Ein Heimatbuch von Frank Klötgen

09086864a8Frank Klötgen lebt in Berlin, war mal Deutscher Vizemeister im Skateboardfahren und ist jetzt nicht nur Slam-Poet und Netz-Literat, sondern mischt auch sonst in allen möglichen (und unmöglichen) Bereichen der Kulturszene mit.

Aber auch: Frank Klötgen wurde in Essen geboren und hat seine Kindheit und Jugend im Ruhrgebiet verbracht. Und ins Ruhrgebiet kehrt er jetzt für eine kleine Erkundungstour in seine Heimat zurück. Sein Kumpel Thomas hat ihn eingeladen, er solle doch mal nicht nur immer über Berlin schreiben, sondern auch mal übers Ruhrgebiet, wo er immerhin herkommt. Dafür darf er auch in seiner Pension in Wattenscheid wohnen, allerdings nicht ganz umsonst. Die Bezahlung: Ein Gedicht pro Nacht, selbstverständlich ein Gedicht übers Ruhrgebiet.

Und so findet sich Frank auf einmal mitten im Ruhrgebiet wieder, wird als Fremdenführer für die niederländischen Touristen Wim und Margret und ihrer pubertierenden Tochter Enie eingespannt, klettert auf Halden, versackt im Bermudadreieck, geht ins Stadion, trifft alte Schulfreunde auf Partys wieder und denkt vor allem immer an eine: Maike, seinen Jugendschwarm, an den er nie rankam, die er aber auch nie vergessen hat.

Das ist die Geschichte, in der gar nicht so viel passiert, die aber als Rundumschlag einen ziemlich guten Überblick über das bietet, was man so im Ruhrgebiet zwischen Duisburg und Dortmund, zwischen der Eckkneipe im Bochumer Bermudadreieck und der Aftershowparty im Dortmunder U so erleben kann. Damit das Ganze auch noch einen kleinen Kulturservicebonuspunkt bekommt, gibt es immer wieder kleine Exkurse, Wissenshäppchen passend zum Kapitel mit Hintergrundinformationen, Adressen und Ausflugstipps.

Für jemanden wie mich, die hier jetzt lebt und auch schon das ein oder andere gesehen hat, aber nicht hier aufgewachsen ist, bietet „Ruhrgebiet –  Ein Heimatbuch“ eine gute Mischung aus „Kenn ich schon.“ über „Ach, so ist das!“ bis zu „Ach guck, das kannte ich ja noch gar nicht.“

Auch jenseits der praktischen Tipps kann man nicht meckern. Klötgens Geschichte über den Ausgewanderten, der für ein paar Tage in die Heimat zurückkommt, liest sich angenehm flüssig und wird mit genau dem richtigen Anteil Heimatsentimentalität erzählt. Während das Herz immer noch den alten Tagen nachhängt, muss man eben doch erkennen, dass a) nicht alles so toll war, wie man immer dachte und b) die Dinge sich ändern, manchmal zum besseren und manchmal auch nicht. Und so fährt Klötgen dann auch am Ende des Buches nach Hause nach Berlin. In die neue Heimat.

Frank Klötgens „Büdchenzauber und Zechenverse: Ruhrgebiet – Ein Heimatbuch“ ist 2013 im Conbook Verlag erschienen. Man erhält es als Hardcover für 11,95 Euro bei Amazon [Werbelink], bei der Buchhandlung proust in Essen oder bei jeder anderen Buchhandlung.

Aus der Reihe „Heimatbuch“ gibt es von Berlin bis Wien noch viele andere Liebeserklärungen an die Heimat. Die komplette Auswahl findet man hier.

PS: Die Szene, wo sich ein Schalke-Fan und ein BVB-Fan auf der Extraschicht treffen, hielt ich ja zunächst für übertrieben. Bis mir Kollegen von ihren Erfahrungen bei Fußballspielen in Düsseldorf, Gelsenkirchen und Dortmund erzählten und ich diese Szene jetzt für mindestens realistisch, wenn nicht sogar stark verharmlost halte. Man lernt halt nie aus.

Bücher 2013 – Sonderpreise

Nachdem ich schon meine Bücherbestenliste in zwei Teile (Plätze 10 bis 6 und Plätze 5 bis 1) aufteilen musste, kommt jetzt noch der dritte Teil: Die Sonderpreise! Da es sich um eine schön lange Liste handelt, verzichte ich diesmal ganz konsumethisch unkorrekt auf die Links zu den Onlineshops der inhabergeführten Buchhandlungen. Ich garantiere aber, dass man vermutlich jedes dieser Bücher auch bei dem kleinen Buchladen um die Ecke kaufen oder bestellen kann. Klicks auf den Werbelink führen hingegen zu Amazon, wo ich für jeden darüber gekauften Artikel eine kleine Provision bekomme und mir dann alle paar Monate ein bis drei neue Bücher kaufen kann.

