Instagram oder die Wahrheit über die Gratiskultur im Netz

There ain’t no such thing as a free lunch.

 

Gestern gab es wieder große Aufregung im Netz. Instagram, unser aller liebster Social-Foto-Filter-Dingens-Service, hat seine AGBs geändert und zwar auf besonders schlimme Art und Weise. Schnell geisterten entrüstete Rufe durch die weiten Hallen des Internets, bevorzugt bei Twitter und Facebook (zu dieser Ironie kommen wir später), Instagram würde jetzt alle Rechte an unseren Bildern haben und die verkaufen wollen und überhaupt müsste man sich jetzt schnellstens nach was Neuem umsehen, wo sind eigentlich die Zugangsdaten zum Flickr-Account?

Ich muss zugeben, dass ich für sowas auch erstmal anfällig bin. Allerdings lernt man ja dazu, und weiß, dass so manches, was da aufgeregt durch die Kanäle getrieben wird, sich bei genauerem Hinsehen als entweder gar nicht so schlimm oder zumindest doch anders als zunächst angenommen entpuppt.

So gab es bereits genug schlaue Leute, die die bösen geänderten AGBs mal etwas genauer angeguckt haben und zu dem Schluss kamen, dass das, was da jetzt steht, erstens bestimmte auch für den Nutzer sinnvolle Funktionalitäten erst ermöglicht und dass sich die kritisierten Textstellen so oder so ähnlich in den AGBs von Twitter, Facebook, Tumblr und übrigens auch Flickr wiederfinden. (Ich empfehle hier mal exemplarisch die Artikel auf neunetz.com hier, hier und hier. Es gibt aber noch viele andere, die sich auf unterschiedliche Weise mit dem Thema befasst haben und über die üblichen Suchmaschinen und Aggregatoren zu finden sind.)

Jetzt kann man an dieser Stelle vieles zu Recht kritisieren. Die schlechte Formulierung in unverständlichem Legalese zum Beispiel, die ja nicht ganz unschuldig am Aufruhr ist. Die Frage, ob die Formulierung jetzt aufgedröselt tatsächlich bedeutet, dass Instagram Bilder von Nutzern an beliebige Dritte verkaufen darf. Die Frage nach dem Urheberrecht und einiges mehr.

Für mich stellen sich aber nach einigem Nachdenken ganz andere Fragen, und die beziehen sich eher auf das teilweise sehr eigentümliche Anspruchsdenken der Nutzer solcher Services.

Und dann frag ich mich: Was soll die Aufregung eigentlich? Instagram ist kein Wohlfahrtsunternehmen, sondern ein irgendwie gewinnorientiertes Privatunternehmen. Genau wie Tumblr übrigens, oder Facebook, oder Twitter. Aber ich befürchte ja, man muss noch viel früher anfangen, nämlich bei der Selbstverständlichkeit, mit der angenommen wird, Software müsste umsonst sein und der irgendwie darin enthaltenen Annahme, das könnte ja a) alles gar nicht so schwer sein und b) Software zu programmieren müsste den Entwicklern ja ohnehin so viel Spaß machen, dass sie unmöglich irgendeine monetäre Gegenleistung dafür verlangen dürften.

In gewisser Weise sind wir Entwickler an der Misere auch selber Schuld, ein bisschen vielleicht sogar vergleichbar mit den Verlegern und Journalisten, über die wir sonst so gerne lästern. Wir unterbieten uns gegenseitig auf dem App-Markt, denn schließlich kann ich unmöglich meine To-Do-Listen-App für nen Euro auf den Markt werfen, wenn es da hundert Alternativen für umme gibt. Das kauft mir doch niemand ab, im wahrsten Sinne des Wortes.

Klar hab ich da viele Stunden dran gesessen, um die App so schön und gut zu machen wie möglich. Klar hab ich mit viel Aufwand versucht, auch die letzten Bugs zu finden und auszumerzen, habe noch zwei Zusatzfeatures gebaut, die’s sonst nirgends gibt und hübsch sieht es auch noch aus, aber solange es kostenlose Alternativen gibt, wird keiner das Ding kaufen, selbst wenn es nur ein Viertel so viel kostet wie ein normaler Kaffee bei Starbucks.

Im Web sieht es genauso aus. Für kaum einen Dienst, den ich nutze, muss ich bezahlen, ich könnte noch nicht mal, wenn ich wollte. Prinzipiell ist das ja auch toll, aber es verzerrt auf Dauer den Blick auf die bittere Realität, nämlich darauf, dass Softwareentwicklung sehr wohl etwas kostet. Man braucht Entwickler, die nicht gerade günstig sind, diese sitzen dann erstmal wochen- oder monatelang an ihren Rechnern, bis überhaupt irgendwas marktfähiges fertig ist. Und dann muss das noch gepflegt werden, und das gleich in dreifacher Hinsicht. Erstens wird es immer Bugs geben, die behoben werden wollen, sonst nölen die Nutzer nämlich rum. Zweitens soll es immer wieder neue Funktionalität geben oder alte verbessert werden. Und drittens braucht man Infrastruktur, die Bilder, die da auf Instagram hochgeladen werden, landen nämlich leider gar nicht auf einer fluffigen Wolke, sondern auf einem Server, der auch direkt dreimal Geld kostet: Zuerst bei der Anschaffung, dann bei dem Menschen, der sich drum kümmert und nicht zuletzt braucht so ein Server dann auch Strom, und zwar verblüffenderweise dauernd.

Bei fast allen anderen Diensten wird das nicht anders sein. Warum hält sich also diese unbeirrbare Überzeugung, solche Dienste müssten umsonst sein? Klar, wir haben schon irgendwie kapiert, dass wir mit unseren Daten zahlen und damit, dass uns Werbung angezeigt wird, aber eigentlich finden wir das auch nicht gut. Möglicherweise verbirgt sich hier das wahre Gesicht der so oft besungenen Gratiskultur im Netz. Es geht gar nicht um Musik oder Bücher oder Filme. Wir wissen, dass es Arbeit ist, ein Buch zu schreiben, dass es Zeit, Mühe und Kreativität braucht, um einen Song zu schreiben und zu produzieren, dass Filmproduktionen teuer und oft aufwändig sind. Wir kauften und kaufen Bücher, CDs und DVDs, wenn wir uns etwas, das sonst etwas kosten würde, umsonst runterladen, dann wissen wir auch, dass das eigentlich falsch ist, wir tun es aus Gründen 1 bis 378 aber trotzdem manchmal.

