Der Rest vom Ruhrgebiet: Essen-Holsterhausen

Herr Buddenbohm schreibt nicht nur über seinen Hamburger Stadtteil, sondern hat auch ganz viele andere Leute dazu gebracht, über ihren Hamburger Stadtteil zu schreiben. Ich finde, das sollte nicht auf Hamburg beschränkt sein und deswegen schreibe ich jetzt über meine Essener Stadtteil und hoffe, dass ich damit nicht allein bleibe. Wer mitmachen will, ob als Gastblogger oder auf seinem eigenen Blog, der melde sich doch bitte, dann sammel ich das hier ein bisschen zusammen. Was Hamburg kann, das kann das Ruhrgebiet mit Sicherheit auch.

Cafe

Immer wenn ich am Gemarkenplatz aussteige, und auf das Gemarhaus gucke, dann frage ich mich, was soll das überhaupt bedeuten, Gemar? Man würde eher erwarten, dass das Gemarhaus GemarKENhaus heißen würde, aber es steht eindeutig Gemarhaus dran, da ändert sich auch nichts, und jedes mal frage ich mich, was Gemar sein könnte und bis ich dann zu Hause bin, hab ich schon wieder vergessen, dass ich nachgucken wollte, was Gemar bedeuten soll.

Wir wohnen in Essen-Holsterhausen, genaugenommen wohnen wir im Gemarkenviertel, was irgendwie so ein Unterstadtteil von Holsterhausen ist, sozusagen das Zentrum von Holsterhausen, jedenfalls behaupte ich das einfach mal so. Wir sind hier eher so halb aus Zufall gelandet, wir hatten ja keine Ahnung von Essen und haben dann einfach die schönste Wohnung genommen, und die war eben in Holsterhausen und deswegen wohnen wir jetzt hier.

Wenn ich aus dem Wohnzimmerfenster nach Norden gucke, dann hab ich die Skyline von Essen voll im Blick, RWE-Turm, Evonik-Hochhäuser, ein bisschen links davon in Richtung Frohnhausen der Funkturm, das ist alles sehr schön, man weiß, es ist gar nicht so weit bis in die Essener Innenstadt, wenn man will, kann man hinlaufen, ansonsten sind es fünf Minuten bzw. drei Stationen mit der Straßenbahn bis zum Hauptbahnhof. DREI STATIONEN! KURZSTRECKE! Auch das ein weiterer Grund, warum man hier gut wohnen kann.

Ausblick

Laut Wikipedia ist Holsterhausen der viertgrößte Stadtteil, mit fast 25.000 Einwohnern, und auf der Karte so groß, dass ich vermute, dass jemand, der am oberen Zipfel wohnt, wahrscheinlich etwas ganz anderes erzählen könnte als so ein Gemarkenviertelmensch wie ich. Im Osten grenzt es an Rüttenscheid und das Südviertel, im Norden ans Westviertel, im Westen an Frohnhausen und im Süden an die Margarethenhöhe. Nach Westen hin ist es auch gar nicht so weit bis nach Mülheim an der Ruhr.

Es gibt hier keine großen oder schönen Parks, die sind alle in den Stadtteilen drumherum, es gibt hier auch keine besonders schönen Straßenzüge, dazu muss man zur Margarethenhöhe. Man wohnt hier nicht, weil irgendwas besonders für Holsterhausen spricht, sondern eher, weil nichts wirklich dagegen spricht und man im Zweifelsfall schnell woanders ist.

Holsterhausen ist angeblich auch der älteste Stadtteil von Essen, und zwar leider nicht historisch, sondern demografisch. Das merkt man vor allem, wenn man unter der Woche mal tagsüber beim EDEKA ist, ansonsten aber kaum. Oder anders gesagt: Man merkt es weniger an dem, was ist, als an dem, was nicht ist. Aufregend ist nämlich zum Beispiel anders, wer aufregend will, der muss nach Osten laufen und landet dann kurz hinterm Folkwang-Muesum in Rüttenscheid, wo der Bär steppt. Bei uns in Holsterhausen steppt im besten Fall der Waschbär.

Gemarkenstraße

Die größte Errungenschaft der letzten Jahre war die Eröffnung der kleinen zweibar, mit der die Chancen, in Holsterhausen eine Hipsterlimonade zu kriegen, ganz rapide von Null auf Hundert gestiegen sind. Na ja, eigentlich eher von Null auf Fünfundsiebzig, denn die zweibar hat Sonntag gar nicht auf und am Samstag nur bis 16 Uhr. Letztens hat auch ein neuer Bio-Bäcker aufgemacht, dafür hat der andere Bio-Bäcker direkt gegenüber dann kurze Zeit später zugemacht. Das Universum sorgt in Holsterhausen sehr offensichtlich und zeitnah für Balance.

Eigentlich bekommt man hier alles. Es gibt einen EDEKA, einen Aldi, mindestens zwei Blumenläden, eine Post, diverse Optiker und Apotheken, sogar einen Nanu-Nana, ein Miederwarengeschäft und irgendwo etwas weiter die Gemarkenstraße runter sogar einen kleinen Bücherladen. Es gibt eine Kirche und donnerstags einen Wochenmarkt.

Außerdem gibt es das beste Thairestaurant von ganz Essen direkt bei uns um die Ecke. Es ist zugegebenermaßen auch das einzige Thairestaurant in Essen, wenn man das Cha Chà am Limbecker Platz nicht zählt, und erstens ist es besser als das Cha Chà und zweitens zähle ich das Cha Chà nicht. Ansonsten ist in Holsterhausen kulinarisch noch sehr viel Luft nach oben. Italiener und gutbürgerliche Kneipen mit gepolsterten Eckbänken gibt es genug, alles andere muss man erst mühsam suchen.

Was nicht heißt, dass da nichts wäre, das Baumstriezelcafé auf der Gemarkenstraße zum Beispiel, wo es leckere rumänische Baumstriezel gibt, oder der vegetarische Imbiss auf der Holsterhauser Straße, direkt bei uns um die Ecke, wo ich noch nie war, obwohl das bestimmt total lecker da ist. Oder die d.bar in der Kahrstraße, wo’s eigentlich sehr toll, da gibt es Dienstag eine Jam Session und einmal im Monat ein Pub Quiz, aber es ist auch sehr klein und es wird geraucht und deswegen sind wir viel zu selten da, also wegen dem Rauchen, nicht wegen der Größe.

Nicht zuletzt haben wir hier eine der besten Currywurstbuden des Ruhrgebiets (mindestens), nämlich den Xaver. Das klingt zwar sehr unruhrgebietsmäßig, und im Fenster des winzigen Ladens drehen sich irritierenderweise auch noch Brathähnchen, aber man kriegt hier einwandfreie CPM (Currywurst-Pommes-Mayo für Nichtruhrgebietler). Man kann natürlich auch eines der Brathähnchen nehmen, deren betörender Duft einen regelmäßig ganz kirre macht, wenn man auf dem Weg zum Bäcker beim Xaver vorbeilaufen muss und kurzfristig Brathähnchen zum Frühstück für eine vollkommen vernünftige Idee hält.

