Tagebuchbloggen, 07.05.2021

Heute war ich beim Arzt, genauer gesagt beim HNO. Ich habe nämlich immer mal wieder so ein Flattern im Ohr, das dauert nicht lang, tut auch nicht weh, nervt aber und es gibt Phasen, wo es öfter und häufiger vorkommt. Als ich das dann mal googelte, sagte das Internet sehr schnell „Huiuiui, könnte Tinnitus sein“ und irgendwann dachte ich jetzt, ich frag einfach mal jemanden, der sich damit auskennt, zum Beispiel einen Arzt.

Ein anderer Teil des Internets empfahl unterschiedliche Ärzte, darunter einen direkt um die Ecke, wo ich dann Mittwoch anrief und einen Termin für heute um 10 Uhr bekam.

Long story short: Es ist nichts, ich höre super, Flattern im Ohr ist so was ähnliches wie Augenzucken, kann also mit Stress zu tun haben oder einfach Muskeln, die nicht immer ganz das tun, was sie sollen. Wenn es zu sehr nervt, hat der Arzt gesagt, soll ich es mit Magnesium versuchen und vor allem soll ich keine Symptome im Internet googeln, OKAY ICH HAB’S VERSTANDEN!

Es war aber eine insgesamt angenehme Erfahrung, ich höre lieber sowas als ein „Wärense doch mal eher damit gekommen“.

Auf dem Rückweg brachte ich noch ein kleines Päckchen zur Post und dann kaufte ich in der Apotheke zwei Schnelltests, aus keinem besonderen Grund, vor allem, weil ich einfach einmal das dringende Bedürfnis hatte, nach über zwölf Monaten Pandemie mit einigermaßener Sicherheit „Ich hab nix“ sagen zu können. Ich bin ja latente Psychosomatikerin, ich bilde mir eigentlich nicht unnötig häufig krank zu sein, aber wenn ich kurz überlege, ob ich Halsschmerzen haben könnte, bekomme ich recht zuverlässig Halsschmerzen. Das ist in einer Pandemie sehr ungünstig, man entdeckt laufend Symptome, die vielleicht Corona sein könnten, ziemlich sicher aber nicht. Ich habe erstmal mit einem Wattestäbchen geprüft, wie tief ich wirklich in die Nase komme und ob ich das aushalte oder dabei leider sterben muss, und dann habe ich alles brav nach Anleitung durchgeführt und… Trommelwirbel… kein Corona. Na dann.

Tagebuchbloggen, 06.05.2021

Notiz an mich selber: Nach 19 Uhr mit dem Auto nach Rüttenscheid und eine Stunde später wieder nach Hause zu fahren ist eine saudumme Idee. Dafür, dass ich in Rüttenscheid verhältnismäßig schnell einen Parkplatz verhältnismäßig nah am Zielort fand, kurvte ich bei uns geschlagene zehn Minuten durch die Gegend, begegnete dabei drei Mal einer Nachbarin, die ebenfalls einen Parkplatz suchte und dann fand ich einen, weil ich aber vor ungefähr elf Jahren das letzte Mal rückwärts einparkte und der Parkplatz auch einigermaßen knapp war, praktizierte ich Einparken in hundert Zügen mit anschließendem Anruf bei meinem Mann, er möge mich bitte von meinem Elend erlösen und den Wagen für mich einparken. Ich beobachtete mich bei diesem Anruf dabei, wie ich den Feminismus eigenhändig begrub, aber das ist natürlich Blödsinn, Feminismus bedeutet gar nicht, dass man als Frau super einparken kann. Außerdem kenne ich mindestens zwei Frauen, die ganz hervorragend rückwärts einparken, nämlich unter anderem meine Mutter. Aber die fahren eben auch sehr regelmäßig mit dem Auto und haben nicht wie ich einfach mal zehn Jahre lang das Autofahren komplett eingestellt.

Mein Mann kam dann jedenfalls und parkte einfach woanders, aber da hätte ich auch nicht einparken wollen, da war nämlich ein Laternenpfahl. Nächstes Mal fahr ich jedenfalls wieder mit dem Fahrrad, das geht in etwa genauso schnell, nur ohne Parkplatzsuchen, also schneller. Ich hatte heute sogar einen vorgeschobenen Grund, das Auto zu nehmen, aber der war natürlich genau das, nämlich vorgeschoben. Aktuell kann ich alles immer noch ganz guten Gewissens mit „Fahrpraxis bekommen“ verargumentieren, aber lange hält dieses Argument auch nicht mehr.

