Elvis Costello solo im Cirque Royal in Brüssel

Elvis

Das Schöne, wenn man im Ruhrgebiet oder generell im westlichen NRW wohnt, ist ja, dass man recht fix in Belgien oder den Niederlanden ist. Schneller zum Beispiel als in Hamburg oder Berlin, weswegen wir zum Solokonzert von Elvis Costello eben auch nicht nach Berlin, sondern nach Brüssel gefahren sind.

Eigentlich sollte das Konzert schon Ende November statt finden, wurde aber abgesagt und jetzt am 31. Mai nachgeholt. Also stand bei uns ein kleiner Brüsselbesuch an, und nach einem leckeren Burgeressen liefen wir zur U-Bahn, wo ich sofort kurzfristig überfordert war, weil der Automat weder EC- noch Kreditkarten und auch keine Geldscheine mochte. Nachdem ich einen hilfsbereiten Belgier davon überzeugen konnte, dass ich wirklich alles versucht hätte, wurden wir von ihm und seiner Frau aber netterweise durch die kleinen Zugangsschranken geschleust und haben jetzt auch noch das Abenteuer “Schwarzfahren in Brüssel” erlebt.

Cirque Royal

Kurz nach acht waren wir dann am Cirque Royal, Karten vorgezeigt und ab in die erste Reihe. Ja ja, erste Reihe. Das passiert, wenn man nervöserweise tagelang den Tourkalender aktualisiert und dann beim ersten neuen Konzerttermin ganz schnell die Karten bestellt.

Was ich jetzt weiß, in der ersten Reihe sitzen hat Vor- und Nachteile. Negativ ist, dass man sich – zumindest im Cirque Royal – deutlich das Genick verrenkt, weil man doof nach oben gucken muss. Außerdem hört man eher die Monitore auf der Bühne und nicht die Lautsprecher, die eigentlich für das Publikum gedacht sind, und die klingen nun mal nicht so gut.

Schön ist, dass man wirklich alles mitkriegt und ganz genau sieht und das ist bei einem Solokonzert auch wirklich sehr schön und interessant. Zig Gitarren stehen da rum, und Elvis Costello wechselt regelmäßig das Instrument.

Gitarren

Aber fangen wir mal von vorne an… Es geht los mit “(Angels Wanna Wear My) Red Shoes”, das kenne ich ja eher in der Sesamstraßenvariante und möchte es auch immer so mitsingen. Als nächstes folgt “When I Paint My Masterpiece”, das erste und nicht das letzte Stück, das ich gar nicht kenne. Insgesamt ist das sicher bislang das Konzert, auf dem ich die wenigstens Songs kenne, der Mann kennt gar keins, das stimmt aber nicht, mindestens eins müsste er eigentlich kennen und sowohl “She” als auch “Peace, Love and Understanding” sind ja auch insgesamt etwas bekannter.

Elvis

Zu “Everyday I Write The Book” erzählt Elvis Costello, dass er das Lied eigentlich voll doof findet, weil es so populär geworden ist, aber sein “second favorite Canadian” Ron Sexsmith hat ihm gezeigt, wie man es so spielen kann, dass er es wieder mag, nämlich schön charmant nur mit Gitarre. So kriegt der Song einen ganz neuen Charakter und ich liebe ihn danach noch ein bisschen mehr als vorher schon. (Wer wissen will, wer Elvis Costellos Lieblingskanadier ist, der informiere sich am besten im Internet nach seinem Familienstand.)

Ansonsten steht dem kleinen Mann auf der Bühne schon beim zweiten Song der Schweiß auf der Stirn und so spielt, singt, tropft und freut er sich durch das ganze Konzert. Das ist auch das schöne am Ganzvornesitzen, man sieht alles so wunderbar, wie Elvis Costello spielt und guckt und sich freut und es macht ihn tierisch sympathisch. Der Rest des Publikums scheint auch sehr zufrieden und klatscht und johlt nach jedem Song.

Effekte

Es ist auch erstaunlich, wieviel der Mann da so aus so einem Solokonzert rausholt. Zwei- oder dreimal wird ein bisschen Playbackmusik bemüht, was aber dem Spaß keinerlei Abbruch tut und zur zweiten von insgesamt drei Zugaben holt er seinen Pianisten, der mich doch sehr an den verzweifelten Pianisten aus der Sesamstraße erinnert, nur weniger verzweifelt. Ein paar Mal ereifert sich Herr Costello mit ausufernden Soli, die recth beeindruckend zeigen, was man mit so einer Gitarre (mit der ausreichenden Auswahl an Effektgeräten) alles machen kann.

Der schönste Moment ist aber der, als Elvis Costello auf einmal vom Mikro weg und ein paar Schritte zur Seite macht und dann einfach so ohne Mikro und nur mit seiner Gitarre ins Publikum singt. Keine Ahnung, ob man das im ganzen Saal hört, aber in der ersten Reihe ist es schön laut und gänsehautfördernd. Man könnte fast anfangen zu weinen.

Elvis

Nach der dritten Zugabe nach fast drei Stunden ist Schluss. Elvis ist glücklich, das Publikum ist glücklich und wir auch. Beim nächsten Mal dann bitte mit ganzer Band, nur um mal zu gucken, wie das ist. Insgesamt gilt mal wieder, dass ich einen Künstler, den ich live gesehen habe, danach noch lieber mag als vorher. Und der Herr Costellot war wirklich drei Stunden lang so reizend, dass ich mit einer ordentlichen Portion neu erworbener Costello-Liebe ins Hotel zurück fahre.