Auch für Software und Computerspiele zahlten und zahlen wir immer wieder, aber mit dem ganzen Smartphone-App-Web-Dreipunktirgendwas-Kram hat sich da die Welt doch noch mal etwas geändert. Auf einmal kostet Software 89 Cent oder vielleicht mal 2,59 Euro. Vieles ist aber auch einfach umsonst, und ich weiß gerade nicht, ob das so gut ist. Klar, die Währung von Diensten wie Facebook, Twitter, Instagram und Co. sind die Nutzerdaten, die man irgendwie zu Werbung und damit Geld verwursten kann. Auf der einen Seite wissen wir das, auf der anderen Seite blenden wir es gerne aus und wenn man drüber redet, findet man es meistens auch gar nicht so gut. Lieber hätte man, das wäre umsonst. Das wäre auch so rein ethisch-moralisch besser. Also für Mark Zuckerberg, nicht für uns, wir sind ja keine Datenkrake und ethisch-moralisch fein raus.

Es gibt Leute, die sicher bereit wären, für solche Dienste Geld zu bezahlen. Ich hatte sogar mal einen Flickr-Pro-Account und liebäugele mit einem Spotify-Premium-Account. Ich zahle monatlich irgendeine Summe an meinen Webhoster für die drölfzig Domains, die ich da über die Jahre hinweg mal registriert habe und noch mal was an Squarespace. Ob ich für Facebook zahlen würde, weiß ich nicht. Für Twitter vermutlich schon. Für Instagram, vielleicht, aber vielleicht würde ich dann auch einfach wieder ganz zu Flickr gehen.

Man muss sich aber vor allem bewusst sein, dass Software etwas kostet. Sie kostet Zeit, Wissen, Mühe, man zahlt Lizenzgebühren, nur damit man für iOS entwickeln kann und wenn man auch nur irgendwas mit der Cloud macht, braucht man auch Server, auf denen der Kram liegt. Selbst, wenn wir Zeit und Wissen da rausrechnen und davon ausgehen, dass der Entwickler den Rechner, auf dem er arbeitet, sowieso hätte und außerdem so viel Spaß an der ganzen Sache hat, dass er gar kein Geld verdienen will, dann ist Softwareentwicklung zunächst mal ein Verlustgeschäft.

Hinter Instagram steckt aber nun mal kein Privatprogrammierer, der mal eben so nebenbei, sondern ein Geschäftsmodell. Das macht niemand, weil ihm gerade langweilig ist, sondern, weil er sich früher oder später Gewinn davon verspricht. Und das macht man auch nicht alleine, sondern mit vielen Leuten und zwar Vollzeit.

Es geht hier gar nicht um die AGBs von Instagram oder anderen, sondern darum, dass ich bei der ganzen Diskussion das Gefühl hatte, das vielen Leuten überhaupt nicht klar ist, was für eine Riesenarbeit allein so etwas wie Instagram überhaupt ist. Wie unglaublich das ist, dass es sowas für umsonst gibt, dass man es einfach so nutzen kann, dass es eine iPhone-App und eine Android-App gibt, dass es (zumindest, was die iPhone-App angeht) kaum Bugs gibt, dass die Sicherheit (meines Wissens) funktioniert, auf dem Server Platz für Abermillionen von größtenteils völlig belanglosen Bildern ist, und, und, und…

Ich hatte das Gefühl, dass sich viele Leute nicht darüber bewusst sind, dass so etwas nicht einfach mal so eben gemacht ist, sie nutzen die angebotenen Dienste wie selbstverständlich, monieren Bugs, nölen, wenn das Update für Android erst Wochen nach dem iOS-Update kommt, drohen damit, irgendwo anders hinzugehen, weil’s da schöner, besser oder flauschiger ist und sobald irgendwas mit Nutzerdaten ist, wird auf die Barrikaden gegangen.

Ein bisschen sind wir auch selber schuld, denn wir machen das ja mit, also wir Entwickler. Ich jetzt nicht direkt, denn die Software, die ich beruflich entwickle, wird für gutes Geld verkauft bzw. hat an anderer Stelle einen sehr gut fassbaren (monetär messbaren) Nutzen für die Firma. Aber würde ich Software für Smartphones oder irgendeinen Webdienst entwickeln, ich hätte Bedenken, dafür Geld zu fordern, weil es ja sonst auch kaum einer mehr tut. Wenn wir nicht aufpassen, dann ist das, was bei den Leuten ankommt, aber folgendes: Software ist nichts wert, denn sie kostet ja nichts. Wir machen das, weil wir das können und es uns Spaß macht, aber wir glauben nicht daran, dass uns jemand dafür Geld bezahlen sollte. Und so viel Aufwand war es jetzt auch nicht, außerdem arbeite ich dem Klischee gemäß eh die Nächte durch und esse dabei Tiefkühlpizza und trinke Cola oder Club-Mate.

Will das jemand? Vom Coolness-Faktor abgesehen, ich glaube nicht, dass das die Vorstellung ist, die man anderen Leuten von Softwareentwicklung vermitteln sollte. Genauso wenig, wie ich einen Illustrator bitten würde, mir mal eben für umme was zu zeichnen oder einen Schreiner, mir mal schnell zu Materialkosten einen hübschen Tisch zu bauen, genauso wenig möchte ich, dass man mich fragt,  ob ich nicht mal schnell für lau eine App schreiben könnte. Mach ich nicht. Für den Mann vielleicht. Oder meine Mutter, die würde das aber nie fragen.

Wir sind verwöhnt. Wir kriegen alles für umsonst und halten das mittlerweile für selbstverständlich, jedenfalls, wenn es ums Internet geht. Wird ein Dienst kostenpflichtig oder gibt zu, dass er mit den Daten der Nutzer gerne Geld verdienen würde, dann wird erstmal rumgezetert, als sei das jetzt der größte Verrat, den man sich überhaupt vorstellen könnte. Was man sich da herausnehme! Geld verdienen! Dabei war das doch immer umsonst! Und jetzt machen die damit den großen Reibach!