Dann gab es Essen vom Türken, gut, aber nicht so gut wie bei dem anderen Türken, der heute aus ungeklärten Gründen nicht liefert und jetzt lese ich noch ein bisschen Network Effect von Martha Wells [Amazon-Werbelink]. A Deadly Education von Naomi Novik [Amazon-Werbelink] hab ich durch, das war ganz erfrischend, ein bisschen Zauberschule, allerdings mit dem netten Twist, dass es keine Lehrer gibt, dafür aber massig tödliche Monster, so dass man als Schüler eine gute Motivation hat, Dinge zu lernen, hauptsächlich, um nicht zu sterben. Die anderen Bücher von Novik fand ich besser, aber je länger ich drüber nachdenke, desto wahrscheinlicher werde ich auch den nächsten Band lesen, der erscheint aber erst im September.

Außerdem wollte ich ja inspiriert von Frau Herzbruch noch meinen Alltag durch Sparabos optimieren, Sandra hat mir auch noch ein paar Tipps gegeben. Aktuell stehen Zahnbürstenköpfe, Spülmaschinentabs und Tintenpatronen (für Füller, nicht für Drucker) auf der Einkaufsliste, aber ich werde da noch ein bisschen rumschubsen müssen. Mit meiner Gesangslehrerin konnte ich auch von unserem gemeinsamen Pandemie-Hobby „Supermarkttourismus“ schwärmen. Relativ nah bei ihr hat nämlich der neue Supermarkt aufgemacht, in dem ich gestern einkaufte, sie empfahl mir noch einen in Mülheim-Dümpten, das kommt direkt auf die Ausflugsliste. WIR HABEN JA SONST NIX IM LOCKDOWN!

Tagebuchbloggen, 04.05.2021

Es gibt eigentlich wieder nichts zu berichten, ich habe gerade noch die Küche wirklich sehr gut aufgeräumt, das mache ich gerne abends, dabei kann man gut Hörbuch oder Hörspiel hören oder meinetwegen auch Podcasts und am nächsten Morgen freut man sich.

Mir ist aber dank der Diskussion, die sich über einen Tweet von mir übers Alleineschlafen entspann, noch etwas Erzählenswertes eingefallen. Ich schlafe ja gerne zu Hörspielen von den Drei ??? ein, das ist aber etwas schwierig, weil ich nicht alleine schlafe, sondern ein anderer Mensch das Bett mit mir teilt und der will gar nicht zwingend abends Hörspiele hören, der schläft lieber zu YouTube-Videos über Musikproduktion ein, na ja, jeder, wie er mag.

Deswegen höre ich dann über Kopfhörer. Das tat ich sehr lange mit normalen Kopfhörern mit Kabel, also immer so, dass nur einer eingesteckt war, nämlich der in dem Ohr, auf dem ich nicht lag. Mit Kabel ist aber immer auch schwierig beim Umdrehen und weil ja auch das Gerät mit dran hängt. Außerdem verschleißen die Kabel deutlich schneller, wenn man sie jeden Abend noch mal extra im Halbschlaf verwurschtelt, irgendwann hatte ich einfach keine mehr, weil alle kaputt waren.

Dann versuchte ich es kurzzeitig mit einem Paar Kopfhörer, die mein Mann noch über hatte, da schaffte ich es dann relativ schnell, den Bügel zu schrotten und man kann damit natürlich gar nicht auf der Seite schlafen, eine überaus schlechte Lösung.

Also brachte mein Mann mir In-Ear-Kopfhörer mit ohne Kabel mit und das funktioniert eigentlich super. Ich nehme immer nur einen und kann den dann bei eventuellem Umdrehen schnell ins andere Ohr stecken, es sind keine Kabel im Weg und das Abspielgerät (also das Smartphone) kann auf dem Nachtisch liegen. Einziges Problem ist, dass die Kopfhörer natürlich nachts rausfallen. Dann wandern sie auch mal gut durchs Bett und man muss sie am nächsten Morgen suchen. Gleichzeitig frage ich mich, ob ich meinen Schlaf damit sabotiere, wie die Prinzessin auf der Erbse eigentlich, nur eben mit einem kleinen Kopfhörernupsi, der sich mir ungünstig in die Seite oder in den Rücken bohrt.