P1030587

Setlist gibbet hier.

http://www.elviscostello.com/

http://www.cirque-royal.org/

Brüssel/Bruxelles/Brussel/Brussels

Eine Zeit lang dachte ich, Belgien wäre das sinnloseste Land der Welt, nicht Fisch, nicht Fleisch, keiner weiß so genau, wozu es da ist, und so richtig groß ist es auch nicht.

Mittlerweile weiß ich, dass Belgien durchaus nicht sinnlos ist, ganz im Gegenteil. Belgien ist das Land der Schokolade, Pommes Frites und Comics. In Lüttich gibt es nicht nur die leckersten Waffeln der Welt, sondern auch ein Aquarium mit Axolotln. Außerdem gibt es da Kirschbier und das Sprachgewirr in Brüssel bewirkt, dass nicht nur mein kleines Fremdsprachennerd-Herz höher schlägt, sondern dass ich mich außerdem justamente ausgesprochen kosmopolitisch und weltbürgerisch fühle.

Überhaupt Brüssel. Von allen Städten in Europa, die ich schon mal in irgendeiner Form erkundet habe, ist Brüssel die amerikanischste. Das war schon beim letzten Besuch so, da lag unser Hotel auf der Anspachlaan, die gesäumt ist von kleinen 24–Stunden-Läden, die so ziemlich alles führen, was man brauchen könnte. Hübsche alte Häuser stehen neben großen neuen, kleine Gassen wechseln mit großen Plätzen, es ist laut, hektisch und sogar die Polizeisirenen klingen wie in Amerika. Vor allem hört man dauernd welche.

Ich mag Brüssel. Man sollte viel öfter dahin fahren. Dank eines maximal verwirrten Navigationssystems, das sich mitten in einem Geflecht neuer niederländischer Autobahnen nicht nur in Widersprüche verstrickte, unmögliche Wendemanöver auf der Autobahn vorschlug und uns gelegentlich schlichtweg anlog, kamen wir aber etwas später an als geplant, mussten erst noch den Hunger stillen und dann ja schon auf das Konzert von Elvis Costello, dem eigentlichen Grund für den Ausflug. Am nächsten Tag meinte Brüssel uns dann mit ein paar Regenschauern schnellstmöglich aus der Stadt vertreiben zu wollen. Deswegen gibt es nur ein paar Bilder aus dem Louisa-Viertel, wo auch unser Hotel war, das Hotel Pantone, das ich hiermit mal empfehlen möchte, denn es ist nicht nur eine lustige Idee, sondern auch insgesamt sehr nett – wenn auch ein wenig spartanisch ausgestattet –, und zudem sehr günstig eben mitten im Louisa-Viertel, das direkt mal mit einer Vielzahl kleiner Läden und Restaurants bei mir punkten konnte.

Mit neuer Belgien-Liebe im Gepäck kamen wir dann wieder im Ruhrgebiet an, außerdem mit Rotwein, Kirsch- und Himbeerbier, Pralinen und Waffeln. Alles richtig gemacht.

Häuser

 

Waschsalon

Lavendel

Lampe

Brüsselhimmel

Jean-Stas

Rot

Concierge

Markise

Tür

Nummern

Post

Haus

Pantone

Mehr Pantone

Toilette

Pantone

Koala und Bärchen

Samstags in Münster

Münster ist ein bisschen vergleichbar mit Brüssel, schon allein vom Klang der Städtenamen her. Vor allem aber verlässt mich bei beiden Städten spätestens bei Betreten des Stadtkerns quasi stehenden Fußes jeglicher Orientierungssinn und ich laufe dann auch gerne sehr verlässlich in genau die entgegengesetzte Richtung von da, wo ich eigentlich hin will.

Vor allem aber ist Münster voll mit Zeug. Die Stadt ist voll mit Kirchen, die Straßen voll mit Fahrrädern und die Straßenschilder zugeklebt mit Aufklebern aller Art. Ein Sinnbild von Münster wäre also ein Fahrrad neben einem vollgeklebten Straßenschild vor einer Kirche.

Das Schöne aber ist, man kann sich so ganz ohne Orientierungssinn total prima in Münster verlaufen, denn wenn man erst mal drin ist in der Stadt, ist es eigentlich überall schön und es gibt was zu gucken. Man muss eben nur ein bisschen den Fahrrädern und Reisebussen ausweichen und sich nicht vom Landadel irritieren lassen. Und dann guckt man sich Kirchen an. Oder Kutschen. Oder Kiepenkerlenten.

Beim nächsten Münsterbesuch möchte ich danach dann aber bitte wie gewohnt zurück nach Warendorf fahren und bei der Brieffreundin zu Hause ganz gepflegt ein paar Lustige Taschenbücher lesen. Ist mir völlig egal, dass das schon 15 Jahre her ist, ich möchte das trotzdem.