Xaver

EIn bisschen habe ich das Gefühl, den Stadtteil, in dem ich wohne, viel zu stiefmütterlich zu behandeln. Ja, es ist hier nicht so aufregend wie in Rüttenscheid und nicht so hübsch wie auf der Margarethenhöhe, aber vielleicht fühlen wir uns gerade deshalb hier so wohl, weil es hier so normal und unaufregend ist und man trotzdem alles direkt um die Ecke hat, weil die Leute nett sind und die Straßenbahn so schön bimmelt, man das lustige Erkennungsliedchen des Schrotthändlers schon nach ein paar Wochen erkennt, sonntags die Glocken von St. Mariä Empfängnis läuten und man beim Blick aus dem Wohnzimmerfenster die Skyline von Essen sieht und weiß, wenn man wollte, dann wäre man ganz schnell woanders.

Aber eigentlich will man ja gar nicht. Und dann bestellt man beim besten Thai von ganz Essen das Abendessen zum Abholen, läuft noch schnell bei der Bank vorbei und dann zum Superbüdchen mit dem riesigen Zeitschriftenangebot, wo man, wenn man zu lange vor den Klatschzeitschriften steht von der Büdchenfrau “Damit werden sie nicht glücklich” zugerufen bekommt und nicht nur kaltes Bier, sondern auch gemischte Tüten (“Und jetzt noch vier von der 14…”) und Ruhrpottcola kaufen kann. Mit kaltem Bier und Massaman-Curry kommt man dann nach Hause, draußen leuchtet der RWE-Turm und wenn man am nächsten Morgen aufwacht, kann man die Straßenbahn bimmeln hören und freut sich, dass man hier wohnt.

So ist das nämlich. In Holsterhausen.

Mariä Empfängnis

Wie wir es mal mit einem richtig doofen Makler zu tun hatten

Heute geistert ja so die ein oder andere Diskussion über die Sinnhaftigkeit des Maklertums durchs Internet. Ich habe dann auch gleich den großen Fehler gemacht, die Kommentare zu diesem Artikel im SpOn-Forum zu lesen. Sollte man nicht machen, ich weiß, denn dann hatte ich schlechte Laune, die sich fast in einem Rant entladen hätten und das wäre bestimmt nicht gut ausgegangen. Ich hab dann nur kurz auf Facebook rumgepöbelt (dafür bitte ich noch mal um Entschuldigung) und die Tippfingerchen ansonsten halbwegs gut im Zaum gehalten.

In meinem Leben habe ich noch nicht oft, aber immerhin schon ein bisschen mit Maklern zu tun gehabt. Die meisten davon haben uns Wohnungen gezeigt, aber ich hatte auch schon mal drei bei uns zu Hause, von denen dann eine unsere Wohnung makeln durfte.

Ich habe nichts gegen Makler, die meisten, die ich kennengelernt habe, fand ich ausreichend nett und hilfreich, einige davon würde ich auch weiterempfehlen, sollte jemand eine Wohnung in Essen oder Düsseldorf und Umgebung suchen und auch nichts gegen Makler haben.

Einmal aber, da hatten wir einen richtig doofen Makler. Und davon erzähle ich jetzt.

Die Wohnung, die wir besichtigten, war in Mülheim an der Ruhr, in einem wunderbaren Jugendstilviertel. Das war zu einer Zeit, wo wir nur mal so informationshalber gucken wollten, was denn so geht, vielleicht in Mülheim, vielleicht aber auch nicht, gucken kostet ja nix.

Also guckten wir die Wohnung an, mit dem doofen Makler, einem von der Schnöselsorte, der eigentlich eher so in Düsseldorf rummakelte, und auch so aussah, aber eben auch hier im Ruhrgebiet ein bisschen was im Angebot hatte.

Die Wohnung war schön, Altbau eben, gute Lage, groß, Parkett, kleine Loggia, alles schön. Vorher war dort ein Büro gewesen, deswegen gab es überall Netzwerkanschlüsse. Ein bisschen doof, aber auch irgendwie ein bisschen toll.

Bei einer Wohnungsbesichtigung läuft man ja so durch eine Wohnung und wenn man ich ist, murmelt man dabei alles mögliche vor sich hin und äußert das dann gelegentlich auch in lauter und verständlicher.

Dafür, dass die Wohnung so toll war, war die Küche ziemlich üsselig. Immerhin war eine drin, nur schön war halt anders. Aber gut. Ich stand also mit dem Makler in der Küche und murmelte vor mich hin.

“Na ja, schön isse ja nicht”, so oder so ähnlich murmelte ich. “Aber fürs erste reicht’s ja.”

Dem doofen Makler gefiel das gar nicht. Aber genauso wäre sie ja im Internet drin gewesen, das würde er jetzt aber gar nicht verstehen. So als ob ich ihm gerade Vortäuschung falscher Küchentatsachen vorgeworfen hätte. Kaum ein paar Minuten in der Wohnung und schon ist der Makler eingeschnappt.

Das ging dann so weiter. Sobald man etwas zu kritisieren hatte, schmollte der Makler oder wies energisch daraufhin, dass er das sowieso anders viel besser finden würde oder dass das überhaupt auch im Internet genau so gestanden hätte.

Dann wollte der Mann noch die Substanz der Wohnung testen, schon allein wegen Lärm und so und kam auf die abstruse Idee, die Tür zwischen Wohn- und Schlafzimmer schließen zu wollen. Dabei fiel dummerweise irgendein Defekt an der Tür auf, nichts Schlimmes, nur ein bisschen kaputt, sicherlich nichts, das eine Kaufentscheidung im großen Maße beeinflussen wollten.

“Och, die Tür ist aber ein bisschen kaputt”, murmelte der Mann feststellend vor sich hin.

“Also ICH finde das sowieso alles viel schöner, wenn die Türen auf sind”, tönte der Makler von der Empore und fuchtelte aufgeregt mit den Händen. “Da haben Sie hier so viel Raum, das dürfen Sie doch nicht kaputt machen. Da müssen Sie die Türen doch auflassen!”

Dass wir gelegentlich gerne mal Türen zumachen, versuchten wir gar nicht erst zu diskutieren. Es ging ja auch so weiter, sobald etwas auch nur in annähernd zweifelndem Ton geäußert wurde, wurde gefuchtelt und getönt und festgestellt, dass der doofe Makler das sowieso ganz anders machen würde und dass das schon alles sehr prima wäre, wie’s gerade sei.

Er hätte da noch so ein Paket mit allen Unterlagen, sagte er zum Schluss, aber wir müssten versprechen, es zurück zu schicken, sollten wir uns gegen die Wohnung entscheiden, schließlich seien es ganz schön viele Unterlagen.