In der ersten Nacht mit Kopfhörernupsi bin ich übrigens panisch aufgewacht und weil ich den Kopfhörer nicht sofort fand, dachte ich überraschend lang, er könnte mir ins Ohr gerutscht sein und fummelte hektisch an meinem Ohr rum. Das kann natürlich nicht passieren, aber das wusste ich zu der Uhrzeit nicht und mein Gehirn brauchte verhältnismäßig lange, um da selber drauf zu kommen.

Ein Freund, dessen Frau das gleiche Einschlafritual hat, empfahl übrigens einen kleinen Lautsprecher, den man unter das Kissen legen kann. Sie wäre glücklich und er würde nichts hören. Über diese Alternative werde ich noch mal nachdenken, bis dahin schlafe ich halt auf einer Kopfhörererbse.

Tagebuchbloggen, 03.05.2021

Über den Tag gibt es nichts Spannendes zu berichten, deswegen hier noch ein Erkenntnisgewinn aus der Pandemie:

Ich bin ja jetzt seit über einem Jahr im Home Office und auch, wenn ich das Konzept ja grundsätzlich schon immer gut fand, dachte ich sehr lange, das wäre nichts für mich, so ganz alleine zu Hause mit all den Ablenkungen. Es stellt sich raus, natürlich gibt es hier Ablenkungen, aber die gibt es im Büro auch, das Internet zum Beispiel ist immer da und ja wohl die größte Ablenkung der Menschheitsgeschichte. Wenn ich mich jetzt hier mal zwischendurch fünf Minuten ans Klavier sitze, ist das das Äquivalent zur Kaffeepause, das zählt meines Erachtens nicht.

Vor allem aber wurde mir klar, dass Organisiertheit im Alltag auch sehr viel mit physischer Anwesenheit zu tun hat. Ich bin zum Beispiel sehr sicher, dass dieses und letztes Jahr noch überhaupt nie eine Mülltonne nicht am Tag vor Abholung draußen stand, weil ich ja erstens vor Ort und zweitens mehrfach am Tag wegen des Hundes draußen bin und im Zweifelsfall stelle ich die dann halt raus (wir haben einen Müllplan, wer wann zuständig ist, aber wenn ich zufällig vor dem Tor stehe und zwei Minuten Zeit habe, dann stelle ich auch die Tonnen raus, auch wenn ich nicht dran bin).

Auch sowas wie Wäschewaschen erledigt sich viel besser, wenn man es nicht nur abends nach 19 Uhr oder am Wochenende erledigen kann. Schon allein, dass bei mir nicht mehr drei Stunden am Tag für Pendelei draufgehen hilft sehr und die dauerhafte Anwesenheit in der Wohnung bewirkt natürlich auch, dass man zwischendurch auch mal Dinge wegräumt, das sind alles Sachen, die man dann nicht mehr abends machen muss, wenn man erstens keinen Bock hat und zweitens zu müde ist.

Es ist ja jetzt auch nicht so, dass hier vorher das Chaos geherrscht hätte, aber es ist schon erstaunlich, wie viel mehr ich das Gefühl habe, mein Leben halbwegs im Griff zu haben, seit ich von zu Hause arbeite. Wir haben jetzt sogar eine geordnete Kramschublade mit Batterien und Glühbirnen. AUF VORRAT!

Da fällt mir ein, ich muss noch die eine Glühbirne im Hausflur auswechseln. Heimliche Hausmeisterin bin ich nämlich auch noch, seit wir Pandemie haben. Die selbst auferlegten Pflichten beinhalten das Auswechseln von Glühbirnen im Hausflur, das Austauschen der Klingelschilder nach Einzug (dafür braucht man einen Schlüssel für den Klingelkasten UND DEN HABE ICH!) und das Verteilen von Schokohasen und Weihnachtsmännern zu Ostern bzw. Weihnachten.