 

Ich hab gleich zwei Newsflashs:

1. Man muss diese Dienste gar nicht nutzen. Überraschenderweise besteht nach wie vor kein Facebook-Zwang. Ja sicher, man kann dann nicht mit den ganzen anderen Leuten auf Facebook abhängen, aber das ist dann wirklich ein persönliches Problem.

2. Auch wenn viele Entwickler ihren Job lieben und durchaus oft das ein oder andere auch zeitaufwändige Spielprojekt am Laufen haben, man kann leider immer noch nicht in den Supermarkt gehen und sagen: „Ich habe heute zehn Stunden gearbeitet und hatte total viel Spaß dabei, und von diesem Spaß würde ich mir jetzt gerne Brot und Milch kaufen.“ Ist schade, ist aber so.

 

Mal abgesehen davon, dass ja wohl kaum jemand die AGBs von irgendwas lesen würde. Oder will mir jemand erzählen, dass er sich erstmal die Twitter-AGBs ausgedruckt hat und sie dann mit Textmarker als Abendlektüre sorgfältig durchgegangen ist, noch mal kurz den Anwalt gefragt hat, wichtige Stellen mit dem Partner besprochen hat und sich dann nach einigen Tagen Bedenkzeit doch dazu entschlossen hat, sich da mal ein Konto anzulegen?

Eben. Habt ihr nicht. Twitter darf nämlich auch einiges mit den Tweets, die man da so schreibt, denen überträgt man auch Rechte, von denen man gar nicht weiß, was das eigentlich bedeutet, die AGBs lesen sich ähnlich verschwurbelt wie die für Instagram, und da hat sich noch keiner beschwert. Statt dessen hat man sich auf Twitter darüber aufgeregt, dass Instagram jetzt Sachen machen will, die man Twitter schon vor Monaten oder Jahren mit einem fröhlichen Klick auf den Akzeptieren-Button erlaubt hat.

Bleibt bei Instagram oder lasst es. Es ist mir relativ wumpe. Aber regt euch bitte nicht auf, wenn ein Unternehmen sogar einigermaßen transparent darauf aufmerksam macht, dass sich die Geschäftsbedingungen geändert haben und es jetzt mit den Daten, die ihr denen freiwillig und gerne auf den Server legt, ein bisschen Geld verdienen will. Das ist nämlich dann tatsächlich ein Beispiel für die unangenehme Gratiskultur im Netz.

Plätzchenverlosung: Die Gewinner!

So. Jetzt hab ich’s geschafft. Nachdem ich kein vernünftiges Tool zum automatischen Auslosen per WordPress-Kommentare gefunden habe (wer da was kennt, der soll mir das bitte sagen, falls ich noch mal sowas machen sollte), hab ich zur halb-automatisierten Lösung gegriffen: Kommentare durchnummeriert und bei Random.org drei Zufallszahlen zwischen 1 und 34 erzeugen lassen.

(Ich habe übrigens so lange weitergeklickt, bis wenigstens einmal die 1 und die 34 kam, um auch sicherzugehen, dass wirklich jeder eine Chance hatte. Ich scheine da wenig Vertrauen in Technik zu haben, Berufskrankheit vermutlich.)

Dann kurz gefreut, weil alle Gewinnerzufallszahlen durch drei teilbar waren und dann in der Liste die Namen rausgesucht.

Gewonnen haben:

1. Félin mit der Nummer 12
2. lajulitschka mit der Nummer 15
3. Nina vom Geschenkzeit-Blog mit der Nummer 24

Ich melde mich bei den Gewinnern dann per Mail, um nach den Kontaktadressen zu fragen. Wenn alles klappt gehen die Päckchen dann am Freitag raus und sind hoffentlich noch rechtzeitig zu Weihnachten da. Ansonsten kann man Weihnachtsplätzchen aber auch prima nach Weihnachten essen.

Ich danke allen fürs Mitmachen, ich hätte euch am liebsten allen Plätzchen geschickt, aber das ist leider irgendwie im Budget nicht drin. Dann mach ich das halt nächstes Jahr wieder.

Das einzig wahre Übel: Laienbahnfahrer

Ich fahre ja sehr viel Bahn. Zwar meistens die gleiche Strecke, aber die sehr oft und gelegentlich auch mal woanders hin. Eigentlich fahr ich schon immer viel Bahn, Autos sind mir etwas suspekt, wir besitzen zwar eins, aber mit dem fahren wir gar nicht so oft, und wenn, dann fährt meistens der Mann.

Bahnfahren ist schön. Man kommt relativ schnell von A nach B, kann dabei im besten Fall sitzen und etwas tun, was man sowieso gerne tut. Lesen zum Beispiel, oder Musik hören. Mittlerweile gibt es auf einigen Strecken sogar Internet und wenn man einen passenden Telefonvertrag hat, im richtigen Zug sitzt und dann noch ein bisschen Glück hat, dann funktioniert der sogar. Auch mitten im Westerwald! Echt jetzt!

Manchmal haben Züge auch Verspätung. Na gut, Züge haben öfters mal Verspätung, aber dazu wollte ich sowieso noch mal was schreiben, ich hab das nämlich durchschaut und kann das ganze Leid mit den Zugverspätungen anhand von bekannten und bewährten Werkzeugen aus dem Projektmanagement erklären. Das ist aber ein anderer Blogartikel, der erst noch geschrieben werden muss.

Manchmal, wenn so Züge Verspätung haben, dann verpasst man auch seinen Anschluss. Oder muss mit einem Zug fahren, für den man jetzt nicht reserviert hat. Oder lange warten. Letzteres ist vor allem doof, wenn es sehr kalt ist. Oder sehr heißt. Oder man sehr viel Gepäck dabei hat.

Nach über zehn Jahren Rumpendeln durch NRW und zwei Jahren Rumpendeln durch Deutschland würde ich aber sagen, dass diese Verspätungsgeschichte auch immer ein bisschen übertrieben wird. Auch das Bahnpersonal ist im Wesentlichen immer freundlich und hilfsbereit, und wenn es Ausnahmen gibt, dann liegt das übrigens nicht an der Bahn, sondern an der Tatsache, dass Menschen gelegentlich komisch sind. Auch woanders.