Gerne hätte er die Unterlagen, sagte der Mann. Vermutlich klappte bei mir in diesem Moment die Kinnlade auffällig nach unten.

“Wieso hast du dir das denn mitgeben lassen?” fragte ich im Auto.

“Na, damit ich ihm das nicht zurückschicken kann”, sagte der Mann.

Und das war die Geschichte, wie wir es mal mit einem richtig doofen Makler zu tun hatten und ihm die Wohnungsunterlagen nicht zurückschickten.

Herbstspaziergang, ein Versuch

Am 3. Oktober ruft Doreen an und möchte einen Herbstspaziergang auf Zeche Zollverein machen. Das hatten wir zwar irgendwie anders geplant, aber gerade scheint tatsächlich die Sonne und Herbstspaziergänge sind schön, mal abgesehen davon, dass ich ja noch mit der Lomokamera rumspielen will und Herbstspaziergang auf Zeche Zollverein scheint ein gefundenes Fressen dafür.

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Den Mann kriegen wir mit dem Hinweis auf lecker CPM von der mobilen Bude von Schloss Hugenpoet, die ja auf dem Gelände gerne rumsteht.

Also verabreden wir uns für eine Stunde später. Als wir losfahren ist es schon deutlich bedeckt, als wir ankommen immer noch und nachdem wir festgestellt haben, dass die Bude mit der leckeren Currywurst gar nicht da ist, fängt es an zu regnen. Bis dahin sind wir bestimmt schon mindestens zehn Minuten rumspaziert. So langsam reicht’s auch.

Also kehren wir in der Butterzeit ein, wo die Currywurst leider nicht nur ohne Pommes-Mayo serviert wird, sondern auch sonst hinter den Erwartungen deutlich zurückbleibt.

Als wir durch sind mit C-ohne-PM regnet es dafür noch mehr und wir beschließen den Herbstspaziergang an dieser Stelle vielleicht doch eher vorzeitig abzubrechen und einfach nach Hause zu fahren.

Im Auto diskutieren wir, welche kulinarischen Optionen sich uns sonst noch bieten könnten, planen zukünftige Ausflüge in herausragende Dönerbuden und einigen uns schließlich darauf, noch mal bei Café Kötter auf der Rü vorbeizugucken in der großen Hoffnung, es möge Waffeln geben.

Waffeln gibt’s zwar nicht, dafür aber eine große Auswahl Kuchen, Kaffee, Kakao und Tee. Außerdem: Bärchenkekse, die nicht nur hübsch aussehen, sondern auch noch sehr gut schmecken. Und wenn das jetzt mit dem Herbstspaziergang vielleicht eher weniger gut geklappt hat, eine Aktion, die mit Tee, Bärchenkeksen und Baumkuchentorte endet, kann so verkehrt nicht sein. (Meine Meinung.)

Lila

Zollverein

Ding

Ruhrmuseum

Blümchen

Schilder

Ding II

Noch mal Ding

Runde Ecke

Zollverein

Fotograf

Regenschirm

Bärchenkeks

Tee

Baumkuchentorte

Die Baumkuchentorte, für die sich alles gelohnt hat.

Zum ersten Mal: Eine Führung durch ein Hundertwasserhaus mitmachen

Viel Grün

Als ich zum ersten Mal durch den Grugapark lief und auf einmal ein Hundertwasserhaus erblickte, war ich schon ausreichend erstaunt. Hundertwasser? Hier? In Essen? IM PARK? Neugierig steuerte ich darauf zu, musste dann aber feststellen, dass man leider nur von außen gucken durfte.

Hundertwasserhaus

Das Hundertwasserhaus in Essen ist gleichzeitig ein Haus der McDonald’s Kinderhilfe. In den sogenannten Ronald McDonald Häusern, die es in ganz Deutschland gibt, werden den Familien schwerkranker Kinder Wohnungen auf Zeit in Krankenhausnähe zur Verfügung gestellt. Aber dazu später mehr.

Letztens flatterte dann eine Mail von Laura in meinen virtuellen Postkasten. Ob ich nicht Lust hätte, an einer Führung durch das Haus teilzunehmen. Ja, aber sicher hab ich das! Wenn man schon mal die Chance bekommt, sich so ein Haus von innen anzugucken, dann nimmt man die ja auch wahr.

Kuppel

Gestern Abend war es so weit, um kurz vor 18 Uhr standen ich und andere Führungsteilnehmer vor dem Tor des Hauses. Schon das Tor ist auf Hundertwasserart gestaltet, die offizielle Adresse lautet “Unter dem Sternenzelt”, was ich auch schon sehr schön finde.

Sternenzelt

Im Foyer werden wir begrüßt und warten noch ein Weilchen, bis auch alle eingetroffen sind und dann geht’s los. Laura wird die Führung zusammen mit ihrer Kollegin Sabine Holtkamp halten und uns sowohl zur Architektur und Geschichte des Hauses sowie zur Stiftung aufklären.

Laura

Laura erklärt.

Das Hundertwasserhaus in Essen, so erklärt Laura, ist einem Waldspaziergang nachempfunden. Große schwarze Flecken auf dem Boden symbolisieren Pfützen, bunte Bodenkacheln sind Blumen, Laubhaufen oder Pilze (der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt), die Säulen sind Bäume.

Pfützen

Große Pfützen im Hundertwasserhaus. Im Prinzip hat man die ganze Zeit nasse Füße.

Hundertwasser mochte keine geraden Linien, alles ist hier rund, gebogen, nichts gleicht dem anderen. Der Boden geht zur Wand hin gerne ein bisschen nach oben, was ein unglaublich interessanter Effekt ist. Einen Schrank könnte man hingegen vermutlich nicht überall hinstellen.

Geht hoch

Laub. Vielleicht auch Blumen. Was man halt gerne hätte.

Wir kriegen beinahe das ganze Haus zu sehen. Vom Foyer aus geht es zum Spielbereich, von dort aus in die Gemeinschaftsküche, wo frische Blumen auf dem Tisch stehen und es einmal in der Woche ein Verwöhnfrühstück und ein Verwöhnabendessen gibt. Es folgt das Fernsehzimmer und die kleine Bibliothek.

Flaschen

Bild

Danach geht es hoch in den kleinen Wellnessbereich und von da aus weiter hoch bis in die goldene Kuppel. Dort ist die Wendeltreppe von unten mit Spiegelstückchen verziert, die Lichtreflexionen an die Wände werfen. Ganz oben dringt Licht durch die runden bunten Fenster. Dieser (winzige) Raum ist auch als Entspannungsraum gedacht, gewöhnlich stehen hier gemütliche Liegen, die sind aber aktuell im Wellnessbereich, weil dort ein von einer Ehrenamtlerin durchgeführter Massageabend geplant ist.

Treppe

Treppenstufen sind auch nicht gerade, sondern wölben sich leicht an den Seiten nach oben.