Kunst

Bemalt

Straße

Fahrrad

Bank

Häuser

Kirche

Nachrichten

Bogen

Cafe

Freundschaft

Tante Tomate

Grün

Marktbeschicker

Mauerblümchen

Am Kiepenkerl

Kanal

Post

Modern

Mehr Häuser

Syndikatsgasse

Briefmarken

Cafe

Kuchen

Kiepenkerlenten

Bunt

Aufm Dorf in Oberorke

Disclaimer: Eventuell handelt es sich bei diesem Blogpost um eine Deutschlandpremiere. Eventuell ist dies der erste Blogartikel, der sich zu einem nicht unwesentlichen Teil mit der Schönheit und Anmut von Oberorke befasst. Ich möchte es nicht beschwören, aber die Chancen stehen gut.

Die Welt kann sich sehr glücklich schätzen, dass ich nicht für die Tourismusbehörde für Oberorke arbeite. Mal abgesehen davon, dass ich bezweifle, dass Oberorke eine Tourismusbehörde hat. Jedenfalls würden mir dauernd nur doofe Slogans einfallen, einer schlechter als der andere, aber ich könnte nicht anders, ich könnte einfach nicht anders.

Es hat auch keine fünf Minuten gedauert, bis die Kollegen und ich dieses entzückende Fleckchen Erde auf “Oberknorke” umtauften. Wir sind hier nämlich total berufsmäßig unterwegs und sind von 9 bis 17 Uhr furchtbar kreativ, und davor und danach ebenso furchtbar entspannt. Bei schönen Wetter im Wellness-Hotel aufm Dorf kann man nämlich nur furchbar entspannt sein.

Es ist ja auch so: So Städter wie wir, wir lästern immer ganz schrecklich übers Dorfleben und dann jammern und klagen wir schon mal ganz prophylaktisch, dass wir nie, nie, nie auf dem Land leben könnten, wo’s keine Straßenbahn gibt, und der nächste Bahnhof eine halbe Stunde weg ist und man von da aus auch nur mit der Bimmelbahn in die nächste Stadt kommt. Und überhaupt, hier gibt’s keinen Bäcker, keinen Kiosk, geschweige denn ein Superbüdchen, wo man abends, wenn der (hier ja auch nicht existente) Supermarkt schon zu hat, noch ein Bier kriegt und aus einem Riesensortiment Zeitungen auswählen kann.

Wir jammern und klagen also, als ob wir ernsthaft befürchten müssten, wir könnten gezwungen werden, hier länger als die vereinbarte Zeit bleiben zu müssen und finden die Vorstellung, hier zu leben, entsetzlich bis absurd.

Wir meinen das auch wirklich so, wir können uns wirklich zum Verrecken nicht vorstellen, hier zu wohnen. Aber die andere Wirklichkeit ist, dass wir das alles ganz furchtbar schön finden aufm Land, aufm Dorf. Das Grün überall, die Kühe und Hühner, die Mauersegler, die einem quasi in Fingerbreite über den Kopf rasen, die hübschen Häuschen. Hier ist die Kirche noch im Dorf und die Straße dahin heißt “Zur Kirche”. Hier kann man sich nicht verlaufen, weil es nichts zum Verlaufen gibt. Hier hat man Hühner im Vorgarten, weil, warum auch nicht? Geht ja.

Der Städter im Dorf ist so gesehen die personifizierte Schizophrenie. Landleben als Lebenskonzept ist für uns schier unvorstellbar, aber gleichzeitig beneiden wir euch um euer Grün und euer Dorf, die Stille und die Natur, die Kühe und die Mauersegler. Und überhaupt.

In diesem Sinne fordere ich euch alle auf, Landurlaub in Oberorke zu machen. Hier ist zwar nichts, aber das dafür in besonders schön. Vor allem aber gibt es im Wellness-Hotel (den Namen braucht ihr nicht, es gibt nur eins) in Oberorke Stauder vom Fass. Ruhrgebiet ist überall.

P1030444

Raps

Hühner

Huhn

Faszination Huhn.

Pusteblume

Grün

Mehr Grün

Mehr Pusteblumen

Noch mehr Grün

Zur Kirche

Kaugummi

Zeug

Fachwek

Holz

Vorsicht, es folgt ein furchtbar schlechter Witz: In Oberorke hat man noch ordentlich Holz vor der Hütte.

Vogelkasten

Kühe

Die fünf neugierigsten Kühe Deutschlands im Anmarsch.

Braune Kuh

Kühe

Weg

Kirche

Haus

Mehr Haus

Klo

Um sich diesen Humor leisten zu können, muss man allerdings mindestens drei Mal Schützenkönig von Oberorke gewesen sein.

Turmdings

Straße

Zu Ende

Tschüss, Oberorke! Nach nur 6 Kilometern schon das nächste Dorf. Toll.

Hilfe, ich war in Bayern!

Es hat ja ein bisschen gedauert, bis ich gemerkt habe, dass man von Hanau schneller in Bayern als in Frankfurt ist. Das muss man sich mal vorstellen: Bayern! Das ist fast so wie Holland, nur ohne Frikandeln. Also, hab ich heute das schöne Wetter mal genutzt und bin nach Aschaffenburg gefahren.

Man muss das ja wirklich mal zugeben, schön isses da schon. Es gibt ein Schloss und das Pompejanum, was auch immer das ist und viele schöne alte Häuser und Gassen und Kirchen und einen großen Park. Dann war das Wetter noch super, überall sind kleine Kneipen und Restaurants, die die Tische raus gestellt haben. Alles ist hier ein bisschen schöner und grüner und selbst der Main, der ja mehr oder weniger der gleiche ist wie 30 Kilometer weiter, sieht hier irgendwie schöner aus.