Das war jetzt eine recht lange Einleitung, um zum eigentlichen Übel beim Bahnfahren zu kommen. Es sind, o Wunder, die Laienbahnfahrer. Laienbahnfahrer, wie ich sie liebevoll nenne, sind die Bahnfahrer, die ungefähr einmal im Jahr (wenn überhaupt) mit der Bahn fahren, dann aber gerne länger und vor allem mit besonderen Ansprüchen und sehr genauen Vorstellungen, die leider in den seltensten Fällen mit der Realität in Einklang gebracht werden können. Das liegt weniger an der bösen Realität als an den Laienbahnfahrern.

Laienbahnfahrer erkennt man recht schnell, denn sie reden viel und auch so ausreichend laut, dass man es mitbekommt. Meistens haben sie Koffer dabei, gerne mehrere, denn sie fahren jetzt IRGENDWOHIN! UND ZWAR FÜR LÄNGER!

Laienbahnfahrer haben im besten Fall eine Reservierung. Wenn sie keine Reservierung haben, dann wundern sie sich, warum der Zug so voll ist. Wer hätte gedacht, dass Züge so voll sind? Blöd ist das, da will man mit der ganzen Familie in den Urlaub, mit dem halben Hausstand im Gepäck und dann ist da einfach der Zug voll. Was auch deswegen noch blöder ist, weil Laienbahnfahrer grundsätzlich Goldbarren im Koffer haben. Oder Platin! ODER DIAMANTEN! Denn die Koffer sind erstens so schwer, dass man sie unmöglich auf die Ablage hieven könnte, im Wagenvorraum abzustellen ist aber auf gar keinen Fall eine Alternative, denn man muss den Koffer schon die ganze Zeit im Blickfeld haben.

Eigentlich möchte der Laienbahnfahrer seinen Koffer aber direkt neben sich stehen haben und mit einer Hand festhalten. Damit auch nichts wegkommt. Da sind ja immerhin Goldbarren drin. Mindestens. Da die Koffer aber ob ihrer Größe nicht in den Fußbereich passen und auch eigentlich nicht unter den Tisch, wird er einfach in den Gang gestellt. Und festgehalten. Eisern festgehalten. Damit auch nichts wegkommt! Bei erhöhtem Laienbahnfahreraufkommen ist so ein Gang dann eben gerne mal mit einigen Hindernissen verstellt. Da muss man durch. Der Laienbahnfahrer ist sich da nur geringfügig einer Mitschuld bewusst und beschwert sich lieber über das mangelnde Gepäckunterstellangebot oder wahlweise über die Schwere des ja vermutlich selbst gepackten Koffers, während sich arme Ein- und Aussteigende mit ihren kleinen Rollköfferchen irgendwie an den Laienbahnfahrerkoffern vorbeischlängeln.

Kommen wir zurück zur Reservierung. Manche Laienbahnfahrer sind nämlich immerhin so klug und denken sich, Möööönsch, wenn ich jetzt das erste Mal seit ewig mit der Bahn fahre und dann gleich fünf Stunden, da reservier ich mal besser. Find ich persönlich eine gute Idee. Leider hat niemand den Laienbahnfahrern etwas von der Existenz der Wagenstandsanzeige erzählt. Sie steigen also entweder einfach irgendwo ein oder sprinten den halben Bahnsteig rauf oder runter, weil der reservierte Platz eben überraschenderweise gar nicht da ist, wo man seit zehn Minuten auf den Zug wartet.

Geht die Tür auf, so wundert man sich erstmal, dass da Leute aussteigen. Wer hätte das gedacht! Ein Zug, aus dem Leute erst mal rauswollen! Tatsächlich gibt es Züge, aus denen an bestimmten Haltestellen sehr, sehr viele Menschen aussteigen. Ich erwähne an dieser Stelle mal beispielshalber den einen Zug, der morgens von Frankfurt nach Berlin fährt. Aus dem steigen in Frankfurt unheimlich viele Menschen aus. Und zwar mit einer beeindruckenden Verlässlichkeit. An dieser Stelle muss auch ich zugeben, dass ich auch nach mehrfacher Beobachtung dieses Phänomens immer noch nicht so wirklich glaube, dass so viele Leute überhaupt in den Wagen reingepasst haben. Erst recht, wenn man dann einsteigt und feststellt: Hier sitzen ja noch ganz viele Leute drin. So ganz bin ich auch nicht dahintergestiegen, wie das sein kann, aber es ist Quell der Irritation der Laienbahnfahrer und wenn man es einmal weiß, dann kann man das sehr schön beobachten, wie immer wieder nach dem Koffer gegriffen wird und… nee… jetzt doch nicht, da kommt ja noch wer, aber jetzt, jetzt muss doch, jetzt isses doch… verdammt! Da kommen ja noch welche!

Sind sie aber erst mal im Zug, die Laienbahnfahrer, dann gehen sie ganz, gaaaaaanz langsam den Gang entlang. Zu zweit oder dritt. Mit ihren Koffern und einer groben Ahnung der Platznummer. Im besten Fall sind sie sogar im richtigen Wagen. Aus Erfahrung würde ich sagen, dass etwa die Hälfte aller Laienbahnfahrer mit Reservierung auch im richtigen Wagen sind. Von der anderen Hälfte weiß dann zumindest noch mal die Hälfte, dass sie möglicherweise nicht im richtigen Wagen sind. Die andere Hälfte, also ein Viertel der Laienbahnfahrer mit Reservierung, ist jedoch FEST davon überzeugt, im richtigen Wagen zu sein und weicht selbst auf Nachfragen des auf dem vermeintlich reservierten Platz sitzenden Menschen nicht von der Überzeugung ab, dass dies hier ihr Platz sei. Ganz sicher ist er das, steht doch hier, Platz 46. Nachdem der (es folgt eine Anekdote aus dem wirklich wahren Leben) arme Mensch bereits nach kurzer Diskussion über die Unwahrscheinlichkeit, dass ein reservierter Platz bei funktionierender Reservierungsanzeige nicht als ein solcher gekennzeichnet wäre, seinen Sitzplatz geräumt hat und die auf ihr Sitzplatzrecht pochende Dame sich dem Objekt ihrer Begierde schon nähert, fällt ihr dann aber doch noch was ein. “Das ist doch hier Wagen 21, oder?” fragt sie in den Zug. “Nein”, rufen mehrere Mitfahrer einstimmig. “Das ist Wagen 27!” Die Dame packt ihre Sachen zusammen und macht sich auf, sechs Wagen weiter. Wo ihr reservierter Platz wirklich ist.