Bad

Inspiration für die nächste Badezimmerrenovierung: Eine Hundertwasserbadewanne.

Spiegel

Überhaupt: Ehrenamt und Stiftung. Dazu gibt es auch einiges zu erklären. Dass Ehrenamt im Ronald McDonald’s Haus zum Beispiel leider nicht bedeutet, viel mit Kindern zu arbeiten. Die Häuser werden üblicherweise von den Eltern und gelegentlich den Geschwisterkindern bewohnt. Die Kinder liegen in der nahegelegenen Klinik meistens auf der Intensivstation.

Was die Ronald McDonald’s Häuser leisten, ist den Familien schwerkranker Kinder ein Zuhause auf Zeit zu bieten, und ihnen möglichst viel Alltagsstress abzunehmen, damit sie nach einem stressigen und schweren Tag im Krankenhaus nicht erst noch die Wohnung putzen müssen. Sabine Holtkamp erklärt es so: “Es sind viele kleine Puzzleteile, die hoffentlich zusammengefügt dazu führen, dass die Familien in einer schweren Zeit ein bisschen Raum zum Abschalten finden können.”

Haus

Blumen

Putzen gehört dazu und das Bereitstellen von allem, was man so im Alltag so braucht. Es gibt einen Waschraum, notwendiger Alltagskram (Waschpulver, Toilettenpapier, usw.) wird vom Haus gestellt. Aber auch solche Kleinigkeiten wie frische Blumen auf den Tischen in der Küche oder die Organisation von Wellnessabenden oder Verwöhnabendessen sind weitere Puzzleteile.

Finanziert wird das alles teils von den Krankenkassen der Familie, zu einem deutlich größeren Teil aber von der McDonald’s Kinderhilfe. Zum Beispiel spendet jedes Franchise einen Teil seines Gewinnes automatisch an die Stiftung. Der Rest kommt durch Spenden zusammen. Ich habe jetzt jedenfalls mit eigenen Augen gesehen, wofür das Geld, das an jeder McDonald’s-Kasse gesammelt wird, eingesetzt wird.

Auch Sachspenden sind gerne gesehen, allerdings muss das Haus auch etwas damit anfangen können. Gebrauchte Kuscheltiere und Puppen gehen leider schon aus hygienischen Gründen nicht, auch hier sind gerade Alltagsdinge gefragt. Hingegen kann man durchaus beim nächsten IKEA-Besuch ein paar Hunderterpackungen Teelichter mitnehmen und im Ronald McDonald Haus abgeben. Wer da mehr wissen will, kann den Newsletter des Essener Hauses abonnieren, denn dort wird dann auch der aktuelle “Wunschzettel” des Hauses veröffentlicht, so dass man gezielt Benötigtes beisteuern kann.

Spendenbaum

Spendenbaum im Foyerbereich

Aber noch mal zurück zum Haus: Zurück im Wellnesszimmer laufen wir übers Dach an den Wohnungen vorbei bis runter in den Innenhof. Dabei fallen auch direkt die seltsamen Mitmieter im Hunderwasserhaus Essen auf: Die Baummieter. Aus zwei Fenster wachsen Bäume in die Höhe. Auch das gehört zum Konzept von Hundertwasser. Die Baummieter zahlen ihre Miete in Sauerstoff. Das kann ein Menschmieter leider nicht.

Baummieter

Baummieter II

Baummieter III

In den Geländern (das kann man übrigens schon außen am Tor bewundern) sind immer wieder Werkzeuge miteingearbeitet. Auch das (wie überraschend) eine Idee von Hundertwasser, der die Handwerker aufgefordert hat, sich mal was Kreatives zu überlegen. Herausgekommen sind dabei etliche Zangen, Scheren, Schraubdinger und was-weiß-ich-nicht-noch, die zwischen den Stäben der Geländer stecken.

Schere

Dings

Anderes Dings

Hundertwasser selber hat das Gebäude übrigens nie sehen können, da er einige Jahre vor Fertigstellung verstarb. Er besichtigte jedoch das Grundstück und passte seinen Entwurf sowohl der Lage des Hauses als auch dem beabsichtigten Zweck (der damals schon feststand) an. Der Innenhof ist dementsprechend nicht von außen einsehbar und stellt die Privatsphäre der Familien sicher.

Kuppel

Türmchen

Brunnen

Aber immerhin, wenigstens sitzt Hundertwasser im Foyer des Ronald McDonald Hauses und malt. Er ist also doch irgendwie anwesend, mal abgesehen davon, dass Hundertwasser in einem Hundertwasserhaus sowieso die ganze Zeit präsent ist.

Hundertwasser

Ich könnte noch hundert Kleinigkeiten erzählen, möchte aber nicht den gesamten Inhalt der Führung vorwegnehmen. Denn es lohnt sich. Und das schöne ist: Die Führungen sind öffentlich und finden regelmäßig statt. Es ist also gar nicht so, dass man das Hundertwasserhaus im Grugapark in Essen gar nicht von innen begucken könnte. Führungen werden gerne angeboten und ich empfehle das mal hier uneingeschränkt.

Für weitere Informationen kann man sich einfach bei den Mitarbeitern des Essener Ronald McDonald Hauses melden: http://www.mcdonalds-kinderhilfe.org/was-wir-machen/ronald-mcdonald-haeuser/essen/unser-haus/

Fächerkuppel

Ich hab mich riesig gefreut, zu dieser Veranstaltung eingeladen worden zu sein, wäre ich doch selber nie auf Idee gekommen, mal nachzufragen. Denn so ein Hundertwasserhaus ist nicht nur unglaublich interessant, ich habe in einer Stunde auch unheimlich viel Neues gelernt. Über Hundertwasser, seine Architektur, die McDonald’s Kinderhilfe und noch einiges mehr.

Pflanzen

Noch so ein Hundertwasserkonzept: Pflanzenvorhänge. Da muss man auch erstmal drauf kommen.

Zum ersten Mal: Rutschen, Hüpfen und Klettern auf dem Ketteler Hof

Disclaimer: Dieser Artikel ist Isa gewidmet. Sie weiß schon warum.

Seien wir ganz ehrlich: Vor allem wollte ich mal zum Ketteler Hof. Ich weiß auch gar nicht, wie ich drauf gekommen bin, aber seit ich zum ersten Mal auf der Homepage des Riesenspielplatzes in Haltern am See war und die Bilder gesehen habe, will ich da unbedingt hin.

Da ich da aber noch nie war und ein bisschen unsicher ob der genauen Beschaffenheit des Spielplatzes war, brauchte es irgendwelcher Alibikinder, damit man nicht so ganz bescheuert aussieht, wenn man da zu zwei Erwachsenen steht und seine Eintrittskarten kauft.

Wir hatten dann aber nicht nur Alibikinder, wir hatten eine ganze Alibifamilie. Und einen Picknickkorb voll leckerer Sachen. Nur einen Bollerwagen, den hatten wir nicht.