Tagebuchbloggen, 29.04.2021

Wenn man in der Stadt einen Hund hat, fällt einem erst richtig auf, wie viel Müll überall rumliegt, weil ja alles eine potentielle Gefahrenquelle darstellt, vor allem Essensreste, die der Hund gerne fressen würde und zerbrochenes Glas, in das er reintreten könnte. Gestern Abend war der Hund bei einem Gebüsch ganz aufgeregt und als ich der Aufregung hinterherforschte, fand ich mehrere weggeworfene Brötchen,

Ich ertappe mich dann dabei, wie ich denke, na ja, aber es wohnen auch viele Menschen hier, und wenn da jeder nur ein Papierchen wegschmeißt… und dann fällt mir auf, dass ich wirklich noch nie in meinem Leben absichtlich irgendwelchen Müll einfach so auf die Straße geworfen habe, abgesehen vielleicht von einer Apfelkitsche, die ich in ein Gebüsch warf, das möchte ich nicht ausschließen und es kann auch sein, dass mir schon mal irgendwas aus der Tasche gefallen ist, dem ich dann nicht hinterhergejagt bin. Aber bewusst und absichtlich habe ich in 40 Lebensjahren keinen Müll auf die Straße geworfen, so hat man mich nicht erzogen, das widerstrebt mir so sehr, ich habe in den letzten Monaten Müll, den ich dem Hund aus dem Maul ziehen musste,  in die Jackentasche gepackt und bis zum nächsten Mülleimer getragen.

Im Prinzip ist es also ganz einfach, wenn einfach niemand Müll auf die Straße werfen würde, dann wäre es sehr viel ordentlicher. Und ich bin ein sehr bequemer Menschen, wenn ich das seit 40 Jahren hinkriege, kriegt das jeder hin, da bin ich sicher. Es scheitert wohl alleine am Wollen.


Kleine Enttäuschung, es gab eine Kleiderlieferung aus UK, die sich aber als Fehllieferung herausstellte. Bestellt hatte ich nämlich ein Kleid, bekommen habe ich einen Rock. Gleicher Stoff, eigentlich sogar ganz hübsch, ich wäre bereit, den zu behalten, hätte dann aber gerne die 36 Euro Preisdifferenz zum Kleid erstattet. Wir werden sehen, wie schnell sich das mit dem Kundenservice klären lässt.


Abends gab es Bunny Chow aus der Kochbox. Das ist ein südafrikanisches Gericht, Curry in ausgehöhltem gerösteten Brot. Wir waren beide etwas skeptisch, weil sich uns die Anrichtungsart nicht erschloss, wobei gar nicht die Anrichtungsart selber, das kapierten wir schon. In der Kochbox gab es aber für zwei Personen nur ein Brot zum Aushöhlen, das macht überhaupt keinen Sinn, so ist das Gericht auch nicht gedacht, es sei denn, man isst dann auch von einem Teller. Es war dann aber egal, wir haben das Curry im Brot dann einfach in der Mitte durchgeschnitten, dann taugt das Brot halt nicht mehr als Gefäß, es schmeckte aber überraschend gut. Die alternative Kochbox hat jetzt schon zwei Mal sehr mit Geschmack überzeugt, aber bei der Darreichungsform komplett versagt. Da uns Geschmack aber wichtiger ist, ist das gar nicht so schlimm.


Dann wünschte sich mein Mann einen Film statt True-Crime-Doku, wir landeten bei „The Imitation Game“ über Enigma und Bletchley Park und vor allem Alan Turing und jetzt sind wir beide etwas deprimiert, weil die Welt nicht fair ist. Aber schöner Film.

Tagebuchbloggen, 18.04.2021 (mit extra Kryptik)

Am Samstag passierte etwas sehr schönes, von dem ich leider nicht berichten kann, aus drei Gründen:

  1. Teile der Geschichte sind noch nicht spruchreif.
  2. Weitere Teile der Geschichte betreffen dritte Personen, von denen ich ja nicht weiß, ob sie unbedingt als Nebenfiguren in einem Blog vorkommen wollen.
  3. Wieder weitere Teile der Geschichte beruhen auf Annahmen meinerseits, die ich aber nicht hundertprozentig belegen kann.

Aber sagen wir es mal sehr kryptisch, es war eine sehr erfreute Reaktion auf etwas, was ich sagte, was mich wiederum zu dem Schluss führte, dass eine Beziehung, die ich sehr schätze, offensichtlich auf Gegenseitigkeit beruht. Die Reaktion kam auch sehr spontan und komplett ohne Not, man hätte auch komplett anders reagieren können ohne dass es in irgendeiner Weise unangemessen gewesen wäre. Ich finde es vollkommen normal und unproblematisch, dass viele Beziehungen im Leben asymmetrisch sind, Menschen für einen selber also relevanter sind als man selber für sie ist oder andersrum. Solange das Verhältnis nicht komplett absurd ist, funktioniert das ganz hervorragend, es müssen nicht alle Leute, die mir viel bedeuten, das gleiche von mir sagen und ich möchte das andersrum eben auch nicht. In dem Fall scheint es jetzt aber, dass ich einer Person, die mir wichtig ist, auch wichtig bin und das war schön.