Ich könnte noch weiter erzählen. Über die Reisegruppen, gerne aus München kommend, gerne Bier trinkend. Über das wirklich schwere Leid, das man mit den bahn.comfort-Plätzen erdulden muss. Über die ältere Frau mit dem zu großen Koffer, die mich ganz nett fragte, ob es mir etwas ausmache, wenn sie den Koffer unter den Tisch stellte. Nein, sagte ich, sie könne gerne den Koffer unter den Tisch stellen. So schob sie den Koffer unter den Tisch, wobei sich herausstellte, dass der Koffer wohl doch etwas höher war als der Tisch und dieser (also der Tisch, nicht der Koffer) ganz drollig immer weiter nach oben klappte. Das würde mich jetzt aber doch stören, sagte ich, als mein Laptop im 45°-Winkel vor mir stand und erntete einen verdutzten Blick ob meines mangelnden Kooperationswillens bei der Kofferunterbringung.

Ich finde es schön, wenn Leute zum ersten Mal seit ewig mit der Bahn fahren. Ich finde, Leute sollten viel öfter mit der Bahn fahren und möchte niemanden davon abhalten. Aber manche Dinge möchte ich lieber nicht. Koffer kann man in den Wagenzwischenraum stellen. Oder man fragt jemanden, der einem hilft, den Koffer auf die Ablage zu stellen. Man könnte auch zwei kleine Koffer mitnehmen, die man dann alleine hochhieven kann oder doch noch irgendwie in den Fußraum klemmt. Reservierungen empfehlen sich fast immer, vor allem, wenn man nicht alleine verreist. Und so eine Wagenstandsanzeige ist erstaunlicherweise auch keine Raketenwissenschaft.

Am allerallerschlimmsten sind aber die Meckerer unter den Laienbahnfahrern. Die, die bei der kleinsten Verspätung anfangen auf die Bahn zu schimpfen, und sich dabei immer so ein bisschen umgucken, als ob sie darauf warten, dass jede Minute alle Mitfahrer bestätigend in ihr Schimpfmantra miteinstimmen, da hätte man ja gleich mit dem Auto fahren können, überhaupt typisch, aber das wüsste man ja, das wüsste man ja, dass die Bahn aber auch wirklich niemals, also echt nie jetzt, irgendwie mal pünktlich wäre. Das wäre ja bekannt, und man hätte sich das gleich denken können. Zehn Minuten jetzt schon! ZEHN MINUTEN, DAS MUSS MAN SICH MAL VORSTELLEN! Was da an Lebenszeit draufgeht! Neeneenee, beim nächsten Mal, also ganz sicher, da nimmt man das Flugzeug. Oder fährt einfach selber. Aber nie mehr mit der deutschen Bahn. NIE MEHR! UNVERSCHÄMTHEIT! ZEHN MINUTEN!

Aber vielleicht bin ich da auch einfach anders. Ich hab ja auch schon mehr als einmal gedacht: “Och schade, jetzt sitz ich hier gerade so schön und lese und jetzt muss ich schon aussteigen. Können wir nicht noch ein halbes Stündchen einfach so rumfahren?”

Im Übrigens hat der Arschhaarzopf hier eine schöne Anleitung zum Bahnfahren geschrieben und wer mehr über die aufregenden Erlebnisse im Nahverkehr wissen möchte, der sollte mal bei Frau Nessy stöbern gehen.

Lieblingstweets im Dezember, Teil 1

Na und, dann hab ich halt schon jetzt Lust auf Lieblingstweets! So ist das manchmal eben.

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Und bei folgendem Tweet weiß ich sogar genau, worum’s geht. Ich kann’s aber glaub ich nicht mehr. [blackbirdpie url=“https://twitter.com/bangpowwww/status/279355769391050755″]

49/2012 – Webgedöns

Dann eben heute am Dienstag…

Zunächst war da die Geschichte mit der Kita in St. Georg, die von den einigen Anwohnern verklagt wird. Wegen Lärm und Staubemissionen vom Sandkasten. Herr Buddenbohm berichtete zuerst, Frau Journelle verfasste einen schönen offenen Brief/Rant, und Sven von Pop64 fasst es auch schön zusammen. Am liebsten mochte ich aber den Blogbeitrag von Kiki, schon allein wegen dem schönen Schlusswort.

Das allerallerallerallerbeste Weihnachtsbäckereivideo gibt es bei Herms Farm.

Ein schöner kurzer Beitrag bei “Cocktails und Liebe” zum Thema “Frauen und Technik” bzw. “Frauen, die Genderklischees schüren und das auch noch irgendwie niedlich finden”. Grmbl.

Bei Spiegel Online gibt es etwas über Berufspendeln und Bücher, und zwei Blogprojekte, die sich genau damit beschäftigen. Ich bin ja immer gerne gependelt, weil man da so schön lesen kann.

Ich bin ja eigentlich nur bei Lovelybooks, weil es immer mal wieder nette Leute gibt, für die man da bei irgendwas abstimmen kann, aber ich lösche meinen Account da vermutlich bald. Erstens nutze ich es nicht, zweitens fand ich es eher uncool, als ich mal über einen Link auf einmal auf ein anderes Konto zugreifen konnte und drittens wegen dieser Geschichte bei PhantaNews über seltsames Gebaren bei der Autorenverlinkung von Selbstverlegern.

Um zum unterhaltsameren Teil zu kommen, hier hätten wir ein Video von einem Welpen mit einem Türstoppersponingding.

Und hier etwas, dass der beste Freund per Mail schickte: “Dumb Ways to Die. Großartig, aber auch große Ohrwurmgefahr.

Und wo wir gerade bei großartigen Liedern sind: “I’m Gonna Spend my Christmas with a Dalek”. Mehr muss ich hoffentlich nicht sagen.

Eine sehr tolle Version von Edward Goreys “The Gashlycrumb Tinies”, diesmal in der “A Song of Ice and Fire”-Variante. (Überhaupt muss mal gesagt werden, dass Edward Gorey ganz toll ist.)