 

Beste YA-Fiction (Young Adult): Every Day von David Levithan [Werbelink]

A wacht jeden Morgen im Körper eines anderen Menschen auf und verbringt einen Tag im Leben dieser Person. So trifft er/sie Rhiannon und verliebt sich. Eine schlicht umögliche Geschichte, aber so wunderbar erzählt, dass ich sie mehr oder weniger in einem Rutsch ausgelesen habe.

Bestes Kinderbuch: The Ocean at the End of the Lane von Neil Gaiman [Werbelink]

Weil Neil Gaiman. Ist halt so.

Beste Non-Fiction: Quiet von Susan McCain [Werbelink]

Es sieht zwar so aus, als würde es in diesem Buch hauptsächlich darum gehen, warum Introvertierte die besseren Menschen wären, aber das stimmt natürlich nicht. Statt dessen werden die Begriffe introvertiert, extrovertiert und – Achtung! – ambivertiert schön aufgedröselt. Ich hatte das Gefühl, mich selber nach der Lektüre ein bisschen besser zu verstehen, vor allem, weil ich jetzt relativ sicher glaube, dass ich eben nicht introvertiert bin und das ist doch schon mal was. Alexandra Tobor hat es auch gelesen und darüber erzählt.

Lustigstes Buch: Die Welt ist nicht immer Freitag von Horst Evers [Werbelink]

Ich empfehle hier übrigens ganz dringend, die Hörbücher zu hören. Danach kann man auch die Bücher lesen, aber wenn man einmal weiß, wie Horst Evers seine Geschichten liest, sind sie nochmal lustiger.

Deprimierendstes Buch: Wuthering Heights von Emily Bronte [Werbelink]

Dagegen ist Jane Eyre quasi leichte Kost.

Seltsamstes Buch: Bridge of Birds von Barry Hughart [Werbelink]

Fragt mich nicht, worum es geht. Irgendwas mit China, seltsamen Krankheiten und alten Männern, die das halbe Buch durch die Gegend getragen werden. Wenn man sich einmal dran gewöhnt hat, lohnt es sich aber, vor allem, weil ich selten erlebt habe, wie alle Fäden am Ende so unglaublich geschickt und unerwartet wieder zusammengeführt wurden.

Gruseligstes Buch: The Child Thief von Brom [Werbelink]

Die Entmystifizierung von Peter Pan auf maximal-unheimliche Art und Weise. Als Hörbuch gehört. Kann man gut machen, danach braucht man aber irgendwas zum Aufheitern. Oder Kuchen. Oder beides.

Schönstes Buch übers Ruhrgebiet: Da gewöhnze dich dran von Vanessa Giese [Werbelink]

Schrieb ich hier drüber.

Buch, das nicht zu Ende zu gehen schien: Oblomow von Ivan Gorcharow [Werbelink]

Das Buch ist zwar auch lang, aber nicht so lang, wie es sich anfühlte. Ich habe mich durchgequält, wobei das auch der falsche Ausdruck ist, denn ich habe es ja gerne gelesen, ich bin nur nicht voran gekommen und war dann doch froh, als es irgendwann vorbei war. Allerdings passt diese Lesegefühl auch zum Inhalt, vielleicht soll das so. Frau Serotonic ging es glaub ich ähnlich.

Bestes Krimi mit Ente: Erwin, Mord und Ente von Thomas Krüger [Werbelink]

Bestes Buch mit sprechendem Tier: Die Känguru-Chroniken von Marc-Uwe Kling [Werbelink]

Besser als Hörbuch hören übrigens. Ich habe das für euch getestet.

Überschätztestes Buch: Reckless von Cornelia Funke

Ich fand ja schon Tintenherz überschätzt. Ich kapier den Hype um Cornelia Funkes Bücher einfach nicht. Zweitplatziert in dieser Kategorie übrigens: Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand von Jonas Jonasson. Nett, aber nicht so doll wie man überall hört.

Buch mit nervigstem Protagonisten: Wilder Wein von Stuart Pigott

Musste ich irgendwann abbrechen, weil ich’s nicht mehr ausgehalten habe. Das ist auch nicht ordentlich lektoriert worden, niemand braucht so viele Ausdrücke in kursiv.

Schlechtestes Buch: Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert von Joel Dicker

Ich schrieb hier darüber. LEST DAS NICHT!