Auf der anderen Seite stimmt aber schon, was der Frank Goosen sagt, so’n Renaissance-Schloss schön zu finden ist ja einfach, das kann jeder und davon schöne Bilder machen, das ist auch einfach, aber irgendwie auch ein bisschen langweilig. Trotzdem hab ich im Schlosshof gesessen und das ganz toll gefunden und auf den Main runtergeguckt und das toll gefunden und draußen auf einer Bank ein vietnamesisches knallesüßes Dessert gegessen und das toll gefunden.

Wie es der Zufall wollte, war dann auch noch ein Hamburger Fischmarkt auf dem Platz vor dem Schloss, als ob man mich gleich mit zwei fremden Kulturen konfrontieren und nachhaltig verwirren wollte. Dafür hab ich dann auch ganz schnell dem Obdachlosen aus Gelsenkirchen zwei Euro gegeben, schon allein aus Heimatsolidarität.

Das beste aber, das allerallerbeste waren die zoologischen Entdeckungen. Eine Eidechse am Schloss, und im Park dann ein Pfau und ein Streifenhörnchen. Damit, liebes Aschaffenburg, hast du dich doch ein bisschen in mein Herz geschummelt. Sehr perfide, aber wirksam von dir.

Ich mein, wie großartig ist das denn? Ein Streifenhörnchen. STREIFENHÖRNCHEN!

STREI! FEN! HÖRN! CHEN!

P1020994

Cafe

Alligator

Schiff

Fischmarkt

Reserviert

Main

Schloss

Tür

Bücher

Bank

Klingel

Park

Schlappeseppl

Chevalier

Müll

Fratze

Hund

Mehr Cafe

Erbsen

Lila Blumen

Beat

Blume

Eidechse

Pfau

STREIFENHÖRNCHEN!

Damals(TM): Craft’s Fair in Chicago

Ich hab den Besuch auf dem Design Gipfel gestern mal zum Anlass gekommen, um mal ein paar Bilder aus dem Archiv zu graben. Damals(TM) im Herbst 2005 waren wir in Chicago und haben mit Caitlin und Charles eine Craft’s Fair besucht. Leider habe ich nicht wirklich viele Bilder davon gemacht. Es war ziemlich regnerisch an dem Tag, der Markt fand auf einer Wiese stand, dementsprechend stapften wir ein bisschen durch den Matsch, aber es war trotzdem eine ziemlich tolle Sache. Gekauft habe ich damals ein Stickset von wool & hoop, das ich dann zu Hause auch brav vollendet und sogar gerahmt habe.

Gerne hätte ich auch noch die Lampen aus Papierschirmchen gekauft, aber die nach Deutschland zu transportieren wäre vielleicht doch etwas schwierig geworden.

Zwischen dem Besuch der Craft’s Fair in Chicago und dem Design Gipfel in Dortmund liegen also ungefähr sechseinhalb Jahre und ziemlich viele Kilometer. Erstaunlicherweise hat sich aber gar nicht so viel verändert. Eulen sind anscheinend doch ein bisschen zeitlos. Und Papierschirmchen-Lampen wohl auch.

Zeug

Prints

Caitlin

Stände

Lampen

Der Berg (Edinburgh, Tag 10)

Ich so

In ein paar Jahren werden wir bestimmt wieder auf den Berg steigen. Wenn nicht früher.

Man braucht ja nicht viel, um auf den Berg zu steigen, noch nicht mal richtige Wanderschuhe, denn die Wege sind ja angelegt, und wenn es steil wird gibt es Stufen und sogar Geländer. Manchmal auch da, wo es nicht steil ist, als wäre den Wege-Anlegern zwischendurch langweilig geworden und sie hätten gedacht, ach komm, hier noch ein paar Stufen hin, schadet ja nicht.

See und Ruine

Es gibt auch keine Schluchten, in die man stürzen könnte, man kann hauptsächlich stolpern und unglücklich fallen, aber das kann man ja überall. (So wie meine Oma, die sich nicht mehr raus traut im Winter, wegen dem Eis, weil es da glatt ist und sie ausrutschen könnte und wo sie doch Osteoporose hat und sich immer sofort was bricht. Und dann bricht sie sich wirklich den Oberschenkel, auch im Winter, wo es draußen kalt ist und glatt, und zwar, weil sie nachts in der Küche über die offene Backofentür stolpert.)

Regenbogen

Man kommt also ganz einfach hoch und es ist auch nicht gefährlich und vermutlich ist es auch gar kein Berg, sondern eher ein Hügel, und wenn jetzt etwa Hugh Grant vom Vermessungsamt kommen würde und sagen würde, jetzt gucken wir aber mal, da müssten die Leute ganz schön viel Erde aufschütten, bis das ein Berg würde. Aber es gibt auch nichts Größeres in der Umgebung, jedenfalls nicht in der Nähe und wenn man oben ist, dann ist man ganz oben und guckt auf alles runter und alles, was vielleicht doch höher ist oder ganz sicherlich höher ist, das ist weit weg und dementsprechend hübsch anzusehen, aber keine wirkliche Konkurrenz.