Jeff Victor macht tolle Illustrationen der Evolution berühmter Schauspieler. Hihihi.

Ein wunderbarer Twilight-Comic. Ich glaube, das fasst die Trilogie ganz gut zusammen.

Bei Suenos gibt es Bettwäsche mit Eulen. Ich sag ja nur. Dafür gibt es Indoor-Pflanz-Module (oder wie man das nennen soll) bei minigarden und tollen Vintagekram bei Living Threads.

Oh Happy Day macht einen wieder fertig. Wahrscheinlich kann ich nur froh sein, dass mich DIY so hoffnungslos überfordert, aber diese Riesenlichterbonbons und diese Geschenkpaketgirlande, die sind schon toll.

Und zum Schluss und weil ja bald Weihnachten ist, hier hübsche Kekse mit geschmolzenen Keksen von Better Homes & Gardens.

Gefangen im Rufnummernportierungslimbo

Eventuell hat man es ja mitgekriegt, aber ich besitze seit kurzem ein iPhone. Das iPhone löste das zweieinhalb Jahre alte Motorola Milestone ab, das auch dringend ablösebedürftig war, nur noch mit regelmäßigen Abstürzen oder eingefrorenen Bildschirmen überzeugen konnte und auf dem noch nicht mal “Plague, Inc.” lief, was mich in der Bürokommunikation deutlich zurückwarf.

Also musste was Neues her, verbunden mit einem Wechsel des Anbieters aus unterschiedlichen Gründen, die hier auch nicht zur Diskussion stehen. Weg von BASE, zurück zur Telekom.

Das war der Plan, mit dem ich schon im Sommer bei einem Telefonhändler aufschlug, ihm von meinem Plan erzählte und den BASE-Vertrag kündigte. Das klappte alles prima, allerdings lief der Vertrag noch bis Ende Januar 2013, ich konnte mich also schon auf ein paar Monate doppelte Grundgebühr freuen.

Vor allem: Ich wollte meine Rufnummer behalten. Und da ungefähr fing das Unglück an.

Das Hin und Her im Sommer und Frühherbst mit Anrufen von BASE und Faxen, die irgendwohin geschickt wurden und von denen ich nie mehr hörte, alles geschenkt. So richtig eilig hatte ich das ja gar nicht und je länger ich mit einem neuen Vertrag wartete, desto weniger müsste ich doppelt zahlen. Ein gutes Beispiel dafür, wann Prokrastination wirklich Geld spart. Aber ich schweife ab.

Irgendwann ist es dann aber soweit. Mit Kündigungsschreiben von BASE betrete ich einen Telekom-Shop in der Essener Innenstadt. Ich würde gerne einen neuen Vertrag abschließen, und ein iPhone haben. Und übrigens auch meine Rufnummer mitnehmen.

Das klappt alles zunächst total prima. Weil das gewünschte Telefon nicht vorrätig ist, wird es mir zugeschickt, aber immerhin habe ich schon mal eine SIM und alles sieht total super aus. Das war im Oktober.

Nach anderthalb Wochen, in denen weder ein iPhone noch sonst irgendwas kommt, denke ich, ich könnte ja vielleicht mal nachfragen. “Ach, das ist noch in Bearbeitung”, sagt die Frau bei der Hotline. “BASE sagt, die Vertragsdaten wären falsch, da müssen sie da mal nachfragen.”

Bei BASE sagen sie mir, die Vertragsdaten wären falsch. Das wüsste ich schon, sage ich, ich wüsste aber gerne, welche Vertragsdaten da falsch seien, und was man da jetzt tun könnte. Das könnte man mir auch nicht sagen, einfach mal alles vergleichen. Wir vergleichen alles. Alles richtig. Toll. Und jetzt? Man weiß es auch nicht.

[blackbirdpie url=“https://twitter.com/anneschuessler/status/264399155106021377″]

Auf meinen verzweifelten Tweet melden sich sowohl BASE als auch die Telekom via Twitter, bitten um DM mit Rufnummer, damit sie sich das mal angucken können. Ein Mitarbeiter von BASE ruft an und erklärt mir, dass die Telekom nur eine einfache Rufnummernportierung beantragt hat, die müssten aber eine vorzeitige Rufnummernportierung beantragen, damit die Anfrage durchgeht.

Na gut. Mit diesen neuen Informationen begebe ich mich in eine andere Telekom-Filiale in der irrigen Hoffnung, man könnte mir dort helfen können. Haha! Hahaha! Erstens erfahre ich, soll man gar nicht die Kundennummer, sondern die Rechnungsnummer angeben. Das finde ich seltsam, schließlich ändert sich die Rechnungsnummer doch immer, aber man besteht darauf, es wäre ganz sicher die Rechnungsnummer, das wäre ein ganz klassischer Fehler. Und zweitens kann man von der Filiale aus GAR NICHTS machen. Ich muss schon in die Filiale gehen, wo der Vertrag abgeschlossen wurde. Ich Dummerle! So naiv.

Zwischendurch ruft irgendwann noch mal die Filiale in Essen an, und erzählt mir alles das, was ich schon weiß, nämlich, dass die Anträge immer abgelehnt werden. Ich teile mein wertvolles Wissen. Sie müssten eine vorzeitige Portierung beantragen, sage ich, und außerdem gar nicht die Kundennummer angeben, sondern die Rechnungsnummer, die hätte ich aber nicht hier. Man könne hier nichts auswählen, sagt die Telekom-Mitarbeiterin, aber sie würde den Antrag jetzt noch mal einfach ohne Kundennummer abschicken, das wäre eh kein Pflichtfeld, vielleicht würde das ja helfen.

Hilft natürlich nix. Also rufe ich noch mal bei der BASE an und schildere das Problem. Die nette Frau am Telefon sagt, sie würde da mal nachfragen, ich hänge ein paar Minuten in der Warteschleife, dann ist die nette Frau wieder dran und erklärt mir, wie das alles eigentlich geht.

Das geht nämlich so: Die von der Telekom müssen per Mail(!) eine Anfrage für eine vorzeitige Portierung an BASE schicken. Dann wird die Rufnummer für einen Monat zur Portierung freigegeben und DANN kann die Telekom die ganze Anfrage an BASE schicken und dann wird alles gut. Zudem stellt sich raus, das mit der Rechnungsnummer ist natürlich Unfug (hab ich doch gesagt!), das gilt nur für Geschäftskunden, die haben da nämlich noch eine Extra-Rechnungsnummer.