Außerdem sahen wir drei Rehe und zwei Hasen und das war auch schön. Den Hund tangierte das so mittel, er hatte die Rehe schon vor uns bemerkt, machte aber keine Anstalten, hinterher zu laufen. Dann war er aber von einem querliegenden Baumstamm sehr fasziniert, da stand er sehr lange und starrte den Baumstamm an und drehte sich noch beim Weiterlaufen mehrfach um. Man weiß einfach nicht, was in diesen Fellköpfchen vor sich geht.

***

Heute war nichts besonders. Mittags guckte ich „Lilo & Stitch“, vor allem, weil ich letztens eher zufällig in „Küss den Frosch“ reingeschaltet habe und das sehr mochte. Jetzt dachte ich, ich gucke einfach mal all die Disney-Filme, die ich noch nicht gesehen habe, nach Pocahontas gibt es eine lange Phase, in der ich nichts mitbekommen habe, da gibt’s also noch ein bisschen was nachzuholen. „Lilo & Stitch“ mochte ich ein bisschen weniger als „Küss den Frosch“, was aber eher Geschmackssache ist, objektiv ist der Film deutlich origineller als „Küss den Frosch“, aber auch ein bisschen anstrengender, das war mein Hauptproblem, aber ich musste natürlich auch weinen, weil ich das bei rührenden Szenen halt so mache. Kein Scheiß, ich habe letztens aus Versehen die letzten drei Minuten oder so von „Seite an Seite“ gesehen und die letzten Szenen sind wirklich Kitsch as Kitsch can, aber wem liefen die Tränen runter? Exactly. Immerhin hab ich noch Gefühle übrig, dass ist nach einem Jahr Pandemie ja nicht selbstverständlich. Danach schlief ich eine Runde mit dem Hund auf dem Sofa, dann ging ich noch eine Runde mit dem Hund raus und dann gab es Spargel.

Tagebuchbloggen, 16.04.2021

Wirre Dinge geträumt. Ist das normal, dass man sich ein bisschen schämt, wenn man davon träumt, dass nette Menschen im Traum gemein zu einem waren? Sie können ja gar nichts dafür, mein Unterbewusstsein bastelt diese Geschichten und es grämt mich immer sehr, wenn es sich dabei ungehobelt benimmt.

Dieser Beitrag wird übrigens im Bett geschrieben, deswegen wird er auch nicht lang, am Smartphone dauert es viel länger und ist sehr viel mühseliger.

Was einem auch niemand erzählt, bevor man sich einen Hund anschafft, ist, dass man nach kurzer Zeit eine stattliche Sammlung an Leinen besitzen wird, alle mit einem besonderen Feature. Ich bestellte heute zum Beispiel unsere vierte Schleppleine und kann nicht versprechen, dass es die letzte sein wird.

Tagebuchbloggen, 13.04.2021 (Keine Küche)

Morgens kamen die Handwerker eine halbe Stunde zu früh, aber ich glaub ich muss die Geschichte anders anfangen, nämlich:

Morgens sprang mein Mann hektisch aus dem Bett und ich wunderte mich nur, ob wir so verschlafen hatten, die Uhr zeige aber 7:30 Uhr, das schien mir alles in einem normalen Rahmen zu sein. Dann wunderte ich mich, dass mein Mann nicht zurückkam, dann hörte ich ihn mit irgendwem reden und dann wurde mir klar, dass es wohl geklingelt haben musste und die Handwerker eine halbe Stunde zu früh auf der Matte standen.

Ich will mich aber auch nicht beschweren, die Handwerker wissen jetzt halt, dass ich Schlafanzüge mit Weihnachtsbären trage, das kann unmöglich das Schlimmste sein, was sie in ihrem Arbeitsleben erlebt haben.

Die Handwerker waren jedenfalls da, um die restlichen Oberschränke aufzuhängen, außerdem zwei Metallregale und die Glasrückwand. Zwei Stunden später fuhren sie wieder mehr oder weniger unverrichteter Dinge, immerhin haben wir jetzt schöne Besteckeinsätze aus Holz und nicht mehr mittelmäßig passende Plastikeinsätze von IKEA. (Falls jemand Plastikbesteckeinsätze von IKEA braucht, wir hätten zwei, aber nur Abholung, ich verschicke die nicht, im Zweifel braucht sie jemand in der Facebook-Zu-Verschenken-Gruppe.)