Edinburgh

Und dann steht man oben, nachdem man die restlichen paar Meter über Felsen geklettert ist und jetzt auf Felsen steht und zwischendrin sind Pfützen, weil es irgendwann geregnet hat, aber nicht jetzt, nicht heute, gestern Nacht wohl, aber nicht heute. Weil der Berg so einfach zu besteigen ist und weil sowieso nichts anderes los ist und das Wetter schön und überhaupt, sind noch ganz viele andere Menschen da, die auch auf den Felsen herumstolpern und mal nach Norden gucken, wo die Bucht ist und mal nach Süden, wo hauptsächlich Landschaft ist, und auch nach Osten, wo auch die Bucht ist und im Westen ist die Stadt. Da kann man auch schön hingucken und sagen, guck mal da, da ist das Schloss und da ist das Riesenrad und da hinten waren wir auch schon, siehst du?

Edinburgh

Stadt

Menschen

Zwischendurch macht man Fotos, nach Norden und nach Süden und nach Osten und nach Westen, also eigentlich überall hin, weil ja alles so schön ist und klein und weiter unten. Außerdem ist das Wetter schön und die Sonne scheint so majestätisch durch die Wolken und zur Bucht hin ist ein Regenbogen, wie auch immer der da hingekommen ist, es regnet ja gar nicht.

Sonne

Aber es stürmt. Es stürmt und windet eigentlich dauernd in der Stadt und auf einem Berg ja bekanntermaßen viel mehr und ganz oben auf dem Berg, wo auch nichts mehr drumherum ist, da am allermeisten. Die Pfützen auf dem Boden kräuseln sich vorm Sturm und auf einmal hab ich Panik, dass irgendwas passiert, dass wir alle gleich vom Berg geweht werden bei dem Sturm und der Mann steht da und knipst Fotos nach Norden, nach Süden, nach Osten und nach Westen und auch von mir, wie ich gerade Panik habe und denke, gleich werden wir alle umgeweht und dann geht die Kamera kaputt und die war doch so teuer.

Panik?

Die Panik geht vorbei, aber der Wind eigentlich nicht und wir stehen da rum auf dem Gipfel mit all den anderen Leuten, die gucken und reden und lachen und Fotos machen und wieder runtersteigen und neue Leute kommen raufgestiegen, sogar mit Hunden. Die Mädchen haben alle nur Strumpfhosen an und kurze Kleider und Röcke, die sind hier hart im Nehmen. Nicht so wie ich, ich hab eine lange Hose an und unter der Hose noch eine warme Strumpfhose und ordentliche Schuhe, die ich damals in der Kinderabteilung gekauft hab, weil die Wanderschuhe für Erwachsene alle so hässlich waren, aber die für Jugendliche nicht und Schuhgröße 40 haben auch schon Jugendliche. Auf jeden Fall hab ich gedacht, na ja, wenn wir auf einen Berg raufklettern, da zieh ich mich mal ordentlich an, wer weiß, was da kommt. Aber eigentlich kommt gar nichts, man muss nur ein bisschen aufpassen, wo man hintritt und dabei ist es egal, ob man jetzt eine ordentliche Hose an hat und festes Schuhwerk oder einfach irgendwas, solange es nur keine Absätze hat oder schnell kaputt geht.

Hund

Ich hab vorher noch eine Flasche Wasser gekauft und zwei Millionaire Shortbreads, aber nicht bemerkt, dass das Wasser mit Sprudel war, was hier keiner so wirklich mag und die Shortbreads sind auch nur so halb lecker, aber ich ess trotzdem ein Stückchen. Immerhin hab ich das Shortbread gekauft, damit wir nicht jämmerlich verhungern müssen auf dem Berg, wie damals in Frankreich, wo der Berg höher war und der Weg steiler und schlimmer und das Einzige, das Allereinzigste, was wir als Proviant dabei hatten, war eine Packung Feigenkekse, und das auch eher nur zufällig, weil die noch im Rucksack waren.

Daraus hab ich gelernt, und deswegen hab ich eine Flasche Sprudelwasser dabei und zwei dreieckige Shortbreads und wenn man schon Proviant dabei hat, dann muss man auch was davon essen und zwar auf dem Gipfel, als Belohnung. Wär nur schöner, wenn die Belohnung auch richtig lecker wäre. Oder vielleicht, wenn der Aufstieg so unglaublich anstrengend gewesen wäre, so dass danach alles irre lecker schmeckt. Aber der Aufstieg war nicht so dolle anstrengend und das Shortbread ist nicht so dolle lecker, aber ich ess das jetzt trotzdem. Darum. Aus Gründen.

Anne

Als wir genug im Sturm rumgestanden und Bilder gemacht und in alle Richtungen geguckt haben, klettern wir wieder die Felsen runter, laufen dann aber in eine andere Richtung und landen auf einer großen grünen Wiese, wo eine Gruppe Chinesen mit Steinen Buchstaben auf die grüne Wiese legt und es immer noch sehr windig ist, aber längst nicht so schlimm wie oben auf dem Gipfel.

Wiese

Spitze

Und dann stehen wir so auf der knallgrünen Wiese auf einem Berg in Schottland, auf einem Berg mitten in einer der wunderbarsten Städte der Welt und ich denke nur, was für ein toller Weg, das neue Jahr zu beginnen und dann entscheide ich ganz spontan, dass 2012 ein tolles Jahr wird. Einfach so, weil ich’s kann. Ich kann auf einer Wiese in Schottland im Wind stehen und beschließen, dass 2012 ganz super wird und deswegen mach ich das auch.