Ich bin euphorisch. Endlich weiß ich, wie man Rufnummern portiert. Mit diesem neu erworbenem Wissen marschiere ich zur Telekom-Filiale in Essen. “Wo müssen wir die E-Mail denn dann hinschicken?” fragt mich die Mitarbeiterin. Gute Frage. Muss ich wohl noch mal bei BASE anrufen. Der Mitarbeiter bei BASE will von einer Mail irgendwie nichts mehr wissen, sagt mir aber, wenn ich unbedingt was schicken wollen würde, dann doch einfach an den Kundenservice. Aber eigentlich müssten die doch bei der Telekom nur anhaken, dass das eine vorzeitige Portierung wäre. Da ist kein Haken, sage ich, die können da nichts anhaken. Ich glaube, er glaubt mir nicht.

In der gleichen Zeit, telefoniert die Telekom-Mitarbeiterin noch mal rum und überrascht mit neuen Informationen. Die Mail müsste gar nicht an BASE gehen, sondern intern an eine bestimmte Abteilung der Telekom. Und die leiten das dann irgendwie weiter.

Also, noch mal zum Mitschreiben: Für eine vorzeitige Rufnummernportierung muss man erst mal seinen Vertrag kündigen, dann muss die Telekom intern eine Mail an eine spezielle Abteilung schicken, die fragen dann noch mal bei BASE nach. BASE ruft dann noch mal bei mir an, fragt, ob ich das wirklich will und dass das 25 Euro kostet (Egal! Macht einfach!), ich sage ja, ich möchte das bitte gerne, dann sagt BASE der Telekom Bescheid, dass sie jetzt noch mal den Antrag zur Rufnummernportierung schicken können, das macht die Telekom dann, dann kriegt man irgendwann eine SMS, an welchem Tag die Rufnummernportierung statt findet und dass man zu diesem Termin bis zu 24 Stunden nicht erreichbar ist.

Am 3. Dezember wird meine Rufnummer portiert, ein paar Tage vorher ist auch das iPhone angekommen, die SIM-Karte habe ich ja schon seit Wochen. Am 2. Dezember bin ich anscheinend schon abends nicht mehr zu erreichen. Werte das als gutes Zeichen.

Und tatsächlich, jetzt klappt alles: Am 3. Dezember schalte ich morgens das Handy ein und… EIN WUNDER! Ich habe Netz, ich habe Internet, ich kann telefonieren. Mit meiner alten Telefonnummer! Und es hat nur ein paar Wochen, diverse Tweets, E-Mails und Telefonate gebraucht. Aber immerhin.

Wer also jemals vorhat, eine vorzeitige Rufnummernportierung von BASE zur Telekom zu beantragen und es da irgendwie nicht so läuft wie vorgesehen, ICH WEISS, WIE DAS GEHT! Ich teile dieses Top-Secret-Insider-Wissen auch gerne. Nur was für wertvolles Wissen von diesen mühsam geernteten Informationen auf immer verdrängt wurde, das will ich lieber nicht wissen.

Kreuzberg bei Nacht

Mit Berlin und mir ist das so. 352 Tage im Jahr finde ich Berlin doof, ätzend und überschätzt. Dann gehen mir alle Berliner mit ihrem doofen Berlin tierisch auf die Nerven. Ja ja, ich versteh schon, Berlin ist toll, da gibt’s alles und überhaupt, ALLES GIBT’S DA! ÜBERALL! Und wenn nicht überall, dann auf jeden Fall irgendwo in Berlin.

Ich reagiere da immer angemessen erwachsen und sage: “Pff. Gibt’s hier bestimmt auch.” Meistens stimmt das sogar. Und dann doziere ich ganz großmütig und weltmännisch darüber, dass ja Berlin eigentlich auch nicht anders ist als zum Beispiel das Ruhrgebiet, nur dass da eben alles zu Berlin gehört, so ganz offiziell und hier halt nicht. Aber man weiß ja, dass der Berliner an sich in seinem Kiez bleibt und da gar nicht rauskommt, genauso wie in anderen Städten auch, ach was, SCHLIMMER ALS IN ANDEREN STÄDTEN! Viel schlimmer ist das!

In Köln zum Beispiel, da gibt es wenigstens noch ein richtiges Zentrum, und das gehört allen, da steht der Dom und da ist die Einkaufsstraße und drumherum ist der Ring, ganz einfach. Und wenn man in Köln in die Stadt fährt, dann meinen alle so grob das Gleiche. In Berlin gibt es überhaupt keine richtige Innenstadt und keine Fußgängerzone, wo alle hinfahren und einen Dom gibt’s da schon mal gar nicht. Wenn man in Köln am Hauptbahnhof aussteigt, dann guckt man auf den Dom. Wenn man in Berlin am Hauptbahnhof aussteigt, dann guckt man auf den Arbeitsplatz der Politiker. Pff.

PFFFFFF!

Sowas doziere ich dann jedenfalls und dieses gesammelte Fachwissen, das schöpfe ich aus insgesamt sechs Tagen, die ich in meinem Leben in Berlin war, und das noch nicht mal so richtig, die meiste Zeit davon war ich in Potsdam. Und den Rest, also das Wissen, was ich mir nicht in sechs Tagen Berlin angeeignet habe, das weiß man ja sowieso. Das sagt doch jeder. Hört man überall. Muss dementsprechend wahr sein.

362 Tage im Jahr finde ich Berlin doof, ätzend und überschätzt. Und die drei Tage, die ich dann da bin, die ich eine Stunde lang von Potsdam zur Friedrichstraße fahren und von da aus die Friedrichstraße runterlaufe bis zu einer Haltestelle, wo die Bahnen auch tatsächlich nach Kreuzberg fahre. Und dann am Mehringdamm aussteige und zur Bergmannstraße laufe und da dann zu einem ebenso leckerem wie günstigem Hinterhofvietnamesen und von da aus weiter die Bergmannstraße runter bis zum Südstern, durch dieses Berlin, dieses furchbar doofe und ätzende und überschätzte Berlin, dann bis nach Charlottenburg und dann wieder nach Potsdam, mit den schnuckeligen S-Bahnen an den ebenso schnuckeligen alten S-Bahn-Stationen vorbei.