Besteckschublade

Die Gründe sind jetzt zu kompliziert, sie bestehen im Wesentlichen aus „Keine Ahnung, wie sich die Kollegen das vorgestellt haben“ und „Das kann doch so überhaupt nicht funktionieren“, wir warten jetzt auf den Rückruf vom Verkauf, um einen möglichen Austausch der Hochschränke gegen kleinere Modelle zu besprechen.

Dazwischen aß ich sehr leckeres veganes Essen vom Kochboxlieferservice, mein Mann rief an, um mir mitzuteilen, dass er mit meinem Auto zur Arbeit gefahren wäre, ich solle mich also nicht erschrecken, dass es nicht mehr da stünde, wo ich geparkt hätte, es wäre nicht geklaut worden, und bestimmt war noch was, das hab ich aber vergessen, und jedenfalls steht mein Arbeitszimmer jetzt immer noch voll mit Oberschränken und ist mehr oder weniger unbenutzbar.

Tagebuchbloggen, 07.04.2021

Morgens kam der Sohn von jemandem auf Facebook, der leere Glasfläschchen und Marmeladengläser aus dem Keller abholte. Man hört ja viele schlimme Sachen über Ebay-Kleinanzeigen, deswegen muss ich mal kurz anmerken, dass ich mit den zwei Essener Facebookgruppen, über die man Sachen verschenken und verkaufen kann, sehr gute Erfahrungen gemacht hat, hier hat noch überhaupt niemand blöde Fragen gestellt oder ist zum vereinbarten Termin nicht gekommen. Nun verschenke ich da meistens auch, insofern gibt es auch wenig Verhandlungsspielraum bezüglich des Preises, aber auch sonst bin ich hoch zufrieden. Ich überlege schon die ganze Zeit, was ich als nächstes loswerden könnte. Bücher bringe ich ja meistens einfach zum Bücherschrank, das scheint mir am einfachsten.

Der Hund fordert jetzt öfter Spielbeschäftigung ein, das ist aus Hundetrainersicht etwas problematisch, weil wir natürlich aufpassen müssen, dass der Hund nicht uns erzieht, sondern wir den Hund. Emotional ist das aber super, vor allem, weil der Hund ja am Anfang gar nicht so richtig wusste, wie man spielt. Er ist dem Ball also hinterhergelaufen, weil er gerne hinter irgendwas hinterherläuft und dann ohne Ball zurückgekommen. Mittlerweile bringt er den Ball sehr zuverlässig zurück, gibt ihn aber ungern ab und kaut lieber darauf rum. Daran müssen wir noch arbeiten, es klappt aber auch immer besser. Es ist jedenfalls sehr spannend, zu beobachten, wie sich so ein Tier entwickelt und immer dann, wenn man denkt, ah, jetzt ist man angekommen, so funktioniert dieser Hund, dann passiert irgendwas und man merkt, dass man noch längst nicht irgendwo angekommen ist. Außerdem wird so ein Hund auch älter und der hier ist ja noch so jung, dass sich bestimmte Verhaltensweisen einfach durch Älterwerden noch ändern werden.

Nachmittags hörte ich in den von Stefan Niggemeier empfohlenen Podcast „Jung und jünger“ mit Christine Westermann und Edin Hasanović auf Audible. In der ersten Folge geht es um Freundschaft und ich wurde super nervös, weil ich Meinungen hatte, die ich aber nicht loswerden konnte, weil man ja leider nicht mitreden kann. Falls ich Edin Hasanović mal treffe, habe ich jedenfalls Gesprächsbedarf, ich würde sogar so weit gehen, um zu sagen, dass ich seine Vorstellung von Freundschaft ethisch-moralisch problematisch finde, ich habe sogar gute Gründe und Erfahrungswerte, um diese Meinung sehr überzeugt zu vertreten. Kurz gesagt gehöre ich zu den Menschen, die nie etwas tun, um dann im Gegenzug etwas zu erwarten. Ich halte es da mit dem Karma und gehe davon aus, dass mir in einer ähnlichen Situation schon auch jemand helfen wird, es muss aber nicht zwingend die Person sein, der ich mal geholfen habe. Ich habe auch schon Freundschaften beendet, weil klar wurde, dass Dinge von mir erwartet wurden. Dabei ging es dann gar nicht darum, dass ich nicht sogar bereit gewesen wäre, das zu leisten, sondern schlicht darum, dass ich es emotional nicht okay fand, diese Erwartung an mich heranzutragen. Das klingt jetzt vielleicht etwas merkwürdig, ich wäre bereit das näher zu erläutern, man müsste mich einfach in einen Podcast einladen.