Anne

Auf dem Abstieg geht es in einer langen Reihe über eine Felsentreppe den Berg runter. Vor uns Menschen, hinter uns Menschen, und andere Menschen kommen uns entgegen, die wollen noch auf den Berg. Nachher schlottern uns bestimmt die Knie, denke ich, das kenne ich schon von der einen Treppe in Lüttich, wenn ich da runterkomme, dann hab ich auch immer ganz wabbelige Knie.

DSC_0539

DSC_0543

Unten angekommen sind die Knie aber gar nicht so wabbelig und schlotterig, sondern ganz normal. Wenn man hochguckt, sieht man, wie sich die Felsentreppe am den Berg herunterschlängelt. So weit sind wir heute hoch und runtergeklettert, standen im Sturm auf dem Gipfel mit anderen Menschen und Hunden, haben Regenbogen gesehen und die Bucht.

Ich wüsste nicht, wie man ein Jahr schöner beginnen sollte. 2012 wird toll. Und jetzt haben wir Hunger und wenn wir das nächste mal hier sind, dann klettern wir hier wieder rauf.

Edinburgh – Tag 9 (HOGMANAY!)

Edinburgh

Endlich kommt der 31.12., der Tag auf den ich mich gleichzeitig am meisten freue und vor dem ich auch ein bisschen Angst habe, denn wir wissen ja überhaupt nicht, was heute hier noch so passieren wird, außer, dass es vermutlich laut wird.

Streicht das „vermutlich“ im vorigen Satz, es wird laut. Das merken wir schon morgens (also mittags), als der Soundcheck gemacht wird. Da wummern bei uns die Fenster, wenn der Bass aufgedreht wird. Also ein schöner Vorgeschmack auf das Programm später.

Wir lassen den Tag langsam angehen. Weil wir wieder so spät rauskommen, geht es wieder zu Pret A Manger, und dann –  haltet euch fest – schreib ich meinen Roman zu Ende. Im Hotelzimmer in Edinburgh haue ich das 50233. Wort in den Rechner, speichere ab und bin fertig. FERTIG!

Edinburgh

Der erste Gedanke ist tatsächlich ein begeistertes “Geil, ich muss mir da jetzt nichts mehr ausdenken. Ich hab frei. Ich bin fertig.” Ein bisschen schade ist es ja fast, dass die ersten Gedanken darum kreisen, jetzt nichts mehr mit dieser Geschichte zu tun haben zu müssen, die Datei nicht mehr öffnen zu müssen, seine eigenen Worte und Ideen nicht laufend irgendwie in Frage stellen zu müssen. Kurz, nicht mehr dran denken zu müssen. Es fühlt sich ein bisschen wie Verrat an. Aber gleichzeitig so toll, weil eben: 50.000 Wörter. Fünfzigtausend! In einem Monat! Es ist so toll.

Und zur Belohnung, weil ich jetzt den Kopf frei hab, gehen wir ins Kino und gucken Mission Impossible, der irgendwie deutlich besser ist, als ich erwartet habe, was vor allem an Jeremy Renner liegt, den ich vorher nicht kannte, jetzt aber gerne als nächsten James Bond haben möchte.

Nach ein paar vergeblichen Versuchen rund um die Broughton Street noch etwas zu Essen zu bekommen (alles zu oder ausgebucht), landen wir im The Conan Doyle am York Place, wo’s genau das gleiche gibt wie im Greyfriar Bobbys, aber ich zumindest etwas anderes bestelle und der Kellner wahnsinnig irre höflich und nett ist und außerdem ein bisschen so aussieht wie Michael Cera, mal abgesehen davon, dass er uns wegen irgendwelcher Verwirrungen, die noch nicht mal wirklich schlimm sind, zwei Nachtische aufs Haus anbietet. Als wir trotzdem nur einen nehmen, fragt der Michael-Cera-Kellner erst noch gefühlte zehn Mal nach, ob wir wirklich nicht zwei wollen. Wir teilen uns einmal Cranachan, was allerdings so lecker ist, dass man tatsächlich noch ein zweites hinterher bestellen könnte. Tun wir aber nicht, sondern wandern vorfreudig zurück ins Hotel.

Dabei müssen wir tatsächlich über die Partymeile, also müssen die speziellen Hoteleintrittskarten vorzeigen und können dann direkt mal einen Eindruck gewinnen, wie das wohl heute so wird. Laut wird es und Bühnen stehen überall rum, direkt am Eingang eine mit DJ und wohl noch unten irgendwo im Park eine, und die direkt bei uns am Hotelfenster und die Kirmes macht heute besonders laut Wumpa-Wumpa. Insgesamt aber alles sehr angenehm, Flaschen darf man sowieso nicht mit aufs Gelände nehmen und mittlerweile hat es auch wieder aufgehört zu regnen.

Und im Hotelzimmer machen wir dann das Fenster auf und hören der Musik zu und gucken runter und machen Photos von den Menschen da unten, die gleich mit uns Silvester, pardon: Hogmanay, feiern wollen.