Schilder I

Schilder II

Aber noch mal von Anfang an:

Die Alibifamilie kreuzte pünktlich um 9:30 bei uns zum Frühstück auf. Anscheinend wirkt die Aussicht auf den Besuch eines Riesenspielplatz Wunder, was die morgendliche Motivation von Untersiebenjährigen angeht. Ich kann das aber nachvollziehen, ich war auch um 7:30 das erste Mal wach, einfach, weil ich so aufgeregt war. Ketteler Hof! Riesenspielplatz! Rutschen! Klettergerüste! Sommerrodelbahn!

Mann

Der Mann freut sich auch schon.

Anderthalb Stunden und ein ausgiebiges Frühstück später also ab in die Autos und gen Norden aufs Land gedüst. Hier ist er nämlich, der Ketteler Hof, irgendwo mitten im Wald am nördlichen Rand des Ruhrgebiets.

Schon vom Parkplatz aus hört man einen Soundteppich aus Kindergeschrei, es ist wohl doch sehr voll an diesem Sonntag. Immerhin keine Schlange am Ticketschalter, wir kaufen unsere Tickets (12 Euro pro Person ab 2 Jahre) und stürzen uns rein ins Vergnügen.

Eingang

Leihbollerwagen sind aus, deswegen stellen wir den schweren Korb erst mal in einem versteckten Eckchen ab und steuern aufs erste Klettergerüst zu. Das sieht von außen schon so toll aus. Auf der Wiese davor liegen dicke Sitzkissen, auf die sich die Erwachsenen schon mal schmeißen, während die beiden Jungs direkt zum Klettergerüst laufen. Die Sitzkissen sind so irre bequem, dass man hier einfach so liegen könnte. Den ganzen Tag. Was aber der Grundidee dieses Ausflugs ein bisschen widersprechen würde.

Klettern

Also kletter ich auch. Es ist sehr eng und gar nicht so einfach, außerdem sind kurz vorm Rutscheneingang lauter Kinder im Weg. Aber ich schaff’s bis zu Rutsche und dann wird zum ersten Mal gerutscht. Die Rutsche ist auch ganz schön steil und man kommt mit ordentlich Karacho unten raus.

Toll.

Die Faszination des ersten Klettergerüsts erschöpft sich schnell, außerdem haben wir andere Pläne. Der Mann möchte unbedingt zur Schlauchbootrutsche, also laufen wir über eine kleine Brücke zur Schlauchbootrutsche. Während die Alibifamilie und der Mann sich anstellen, passe ich unten auf die Taschen auf und warte mit Fotoapparat bewaffnet auf die Abfahrt der anderen.

Schlauchboot

Als alle angekommen sind, möchte Alibisohn I dann doch lieber zum Piratenschiff, während wir zu viert dann erneut die Treppe zur Schlauchbootrutsche raufklettern. Oben läuft das dann so, dass man sich ein Schlauchboot nimmt, das auf ein kleines Podest stellt und sich reinsetzt, dann legen die Schlauchbootrutschenbedienerinnen einen Hebel um oder drücken einen Knopf oder was-weiß-ich und das Podest senkt sich nach vorne und ab geht’s.

Mit zwei erwachsenen Menschen in einem Schlauchboot geht es übrigens sehr ab. Beim ersten Hubbel hüpfen wir richtig und unten fahren wir fast bis an den Begrenzungszaun.

Aber toll. Sehr toll.

Als nächstes: Hüpfkissen. HÜPFKISSEN! Also Schuhe aus und beim ersten Anlauf abrutschen und gar nicht drauf kommen. Beim zweiten aber. Und dann hüpfen. Mann, ist das toll! Nach zwei Minuten ist man schon vollkommen fertig, möchte aber eigentlich überhaupt nie aufhören, weil es so toll ist.

Ketteler Hof

Alibifamilie

Halbe Alibifamilie auf dem Hüpfkissen

Kissen

Familie

Dreiviertel Alibifamilie beim Stürmen des Schalkehüpfkissens.

Kaputt

Ich bin mir nicht sicher, ob es auf diesem Spielplatz etwas gibt, was die Hüpfkissen noch übertreffen kann. Dabei haben wir gerade erst angefangen.

Auch der Mann hat sichtlich Spaß auf dem Hüpfkissen. Wir haben alle Spaß auf dem Hüpfkissen und sind danach alle vollkommen aus der Puste.

Während die Hälfte der Mannschaft danach durchs Piratenschiff klettert, um die Fragen fürs Gewinnspiel zu beantworten, bei dem es immerhin ein Pony (EIN PONY!) zu gewinnen gibt, machen wir uns zu dritt noch mal auf zur Schlauchbootrutsche. Ich möchte jetzt aber alleine Rutschen, damit ich nicht mehr mit den Füßen abbremsen muss.

Schlauchbootrutsch

Yeah!

Das Piratenschiff ist übrigens auch nicht schlecht, man findet zum Beispiel einen sehr skeptisch guckenden Tintenfisch, kann überall rein, hoch und runterklettern. Allerdings sind viele Durchgänge doch eher für Kinder gedacht und nicht so sehr für einen erwachsenen Menschen mit zwei Taschen.

Tintenfisch

Piratenschiff

Drumherum ist ein Wasserspielplatz mit Flößen, auf denen man sich entweder von einem Ufer zum anderen ziehen oder mit langen Pfählen durchs Wasser steuern kann. Wir belasten das eine Floß zu viert ganz schön, kommen aber heil am anderen Ufer an.

Baden verboten

Zwischendurch haut Alibisohn II einfach mal ab. Er hat da Rutschen gesehen und da geht er jetzt hin, hat er beschlossen. Die Alibimutter muss also hinterher und wir warten, bis die Fragen fürs Gewinnspiel alle beantwortet sind (EIN PONY!) und laufen dann so grob in die Richtung, in die Alibisohn II abgedampft ist.

Es ist aber nichts passiert, wir finden alle wieder und machen jetzt Picknick. Mit Nudelsalat, belegten Broten, Möhren, Gurken und Paprika, Keksen und selbstgebackenen Erdbeerkokosschnitten. Das für 50 Cent bei IKEA erworbene Picknickgeschirr erweist sich als tolle Investition und lecker ist auch alles.

Picknick

Gemüse

Ziege

Danach geht es zu den Ziegen, und direkt dahinter gibt’s die nächste Hüpfburg, die aber jetzt wirklich nur für Kinder. Der Mann möchte aber auf die neue Reifenrutsche und so trennen uns kurz die Wege und wir laufen zu zweit durch den Kletterwald bis zur Reifenrutsche, wo ich eine Ewigkeit unten warte, bis der Mann endlich runtergerutscht kommt. Die Schlauchbootrutsche wäre aber besser, urteilt er, vor allem, wenn man bedenkt, wie lange man für die Reifenrutsch anstehen muss. Ich lass das also mit der Reifenrutsche und wir machen uns wieder zurück zum Kletterwald.