Abends gab es Tacos mit Salat und Hack und dann guckte mein Mann diesen Film über den Mann aus Bremen mit den Autos und ich spielte erst noch etwas Legend of Zelda auf der Switch weiter, nachdem ich verzweifelt im Internet nach einem Tipp gesucht hatte, wie ich weiterkomme und dann las ich in meinem Buch weiter (The House in the Cerulean Sea von TJ Klune [Amazon-Werbelink]).

2020 als Fragebogen

The year in review. Und los:

Zugenommen oder abgenommen?

Seit August ab. Das passiert, wenn man auf einmal von 0 auf 90 bis 120 Minuten Spazierengehen am Tag kommt.

Haare länger oder kürzer?

Einigermaßen gleich. In der Pandemie ein Haarschneideset gekauft und jetzt schneide ich halt selber, wenn sie wieder ein bisschen zu lang sind. Ich hab eh nie eine Frisur, da geht das auch ganz gut ohne dass man viel können muss.

Kurzsichtiger oder weitsichtiger?

Eventuell gleich, habe jetzt aber tatsächlich vor, noch mal zum Optiker zu gehen.

Mehr Kohle oder weniger?

Mehr aus diversen Gründen.

Mehr ausgegeben oder weniger?

Mehr. Schon alleine wegen neuem Sofa und neuer Küche. Statt Restaurantbesuchen gab es mehr Ausgaben für Lebensmittel, kein Urlaub, dafür die Balkone aufgepeppt. So zog es sich halt durch. Die BahnCard 100 ist seit November gekündigt, dafür habe ich jetzt ein Auto (klein und gebraucht).

Mehr bewegt oder weniger?

Erst weniger, wegen Home Office, dann deutlich mehr wegen Hund.

Der hirnrissigste Plan?

Das Jahr ließ hirnrissige Pläne nicht zu. Ein bisschen bekloppt war vielleicht die Annahme, ich könnte temporäre Pflegestelle für einen Tierschutzhund sein. In dem Moment, wo er da war, war jedenfalls klar, dass niemand diesen Hund wieder wegnehmen würde.

Die gefährlichste Unternehmung?

Mit einem Hund auf dem Rücksitz nach mehreren Jahren Quasi-Autofahrpause (gab ein paar Ausnahmen) morgens alleine auf die Hundewiese zu fahren. Sagen wir: Ich habe nach der zweiten Fahrt mal die das Handbuch mit in die Wohnung genommen, um rauszufinden, wie das Licht angeht. (Es war aber die ganze Zeit hell, ich wollte nur vorsorgen und ich weiß jetzt auch, wie das Licht angeht.)

Die teuerste Anschaffung?

Die neue Küche. Macht mich aber auch sehr glücklich.

Das leckerste Essen?

Restaurantbesuche waren ja in diesem Jahr rar gesät. Einen Ausflug nach Amsterdam haben wir zwei Mal verschoben und werden ihn wohl auch noch ein drittes Mal verschieben. Zum Valentinstag waren wir bei Hannappel in Essen-Horst, das war wie immer gut und dann waren wir anscheinend noch irgendwann im Haus Stemberg in Velbert, das krame ich gerade aus dem Gedächtnis hervor, weil ich gedacht hätte, dass es länger her ist, aber es gab eindeutig Hygieneregeln und das war 2019 noch nicht so. Ansonsten gab es viel Take-Away und Lieferdienste, anders ging es ja oft nicht und sagen wir, immerhin lag es nicht an uns, wenn es der lokalen Gastronomie schlechter geht, wir haben getan, was wir konnten.

Das beeindruckendste Buch?

Überraschenderweise erwischte mich ausgerechnet in der Pandemie eine Leseflaute. Offensichtlich habe ich die drei Stunden Pendelei jeden Tag doch sehr gut fürs Lesen genutzt und als die wegfielen fehlten auf einmal die Gelegenheiten. Laut Goodreads-Statistik kam ich nur auf 37 Bücher, das ist sehr wenig, ansonsten strebe ich ein Minimum von 52 an, also eines pro Woche. Dafür waren sehr gute Bücher dabei. Vom Hocker gehauen hat mich wenig, aber es waren auch sehr wenige Enttäuschungen dabei.