Edinburgh

Edinburgh

Edinburgh

Edinburgh

Weil ich zwischenzeitlich hibbelig werde, schleusen wir uns vermutlich halblegal auch noch mal auf die Partymeile und laufen ein bisschen auf und ab. Die Schlange für die Getränkebude ist lang, ein paar Leute haben wohl doch schon etwas zu viel getrunken und so wirklich viel gibt es gar nicht zu sehen, zumal man auch für das ein oder andere Konzert Extra-Karten braucht und unsere Hotelkarten sind ja schon eher so zweifelhaft, sie legitimieren vermutlich nur zum Hin- und Wegkommen vom Hotel, wobei mal allerdings zwangsweise auf das Gelände der Street Party muss. Die beste Bühne allerdings, die können wir tatsächlich deutlich besser vom Hotelzimmer gucken, also machen wir uns wieder auf ins Warme.

Wir lungern in der Hotelbar auf den Sesseln rum und schließlich ist es fast soweit, ich besorge zwei Gläser Champagner oder Sekt oder wie auch immer, irgendwas Sprudeliges, es gibt kurz Verwirrung wegen des Zimmerschlüssels, der erst weg ist und dann aber doch in der Handtasche auftaucht und dann geht es raus.

Edinburgh

Edinburgh

Edinburgh

Edinburgh

Edinburgh

Edinburgh

Im Reiseführer oder so hab ich gelesen, dass alle um Mitternacht „Auld Lang Syne“ singen und ich stelle mir das sehr schön vor, wie wir gleich mitten unter Schotten und anderen Hogmanay-Touristen stehen und zusammen singen.

Um Mitternacht geht aber auch das Feuerwerk los, vor uns und hinter uns und es ist vielleicht nicht so spektakulär und groß, wie man es erwarten hätte können, aber dafür umso schöner, vor allem, weil alle ganz andächtig gucken und zwischendurch jubeln und klatschen, wenn gerade was besonders schönes am Himmel leuchtet. Wahrscheinlich steh ich die ganze Zeit nur mit einem Grinsen auf dem Gesicht da und gucke und gucke und gucke und entweder es hat keiner gesungen, oder ich habe es nicht gehört, wegen dem Feuerwerk und den jubelnden Leuten, aber an diesem Hogmanay gibt es wohl kein „Auld Lang Syne“ für mich. Auch nicht so schlimm, dann eben ohne. Oder beim nächsten Mal.

Als alles vorbei ist, ziehen wir ab ins warme kuschelige Hotelzimmer und gucken dann bestimmt noch eine Stunde lang abwechselnd oder zusammen aus dem Fenster, wo die Peatbog Fairies spielen und alle glücklich sind und hüpfen und tanzen und noch mehr hüpfen und ganz viel tanzen. Weil Hogmanay ist und weil die Musik so toll ist und überhaupt.

Edinburgh

Edinburgh

Und jetzt ist 2012. Wir sind in Edinburgh, unten tanzen Menschen, und es ist 2012. Alles gut.

Edinburgh

Edinburgh – Tag 8 (Hä?)

Ich hab… ich hab keine Ahnung, was wir an diesem Tag gemacht haben. Es gibt keine Bilder, es gibt fast nichts auf Twitter, ich weiß es nicht mehr.

Ich vermute, wir haben lange geschlafen, waren dann bei Pret A Manger, weil das nicht so weit zu laufen war und es hier den ganzen Tag Sandwiches und leckere Suppe gibt und haben dann gelesen, geschlafen und zumindest in meinem Fall weiter am Roman geschrieben, der bis morgen fertig werden muss, weil das die Regeln sind.

Wenn ich mich nicht ganz täusche gehen wir nachher beim Thailänder in der Broughton Street, weil ich ganz dringend Tom Ka Gai essen will und dann sehen wir eventuell noch Sherlock Holmes 2 im Kino.

Wie gesagt, es gibt keine Bilder, es gibt fast nichst auf Twitter, aber Erholen stand ja auf dem Plan und das haben wir damit auch gut hingekriegt.

Tweet des Tages:

[blackbirdpie url=“https://twitter.com/#!/anneschuessler/status/152922956199247873″]

Edinburgh – Tag 6 und 7 (Besuch!)

Edinburgh

Es stürmt. Es stürmt regelmäßig in Edinburgh, dafür ist es nicht so kalt und es regnet auch gar nicht so oft. Im Grunde genommen ist das Wetter sehr schön, nur manchmal stürmt es eben, und dann so richtig.

Nach der unruhigen Nacht bin ich etwas aufgeregt. Heute kommt Isa. Die sind in der Nacht vorher mit dem Schiff angereist und bleiben zwei Nächte in Edinburgh, was wir eher zufällig festgestellt haben, als ich bei Twitter meine unglaubliche Verzweiflung bei der Hotelsuche kundgetan hatte.

Bilder machen wir heute keine aus irgendwelchen Gründen, hauptsächlich aber, weil sowieso nicht viel passiert. Gefrühstückt wird wieder im Centrote, wo ich magenfreundlichen Toast mit ebenso magenfreundlichem Minztee bestelle und das war’s auch schon an morgendlichen Aktivitäten.

Danach will ich aber wirklich den Mantel von gestern kaufen, den gibt es auch hier, in einem Laden am Schloss und weil es draußen stürmt und ja Rumliegen, Lesen und Nichtstun zum Programm gehören, bleibt der Mann im Hotel und ich stiefel allein durch den Sturm zum Schloss hoch. Als ich ankomme, sind mir fast die Ohren abgefroren, also kaufe ich zum grünen Mäntelchen noch ein rosa Mützchen mit Schleifchen (Jawohl!) und bin sehr glücklich. Dann rufe ich Isa an, die gerade irgendwo im Parkhaus rumkurvt (bzw. sich rumkurven lässt), so dass die Verbindung irgendwann abbricht und ich die beiden erstmal ordentlich parken lasse, noch Begrüßungskekse im Hotel abliefere (die offenbar auch ein bisschen bei der nachmittäglichen Hungerbekämpfung helfen) und dann wieder zurück ins warme Hotelzimmer stiefele.