Reifenrutsche

Reifenrutsch mit Mann

Noch mehr Reifen

Im Kletterwald finden wir den Alibivater im Märchenwald auf einer Brücke stehen. Mutter und Alibisohn I wären da hinten im Kletterwald, meint er. Ja, sagen wir, hätten wir auch schon gesehen, das sähe sehr cool aus. Ja, bestätigt Alibivater, und fügt mit trauriger Miene hinzu: “Hier is nich so cool.

Aber ganz niedlich ist es im Märchenwald.

Märchenwald I

Käfer

Wolf

Und wir haben immer noch nicht alles gesehen. Ich klettere noch ein bisschen durch das aufregendere Klettergerüst, dann müssen wir ins Rutschenparadies. Wir sollen die Freifallrutsche ausprobieren. Als ich dann aber oben stehe und so in die Röhre der Freifallrutsche gucke, denke ich, dass ich das vielleicht jetzt doch nicht dringend zum Glücklichsein brauche und nehme lieber die Luschenrutsche daneben. Schnell geht das trotzdem noch und ich erspare mir den Herzstillstand.

Klettern

Dach

Klettern II

Danach geht’s zur Sommerrodelbahn, die kostet einen Euro extra pro Fahrt, ist auch nicht besonders lang, aber macht trotzdem Spaß und ist ordentlich huiiiiiiiii.

Was auch positiv auffällt: Alles ist immer gut durchorganisiert, unnötige Bottlenecks gibt es eigentlich keine, und obwohl es so voll ist, habe ich nie das Gefühl, es wäre irgendwie unangenehm voll. Der Park ist eben riesig und anscheinend darauf eingerichtet, dass bei schönem Wetter hunderte Familien den Park stürmen.

Klettern

Nach der Sommerrodelbahn wollen wir noch zum Zirkuszelt und zur Wellenrutsche. Das Zirkuszelt erklimme ich auf Anhieb und bin ein bisschen stolz, dafür sind der Mann und ich zu dumm, um den richtigen Eingang zur Wellenrutsche zu finden und verlaufen uns erstmal in einem Klettergerüst unter der Wellenrutsche.

Making of

Behind the scenes of “Wellenrutschen FTW!”

Mittlerweile sind wir aber schon alle ziemlich durch. Die Männer machen noch einmal Wettlauf aufs Zirkuszelt drauf und dann schaukeln und rutschen wir noch ein bisschen, lassen die Kinder irgendwo irgendwas machen und dann ist auch gut.

Zirkuszelt

Kröte

Toll war’s. Und jetzt, wo ich einmal da war, und weiß, wie das ist hier ist, würde ich durchaus auch einfach ohne Alibikinder hinfahren. Es gibt kaum etwas, was man hier als Erwachsener nicht machen kann und allein schon die Rutschen und Hüpfkissen reichen aus, um hier ein paar Stunden lang mächtig Spaß zu haben. Die Alibikinder hatten aber natürlich auch Spaß. Mission erfüllt.

Wir haben so viel gar nicht gemacht. Die tollen Seilschwingen zum Beispiel. Und die Rehe habe ich weder gefüttert noch fotografiert, dabei waren die so hübsch. Vielleicht traue ich mich beim nächsten Mal sogar auf die Freifallrutsche und bin ein bisschen mutiger bei der Sommerrodelbahn und… hach.

Nach über fünf Stunden Spielplatz komme ich zu dem gleichen Schluss wie Isa: Man sollte viel mehr rutschen, viel mehr hüpfen, viel mehr irgendwo drauf klettern und irgendwo rumturnen. Egal, wie alt man ist.

Schaukel

Ketteler Hof
Rekener Straße 234
45721 Haltern am See

http://www.kettelerhof.de/

Öffnungszeiten: 24. März bis zum 28. Oktober 2012 täglich von 9:00 bis 18:00

Wie man sich die Welt schönredet: Ein Beispiel

Ich erwähnte ja bereits, dass ich ein Talent dazu habe, mir die Welt schön zu reden. Wer sich aber darunter nichts konkret vorstellen kann, für den hätte ich hier ein Beispiel.

Gestern morgen musste ich zum Bahnhof, wie immer eigentlich. Aber nicht wie immer stand auf der Anzeigetafel an der Straßenhaltestelle nicht die Minutenangabe für die Ankunft der nächsten Bahnen, sondern irgendwas von man solle bitte auf die Lautsprecherdurchsagen achten.

So etwas finde ich ja gleich verdächtig, und da das Wetter schön war, dachte ich, dann nehm ich mir eben ein Leihrad und fahr damit zum Bahnhof. Auf dem Weg zum Leihradständer fiel mir dann auch spontan ein, dass ich das Leihrad von gestern gar nicht abgemeldet hatte.

Ups.

Immerhin, wenn man ein Rad nicht abmeldet, dann gehört es einem ja offiziell noch und dann steht es auch noch da, wo man es gestern abgestellt hat und man kann es auch einfach wieder nehmen. 24 Stunden kosten bei nextbike 8 Euro, 3 Euro (so vermutete ich jedenfalls) hätte ich für die sonntägliche Ausleihe schon bezahlen müssen, jetzt noch 1 Euro für die Fahrt zum Bahnhof. Na ja, vier Euro in den Sand gesetzt. Gibt Schlimmeres.

Außerdem – und hier fängt das Schönreden an – wenn die Bahn ordentlich gefahren wäre und ich nicht auf die Idee gekommen wäre, dass ich das Leihrad ja gar nicht abgemeldet hatte, wer weiß, wann ich das sonst gemerkt hätte. Wahrscheinlich erst bei der nächsten Rechnung oder so. Oder nie. Und das wären dann mehr als vier Euro gewesen.

Merke also: Ein bisschen Bahnchaos plus akute Verpeiltheit am Vortag (die Hitze, ne?) ergibt ein glückliches Ich, dass sich freut, weil man jetzt doch nicht Unmengen an Geld für nix bezahlen muss.

Also mit dem Rad zum Bahnhof gefahren und dort natürlich viel zu früh angekommen. Dafür war der Himmel so schön, und der Ausblick auf die große A40-Baustelle so großartig, dass ich gleich das Handy und die Kamera zücken musste und wild rumfotografiert habe.

Merke also: Ein bisschen Bahnchaos plus akute Verpeiltheit am Vortag plus zu früh am Bahnhof ankommen ergibt ein glückliches Ich, dass sich freut, weil man jetzt noch wunderschöne Bilder von einer A40-Baustelle bei Sonnenaufgang machen kann.

Und so funktioniert Schönreden. Man ignoriert die doofen Dinge und konzentriert sich ganz auf die tollen Dinge, die gar nicht passiert wären, wenn die doofen Dinge nicht zuerst passiert wären.

Dieses Bild gäbe es nicht, wären die Bahnen ordentlich gefahren. Welch ein Glück.