Empfehlen würde ich ad hoc: Circe von Madeline Miller [Amazon-Werbelink], eine Nacherzählung des griechischen Mythos, Spinning Silver von Naomi Novik [Amazon-Werbelink], weil Novik halt einfach super schreibt, Scythe von Neal Shusterman [Amazon-Werbelink], wenn man etwas rasantere YA-SF/F sucht und Jelly von Clare Rees [Amazon-Werbelink], wenn man mal ein Buch lesen will, in dem Menschen auf einer Riesenqualle leben.

(Ich hab da, wo es ging, die deutschen Übersetzungen verlinkt, es lesen ja nicht immer alle möglichst im Original.)

Zu Weihnachten gab es dann ein neues Kindle und seitdem (das nehme ich mal für den Jahresrückblick 2021 vorweg, geht’s wieder aufwärts mit der Lesemotivation.

Der ergreifendste Film?

„Soul“ – Mein Mann fand den Einstieg deutlich besser als den Rest des Filmes, das liegt natürlich aber auch daran, dass diese ganze Jazz-Musik-Geschichte für uns aus anderen Gründen sehr nah ist und im Film mit viel Liebe zum Detail umgesetzt ist. Ich fand alles am Film super.

Das beste Lied?

Meine Highlights stammen tatsächlich eher aus dem ersten Quartal. Besonders beeindruckt war ich von „Call in the Morning“ von The Greeting Committee, bei dem mir sogar schon die Tränen kommen, weil es so traurig ist und den tollen Satz „I cannot find another you“ enthält. Als Kontrastprogramm dann sehr oft „Gennifer Flowers“ von den Fever Dolls gehört. Außerdem sehr verliebt gewesen in „folklore“ von Taylor Swift, da auch spontan bei der Zeile „and then it was bought by me“ in „the last great american dynasty“ angefangen zu weinen.

Ansonsten wieder sehr gut mit meinen Quartalsplaylisten gefahren, wer will, kann gerne reinhören:

Winter 2020
Frühling 2020
Sommer 2020
Herbst 2020

Das schönste Konzert?

LOL. Elton John fiel aus und sonst war nix geplant.

Die meiste Zeit verbracht mit…?

Mann und Hund.

Die schönste Zeit verbracht mit…?

Mann, Hund und Familie. Die Hoffnung ist, dass ich nächstes Jahr mit dem Auto ein bisschen flexibler für Familienbesuche bin.

Vorherrschendes Gefühl 2020?

Es gab kein vorherrschendes Gefühl. Am Anfang fand ich es superspannend, live dabei zu sein, wie Geschichte passiert, dann wurde es irgendwann zur Normalität und ich dachte nur öfter, wie gut es uns geht, dass wir quasi alle Vorteile der Pandemie (Home Office mit allen Begleiterscheinungen) mitnehmen konnten und beide von der grundsätzlichen Charakterdisposition so gestrickt sind, dass uns Kontaktreduzierungen und andere Einschränkungen nicht ernsthaft Probleme bereiten.

2020 zum ersten Mal getan?

Selber einen Hund aus dem Tierschutz adoptiert. Neun Monate im Home Office gearbeitet. Ein Auto gekauft.  Kunstrasen auf einem Balkon verlegt.

2020 nach langer Zeit wieder getan?

Nicht in Urlaub gefahren (drei Tage in Soest, aber die zählen nur bedingt). Eine Küche geplant. Die BahnCard 100 gekündigt (hatte ich schon mal, dann ergab es sich aber, dass ich die Kündigung wieder zurückzog). Sperrmüll bestellt.

Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?

Die Sache, wegen der ich ein Zeugenprotokoll für die Polizei schreiben musste. Das war’s eigentlich, alles andere war okay.

Die wichtigste Sache, von der ich jemand überzeugen wollte?

Man könnte denken, das mit dem Hund, aber da brauchte ich nicht viel Überzeugungsarbeit und dann ging alles sehr schnell und auf einmal war er da und dann musste mein Mann mich überzeugen, den Hund auch zu behalten, weil ich einfach fünf Tage immer wieder vor Überforderung geweint habe.

Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?

„Wenn wir den Kori nicht nehmen, dann nehmen wir gar keinen Hund, weil besser können wir’s nicht treffen.“

Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?

Keine Ahnung.

2020 war mit einem Wort…?

Anders.

 

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