Nach mehr Lesen und Rumliegen und Nichtstun stiefele ich erneut los, um bei McDonalds das Abendessen zu besorgen, mehr kriegt der Magen heute nicht mehr auf die Reihe.

Und dann verabreden wir uns mit Isa und Zoë im Pub, wo auch eine Live-Session ist. Da laufen wir dann abends hin und haben einen sehr netten Abend mit Whisky, der nach einstimmigem Urteil “nach abgefahrenen Reifen” riecht, aber wohl ganz gut schmeckt. Ich konzentriere mich auf Cider, das geht schon wieder, und der Mann von Isa hat sein Instrument mitgebracht, eins, von dem ich den Namen schon wieder vergessen habe, und spielt mit den schottischen Jungs bei der angeblich tranigsten Session aller Zeiten (nicht meine Worte). Ich kann das ja nicht beurteilen, denn das ist ja meine erste schottische Session. Es ist aber trotzdem schön und am schönsten, wenn der Mann von Isa singt und am allerschönsten, wenn es was von Velvet Underground ist.

Edinburgh

Edinburgh

Am nächsten Tag treffen wir uns im Always Sunday, was zwar voll und gut ist, aber nicht so unglaublich gut, wie es die Vollheit andeuten möchte. Tatsächlich können wir aber noch einen Tisch für vier Leute organisieren. Dem Magen geht es immer besser und ich traue mich an Scones mit Marmelade und Cream Cheese.

Während Isa mit Anhang dann zum Shoppen (man munkelt, es gäbe da einen auf Folk und Traditional spezialisierten CD-Laden) aufbricht, steuern wir zielstrebig auf den kulturellen Teil des Urlaubs zu. Neeeeeein, nicht das Schloss. Das Whisky-Museum, oder besser: The Scotch Whisky Experience. Man wird zunächst in eine lustige Gondel gesetzt und kriegt von einem lustigen Geist erklärt, wie Whisky hergestellt wird. Danach werden wir in einer großen Runde zum Whisky-Tasting geführt, wo wir etwas über die vier Hauptgebiete der Whiskyherstellung lernen (wichtig: Whiskys aus Speyside riechen nach Banane) und dürfen uns einen Whisky zum Probieren aussuchen.

Edinburgh

Edinburgh

Außerdem gibt es noch die größte Whiskysammlung der Welt und eine Destillery Fair, aber nur heute, wir haben Glück, und kriegen noch acht Zettelchen, die wir gegen jeweils eine Whiskyprobe eintauschen können. Wir schaffen zusammen drei Proben und sind dann fertig mit Whisky. Aber schön war’s. Und so schön übersichtlich, dass ich auch wirklich alles behalten habe, wo sonst die großen Museen ja immer schnell den totalen Informationsüberfluss erzeugen, so dass ich nachher immer das Gefühl habe, weniger zu wissen als vorher.

Und weil wir schon dabei sind, gehen wir einfach gleich ins nächste Museum, der Camera Obscura direkt gegenüber, wo es optische Illusionen und Spielereien zu bestaunen gibt und oben, ganz oben, eine richtige Camera Obscura zum Reingehen und außerdem eine Superaussicht auf Edinburgh vom Dach des Museums aus. Es ist alles ganz toll, es gibt ein Spiegellabyrinth und überhaupt. Beides zu empfehlen, wenn man mal in Edinburgh ist.

Edinburgh

Edinburgh

Edinburgh

Edinburgh

Edinburgh

Abends gehen wir zu viert ins Urban Angel, wo die Herren sich am Haggis laben und Isa und ich eher die kleineren Gerichte von der Karte interessant finden. Es geht um alles mögliche und das Urban Angel ist ein wirklich nettes Restaurant, von außen deutlich unscheinbar, aber dann wird man in einen urigen Gastraum geführt mit viel Holz und Kamin (der ist aber nicht an). Es ist immer etwas komisch, wenn man Leute trifft, deren Blogs man liest, und wo man dann gefühlt hundertmal am Abend sagt “Ach ja, stimmt, hab ich ja drüber gelesen”, aber es ist auch sehr nett, weil es ja viele Geschichten gibt, die nicht im Blog stehen und die mindestens genauso spannend sind.

Danach holen wir noch Zoë und Anhang ab und suchen uns einen Pub in der Broughton Street, wo es keine Musik gibt und erstmal auch keinen Platz zum Sitzen für uns, aber nachher schon und wie auch gestern schon, wird es ein sehr netter Abend, bis wir alle sehr zufrieden (hoffe ich jedenfalls) in die jeweiligen Hotels und Apartments zurücklaufen. Isa fährt morgen weiter in den Norden und Zoë fliegt zurück nach Berlin.

Edinburgh

Dann sind wir wohl wieder allein in Edinburgh. Also wir und die ganzen anderen Leute, die hier mit uns Hogmanay feiern wollen. Also doch nicht so ganz allein.

Tweet des Tages:
[blackbirdpie url=“https://twitter.com/#!/anneschuessler/status/152012218341408768″]