Essen-Bochum und zurück. Aufm Fahrrad.

Der Mann hat Ideen. Auf einmal meint er, wir müssten/sollten/könnten doch mal mit dem Fahrrad nach Bochum fahren. Und zurück.

Der hat sie doch nicht alle.

Aber weil ich nicht so bin, und weil Fahrradfahren ja eigentlich schön ist und die Sonne scheint und in Bochum Gourmetmeile ist und weil es ja auch nicht prinzipiell verkehrt ist, sich mal ein bisschen sportlich zu betätigen, sage ich auch noch “Ja klar, können wir machen.”

Ich hab sie doch nicht alle.

Den Weg hat er sich schon angeguckt, 13,3 km sagt Google Maps, das ist machbar. Immerhin sind wir auch schon mal von Bonn bis nach Opladen gefahren, allerdings war ich damals noch jung und voller Energie und außerdem ging das fast die ganze Zeit am Rhein entlang, es war also vor allem weit, dafür aber nicht anstrengend.

Egal. Wir machen das jetzt. Der Mann holt sein Rad raus und stellt noch mal den Sattel richtig ein, während ich mich zum Leihfahrradständer aufmache, um ein schniekes Leihrad zu holen. Da muss ich erstmal zehn Minuten lang einer Leihfahrradinteressierten erklären, wie das alles so funktioniert und dann kann’s losgehen.

Der Plan sagt, wir fahren über Huttrop und Steele irgendwie nach Bochum rein. Im Prinzip fahren wir die ganze Zeit nur nach Westen, so richtig schief gehen kann da nichts. Außer natürlich die Hügel, vor denen ich mich jetzt schon fürchte.

Das Ruhrgebiet ist nämlich, um mal gleich mit falschen Vorstellungen aufzuräumen, erschreckend hügelig. Das merkt man nicht so sehr, wenn man mit dem Auto unterwegs ist oder zu Fuß, das merkt man vor allem auf dem Fahrrad. Ebene Strecken gibt es kaum, es geht dauernd auf und ab, mal mehr und mal weniger schlimm. Plattes Land gibt es im Nordwesten (Niederrhein), im Nordosten (Münsterland) und grob in Richtung Süden (Köln und so), das Ruhrgebiet hat Hügel. So ist das nämlich.

Und die Sonne scheint. Weil wir doch ein bisschen klug waren, haben wir sogar an Wasser gedacht, nur meine Strickjacke habe ich zu Hause vergessen. Es muss also sonnig bleiben, ganz einfach.

Kurz vor Huttrop fange ich zum ersten Mal an zu fluchen, eher so aus Prinzip, weil’s eben bergauf geht. Das ist aber alles noch machbar. In Huttrop selber werden wir dann fahrradwegtechnisch umgeleitet und folgen dann lieber den Schildern mit den kleinen roten Fahrrädern als unserem ausgedruckten Plan. Unser Vertrauen in die Ruhrverkehrswege ist groß, die werden schon wissen, was sie machen, und schöner ist das bestimmt, hier im Wohngebiet rumzufahren anstatt auf Hauptstraßen permanent von ungeduldigen Autofahren überholt zu werden.

Dann sind wir in Steele, müssen einmal kurz über die fiese große Kreuzung und dann geht’s zum Hellweg.

Der Hellweg, davon bin ich fest überzeugt, heißt so, weil es einer Höllenanstrengung bedarf, da erst mal hoch zu kommen. Zu allem Überfluss verabschiedet sich jetzt auch noch die Gangschaltung des Leihrades, und ich habe jetzt die Wahl, diese Steigung im dritten Gang (von insgesamt drei Gängen) zu fahren oder zu schieben. Um einem Herzkasper in jungen Jahren vorzubeugen, schiebe ich lieber.

Hatte ich eigentlich erwähnt, dass wir Gegenwind haben? Wir haben Gegenwind. Die ganze Zeit. Aber das nur am Rande.

Wenn man erstmal oben auf dem Hellweg ist, geht’s wieder, und kurze Zeit fahren wir einfach so aus Essen raus und befinden uns für kurze Zeit im Niemandsland zwischen Essen und Bochum. Auf beiden Seiten Felder, und Richtung Norden gibt’s Ruhrgebietspanorama vom Feinsten. Ich habe zwar die Kamera dabei, mache aber auf dem Hinweg keine Bilder. Dann müsste ich nämlich alle fünf Minuten anhalten und wir würden nie ankommen. Aber schön ist es schon.

Weil wir helmlos unterwegs bin, fahre ich sicherheitshalber so nah am Feldrand, dass, sollte ich umfallen, ich zumindest mit dem Kopf in den Brennesseln und nicht auf dem Asphalt lande. Ich bin halt total klug, was Unfallprophylaxe angeht.

Auf einmal sind wir in Bochum. Also in Wattenscheid. Also in Wattenscheid-Höntrop. Bochum-Wattenscheid-Höntrop. Man gönnt sich ja sonst nichts. Von hier aus geht es eigentlich nur noch geradeaus, auf langen Hauptstraßen, gelegentlich mal bergauf, meistens aber leicht bergab. Dank Gegenwind muss man aber auch bergab treten. “Zurück fahr ich aber nicht”, schreie ich dem Mann zu. Das stößt auf Unverständnis. Wir werden das wohl noch mal besprechen müssen.

Wir passieren das Thyssen-Krupp-Werk, also eins davon, die zahllosen Buden und Imbisse, dann irgendwann die Jahrhunderthalle und dann sind wir schon da. Die letzten Meter schleppe ich mich zähneknirschend bis zum Rathaus hoch und fühle mich dabei wie achtzig. Am Rathaus ist direkt eine Leihradstation, da wird das Rad abgestellt und wir machen uns auf, Hunger und Durst zu stillen.

—-

Natürlich fahren wir auch zurück. Unter der Auflage, dass ich auf dem Rückweg alle paar Minuten anhalten und Bilder machen darf, erkläre ich mich bereit, den Scheiß noch mal mitzumachen. Es kommt aber dann ganz anders. Direkt an der Jahrhunderthalle nämlich ist der Fahrradweg nach Essen (14 km) ausgeschildert, der Pfeil zeigt aber ganz woanders lang, als dahin, wo wir hergekommen sind.

Ist uns egal, wenn da Essen steht, wird’s da wohl nach Essen gehen, also fahren wir immer noch voller Vertrauen in die Ruhrgebietsradwegbeschilderung tendenziell eher gen Norden. Da ist Essen ja eigentlich gar nicht, aber die werden sich schon was dabei gedacht haben.

Tatsächlich steht schon an der nächsten Radwegkreuzung nichts mehr von Essen. Jetzt kann man nur noch zur Zeche Zollverein fahren, was zwar technisch auch Essen ist, faktisch aber so ziemlich genau auf der anderen Seite von Essen als wo wir hinwollen.