Also, diese drei Tage jedenfalls, und vor allem die zwei Abende, die ich in Berlin verbringe, in Zehlendorf und in Kreuzberg, an diesen drei Tage laufe ich nur staunend durch dieses Berlin, dieses furchtbare Berlin, wo alles groß ist und alt und so preußisch, dass man nur die Straßennamen lesen muss, und auf einmal die Buddenbrooks versteht, und finde alles toll und möchte überhaupt unter keinen Umstände mehr hier weg.

Ach, Berlin. Aber spätestens im Mai komm ich ja wieder.

Friedrichstraße

Laterne

Friedrichstraße

U-Bahn

Tür

Lichter

104

Bergmannstraße

Mehr Lichter

Pflanzen

Noch ne Pflanze

Hausnummern

Auch in Kreuzberg geht der Trend zur Dritthausnummer.

Häuser

Wurst

Otherland

Größter Neidfaktor: In Kreuzberg gibt es einen Buchladen speziell für Fantasy und Science Fiction.

Tür

Südstern

Nach Spandau

Südstern

Krumme Straße

Jason Mraz in der Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf

Randy Newman, Florence + the Machine, Elvis Costello und ein bisschen Amanda Palmer. Dreieinhalb Konzerte (und eine Oper!) haben wir uns dieses Jahr angeguckt, und als letztes stand Jason Mraz auf dem Programm. Jason Mraz haben wir in den letzten zwei Frankreich-Urlauben rauf und runter gehört. Sonst natürlich auch immer mal wieder, aber da so richtig.

Der Mann und ich lieben Jason Mraz. Die letzte Platte war zwar nicht so überragend dolle, aber die davor und die davor und eigentlich auch die davor sind alle ziemlich klasse, ich liebe die Stimme und wie Jason Mraz mit unterschiedlichen Stile rumspielt und überhaupt alles.

Mitsubishi

Jetzt also live in der Mitsubishi-Dingens-Halle in Düsseldorf, am 25. November. Zum ersten Mal in diesem Jahr bin ich intelligent und hole vorher noch Geld für Parken und Garderobe und Essen und Trinken und so. Außerdem sind wir total pünktlich und haben noch schön viel Zeit, uns gemütlich einen Platz zu suchen und dann noch Currywurst und Laugenbrezeln zu kaufen. Auch im Alter ist man also noch lernfähig.

Plätze finden wir ganz hinten durch. Man könnte auch an der Seite sitzen oder weiter vorne stehen, aber wir sind heute faul und deswegen sitzen wir und können direkt auf die Bühne gucken. Auch gut. Als Vorgruppe tritt Imany auf, die erstens ganz reizend ist und zweitens auch eine sehr gute Vorgruppe für Jason Mraz, nur mit Gitarre und Gesang. Aber eben so gut und reizend, dass das Publikum auch ganz reizend ist, und sich alle freuen, Imany und wir.

Imany

Dann wird umgebaut und dann kommt Jason Mraz mit Band. Und ich nehme das schon mal gleich vorweg: Es ist alles ganz toll. Es fängt toll an und dann geht es toll weiter und dann wird es noch mal besonders toll und dann geht es toll zu Ende. Das klingt jetzt vielleicht etwas sehr redundant, aber es hilft ja nichts, es ist ja alles so toll.

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Beim dritten Lied fange ich auf einmal an zu weinen, weil es eben alles so toll ist, die Musik so schön ist und die Musiker so glücklich aussehen und ich werde an diesem Abend noch öfter weinen, was ich sonst bei Konzerten nie mache. Die Band spielt quer durch alle Alben und schafft es, mich selbst für die Songs vom neuen Album, die ich bisher eher so gehtso fand, zu begeistern.

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Man merkt die Freude beim Spielen, die Musiker sind großartig, ach, was sag ich, großartigst! Allen voran die Percussionistin, in die ich das ganze Konzert über verliebt bin, weil sie so wahnsinnig gut spielt und dabei so eine Energie ausstrahlt. Sogar eine Bläserkombo gibt es! Blechbläser! Brass band! Wie toll ist das denn?

Bläser

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Jason Mraz macht Musik, die glücklich macht und das Gott sei Dank auf der Bühne noch mehr als auf CD. Auf den Bildschirmen hinter der Bühne werden abwechselnd Livebilder gezeigt, damit wir auf den hinteren Plätzen die Musiker auch mal in groß sehen, und dann Videos passend zu den Liedern. “Frank D. Fixer” endet mit einem Bild vom echten Frank D. Fixer, dem Großvater von Jason Mraz und das ist schon wieder so schön, dass man weinen könnte.

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Leider erzählt Jason Mraz nicht so viel, wie ich gehofft hatte. Also, er erzählt schon, aber nicht so ausführlich und witzig, wie ich es von den Live-Aufnahmen kenne. Vielleicht denkt er, wir würden Englisch nicht so gut verstehen, vielleicht hat er auch heute einfach keine große Lust viel zu erzählen. Es ist auch nicht so schlimm, aber eben ein bisschen schade, ich mag das, wenn Musiker auf ihren Konzerten erzählen.

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“I’m Coming Over” beginnt mit ganz wenigen Musikern auf der Bühne und nach und nach kommen alle dazu, bis sie nachher ganz zusammengehuddelt in einer Ecke stehen und spielen und singen und erwähnte ich, dass das alles so schön ist, dass man die ganze Zeit vor Freude und Rührung weinen könnte?

I'm Coming Over

I'm Coming Over

Nach einer kleinen Zugabe ist irgendwann Schluss und der Mann und ich sind uns einig, dass das wohl das schönste Konzert des Jahres war. Großartig waren sie alle, aber so schön war sonst keines. Und mehr kann man sich doch gar nicht wünschen, dass das letzte Konzert des Jahres auch gleichzeitig das schönste ist.

Hach. So schön.

Bei den Links zu Amazon handelt es sich um Affiliate-Links, das heißt, wenn ihr über den Link etwas bei Amazon kauft, kriege ich ein bisschen was ab und bin dann in geschätzt 500 Jahren steinreich und muss nicht mehr arbeiten.