Egal. Wir fahren hier lang. Wie sich rausstellt, fahren wir jetzt auf dem Erzbahnradweg und es ist schön. So schön. Und überhaupt nicht hügelig. Man fährt immer mal wieder über hübsche Brücken, und ansonsten eigentlich nur durch die Natur. Es ist geradezu grotesk schön und grün hier, und wenn man nicht gelegentlich mal ein bisschen Straßenlärm hören oder einen Zechenturm zwischen den Bäumen hervorgucken sähe, man würde nicht glauben, dass man sich immer noch mitten im Ruhrgebiet befindet.

Kurz vor Herne haben wir mal kurz Angst, eine Abfahrt verpasst zu haben, aber dann geht’s doch noch links nach Essen weiter. Da hat auch jemand ganz geschickt eine Bude aufgebaut, um die ganzen Radfahrer und Spaziergänger zu versorgen. Überhaupt: Andere Fahrradfahrer. Davon gibt’s hier und heute viel zu viele. Was wollen die alle hier? Es gibt ja auch nichts Schlimmeres als andere Fahrradfahrer, denn die sind entweder zu langsam oder zu schnell oder belegen zu zweit gleich mal zwei Drittel des Radweges. Ich provoziere durch euphorisches Abbremsen zwecks Fotografiererei fast ein paar Auffahrunfälle, und laufe einmal einem Sportradfahrer fast vors Rad, aber alles geht gut.

Mal wieder wird offensichtlich, dass man im Ruhrgebiet schnell die Orientierung verlieren kann und dann erstmal rausfinden muss, in welcher Stadt man ist. Die Antwort findet sich am einfachsten auf den Autokennschildern. Deswegen weiß ich auch, dass wir irgendwo zwischen Bochum und Essen auch durch Gelsenkirchen fahren.

Ansonsten gibt es Brombeersträucher ohne Ende und mindestens einmal kommen wir auch an Springkraut vorbei und ich muss mich sehr zusammenreißen, nicht zu bremsen und erstmal eine halbe Stunde, Springkrautsamenkapseln aufzudrücken. Aber wenn ich jetzt noch damit anfange, dann kommen wir überhaupt nicht mehr nach Hause. 

Am Mechtenberg legen wir eine Biergartenpause ein, recherchieren, wo wir so lang müssen, und teilen uns eine Currywurst mit Pommes. Kurze Zeit später verlassen wir dann den offiziellen Radweg, denn bis Zeche Zollverein wollen wir nicht fahren. Statt dessen fahren wir wieder auf regulären, für Autos gedachte und ausreichend hügeligen Straßen durch Schonnebeck und Frillendorf bis ins Zentrum und von da aus nach Hause.

Der Rückweg war länger, hat länger gedauert, war aber auch schöner. Und ich habe Bilder gemacht.

Fazit der Tour: Fahrradtouren durchs Ruhrgebiet kann man gut machen. Die eigens dafür gedachten Radwege sind auch durchaus zu empfehlen. In der Stadt selber muss man aber manchmal lachen, so goldig sind die Versuche, Essen oder auch Bochum in irgendeiner Art radfahrtauglich zu machen.

Oder, um es anders zu sagen: Als nächstes kaufen wir Fahrradhelme.

(Wir haben übrigens auch auf der Rückfahrt Gegenwind. Wollte ich nur erwähnt haben.)

DSC_1358

Das Lügenschild

Haus

Wasserturm?

Bäumchen

Erzbahnschwinge

Hübsche Brücke Nummer 1

Schrebergarten

Schrebergartenidyll

Brücke

Hübsche Brücke Nummer 2

Birken

Schienen

Leihrad

Leihrad, diesmal mit einwandfrei funktionierender Gangschaltung

Aussicht

Haldending

Windradding am Fuße der Halde Rheinelbe. Da sind wir aber nicht noch raufgefahren. Beim nächsten Mal eben.

Halde

Flausch

Halde

Haus

Mehr Flausch

Schranke

CPM

Lekker Bierchen

Feld

Pferdchen

Zur Erinnerung: Wir befinden uns immer noch mitten im Ruhrgebiet.

Hof

Champagnerpicknick im Stadtgarten

Ein Picknick war geplant, weil wir anscheinend bei der letzten Hochzeit so doll geholfen haben, dass wir es verdient hatten, einmal von vorne bis hinten und rundherum verwöhnt zu werden.

Bei Sonnenschein am Sonntag in der Gruga war geplant, aber heute morgen sah es leider gar nicht nach Sonnenschein aus, so dass das Picknick aufs Sofa verlegt wurde. Als wir dann aber ankamen, war auf einmal wieder strahlende Sonne angesagt, so dass das Picknick vom Sofa wieder spontan nach draußen verlegt wurde, allerdings ganz spontan nicht in die Gruga, sondern in den Stadtgarten.

Kisten und Kühlboxen wurden gepackt, während wir noch auf dem Balkon mit Kaffee und Zeitung versorgt wurden (Die Zeit für mich und die Bild am Sonntag für den Mann) und dann wurde alles auf ein praktisches Wägelchen gepackt und hackenporschemäßig ging’s los Richtung Stadtgarten.

Dort direkt ein nettes Plätzchen mit Blick auf den Teich gefunden und ausgepackt. Champagner, Erdbeeren, Kirschen, Weintrauben, Blätterteigtaschen, Brot, Käse, Marmelade, Feigen- und Chili-Paprika-Honig-Senf, schokolierte Erdbeeren am Spieß, Saft, Wasser und bestimmt noch was, was ich jetzt vergessen habe.

Dazu Musik aus dem iPod, auf die großen Picknickdecken gefläzt und gepflegt ein paar Stunden in der Sonne entspannt, gegessen und getrunken. Als der Champagner leer ist, machen sich die Männer auf und kaufen an der Tanke noch Bier. So geht’s natürlich auch.

Zusammenfassend kann ich sagen: Picknick ist total super. Sollte man unbedingt öfter machen, demnächst dann gerne auch mit ein bisschen mehr Bewegung. Dafür ist mir zumindest nicht wie angekündigt die Frisbeescheibe beim Auspacken ins Gesicht gesprungen.

Außerdem festgestellt: Entenfüttern ist Psychostress. Erstens kommt direkt ein Schwarm Tauben an, die auch alle was abhaben wollen und zweitens gucken einen die Enten immer so erwartungsfroh an, dass man gar nicht weiß, wem man den nächsten Brotkrumen hinwerfen soll. Nix für mich, dafür bin ich viel zu sensibel. Ich mag keine erwartungsfrohen Enten enttäuschen.

Danke an Doreen und ihren Mann, die das alles für uns so liebevoll organisiert haben. Beim nächsten Mal helfen wir aber mit, da gibbet nix.

Hackenporsche

Dächer

Park

Blumen

Champagner

Käse

Tisch

Erdbeeren

Käse

Brot

Schuhe

Karre

Frisbee

Zeug

Becks

Teich

Gepackt